Foto der Woche I Verleihung Bundesverdienstkreuz für Monika Grawe in Bochum

Das besondere, was ich empfinde? Ich habe ganz klar gesagt:
Wir sind hier ein Team und bleiben immer ein Team.

Monika Grawe vor ihren Vereinsmitgliedern der Gesellschaft Bochum Donezk e.V. & den vor Krieg geflüchteten vor Ort in Bochum lebenden Ukrainer und Ukrainerinnen und ihren Kindern

Seit 1987 ist Monika Grawe für den Verein aus Bochum unterwegs. Im Jahr 2000 eingetreten ist sie auch mit 73 Jahren unermüdlich im Einsatz für die Ukraine und der Bochumer Partnerstadt Donezk, lange bevor der Einmarsch der russischen Truppen am 24.2.2022 begann.

So eine willensstarke und sympathische Frau an der Seite in einem humanen Kampf der Errichtung und Erhaltung von Krankenstationen und Kinderheimbetreuung in der Ferne an der Spitze dieses Vereins zu wissen, bedeutet für alle im Team und in der Ukraine einen besonderen Engel zu haben.

Mit ihrer Art mit Menschen zu sprechen und die Dinge zu organisieren, baut sie eine besondere starke Brücke zwischen zwei Staaten auf.

Monika Grawe wird weiter agil den Verein und das Team unterstützen.

Sie hat nicht nur die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, also für mich im einfachen Sprachgebrauch ‚Bundesverdienstkreuz‘ verdient, sondern damit auch der Stadt Bochum ein Vorbild für Männer und Frauen gegeben, was geschafft werden kann in unmöglichsten Situationen.

Sie ist für das gesamte Ruhrgebiet ein leuchtendes Beispiel, wie mit wenig Menschen vielen Tausenden weit entfernt unter widrigen Umständen aus Krieg und Leid geholfen werden kann.

Ich bin glücklich sie kennengelernt zu haben und diesen Verein unterstützen zu können.

Sie hat das Bundesverdienstkreuz mehr als verdient. Nicht nur um eine Frauenquote zu erfüllen. Denn überwiegend werden Männer überwiegend mit einem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Wer den Verein, die Ukraine, ihre Menschen und damit Monika Grawe unterstützen möchte in ihrem Tun, kann sich gerne melden:

www.bochum-donezk.de

(ein Video der Sammelstellen – Feier und dem Empfang folgt in einem Extrabeitrag)

Foto der Woche I Zeche Teutoburgia mit Grubenpferd von Heute

Die Pferde auf dem Feld waren ein wunderbarer Anblick. Erst nach dem Fotografieren hab ich das historische Fördergerüst in der Ferne entdeckt.

Mein Bein ist sozusagen noch auf dem Gebiet von Zeche Erin in Castrop-Rauxel, mein Auge ist in Herne bei Zeche Teutoburgia.

Dazwischen das tolle Pferd, das vor 100 Jahren vielleicht als Grubenpferd genutzt worden wäre.

©André Brune

Glück auf ⚒️

Foto der Woche I Kollektivflaschen I Kunst und Aktivismus

Ich habe diesmal mich für ein Foto aus meiner Fotoreihe „Flaschengefühle“ entschieden als Foto der Woche.

Warum?

Es gibt mehrere Gründe:

Zum einen kam ich aus Leipzig aus dem einwöchigen Urlaub zurück und bin abends mit meiner Frau Ewa zu einem Grillfest des Vereins „Aktion Canchanabury“ eingeladen worden. Auf dem Weg von der Bushaltestelle vom Rathaus bis zur Herner Straße, wo es stattgefunden hat, habe ich mindestens zehn verschiedene Fotos von Müll gemacht, die ich in Leipzig nicht mal gefunden habe.

Am 9.8. lud das Künstler.Kollektiv.Bottrop zu einem Dialog ein, der sich nach der Idee des Künstlers Felix Amadeus Flick diesmal um Kunst und Aktivismus drehte. 

Es ging auch um die Situation, was Kunst alles darf und kann Kunst in den Köpfen etwas ändern. Und was macht es mit den Künstlern.

Darüber berichte ich extra, denn es waren interessante Wortwechsel, denen ich ohne selbst einen Beitrag zu machen, einfach nur zuhören wollte. Denn ganz klar sind meine Fotos keine „Verkaufskunst“. Es sind Fotos, die auf unser tägliches Müllproblem in den Straßen der Städte und in der Natur machen.

Dieses Foto allerdings zeigt ein einträgliches Beisammensein von ausgetrunkenen Bierflaschen, die dem Dialog gefolgt sind. Alle Hautporen haben die Informationen aufgesogen und wurden im Gehirn mehr oder weniger gespeichert.

Im Hintergrund sind zwei Zitate von weltbekannten Künstlern, wie Bansky, der Kunst als eine Streitaxt sieht und Picasso, der Kunst als eine universelle Sprache ohne Dolmetscher gesehen hat. Beides Zitate, die inhaltlich vieles hergeben. 

Natürlich kann neben der gemalten Kunst, umstrittene Skulpturen, auch die Fotokunst Gemüter erhitzen oder anreizen.

Die „Kollektivflaschen“ zeigen nur, dass es anders geht. Sie stehen nicht im öffentlichen Raum auf den Straßen oder wurden in die Natur geworfen. Sie wurden genutzt, ausgetrunken und für das Wiederverwenden in den Pfandkasten bereitgestellt. Umweltfreundlich in netter Umgebung stehen sie bereit für die Waschung und Wiederverwendung bei einem ähnlichen Event oder auch schäbigen Veranstaltungen, wie einer rechtsradikalen Szenerie, wo sie auf Polizisten geworfen werden können, um dann zu zerschellen, um dann nicht mehr verwendet zu werden. 

Kollektivflaschen

Das ist ein krasser Gegensatz zu unserem friedlichen Zusammensitzen, wie diese Flaschen nun friedliche zusammensitzen. Und die Sektflasche, die leider nicht mit einem Pfand belegt ist, wird dem Glasrecycling zugeführt.

Jedes Bild der Sammlung „Flaschengefühle“ bekommt seine Kurzgeschichte, einen lyrischen Text oder ein Gedicht. Manchmal auch nur ein kryptischen Text. Hier ist es anders. Sie stehen im Dialog miteinander und warten auf ihr nächstes Benutzen in einer friedvollen Umgebung.

Glück auf! Flasche auf!

Foto der Woche I Fackel-Ingwer im Leipziger Zoo & ihre rosarote Vielfalt

Eine wahnsinnig schöne Pflanze haben wir entdeckt während unseres Aufenthalts im Gondwanaland des Leipziger Zoos. Sie heißt Fackel-Ingwer.

Unscheinbar stand sie zwischen zwei Wegen. Sie blüht rosarot. Ein Geruch war kaum wahrnehmbar. Sie ist eine schicke Schnittblume in den Asiatischen Ländern, wie Thailand, auch China und sogar Hawaii. Da kann unsere Rose, die auch noch aus Kenia kommt einpacken.

Sie gehört zu den Ingwergewächsen und wird vielseitig verwendet. Aus den bis zu fünf Meter hoch wachsenden Stämmen können aus den Fasern Matten hergestellt werden. Die Kerne können roh gegessen werden, aus dem weißen Saft des Stammes wird die Chili-Sauce „Sambal Bongkot“ und aus den knosprigen Blütenständen „Sambal Kecicang“ zubereitet. Eine besondere Pflanze, die keiner beachtet hat. Obwohl ohne Pflanzen gäbe es diese Artenvielfalt in der Welt nicht und die Chili-Sauce so oder so nicht. Die Farbe Rosa hat hierzulande auch noch ein Geschmäckle bekommen, wie der Schwabe sagen würde. Dabei ist sie endlich in Mode gekommen weltweit und zeigt als Farbe Toleranz und Vielfalt, die auch bei der Fußball-Europameisterschaft der Herren ihre Wirkung erzielt hatte.

Rosarot ist die neue Farbe des deutschen Fußball- Nationaltrikots. Verpönt wurde es meist von rechter Ecke. Als Rosa Tore während der Europameisterschaft vor einigen Wochen fielen, haben sie diese Diskussion vergessen.

Rosa ist dieses Jahr auch bei der Olympiade überall zu sehen. Auch die Eröffnungsfeier, die der Vatikan am liebsten verboten hätte, und durch den Kakao gerade zieht, hatte Rosa im Spiel. Der Vatikan hat selbst so viele Leichen im Keller. Sie sollten sich erstmal an die eigene Nase fassen. Außerdem tragen Bischöfe auch noch Purpur. Was soll mir das wohl sagen?…

Der Planer der Eröffnungszeremonie wollte bewußt zeigen, wie offen unsere Gesellschaft geworden ist, und das Toleranz vorherrschen soll bei den Olympischen Spielen statt Grenzen im Kopf. Nun auch wenn ich die Olympischen Spiele wegen des IOC kritisiert habe in meiner letzten Kolumne, sehe ich das durchaus als Fortschritt. Denn wir gehören eigentlich alle zusammen, stammen von einer Art ab, sind irgendwo in Afrika ursprünglich erstmals aufgerichtet gegangen. 

Die Fackel-Ingwer findet sich in der botanischen Vielfalt im asiatischen Dschungel, lustwandelt jedoch hier in bis zu schwindelerregender Höhe von fast fünf Meter im Leipziger Zoo. So ist nur eins zu sagen: Ohne die Vielfalt und der verschiedenen Farbgestaltung in der Natur, würde die Evolution eins zum anderen zusammenbrechen. Wir Menschen holzen den Regenwald weltweit ab aus Geldgier und wirtschaftlichen Gründen für sauberen Benzin, mehr Weide- und Anbauland mehr Veganes Essen und Rinder für den Fleischmarkt und merken durch die weite Entfernung gar nicht, wie diese Doppelmoral eben auch dort am Amazonas diese Vegetation zerstört.

Dabei zeigt diese Pflanze Toleranz. Ihre Schönheit zeigt uns, dass wir sie achten und ehren sollten, obwohl wir sie sogar nutzen können. Mit Ewa, meiner Frau, haben wir fünf Minuten dort gestanden. Kein Mensch, kein Elternteil mit ihren Kindern ist stehengeblieben, um diese wunderbare Blüte zu bewundern. Alle waren fixiert auf die vielen Tiere, die im Leipziger Zoo tatsächlich eine wunderbare Möglichkeit bekommen haben länger als in der wahren unerbittlichen Natur zu überleben. Auch diese Pflanze kann hier eher überleben, weil sie im Zoo steht, wenn die Klimaanlage nicht ausfällt…

Möge sie lange Leben und sich vervielfältigen und zeigen, was Toleranz und Natur zeigen kann. Diese Pflanze müsste ein Wahrzeichen dafür werden. Ich fände es schon besser, wenn die Menschen wenigstens einmal kurz anhalten würden, um sie wahrzunehmen. Aber wir sind durch die Sozialen Medien immer oberflächlicher geworden: 

Das Bild der Fackel-Ingwer wird gezeigt. In zwei Sekunden entscheiden wir, ob es gelikt wird, weil wir es schön finden, oder weil wir jemanden unterstützen wollen oder auch nicht, weil wir zu faul sind ein Like zu geben oder weil weil wir es grundsätzlich nicht machen oder weil wir die Pflanze und den Kontext mit ihr einfach nur blödsinnig finden. 

Egal, welche Antwort der Leser oder die Leserin nun sich selbst gibt. Ich bin tolerant genug, um darüber hinwegzusehen, denn ich finde die Pflanze toll und wollte ihr mehr Aufmerksamkeit geben, als die Menschen, die achtlos an ihr vorbeigegangen sind. Ich hoffe, dass es mir gelungen ist. Zumindest für mich im Inneren ganz allein ist es gelungen. Aber auch für meine Frau Ewa, denn sie hat sie zuerst gesehen, weil ich noch mit dem fotografieren eines anderen Dschungelteils beschäftigt war. Wer weiß, vielleicht wäre ich auch achtlos an ihr vorbeigegangen, weil ich ständig nach Motiven Ausschau gehalten habe. So ist die Welt geworden: Flüchtig und Einmalig im Hier und Jetzt. 

Genießt also das Schauen auf das Bild. Oder lest die interessanten Informationen zur Fackel-Ingwer auf Wikipedia zusätzlich:

Fackel-Ingwer – Wikipedia

Danke Euch für eure Toleranz diesen Beitrag bis zum Ende gelesen zu haben, auch wenn es nichts mit dem Ruhrgebiet zu hat. Manchmal gehören solche Dinge eben doch zum Ruhrgebiet. Ersten schaue ich so oder so über den Tellerrand und Leipzig gehört auch zu einem Bergbaugebiet an, nämlich Braunkohle. Zweitens gibt es in Bochum auch einen Botanischen Garten, wo die Fackel-Ingwer einen Platz irgendwo hat, den ich noch nicht entdeckt habe. So werde ich es als Ruhrpottologe wieder aufsuchen und danach suchen.

Foto der Woche I Mooswächter I Flaschengefühle

Fast mystisch, wie in einem Science-Fiction – Endzeit-Thriller, der in 30 Jahren spielt, so fühlte ich mich, als ich die moosbewachsenen Autositze tief im Wald versteckt sah.

Davor lag aufrecht eine Glasflasche, wie ein Leibwächter, wehrte sich aber nicht, als wir Helfer und Helferinnen beim Waldfegentag Hand angelegt haben, um ihn vor diesem Unrat zu reinigen. Im Wittringer Wald stehen Tische und Stühle mit Moos überwuchert als eine Kunstinstallation. Hier war es definitiv kein Künstler, sondern irgendwelche Schwachsinnigen, die sich dort eine Art Hochsitz zum gemütlichen Kiffen vor 30 Jahren eingerichtet haben. An dem Ort tief im Gebüsch unter dichten Bäumen fanden wir auch Hausmüll mit unverwesten Verpackungen aus der Zeit der vierstelligen Postleitzahlen.

Die Flaschen, drumherum lagen im Dornröschenschlaf, den der Verein Waldfegen gestört hat bevor sie erst von einem Prinzen in ca 70 Jahren wachgeküsst worden wären.

Was in der Glasflasche vor den Autositzen war? Vielleicht war es Tabak oder Kaffee. Aufmachen und nachprüfend den Rüssel reinhalten, habe ich gemieden. Jetzt ist die Glasflasche mit Kunststoffverschluss im Container mit 850 zusätzlichen Kilogramms einschließlich der vier moosbewachsenen Autositze, dessen Modell eventuell einem Golf der zweiten Generation angehört haben.

Die „Leibwächterflasche“ wird nun mit dem kompletten insgesamten Unrat von 950 kg in der Müllverbrennungsanlage Essen-Karnap zu Asche verbrannt worden sein.

Glück auf!

P.S.: Ein Beitrag über das Waldfegen vom 28.4. folgt.

FOTO der Woche I Bergbaumuseumregen

„Bergbaumuseumregen“ ist nicht nur mein Foto der Woche aus der Fotoreihe „Regenscheibe“, sondern auch auf Acrylglas, 20*20 cm  in der Ausstellung „Nacht der 1000 Bilder“ im Verkauf.

Heute ab 18 Uhr, 22 Stunden lang bis Samstag, 20.4. 16 Uhr ist es erhältlich für 35 €.

Nachdruck ist möglich.

Wo?

The Artspace

Atelier von Carsten Breuer

Im Fuhlenbrock 168

Bottrop

***

Im Jahr 2024 ist Regen alltäglich. So wird auch das Bergbaumuseum in Bochum eingeregnet.

Ich habe das Bild jedoch ein wenig wärmer gestaltet, so dass Untertage die Wärme zu sehen ist, während es Übertage kühl ist.

Die Geschichte vom Bergbaumuseum werde ich hier diesmal nicht erzählen. Das passiert ein anderes Mal.

Glück auf

 

Glück auf!

FOTO der WOCHE I Magnolie anne Zechensiedlung Engelsburg in Bochum

Wußtet Ihr, dass die Pflanzengattung nach dem französischen Botaniker Pierre Magnol benannt wurde und über 350 Arten ihren Ursprung in Ostasien und Amerika hatten?

Nur wenige Tage bis Wochen blühen die Magnolienbäume oder -Sträucher und kündigen mit den Kirschblütenbäumen den Frühling mit wärmeren Tagen an. An einem Zechenhaus zeigt eine blühende Magnolie auch für Nichtkenner des Ruhrgebiets, wie schön es hier ist.

Ihre Farben leuchten im Sonnenlicht in Weiß, Gelb, Rosa und bis Rosarot.

Ihre Tulpen- oder Sternenform begeistern Parkbesucher jedes Jahr aufs neue.

Eine Magnolienbaum oder -Strauch im eigenen Vorgarten oder Garten stehen zu haben, ist mittlerweile auch gern gesehen. Sie stehen auch mal an ungewöhnlichen Orten oder in einer Zechensiedlung, wie die gefundene auf dem Foto an der ehemaligen Zeche Engelsburg in Bochum, auf der Engelsburger Straße, Ecke Ackerbergweg.

Dort steht an einem historischen Zechenhaus ein ganz besonderes Exemplar. Je nach Winkel der fotografischen Linse, können die Blüten im Sonnenlicht auch die historischen Zechenhäuser einrahmen.

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Der Baum lässt die sanierten Häuser in noch bunteren Farben aufleben. Die Magnolienblüten werten die noch mit alten Straßenbahnschienen, Kopfsteinpflaster und ewigen Schlaglöchern belegte Straße auf. Bald wird die komplett saniert sein. Sie verbindet die Essener Straße mit den Stadtteilen Eppendorf und Bärendorf. Wenn Stau auf der A448 ist, wird sie auch als Umleitung benutzt.

Auf dem alten Bergwerksgelände hat nach vielen Jahren Wildwuchs die BOGESTRA mit einen zentralen modernen Betriebshof für die Straßenbahnen gebaut, die vorher an drei dezentralen Orten gestanden haben, u.a. in Gerthe. Dort kann das alte Straßenbahndepot noch bewundert werden am Castroper Hellweg.

Die Engelsburger Straße ist sehr sehenswert mit ihren Häusern bis in den Bereich zur modernen Brücke über die Eisenbahnlinie, wo auch der ICE vorbeizischt.

So macht ein Foto einer Magnolie eine interessante überregionale  Ortsgeschichte aus und ist deswegen auch das Foto der Woche.

Glück auf

Foto der Woche I Schachtregen 10

Das Foto „Schachtregen 10“ hat eine vielseitige Bedeutung.

Noch einmal hab ich es, wenn auch zum zweiten Mal, in meine Fotoreihe „Regenscheibe“ aufgenommen.

Diesmal ist es auch ein ganz besonderes Foto, denn in dem heftigen Regen, den ich am 11.3.24 den ganzen Tag erleben konnte war der blaue Schirm das besondere vordergründige Motiv. Der Regen bescherte mir wunderbare weitere Fotos zwischen Gladbeck, Gelsenkirchen-Scholven und Bottrop und Kirchhellen. Doch der einsame Fußgänger mit dem hellblauen Schirm auf der von Bergsenkung geschädigten Landstraße zwischen Schacht und Kirchhellen war genau das richtige Motiv für das Gesamtbild. Das Fördergerüst ist nur im Hintergrund zu sehen. Und bald vielleicht gar nicht mehr. 

Der Schirm zeigt farblich das Regenwasser, was auf der Straße eher Grau ist. Die Straße glänzt, wie frisch gewaschen. Im Sommer ist sie eher verstaubt durch die nahegelegenen Landwirtschaftsbetriebe.

Der Regen wirkt depressiv, der Himmel grau. Er zeigt die negativen Abbilder des Ruhrgebiets. Den langsamen Strukturwandel, die Baufälligkeit, die ebenso langsam voran geht, wegen Geldmangel. Die altersmüde Straße wird jedoch von ukrainischen Flüchtlingen benutzt, die zur Zeit in den ehemaligen Bürogebäuden untergekommen sind. So haben die Räumlichkeiten in Zeiten von Krieg in Europa wenigstens einen guten Zweck, bevor sie irgendwann den Erdboden gleichgemacht werden. 

Aber da war noch ein kühner Plan für das Gelände. Es sollte ein Seilscheibenpark entstehen. Alle Seilscheiben der bald abgerissenen Fördertürme und -gerüste sollten dort in einer schönen Parklandschaft museal ausgestellt werden. Ob das Projekt jemals Wirklichkeit wird, steht mittlerweile leider auch in den Sternen.

Definitiv ist diese Idee im Moment im Regen stehend. Auch das versinnbildlicht das Bild, genauso wie den eventuellen Flüchtling, der durch den Regen geht, einsam, so wie die Ukraine im Moment im Regen steht gegen einen übergroßen Gegner. Der Spaziergänger geht zu dem hohen Turm. Genau wie David zu Goliath geht.

Ganz viele Gedanken können in ein einziges Foto einfließen. Das sind meine Gedanken. Doch jeder Betrachter und jede Betrachterin sehen es vielleicht anders. Das ist die Kunst, das ist der Gedanke des in diesem Moment gemachte Foto.

Schachtregen 10 – die Zahl steht für den Schacht vor Ort. 

Die Zechen sind geschlossen. Sie regnen nun auf den Boden. Nur sehr wenige werden das Ruhrgebiet noch säumen und Zeitzeuge der Geschichte des Aufbaus des Ruhrgebiets sein, das erst durch den Bergbau seine heutige Größe erreicht hat mit all ihren schlechten Auswirkungen, die wir sehen, wie z.B. durch Bergsenkungen, so wie auch diese Straße wahrscheinlich brüchig wurde. 

Grubenwasserpumpen müssen immer in Betrieb sein. Horrende Nachfolgekosten, an die scheinbar niemand gedacht hat, als es immer tiefer ging. Dennoch ist genau das, was wir sind: Ruhrpott mit allen Zugezogenen aus den verschiedenen Ländern, gewundenen Straßen mit schmucken Häusern, die es so nur in Bergbaugebieten zu finden sind und Menschen, die sagen, was sie denken.

Schacht 10 von Prosper Haniel verfolgt mich seit ich die Ruhrkohle AG 1995 als frisch gebackener Ver- und Entsorger Fachrichtung Abfalltechnik verlassen habe.

Heute habe ich in unmittelbarer Nachbarschaft einmal im Monat etwas beruflich zu tun und sehe somit das moderne Fördergerüst jedes Mal in einem anderen Licht, mit Blattgrün oder Maispflanzen umgarnt oder in Regen stehend. Wie lange es dort noch stehen wird, weiß keiner so genau.

Glück auf! 

 

Twor ai ndropt ower I Foto der Woche

Twor ai ndropt ower – ist die dadaistische Form von Two Raindrop Tower aus meiner Fotoreihe „REGENSCHEIBE“. Nach dem Schnee, gab es Starkregen, der alles in wenigen Stunden wegspülte und ließ einige tolle Motive entstehen, wie jetzt hier die Essener Hochhäuser gegenüber des Arbeitsamtes.

Die Hochhäuser waren für Bottroper Anfang der 1990er Jahre ein Leuchtturm zum Cinemaxx-Kino, das mit Popcorn und gemütlichen Sesseln lockte, weil wir vor Ort keines mehr hatten, wo Bruce Willis die Bösewichte abknallte.

 

Heute nagt der Zahn der Zeit auch an diesem Kino und den Türmen. Der Regen wirkt verwässernd auf die Gebäude, die alle ums Überleben kämpfen. Vieles hat sich in 30 Jahren geändert. Gegenüber hat der Limbecker Einkaufstempel eröffnet und die Innenstadt ausbluten lassen. Auch in dem Gebäude stehen viele Ladenflächen leer.

Das Cinemaxx hatte derzeit auch die Kinolandschaft durcheinandergewirbelt. Die Lichtburg jedoch trotzt jeder Krise und lädt immer gern zu besonderen Premieren ein. Es ist auch ein besonderes Kino.

In den 1970er Jahren waren hier auch meine Kindheitshelden Bud Spender und Terence Hill. Sie fraßen in Essen, wie in Vier Fäuste für ein Halleluja. Die Türme hätten auch Zwei Türme für ein Halleluja heißen können.

Mal sehen, was die Sonne uns nächste Woche für schöne Ruhrpottfotos schickt. Obwohl ich für ein paar Tage in Belgien bin.

Ort: Limbecker Platz, Essen

Kamera: #samsung23ultra

© André Brune

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Schneefahrerei I Foto der Woche

Schneefahrerei ist das Foto der Woche. Sie fing mit Schneefall an und wird wahrscheinlich mit Regen enden.

Seit Jahrzehnten liegt Schnee nie länger als zwei Wochen im Ruhrpott.

Schnee ist im Ruhrgebiet eine Seltenheit geworden. Die Klimaveränderung ist hier sehr stark zu sehen. Ältere Menschen erzählen, wie hart die früheren Winter waren. Pferde trugen Jutesäcke um ihre Hufen, damit sie es warm hatten, um über die verschneiten und kalten Flächen heil ans Ziel zu kommen.

Kinder hatten ganze Straßen für sich, da kaum Autos fuhren. Sie glitten mit ihren Schlitten und machten Schneeballschlachten auf den leeren Straßen. Heute sind die Kinder alt und trauen sich nicht auf die matschigen vereisten Straßen, die vollbeparkt sind und jede Menge Schlaglöcher haben, wo man im Schnee versinken kann. Bücken für einen Schneeball ist wegen Bandscheibenvorfall meist auch nicht mehr drin. Mit diesen Menschen über die tollen Schneezeiten von früher zu sprechen, wird immer seltener.

Deshalb begegne ich dem Schnee, der hier selten fällt, sehr positiv und freue mich über jede Flocke, die für wenige Stunden liegen bleibt. Weil es vielleicht bald keinen mehr geben wird.

Die Aufnahme ist neben weiteren innerhalb einer Minute entstanden und durch meine Autofrontscheibe fotografiert worden. Es gehört mit dem wegfließenden Tropfen einer ehemaligen dicken Flocke zur Fotoreihe „Regenscheibe“. Sie ist mir in den Regentagen der letzten Woche eingefallen und wird hier im Blog nach und nach zu entdecken sein mit Geschichten zu den Orten der Aufnahme.

Der Titel „Schneefahrerei“ und das Foto mit den wegfahrenden oder auch stehengebliebenen Autos habe ich mit leichter Ironie gewählt. Denn im Ruhrgebiet ist es so:

Entweder du steigst ins Auto und musst da durch, was du nicht kannst. Fährst übervorsichtig, hältst den Verkehr auf oder fährst mit dem tiefergelegten Karren mit fetten Winterreifen zu schnell und landest im Graben. Beides hat damit zu tun, dass im Ruhrgebiet nur Bergehalden sind und Schnee seltener liegt als im Sauerland, wo die Menschen mit Schnee klar kommen, wenn er fällt. Hier wird er auch durch den Autoverkehr schnell grau bis schwarz. Unschön und matschig. Wenige erfreuen sich, sondern trauen sich nicht mal raus. Dabei ist die Winterluft so herrlich und der dumpfe bis stille Ton von verschluckenden Geräuschen im Schnee ist meditativ.

Fotografiert habe ich es auf der Spechtstraße von der Oberhausener Seite aus. Diese Straße hat eine Besonderheit im Ruhrgebiet. Dort kommt zwei Mal die Müllabfuhr in einer Woche, jedoch einmal für die Oberhausener und dann kommt die Bottroper für deren Seite. Sie teilt sich auf in den Regierungsbezirk Düsseldorf auf Seiten Oberhausens und dem Regierungsbezirk Münster auf Seiten Bottrop.

Ich war für 1 Stunde in einem Haus. Als ich zurück kam, war der Schnee schon verschwunden.

Hier ist er festgehalten in einem besonderen Moment der Schneefahrerei, die ich zu dem Zeitpunkt auch hinter mich bringen musste.

Ort: Spechtstraße, Oberhausen/Bottrop

Kamera: #samsung23ultra

© André Brune

 

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