Ausstellung Kindheit in der Nachkriegszeit in Bottrop besuchen I Tipp zum 80. Jahrestag der Befreiung I +Fotostrecke I +Video

Die Ausstellung im August – Everding – Kulturzentrum zeigt eure Eltern, Groß oder Ur-Großeltern, wie sie zum Zeitpunkt des Einmarsches der 35. US-amerikanischen Division die sogenannte Stunde Null erlebt haben mussten in Bottrop und Anderswo. Sie beendeten den Krieg vor Ort am 28.3.1945. Sie ist für alle aus dem Ruhrgebiet interessiert gemacht. So sah es überall aus und so war es für jedes Kind damals.

Teaser

https://youtube.com/shorts/_ICVVfjsqqI?si=vPh8cYBjYDD2HRkH

Der Krieg ging aber für Deutschland noch bis zur endgültigen Kapitulation bis zum 8.5.1945 weiter, auch wenn das Herz der Kriegsmaschine Hitlers, das Ruhrgebiet, schon längst eingenommen wurde.

https://youtu.be/S9AYxy-LQ_4?si=g2rwoDBonVZSzcyh

Auf den ausgestellten schwarz-weiß Fotos sind spielende, musizierende, hungernde Kinder zu sehen, die versuchen zwischen den Ruinen ein relativ normales Leben zu führen.

Wir können es heute 80 Jahre nach der Befreiung von Hitlers Nazideutschland nur in kleinen Fotorahmen, den Erzählungen von Überlebenden, in der Videoinstallation oder die Leihgabe der echten Exponate der Army von der Familie Siebert, die sich Liberating Gelsenkirchen nennen, verstehen lernen.

Niemand kann sich heute aktuell den Hunger und den täglichen Kampf ums Überleben von damals noch vorstellen. Außer man schaut sich die aktuellen Nachrichten aus Gaza oder den Frontlinien in der Ukraine an.

Wir gehen heute in den Supermarkt und kaufen, was wir brauchen. Damals gab es nichts mehr. Die komplette Wirtschaft war zusammen gebrochen. Soviel zum totalen Krieg den Göbbels in einer Rede vom Zaun gebrochen hat, als schon klar war, dass Deutschland den Krieg nicht mehr gewinnen konnte.

Verbrannte Erde, Zerstörung und unendliches Leid und Tod durch diese faschistische Ideologie gingen für noch viele Menschen daraufhin in die Geschichte ein.

In dieser Ausstellung werden die Kinder in den Vordergrund gestellt mit Fotos von Fotos aus der Sammlung von Michael-Andreas Wahle. Sie sind gefunden worden als die Briten abzogen. Der Fotograf ist nicht zu ermitteln gewesen. Einige können auch aus Berlin stammen, weil man den Rosinenbomber sieht, der damals den Westteil versorgte. Im Erdgeschoss sind neben der Videoinstallation den Erlebnisberichte von Bottropern, auch Lebensmittelkarten, Hygieneartikel und ein berühmtes Carepaket zu sehen.

In der zweiten Etage im Rahmen von ‚Stunde Null‘ sind Fotos aus dem Stadtarchiv, die festgehalten haben, als die amerikanischen Soldaten Bottrop eingenommen haben und endlich kein Schuss mehr fiel. Wenige Tage später tauchten die Briten auf, die das Ruhrgebiet besetzt hielten und die Verwaltung übernommen haben für einen Neustart.

Auf einem Foto sieht man vor dem Postgebäude eine Militärparade.

Auf einer Pinnwand sieht man Informationen der Besatzer und die Bottroper Nachrichten, die in Deutsch und Englisch Informationen der Militärregierung der Briten mitgeteilt.

Die Gespräche mit den Kindern von damals sind schon 2005 von der Stadtarchivarin Heike Biskup zum 60. Jahrestag aufgenommen worden. Drei Stunden Filmmaterial lassen einen die Zeit nicht kalt werden und sind ein wichtiges Zeugnis für die Erinnerungskultur.

https://youtube.com/playlist?list=PLM9YbHRKOpCqGuhIVN97k4NZHpG8P8CZx&si=m-4fn4438-6kQz1Z

Heike Biskup hat umfangreiche Recherchen für diese Ausstellung aus britischen und amerikanischen Nationalarchiven zusammengestellt. Private Leihgaben mit Objekten und Dokumenten aus der Zeit machen die Ausstellung, die auch für Menschen aus dem gesamten Ruhrgebiet interessant sind, nahbar.

In der Innenstadt sind an einigen Stellen Banner aufgestellt, wie es zum Zeitpunkt der Stunde Null mit den Kriegszerstörungen ausgesehen hatte. Jetzt wurde auf dem Youtube-Kanal der Stadt Bottrop der historische Rundgang von der Stadtarchivleiterin Heike Biskup zu den Standorten der Banner veröffentlicht:

YouTube

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Von dem Liberation Weekend am 11. und 12. April, habe ich schon berichtet und ein kleines Interview und Podcast zusammengestellt mit Melanie, Jonas und Philipp Siebert von Liberating Gelsenkirchen :

https://www.ruhrpottologe.de/zeitreise-zur-stunde-null-i-mit-liberating-gelsenkirchen-die-ausstellung-kindheit-in-der-nachkriegszeit-in-bottrop-besser-begreifen-i-videopodcast-i-podcast-i-fotos

Sie übernachteten in den Zelten der aufgebauten Sanitätsstation, wie es damals für die Menschen gewesen sein musste so ohne Strom.

Um die Geschichte von damals erlebbarer zu gestalten hat die Stadt Bottrop mit Liberating Gelsenkirchen zusammengearbeitet. Der Militaria – Experte Philipp erzählte den Besuchern die 3D – Modelle und Munition, sowie das Chirurgenbesteck, die verwendet wurden, um die Geschichte im Rahmen der Ausstellung erlebbarer zu machen.

Außerdem wurde und sind spezielle Filme und Lesungen im Filmforum an bestimmten Tagen zu sehen sein auch über die Ausstellung hinaus. Wer nun das alles nicht geschafft hat und trotzdem es sehen wollte, der hat nun in der Fotostrecke die Möglichkeit die Bilder zu sehen und einen Film aus der Videoinstallation. Damit die Ausstellung nicht ganz in Vergessenheit gerät.

Die Ausstellung ist noch bis zum 10.5.2025 im August Everding Kulturzentrum auf der Blumenstraße 12-14 kostenlos zu besuchen.

Weitere Infos zur Ausstellung :

Adresse :

August Everding Kulturzentrum

Blumenstraße 12-14 in Bottrop

Öffnungszeiten

Mo – Fr: 9-20 Uhr

Sa: 9-12 Uhr

Stadt Bottrop

https://www.bottrop.de/kultur-und-bildung/stadt-_und_zeitgeschichte/stadtarchiv/stunde0kinder.php

https://nrw.volksbund.de/aktuell/projekte/artikel/kriegsende-nrw

https://www.bottrop.de/kultur-und-bildung/aktuelles/stundenull1_25.php

Liberating Gelsenkirchen

https://liberating-gelsenkirchen.de

Fotostrecke Erdgeschoss (c) André Brune

Fotostrecke 1. Etage (c) André Brune

 

Textile Kunst hoppelt schnell durch das Museum Quadrat in Bottrop I Sheila Hicks ist bewundernswert

Die Zeit rennt. Wie immer! Lange war Sheila Hicks schon im Museum Quadrat und nun endete diese Ausstellung ihrer Kunst am Wochenende Ende Februar. Ich wollte die unbedingt gesehen haben.

Nicht nur in Sachen Kunst wollte ich mir Sheila Hicks vornehmen und unbedingt gesehen haben, sondern weil ihr MentorJosef Albers war, der in Bottrop geboren wurde und in die USA auswanderte wegen den Nazis. Mal sehen, wann hier die ersten ins Exil gehen werden…

Es ist also wichtig einen Schlenker zu machen über die Amerikanerin, weil sie von Josef Albers inspiriert wurde. Als Jugendlicher hab ich bei den ersten Führungen von der Schule aus nichts mit den Quadraten anfangen können. Sie erinnerten mich immer an den Mathematikunterricht. Mathematik ist nie so mein Favorit gewesen in der Schule. Deswegen hab ich auch heute einen Steuerberater, der meine Arbeit für das Zusammenrechnen übernimmt 🤪. Da geht ein großer Dank für die hervorragende Arbeit an das Steuerbüro Maß & Hruby

Manchmal denke ich dyskalulatorisch, aber wenn ich seh, wie manche Politiker aus Ein Mal Eins Zwei machen oder aus 15 gleich 500 ohne den Zins zu berechnen, dann… Oh, ich greife vor. Das war nicht meine Absicht. Dieser Tagebucheintrag liegt schon etwas zurück, weil ich keine Bilder veröffentlichen kann über die Ausstellung. Es birgt urheberrechtlich ziemliche rechtsanwaltkostentechnische Gefahren. Früher war alles möglich. Heute sehe ich ein, dass es eben für die Urheber immer Nachteilig war, aber auch gleichzeitig viel mehr an Aufmerksamkeit brachte. Heute verdienen die Rechtsanwälte mit Copyrightverletzungen mehr als mit Kleptomanen. Es ist, wie es ist.

Die Bilder und Videos sind nun im Archiv und gehen auch nirgends wohin. Obwohl, wenn ich mich da in ein Bild spiegeln würde, wäre es ja nur eine mögliche Situationsänderung der Fotogenetik. Ach eins geht. Ich nehme es mir einfach mal vor.

Ich bin abgeschwiffen, wie eine Oma, die nicht mehr wußte, was vor fünf Minuten war. Also die Quadrate mit exakten Abmessungen plus der unterschiedlichen Farben waren für mich nichts anderes als Nichts. Ich konnte nicht verstehen, warum jemand so eine Kunst herstellen konnte. Das war mir schleierhaft. Kunst waren für mich schöne Landschaften, genau gezeichnete Portraits, Bilder, die von Hand aussahen wie Fotos.

Heute sehe ich das anders. Es war innovativ zu einer Zeit, wo man eben eher noch zurück wollte in alte Zeiten vom 19. Jahrhundert. So hab ich mit 15 wohl gedacht…

Josef Albers hat einfach was anderes gemacht und das passte zum Beispiel eben den Nazis nicht. Joseph Beuys hat das mit Skulpturen getan. Er war seiner Zeit revolutionär voraus.

Sheila Hicks war Studentin bei Josef Albers. Ihre Werke gingen in die gleiche Richtung. Doch eine Reise nach Südamerika veränderte ihre Sichtweise und Kunst. Sie fing an zu ‚Stricken‘ und machte Kunst aus Textilien. Ein sehr interessanter Umgang mit Kunst, der mir in dieser Ausstellung wirklich viel Freude und Gedanken brachte, mich sogar inspirierte doch mal die auf dem Krempelmarkt, ein Flohmarkt vom Verein Aktion Canchanabury letztes Jahr ergatterte Nähmaschine zu nutzen. Mal sehen…!

Sheila Hicks und ihre Kunst beschreibe ich in einem Sonderpodcast. Wichtig war mir die Ausstellung zu erwähnen die am 23.2. ihren letzten Tag hatte.

Und dann ging es los. Nach Bochum brauchte ich mehr als eine Stunde. Denn natürlich wurde beim Öffentlichen Nahverkehr gestreikt. 350 € mehr im Monat, 3 Tage mehr Urlaub und 8% mehr Lohn wird gefordert.

Eine ganz schön hoher Batzen. Da machten die in den 1990ern wegen Gürtel enger schnallen so manche kleine 1-2% oder Nullrunde mit, um heute auf den Putz zu hauen, wo die Kassen noch leerer sind. Und am Ende kann sich keiner mehr das Deutschlandticket leisten.

Es ist das gute Recht zu streiken. Ich finde es gut. Es nervte nur auf der Straße. Über einer Stunde also fast doppelt so lang brauchte ich zurück. Und was ist, wenn ich in meiner Selbstständigkeit mal eben von meinen Kunden 8% mehr verlangen würde, fragte ich mich.

Nun viele würden eine Erhöhung der Preise verstehen, aber nicht in der Größenordnung. Die Hälfte vielleicht.

Aber das ist ein anderes Thema. Im Ruhrgebiet gibt es vielzählige Museen. Die letzte alle drei Jahre vorkommende Jahresausstellung in Bochum hab ich ebenfalls nicht geschafft zu schauen. Muss ich wieder warten und dann aber auch wirklich, wirklich mir die Zeit nehmen, die so schnell hoppelt. Nur der Nachteil ist, dass sie alle drei Jahre kommt. Da bin ich ja schon wieder näher anne Rente… Meine Güte, bald ist auch schon wieder Ostern! Und Trump hat keine Eier. Na, das kann man so oder so sehen…

Open Print Exchange – Unfassbare 400 Kunstdrucke aus aller Welt in Bottrop I +Fotos I +Video

Ein weltweiter Kulturaustausch findet seit 2021 durch die Kölner Designer und Initiatoren der kleinen Druckerpresse Martin Schneider und Dominik Schmitz statt. Diesmal ist es in Bottrop. 

Drei Künstler vom Künstler Kollektiv Bottrop holen 400 Hoch-, Tief – und Prägedrucke aus aller Welt in die kleine Popup-Galerie. Für jeden Geschmack ist was dabei. Jeder Mensch kann das selbst herstellen.Alle Druckkunst-Bilder kommen aus der 2018 aus einem 3D-Drucker entwickelten „Open Print Press“. Die Druckdatei der kleinen Druckpresse sind frei verfügbar und können bei Vorhandensein eines eigenen 3D-Druckers zu Hause hergestellt werden. So kann jeder oder jede Interessierte die kleinen Kunstdrucke mit maximal 7 cm Breite herstellen und auf der Internetseite (Link unten) der weltweiten Öffentlichkeit zeigen. 

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Wer die kleine Druckerpresse gern selbst besitzen möchte, um solche kleinen Druckkunstwerke zu schaffen, aber keinen eigenen 3D-Drucker besitzt, kann sich auch beim Bottroper Künstler Paul Schulte melden. Er bietet an für kleines Geld die kleine Druckerpresse herzustellen.

 

Die kleine Druckerpresse aus einem 3D-Drucker hergestellt

Weltweit ist die kleine „Open Press“ nun im Einsatz und beschert jede noch so kleine Wand mit einem Kunstwerk aus jeder Stilrichtung. Besucher und Besucherinnen der Ausstellung sind begeistert. Die kleinen Bilder können an jede noch so kleine Wand. Auch schick als kleine Kachel in der Küche anzubringen.

Die 400 Künstler*innen schicken in zehnfacher Ausführung ihre Bilder nach Köln. Jedes Jahr sind sonst 100 oder 200 Werke irgendwo zu sehen. Erstmals werden 400 gleichzeitig gezeigt in Bottrop. Nach der Ausstellung werden sie Museen oder Galerien zur Verfügung gestellt. Also eine einmalige Gelegenheit mitten im Ruhrgebiet.

In der kleinen Popup-Galerie, Hansastraße 17, in Bottrop können die kleinen Bilder noch bis zum 31.2.2025 bewundert und gekauft werden.

 

Viele Besucher waren bei der Vernissage

Die drei Künstler Paul Schulte, Dirk Hermann und Brigitte Münch vom Künstler Kollektiv Bottrop, einem städteübergreifenden Künstlernetzwerk, initiierten diese einmalige Ausstellung von viel Kunst auf kleinem Raum.

Dirk Hermann, Paul Schulte, Brigitte Münch haben unfassbare ‚Flaschengefühle‘ zu ihrer initiierten genialen Ausstellung

Kunst als tolle Spendenaktion

Die Drei steuern auch eigene Werke bei. Mit jedem verkauften Bild von 90 €, spendet man den Verein Wunschzauberer e. V. 45 €, der u.a. den Kinderschutzbund Bottrop oder das Hospiz unterstützt.

Das Tetraeder – Bild von Dirk Hermann im Original wird meine Wand zieren, sobald es aus einer Ausstellung aus Istanbul zurückkehren wird.
Auch von Paul Schulte und Brigitte Münch oder das ein oder andere werde ich mir noch aussuchen.

Tag der Druckkunst

Am 15.3. gab es am Tag der Druckkunst einen Druckworkshop. Brigitte Münch zeigte zusammen mit der Künstlerin Leonie Warnke Interessierten und Kindern ab 10 Jahren die verschiedensten Drucktechniken und erstellten gemeinsam weitere Kunstdrucke, die im Keller der Popup-Galerie bewundert werden können. Das FabLab der Hochschule Ruhr-West erklärte den 3D-Druck.

Zur Kunst musst du gehen (Zitat Künstler Ralf Opiol)

Geht hin! Es lohnt sich! Ansonsten habt ihr die Bilder hier im Blog im Nachgang.

Öffnungszeiten sind von Mittwoch bis Montag, 11-17 Uhr, Finissage ist am 31.3.25 17 Uhr.

Eintritt ist kostenlos ohne Anmeldung.

Die Ausstellung ist gefördert durch den Stärkungsfonds Innenstadt der Stadt Bottrop

Wichtige Links:

Das OpenPress-Projekt der Designer Martin Schneider und Dominik Schmitz:

https://openpressproject.com

Weitere Infos oder um die Kunstdrucke auch nach der Ausstellung zu kaufen :
www.openprintexchange.com

Anfrage für eine eigene Druckerpresse, können an Paul Schulte gestellt werden: p.schulte@paschfoto.de

Mehr über die drei Künstler:

Paul Schulte

www.Paschfoto.de – Paul Schulte – Wildlifefotograf – Bildermacher- 3D-Künstler

Instagram @paschfoto 

Dirk Hermann

Instagram @dirk._.hermann

Brigitte Münch

Instagram @muenchs.brigitte

Infos zum Wunschzauberer, wer ihn auch so unterstützen möchte :
www.wunschzauberer.de

 

Zum Instagram-Beitrag von @ruhrpottologe

Fotos von der Vernissage und Bilder der Ausstellung (c) André Brune:

Künstlerin Brigitte Münch
Offen gepresste Flaschengefühle

Foto der Woche I Sonnenuntergang anne Kokerei Prosper

Der März 2025 beginnt mit Sonne und gleichzeitig politischem Rumoren der Weltgeschichte. Aber das ist der Kokerei beides egal. Sie steht am Horizont. Die e Sonne geht am Gasometer unter und die Schornsteine ragen in den Himmel, wie Streichhölzer.

©André Brune

Die Stromleitungen durchschneiden den Himmel, der von Blau über Violett nun ins Orange, Gelbe und am Ende Dunkelheit.

Dir Kokerei ist noch einer der wenigen Industrieanlagen mit vielen Schornsteinen, die funktionieren, rauchen und qualmen, nur im Moment der Aufnahme nicht.

Das Stahlgerippe steht da im orangen Licht und geht unter.

©André Brune

Das ist die Kokerei Bottrop Prosper von ArcelorMittal, früher zur Ruhrkohle AG gehörend.

https://germany.arcelormittal.com/Standorte/Bottrop-Kokerei/

Museumsführung ‚Blockbuster Bottrop – Kino und Stadtgeschichte‘ am 2.3 im Ur und Ortsgeschichte Museum Quadrat

Herzliche Einladung zu meiner andersartigen Museumsführung am Sonntag.

Anhand von Kinofilmen und Kinogeschichte werden Exponate und Einrichtungen des Museum für Ur-und Ortsgeschichte in der Bürgermeistervilla im Museumszentrum Quadrat erzählt zwischen 14-15 Uhr.

3 € pro Person für die Führung zu zahlen an der Museumskasse und ab geht’s in die Welt der Geschichten.

Wo?

Anni-Albers-Platz 1 in Bottrop

Vorbehaltfläche für Pandemiefälle in Bottrop I +Video I +Foto

Gruselig, wenn man an die Situation vor jetzt schon genau fünf Jahren denkt als die Corona-Pandemie losging. Kinder, wie die Zeit vergeht und was da alles passiert ist… Die Zeit von leeren Straßen und blauen Himmel ist lange vorbei. Wer hat denn in der Zeit schon von Vorbehaltflächen für Pamdemiefälle gehört, der werfe den ersten Stein.

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Vorbehaltfläche für Pamdemiefälle auf dem Westfriedhof Bottrop

Ich gehe seit Jahren zum Westfriedhof meine Eltern auf der dortigen grünen Wiese besuchen. Ich musste pinkeln. Da das Urinalbecken verstopft war, wollte ich die Friedhofsverwaltung informieren.

Da sah ich mir den Friedhofsplan zum ersten Mal genauer an und war verwundert.

Ich wusste nicht, dass es eine Vorbehaltfläche für Pamdemiefälle gibt. War sie schon vor dem Coronaausbruch vorhanden?

Sie ist zwischen einem abgezäunten Bereich der angrenzenden Wohnhäuser und dem Friedhof. Die Vorbehaltfläche ist eine große grüne Wiese mit Bienenhäusern bestückt, etwas abgeschottet und mit hohen alten Bäumen bewachsen.

Abgeschottete Vorbehaltfläche für Pamdemiefälle ©André Brune

Liegen das schon etwa Menschen aus einer Zeit, wo die Ruhr- oder Cholera – Epedemie grassierte?

Und wieviele Menschen würden da jetzt wohl liegen, wenn die strengen Maßnahmen der Regierung im Seuchenschutzgesetz nicht so ausgeführt worden wäre vor fünf Jahren als Covid ausbrach, so wie es in Bergamo war mit den vielen Särgen?

Das können wir nicht beantworten, denn es hätte auch anders ausgehen können.

Eine neue Pandemie wird irgendwann wieder kommen. Zumindest ist Bottrop vorbereitet. Ich bin nun interessiert zu wissen, ob alle Ruhrgebietsstädte dazu verpflichtet wurden diese Flächen entsprechend auszuweisen, damit sie als Massengrab genutzt werden können.

Das ich den Plan der Friedhofsverwaltung an der Aufbewahrungshalle so fotografiert habe, dass ich erst hinterher gemerkt habe, dass genau bei der Bezeichnung der Mülleimer sich spiegelt, ist die Ironie der Situation und war unbeabsichtigt. Ich hab es in dem Blickwinkel der Spiegelung nicht gesehen.

Er liegt sozusagen gegenüber dem Bereich, wo die im Ruhrkampf Gefallenen Sozialisten liegen, worüber ich noch einen Podcast mache mit Jack Tengo und Alle Zeit der Welt.

Link für den erwähnten eventuell im März geplanten Podcast über den Ruhrkampf mit ‚Alle Zeit der Welt‘, einem sehr empfehlenswerten Podcast zur Geschichte:

https://rss.com/podcasts/allezeitderwelt/

Osama Aljabr – gebürtiger Syrer, seine Flucht, das Ankommen und die Arbeit im Kinderschutzbund Bottrop I +Videopodcast I +Podcast #94 Teil 1 & 2 I +Fotogalerie

Osama Aljabr habe ich auf der Kundgebung vom Bündnis Buntes Bottrop gegen die AfD gehört und ihn sofort gefragt, dass ich seine Geschichte gern in einem Podcast herausbringen möchte. Er sagte sofort zu. Der Podcast ist zwar lang, aber ungekürzt. Er beinhaltet seine Geschichte von Anfang an und seine Arbeit im Kinderschutzbund Bottrop. Seine Geschichte ist bewegend und emotional. Im zweiten Teil zeigt er mir das Haus vom Kinderschutzbund und die Arbeit vor Ort. Ein Moment der Vielfalt vor Ort, denn hier sind keine Grenzen gesetzt, welcher Religionszugehörigkeit oder Nationalität die Kinder entstammen. Allen wird geholfen mit viel Liebe, Wissen und Wärme bei Hausaufgaben, mit einer vernünftigen Mahlzeit und viel Spielen.

 

Videopodcast Teil 1 Krieg, Flucht und Ankommen:

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Videopodcast Teil 2 Osama und der Kinderschutzbund Bottrop:
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Ich hoffe, ich kann auch Zuhörer und Zuhörerinnen gewinnen, die vielleicht anders denken, wenn sie Osamas Ausführungen gehört haben. Denn im Moment ist die Stimmung im Land vor den Wahlen mit unberechenbaren Denkzetteln gepflastert. Denn die rechten Gesinnungskräfte werden immer mehr, obwohl wir doch alle irgendwie Migranten sind. Wir wissen ganz genau, was eben die Deutschen verursacht haben im 20. Jahrhundert. Für mich gibt und darf es keinen Schlussstrich unter der Erinnerungskultur geben! Es können dadurch unberechenbare weitere rassistische Übergriffe möglich sein ohne Aufklärung. Die Kinder, egal welcher Religion oder Nationalität, leiden am meisten darunter. Sie werden nicht gesehen in den ganzen Diskussionen. Rassistische Übergriffe sind nach der aktuellen Statistik stark gestiegen.

 

Zahlen des Bundesinnenministeriums: Mehr rechtsextreme Straftaten | tagesschau.de

 

Podcast Teil 1:

Fragen Fragen Fragen

Ich stellte viele Fragen im Podcast, den ich bewusst nicht gekürzt habe, denn er sollte zu Wort kommen, sollte sich öffnen, sollte erklären, damit man als Außenstehender verstehen kann. Ich habe sehr wohl verstanden, warum er geflüchtet ist. Ich spreche mich nicht frei davon. In dieser Situation, in der er steckte, würde ich wahrscheinlich auch mich entscheiden zu flüchten, um eine neues Leben in Frieden leben zu wollen.

Wie war denn das Leben in Syrien, fragte ich ihn. Wie ist es im Krieg, weil wir keine Vorstellung mehr haben. Die älteren haben noch den Bombenhagel der Alliierten im Kopf, aber wir leben in Frieden seit fast 80 Jahren und können das nicht mehr nachvollziehen.

Was passierte auf der Flucht und wie war denn das Ankommen? Hatte er noch den Mut weiterzugehen? Und wie war es die Familie wieder in die Arme nehmen zu können? Das sind einige Fragen, die ich gestellt habe. Doch es war noch viel mehr.

Wir lachen auch mal, weil Osama wieder lachen kann. Osama hatte lange Zeit das Lachen verloren. Heute ist er ein lebenslustiger Mann geworden, der es weitergeben kann. Das sieht man bei der Arbeit mit den Kindern beim Kinderschutzbund.

Viele weitere Fragen begegneten mir im Laufe des Gesprächs. Nichts war vorbereitet. Ich habe mit ihm, wie mit einem Freund gesprochen und Fragen gestellt, die er vor knapp 7 Jahren wahrscheinlich so noch nicht beantwortet hätte können.

Schmelztiegel und Fluchtburg Ruhrgebiet

Schon vor 170 Jahren begann durch die Industrialisierung die Entwicklung durch Einwanderung ins Ruhrgebiet. Menschen kamen von überall her, weil es hier Arbeit gab. Menschen, die als Knechte auf Bauernhöfe gearbeitet haben für einen kargen Lohn unter miesen Bedingungen, die einer Sklaverei ähnelte, suchten nach Verbesserungen im Leben und für ihre Familie. So kamen viele Landarbeiter aus dem Osten ins Ruhrgebiet. Allein Bottrop hatte fast 80% Migranten aus Polen. Klein-Warschau sagte man damals.

Dazu kamen über die Jahrzehnte Kriegsflüchtlinge nach dem zweiten Weltkrieg aus Ostpreussen und Wirtschaftsflüchtlinge aus der DDR, sowie Polen, Russen, Ukrainer, Italiener, Griechen, Portugiesen, Spanier, Türken, Bosnien-Herzegowina, Serben, Kroaten, Albaner, Rumänen, Bulgaren ins Ruhrgebiet. Das Ruhrgebiet wurde zu einem Schmelztiegel von Nationalitäten, die heute allein in Bochum 180 erreicht haben durch die Universität. Alle sind hier friedlich zusammen gekommen und leben auch friedlich zusammen, ergänzen sich und bereichern sich mit ihrer Kultur. Multikulti funktioniert, wenn es zugelassen wird. Vieles ist neu entstanden, anderes ist gegangen. Heute prägen Dönerbuden und nicht die Pommesbuden den Stadtraum als Beispiel. Das macht das Ruhrgebiet aus: Eine bunte Vielfalt. Osama Aljabr verkörpert sie in einer Person mit Tragik und Optimismus für eine bessere Welt, die wir doch wollen, oder nicht?

Ohne Migration kein Ruhrgebiet

Ohne Migration wäre das Ruhrgebiet von heute nicht das, was es heute ist und wir nicht hier. Syrer, egal welcher Religionszugehörigkeit (wichtige Erwähnung, denn Syrer sind nicht alle muslimischen Glaubens, sondern es gibt auch Christen und Drusen!) sind nun auch Teil der Migration und Integration. Sie sind in einen Bürgerkrieg geraten zwischen vielen Fronten. Viele sind geflüchtet und haben sich nach Europa retten können.

Das dabei auch „Schwarze Schafe“ mit ins Boot gekommen oder geworden sind, bedeutet nicht, dass eben ALLE zu welche geworden sind. So wie es in den Medien und einer bestimmten neueren Partei täglich durchgekaut wird. Ich betone, dass auch wir schwarze Schafe in der deutschen Bevölkerungsstruktur haben. Deswegen sind DIE Syrer für mich nicht alle über einen Kamm zu scheren. Es besteht kein Zweifel, dass mit Verbrechern und Terroristen im gesetzlichen Rahmen der Verfassung umgangen werden muss. Sie müssen dann nach unserer Verfassung und Gesetzesmöglichkeit abgeschoben werden oder ins Gefängnis gehen. Das nur kurz dazu, damit nicht die Meinung entsteht ich würde Terroristen und Verbrecher verteidigen. Auch Geflüchtete grenzen sich von diesen Personen ab. Sie werden eben gleich gesetzt mit den schlechten Menschen aus ihrem Land.

Kriegsflüchtling oder Wirtschaftsflüchtling?

In der heutigen Debatte um Flucht und Vertreibung werden „Kriegsflüchtlinge“ zu „Wirtschaftsflüchtlinge“. Sie könnten ja zurück und mit der Waffe kämpfen, um dann ihr Land wieder aufbauen zu können, so einige Meinungen die in den Sozialen Medien herumgeistern. Aber das ist einfacher gesagt als getan. Denn dazu gibt es viele Argumente, um zu verstehen, dass es eben nicht so einfach ist. Das ist am Beispiel Syriens eben nicht zu sagen, wenn auch Assad mittlerweile kein Präsident ist.

Heute haben viele Syrer, die allein 2015 gekommen sind, als der Krieg bestialischer denn je wurde, entweder eine Arbeit gefunden oder haben sich erfolgreich Selbstständig gemacht. Sie hatten in Syrien schon ein Leben vor dem Krieg. Hier wollen sie dieses Leben nur in Frieden ohne Waffe leben. Ausnahmen bestätigen die Regel. Natürlich gibt es welche, die sich nicht integrieren wollen, die nicht Deutsch lernen wollen, auch gegen das Gesetz verstoßen und dafür ins Gefängnis landen oder abgeschoben werden. Aber wir haben genug Deutsche, die nur vom Sozialsystem leben wollen, Gesetze brechen, sogar ihre Frauen zu Hause schlagen. Wir müssen uns immer erst an die eigene Nase fassen, bevor wir mit dem Finger auf andere zeigen.

Der überwiegende Teil der damaligen Flüchtlinge hat eine Arbeit gefunden, zahlen mittlerweile Steuern und in die Sozialsysteme ein. Es wächst schon eine neue Generation an, die alle einen deutschen Pass haben, die keine syrische Sprache mehr beherrschen. Und es gibt auch viele, die sich Selbstständig gemacht haben mit einer Konditorei zum Beispiel. In Bochum gibt es neben einer syrischen Konditorei auch eine Parfumerie und ein Schnellrestaurant mit syrischen Speisen.

Jetzt haben wir hier nach fast 80 Jahren Wohlstand und Frieden. Deutschland hat durch die Erfahrungen mit den Nationalsozialisten ein Grundgesetz und eine einmalige Verfassung geschaffen, die seit 75 Jahren Bestand hat und den Frieden, die Freiheit bewahrt und eine Wiederholung der Nazi-Regierung verhindern soll. Menschen, die aus Ländern mit Krieg kommen, wo Folter und Totschlag, die Freiheit des Einzelnen Lebens gefährdet ist, weil sie eine andere Meinung, eine andere Religion haben, können Asyl beantragen.

Arabischer Frühling und Syrien

2010 begann der Arabische Frühling. In den arabischen Ländern ist es damals wie heute wirtschaftlich nicht zum Besten gestellt. In einigen Ländern, wie Syrien und Libyen herrschten Diktatoren, die ihr Volk unterdrückten. In anderen regierten Personen, die ihr Volk auspressten mit hohen Steuern und wenig taten, um die Wirtschaft anzukurbeln, damit die jungen Menschen Arbeit haben. Zwangsweise suchen diese nach neuen Lösungen, nach einer Lebensperspektive, wenn die Heimat es nicht bieten kann.

Studierte junge Menschen kamen nicht in gute Jobs. Korruption und Willkür herrschte und herrscht noch heute in Ländern wie Tunesien, Algerien Ägypten und Libyen. Die Völker standen auf. So auch in Syrien. Doch dort passierte mehr als in den anderen Ländern, denn in Syrien leben verschiedene Glaubensrichtungen und Kulturen. Assad regierte noch bis kurz nach der Podcastaufnahme Ende November mit harter Hand, presste sein Volk aus und hatte Russland als Beistand, als die Revolution begann, die zu einem nicht enden wollenden Bürgerkrieg wurde.

Damaskus war schon früher zur Zeit des Kalten Krieges eine Bastion des sowjetischen Geheimdiensts KGB als Drehscheibe für den Nahen Osten. In die Tiefe dieses Themas zu gehen, würde jetzt zu weit gehen. In Syrien kämpften verschiedene Gruppen nun mit- oder gegeneinander, während Assad immer noch in seinem Präsidentensessel saß ohne Rücksicht auf das Volk mit Putins Segen. Assad hat Putin wegen den mittlerweile drei Jahre andauernden Krieg mit der Ukraine fallen gelassen, weil er die Kräfte vor Ort braucht. Assads Fall hängt also unmittelbar mit der Situation Putins zusammen.

Was bedeutet Flucht?

Wir, die wir in Sicherheit hier leben und jeden Tag im Supermarkt ein Überangebot von Lebensmitteln bekommen, die verschiedenste Arbeit bekommen, sich selbständig machen können, eine Meinungs- und Demonstrationsfreiheit genießen, ein Auto kaufen können, leben jetzt 80 Jahren in Frieden. Wir sind heute umringt von befreundeten Ländern, die Deutschland damals völkerrechtswidrig besetzt hatten. Gemeinsam setzen heute Deutschland und die heute befreundeten Länder mit der EU sich für Frieden, Freiheit und Wohlstand in Europa ein. Dafür kämpfe ich auch als kleines Rad am Wagen und vergesse dabei nicht, woher ich komme, warum es mir gut geht und was mich bedroht. Natürlich ist nicht alles rosig. Man kann einiges kritisieren, aber es geht uns verdammt nochmal besser als den Menschen eben in Syrien oder sonst wo.

Woanders ist Krieg, woanders leben die Menschen unter dem Existenzminimum. Woanders hat unser zivilisiertes und fortschrittliches Leben auch leider den Grund, warum Kriege entstehen. Wir haben die Länder ausgebeutet oder beuten sie immer noch aus. Haben sie politisch in Richtungen gelenkt, um uns freudig zu stimmen, um Rohstoffe billig zu liefern. Es gibt so viele Dinge, die ich aufzählen kann.

Es gibt nur drei Gründe zu fliehen: Familie, Sicherheit, Frieden. Was folgt ist Leben in Sicherheit und Frieden. Die Sprache lernen und dann den Wohlstand und die Sicherheit mit Gründung, sowie Erhalt der Familie in Zukunft in einer neuen Heimat zu sichern. Gerade die Rechten sagen dann: Klar Sicherheit! Die wollen nur unser Bürgergeld. Und wir zahlen das mit unseren Steuern. Erstens haben wir deswegen nicht weniger Butter auf dem Brot. Die wird nicht teurer, weil Ausländer zu uns kommen. Das sind wirtschaftliche und inflationäre, sowie Angebot und Nachfrage-Gründe. Außerdem wollen zu mindestens 98% alle so schnell wie möglich ein Leben aufbauen mit Arbeit und Wohnung. Es gibt auch da Ausnahmen. Aber die behördlichen Wartezeiten bis zur Anerkennung ist ein Spiel mit dem Leben. Der psychische Druck wächst, je länger die Menschen warten müssen, ob Asyl anerkannt wird oder nicht. Dann dürfen sie nicht arbeiten in der Zeit, bekommen eben nicht die Summe von Bürgergeld. Sie sind Spielball für Politik in diesem Moment. Es ist pervers mit Menschenleben zu spielen, die eine lange Flucht voller Gefahren hinter sich haben. Das wird mir beim Podcasten immer mehr bewusster.

Flüchtlingswelle Generation Zweiter Weltkrieg vs. Schlauchboot heute

Viele deutsche Familien haben das auch erlebt nach dem Zweiten Weltkrieg. Es leben noch Kinder des zweiten Weltkriegs, die jedoch langsam aussterben. Sie wissen, was Flucht und Vertreibung, Krieg und Hass bedeutet nach 80 Jahren. Doch wir unsere Generation und die Generation nach uns, kennt es nicht, hat es nicht am eigenen Leib erlebt. Und genau das ist das traurige, wenn ich Demonstrationen sehe für Remigration oder bei den Gegendemonstrationen zu wenige, die aufstehen gegen diese rechte Gesinnung. Sie alle, auch die Zuschauer und Schweigenden würde ich gern in ein Schlauchboot in die Region schicken, wo Bürgerkrieg herrscht, mal einen Monat lang leben lassen. Sie sollen es kennenlernen, ob es dort besser ist zu leben. Wer schweigt hat auch den zweiten Weltkrieg zugelassen, sowie den Holocaust und es hinterher auch akzeptiert. Ich schicke sie gern an die Front in die Ukraine, damit sie die Ängste der in den Kellern sitzenden Kinder und Mütter erfahren können. Was sind schon 1500 km Entfernung bis zur Grenze eines Landes, das schon mehr als 10 Jahre im Krieg lebt?

Geht zum Spiegel! Wer von uns selbst würde nicht auch flüchten, wenn hier Bomben, Granaten und Maschinengewehrsalven jeden Tag, jede Nacht fallen, man nicht kämpfen möchte für die Ansichten des Staates oder der Gruppierung und die Familie kaum was zu essen hat? Das alles hatten die Deutschen selbst schon durch zwei Weltkriege nicht nur verursacht, sondern auch selbst durch Vertreibung aus den Ostgebieten erfahren. Viele sind auch von ihnen im Ruhrgebiet gelandet.

Wer als Mann, aber auch Frau, flieht statt selbst die Waffe in die Hand zu nehmen um zu kämpfen, der/die ist mutig, aber wird seine Familie in Stich lassen, wenn er/sie stirbt. Und wofür wäre man dann gestorben in einem Bürgerkrieg, wenn die Situation unübersichtlich ist, wie in Syrien?

Genau das hat Osama erlebt. Es geht um Osama Aljabr, sozusagen stellvertretend für die Syrer, die einfach ein neues und friedliches Leben mit Arbeit in einem anderen Land führen wollte. Er gehört nicht zu diesem großen Kamm, der von Populisten gern aus der Gesäßtasche hervorgeholt wird um den rechten Scheitel zu striegeln.

Er gehört zu den Drusen, einer Glaubensrichtung, die von den islamischen Kriegern vor Ort nicht gern gesehen wird. Würde er überleben? Das konnte niemand vorhersagen. Er ist nur einer von vielen.

Drusen – Wikipedia

Jeder hat und hatte ein Motiv zu flüchten. Viele Familien sind gemeinsam geflüchtet. Mir brannte sich 2015 das Fotos eines ertrunkenen Kindes am Strand ein, das weltweit um die Welt ging. Das Symbol für Krieg, Flucht oder Vertreibung, aber auch der Festung Europa. Ein Kind, dass auch unser Kind sein könnte, wenn wir flüchten würden. Doch die Wahrnehmung war eine andere zu Sylvester 2015. Auch das spreche ich an. Die Situation hat sich für das schlechte Verhalten junger Männer auch in der Medienlandschaft verschlechtert, so dass die rechte Partei AfD mehr Stimmen bekam, vor allem im Osten. Sogar Italiener wurden wegen ihres Aussehens nicht nur von der Polizei angehalten, sondern auch beschimpft ohne zu wissen, woher sie stammten. Hätte ich schwarz gelockte Haare, wäre ich wahrscheinlich auch verhaftet worden, wenn ich zum gleichen Zeitpunkt am falschen Ort gewesen wäre ohne zu wissen, was da war.

Der Lehrer und sein Schlüsselerlebnis

Osama Aljabr war Lehrer an einer Schule in einer kleineren Nachbarstadt der Hauptstadt Damaskus. Er sah den täglichen Wahnsinn des Krieges. Er gründete eine Familie und blieb in seiner Heimat bis ein schlimmes Schlüsselerlebnis ihn dazu brachte, seine Eltern zu verlassen und zu flüchten.

Jeden Tag konnte jemand an die Tür klopfen, um ihn entweder zu erschießen oder ihm eine Waffe in die Hand zu drücken, um ihn zum Mitmachen zu zwingen. Er würde seine Familie dann wahrscheinlich nicht mehr wiedersehen. Niemand weiß, wie der nächste Tag weitergegangen wäre. Er wollte seine Familie beschützen. Er wäre vielleicht geblieben, wäre sein Bruder nicht gestorben in den Wirren des Bürgerkriegs. Er liebte seinen Bruder. Er packte mit seiner Frau die Koffer. Dann flohen sie, um auch seinen fünf Monate alten Sohn vor den Kriegswirren zu schützen.

Im Podcast besprechen wir weitgehend alle Einzelheiten, die er mitgemacht hat und starten mit dem Kennenlernen seines Geburtslandes und die Sprache. Denn für mich ist wichtig nicht nur den Menschen, sondern auch seine Umgebung näher kennenzulernen. Das ist in einem kleinen Rahmen von 30 bis 60 Minuten nicht machbar gewesen und deswegen ist der Podcast auch sehr lang. Er ist nur von der Begehung des Kinderschutzbundhauses getrennt worden.

Die Flucht – Eine Odysee

Sie flogen nach Indien, dann in die Türkei. Osama trennte sich von seiner Familie und begann eine Odysseereise nach Deutschland, wo er einen Bekannten hatte. Er hatte nur das Ziel seine Familie in Sicherheit nach Deutschland bringen zu können.

Osama erzählt über die langen Wege, das Fahren mit dem Schlauchboot, die Gefahren und die Gewalt, die er bei seiner Flucht erfahren hatte. Er kam in Deutschland an, bevor Angela Merkel ihre Willkommensgrüße an die über eine Million Flüchtlinge in Ungarn und den an den Grenzen der Balkanstaaten richtete, und unter unmenschlichen Bedingungen ausharrten. Es gab einzelne Menschen, die unter Drohung von Gefängnisstrafen trotzdem geholfen haben.

Das Ankommen

Dann kam er in Deutschland an. Zuerst in eine Flüchtlingsunterkunft in Halberstadt für eineinhalb Monate. Dann begann eine Reise durch verschiedene Städte. In Bremen begann er Deutsch zu lernen. Vor Ort wollte er nicht mehr rumliegen und auf neue Möglichkeiten warten.

Die Wahl der neuen Heimat

Er wollte etwas machen, nicht still im Asylantenhaus rumhängen und ging zur dortigen Caritas. Die Bremer haben sich nicht die Zeit genommen und waren recht unfreundlich. Dann kam er 2016 zu Besuch bei einem Bekannten nach Bottrop. Die Stadt gefiel ihm. Sie war ähnlich groß, wie die Heimatstadt bei Damaskus. Bottrop liegt an der großen Stadt Essen, so fühlte er sich fast wie „Zuhause“ und entschied ins Ruhrgebiet in diese Stadt zu ziehen. Er stellte auch fest, dass er hier freundlichere Menschen als in Bremen kennenlernte. Das man offen mit ihm umging.

In Bottrop suchte er nach Arbeit. Der Kinderschutzbund gab ihm eine Woche zum Probearbeiten. Dann wurde es ein Vertrag auf Dauer bis heute. Er machte noch eine Ausbildung als Erzieher und wurde Pädagogischer Leiter als die Vorgängerin in Rente ging. Seit dem Zuzug nach Bottrop macht er seinen Weg im Kinderschutzbund Bottrop. Das Kapitel Syrien ist für ihn abgeschlossen, egal, ob Assad noch regieren würde oder nicht. Die Aufnahme war einige Wochen vor dem Sturz von Assad. Nach einem Jahr und acht Monaten konnte er seine Familie wieder in die Arme schließen. Ein Datum, dass ihm ins Gehirn eingebrannt wurde.

Osama Aljabr und der Bürgerdialog der AfD

Wie erwähnt habe ich Osama Aljabr im September 2024 auf der Bühne bei einer Demonstration gegen den Bürgerdialog der AfD in der Aula der Berufsschule Bottrop erlebt. Viele Personen, die längst in der Gesellschaft nicht nur angekommen sind und sich integriert haben, erzählten ihre Geschichte und Ängste, die von den Remigrationsplänen der Partei geschürt werden. Sie erzählten von ihrer Flucht und das Ankommen. Darunter war auch Osama Aljabr. Nach der Kundgebung suchte ich ihn auf und machte einen Termin für einen Podcast über ihn, seine Flucht, sein Ankommen und seine Arbeit im Kinderschutzbund Bottrop, den er mittlerweile als Pädagogischer Leiter mit viel Herz betreut.

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Was fühlt man?

Was fühlt nun ein integrierter Mensch mit Deutschem Pass, um es hart zu sagen, was fühlt ein Mensch, der die Gefahren der Flucht auf sich genommen hatte und nun ein politischer Spielball einer Partei wurde. Sie sprechen von Remigration und wollen sie durchführen, wenn sie an die Macht kommen würden. Was denkt ein Mensch, der in der Gesellschaft nicht nur angekommen ist, sondern eine wichtige Funktion hat, genauso ins Rentensystem und in die Krankenkassen einzahlt, wenn die AfD mit mehr als 30% im Osten Deutschlands gewählt wird. Und was denkt ein Syrer, der gerade Assads Sturz mit einer Freude erleben konnte (der passierte zufällig nun nach dem Podcast und vor der Veröffentlichung), der von Politikern der CDU mitgeteilt bekommt, dass sie nun schon prüfen würden, wie eine Rückführung stattfinden kann. Da war keine Stunde nach der Meldung vergangen. Was macht das mit den Menschen, die wissen, dass da noch lange kein Frieden herrscht und dass sie nach fast zehn Jahre mit einem neuen Leben hier leben?

Abscheulichkeiten der Politik

Meine persönliche Meinung: Diese Politiker sich schämen. Sie spielen rhetorisch mit der menschlichen Psyche und Menschenleben. Man muss erstmal abwarten, wie sich das alles in Syrien entwickelt, was da passiert und dann prüfen, wer noch zurück kann. Aber wer will noch zurück, der hier im Frieden leben kann und dort nur Krieg erfahren hat?

Der erste Teil des Podcasts war bewegend und emotional für mich. Ich musste schlucken, man sieht es mir vielleicht nicht an und machte dennoch weiter, denn im zweiten Teil wollte ich die Arbeit im Kinderschutzbund sehen.

Angst vor Remigration

Wenn er das Wort „Remigration“ von der AfD hört, kommen neue Ängste. Viele glauben sich nun eher in Sicherheit, als das sie es wissen. Keiner weiß, wie es sein wird, falls die Pläne von Remigration der AfD, wenn sie denn machtpolitisch an den Hebeln sitzen können nach der nächsten Bundestagswahl Wirklichkeit werden.

Der Bottroper Kinderschutzbund und sein Leiter

Als Pädagogischer Leiter ist Osama Aljabr für alles verantwortlich. Er betreut die Spendenannahme und Umsetzung, die Organisation seines Teams für die Betreuung der Kinder, Ausflüge und das Lernen, das Annehmen von Ehrenamtlichen und die Abrechnungen im Büro. Er zeigte mir die Räumlichkeiten vom Ruheraum, wo Kinder sich auch öffnen können, wenn sie etwas belastet, den Spielraum, die Lernräume, die Küche mit dem Aufenthaltsraum, wo auch gelernt wird. Ich war dabei, hab mit den Kindern zusammen Crepes gegessen und einen Kaffee getrunken. Habe sogar einem Mädchen bei der Mathematik geholfen.

Ich habe sie im Spielraum rumtollen sehen und war begeistert wieviel Platz sie haben in dem neu renovierten Haus, das vorher als Wohnhaus mit einem Kiosk noch den alten Grauputz mit Kokereischmutz hatte. Der Verein Wunschzauberer hat es gekauft und renoviert für den Kinderschutzbund. Über den Wunschzauberer habe ich jedoch nicht gesprochen, weil ich das extra behandeln wollte, was es ist und wer es initiiert hat.

Der „Pottmensch“ Osama Aljabr

Ich freue mich Osama Aljabr als einen „Pottmenschen“ zu zeigen, der eine Institution zu führen, die für Kinder da ist, der selbst Krieg und Flucht hinter sich bringen konnte, um ein neues Leben hier im Ruhrgebiet zu starten.

Mit Sicherheit bleibe ich mit ihm in Kontakt. Meine erste Handlung war, dass ich erfahren habe, dass der Kinderschutzbund auch Lebensmittelspenden gern erhalten möchte, damit die Kinder Mittagessen bekommen können.

Podcast zum Hören:

Öffnungszeiten beim Kinderschutzbund

montags und donnerstags, 11-17 Uhr dienstags, 8–17 Uhr mittwochs, 8– 19 Uhr freitags: besondere Veranstaltungen und Projekte, kurzfristige Terminierungen
Zielgruppe6-14 Jahre
Anfahrt ÖPNVBus 268 Richtung Klopriesstraße, Haltestelle Brinkstraße, 1 min Fußweg / Bus 263 Richtung Essen Boyer Straße, Haltestelle Brinkstraße, 1 min Fußweg

Entnommen von der Städtischen Internetseite www.bottrop.de

Der Dt. Kinderschutzbund Bottrop e.V. stellt sich vor:

Unser Motto lautet „Der Kinderschutzbund ist bunt! Jeder ist hier herzlich willkommen!“ Der Kinderschutzbund liegt zentral in Stadtnähe an der Prosperstraße in Bottrop.

Wir fördern Kinder im Grundschulalter mit unterschiedlichen Projekten und stehen Eltern mit Rat und Tat zur Seite. Wir scheuen uns nicht vor Problemlagen, sondern möchten für Familien im Stadtteil ein aktiver Ansprechpartner sein.

Im Kinderschutzbund gibt es keine unlösbaren Probleme, sondern nur praktische Lösungen. Ob Sprachförderung, Erziehungsberatung oder Hausaufgabenhilfe – wir sind für euch da. Wir haben einen Blick für kleine und große Talente und möchten über das Medium Theater, Tanz und Musik Kindern Selbstbewusstsein mit auf ihren Lebensweg geben.

Das Team des Kinderschutzbundes leistet auf Nachfrage jegliche Hilfestellung im Umgang mit Ämtern. Wir möchten auf diesem Weg dazu beitragen, Ängste und Vorurteile gegenüber Behörden abzubauen und Familien dadurch stärken.

Dt. Kinderschutzbund e.V. (DKSB)

Osama Aljabr

Anschrift

Prosperstraße 99
46238 Bottrop

Karte öffnen (Google Maps)ÖPNV-Verbindung

Kontakt

Tel.: 02041 684477
E-Mail-Adresse: kinderschutzbundbottrop@t-onlinede
Website: https://www.kinderschutzbund-bottrop.de (Öffnet in einem neuen Tab)

Links:

https://www.bottrop.de/jugend-und-schule/freizeiteinrichtungen/kinderschutzbund_neu.php

(Die Internetseite ist noch in der Überarbeitung)

Startseite – Der Kinderschutzbund e.V. Deutschland

Facebook: Deutscher-Kinderschutzbund-Ortsverband-Bottrop-eV

Weihnachtslesung und Spenden

Ich habe kurz vor Weihnachten eine Lesung mit Genehmigung von Jack Tengo gemacht mit der Geschichte „Otto und der heilige Abend“, habe sie mit meinen Kunstfiguren „Kalle und Erwin“ abgeändert und die Huteinnahmen in der Rathausschänke mit einem Hut verdoppelt und ihm noch kurz vor meinem Urlaub vorbeigebracht.

Die Freude war groß 50 € zu erhalten. Da können schon mal wieder zwei Essen gestaltet werden. Außerdem werde ich mit ihm zusammen eine touristische Führung für die Kinder 2025 planen. Also ich werde hin und wieder anklopfen und was mitmachen. Alle Infos im Link:

Live – Weihnachts-Spendenlesung für den Kinderschutzbund Bottrop I +Video I +Podcast – Ruhrpottologe – André Brune

Es ist, wie zu einem Freund zu kommen und zu Kindern, die ich selbst nicht habe. Es ist eine Freude zu sehen, wie sie sich freuen.

So kann ich nur aufrufen, dass ihr euch an den örtlichen Kinderschutzbund wenden könnt, bei euch in der Stadt. Oder werdet Mitglied im Landesverband. Ihr könnt auch Lebensmittel vorbeibringen, damit die Kinder was zum Essen zubereitet bekommen. Eine Liste hab ich abfotografiert:

Jetzt kann ich nur Glück auf sagen und hoffen, dass durch diese offene Fluchtgeschichte von Osama Aljabr Menschen nicht mehr auf den Populismuskram der AfD reinfallen und zur Vernunft kommen. Das war es mir wert und wird es immer wieder sein, wenn ich solche Geschichten immer wieder finde. Die nächste ich schon in Planung, denn ich habe eine junge Frau kennengelernt, die aus dem Iran flüchtete.

Wer solche Geschichten zu erzählen hat, kann sich gern bei mir melden. Auch Fluchtgeschichten aus der europäischen Kriegszeit, wie von Schlesien ins Ruhrgebiet interessieren mich und möchte ich eine Stimme geben. Ihr könnt euch gern melden.

Nun wünsche ich friedliche Tage und verbleibe mit einem lächelnden Gesicht Kinder spielen zu sehen in diesem schönen neuen Haus vom Kinderschutzbund.

Euer Ruhrpottologe André Brune

Fotogalerie vom Kinderschutzbund Bottrop (Kinder durften fotografiert werden mit Genehmigung vom Kinderschutzbund Bottrop!)

 

Das gelbe Haus vom Kinderschutzbund Bottrop

Der Flur

 

Ein Willkommensgruß im Haus

 

Pinnwand für Infos

 

Regal für Schultornister

Links vom Eingang der Aufenthaltsraum zum Lernen an der Küche und den Toiletten

 

Lern- und Aufenthaltsraum

Der Spielraum im Erdgeschoss

 

Vor dem Treppenaufgang eine Vorher-Nachher-Ansicht vom Haus und dem Spender Wunschzauberer und Projektentwickler Oliver Helmke

 

Treppenaufgang zum Büro und diversen anderen Räumlichkeiten

 

Erster Blick fällt auf ein besonderes Bild – nähere Infos im Podcast

 

Direkt links der Treppe ein Lern- und Spielraum

 

Wieder hängt dort ein besonderes Bild

 

Rechts der Treppe geht es in den Ruheraum. Dort stehen auch die Fotoalben seit Gründung des Kinderschutzbundes von Bottrop – Hier können Kinder sich auch im Gespräch öffnen, wenn sie etwas bedrückt oder sich einfach zurückziehen

 

Da ist auch die Schatzkiste

 

Daneben ist noch ein Spiel – und Besprechungsraum

 

Zur Straße hinaus ist das Büro. Auch dort wird gelernt. Gäste empfangen und mit Spendern gesprochen, Buchhaltung gemacht und Organisiert.

 

Hinten rechts ist Osamas hauptsächlicher Arbeitsplatz

 

Unterlagen zum Lernen. Der Sieger bekommt ein Schatzkistengeschenk

Vormerken! Führung im Josef-Albers-Museum I ‚Bottrop ist Vielfalt‘ am 11.1.

Ich habe eine Führung über die Zeitgeschichte Bottrops, eine Stadt, die wie alle im Ruhrgebiet ohne Einwanderer nie zu einer Stadt der heutigen Form geworden wäre.

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Kleiner Einblick ins Museum

Vormerken also❗11.1. von 11.30 Uhr – 12.30 Uhr Museumsführung im Josef-Albers-Museum Quadrat
im Bereich Ur- und Ortsgeschichte

In Ruhrdeutsch mit Quiz über :
Bottrop ist Vielfalt

Einwanderung verändert die Sprache & das Dorf zur Stadt

Wer sich anmelden möchte :

Museumszentrum Quadrat

Anni-Albers-Platz 1
46236 Bottrop

Tel.: 02041 372030
Fax: 02041 3720344
E-Mail-Adresse: quadrat@bottrop.de

3 € Eintritt

Freue mich drauf!

Wir sehn uns dann!

Glück auf ⚒️

#ruhrgebiet #ruhrpottologe #ruhrpott #museumsführung #reiseleiter #Tourismus #industriekultur #guide #ruhrtourismus #deutschland #geschichte

Foto der Woche I Herbst im Spiegelbild

Im Spiegel der Einheit aus drei gleichen Volumen des Künstlers Max Bill, habe ich die Verschiedenheit des Herbstes fotografieren können, als die Bäume kaum noch Blätter hatten.

Das ist mein eigenes Favoritfoto, weil es alles enthält, was ein Herbst im Spiegelbild ausmacht.

Welches das schönste ist, kann ich nicht entscheiden, sondern ist für meine Blog Leser und Leserinnen frei zu entscheiden.

Unterhalb der Spiegelflächen lag der Laub. Der Himmel war blau. Ein besseres Wetter für dieses Foto hätte es nicht geben können. Max Bill: Einheit aus drei gleichen Volumen

Auf der Internetseite über die Skulptur aus Chrom-Nickel – Stahl steht wahrlich genau das, was ich empfunden habe und immer wieder empfinde :
„Wenn Sie das Kunstwerk umkreisen, eröffnen sich immer wieder neue überraschende Ausschnitte auf die Umgebung. Mit Hilfe der Spiegelungen macht der Künstler die Beziehung von Kunst, Natur und uns als Betrachter*innen umso deutlicher.“

Das kann ich nur bestätigen. Egal zu welcher Jahreszeit! Einfach nur eine wahnsinnig tolle Skulptur!

https://quadrat.bottrop.de/museen-und-park/skulpturenpark.php

Filmjuwelen, Auszeichnungen & Erlebnisse mit Botschaftern, Regisseuren und Schauspielern beim Bosnien-Herzegowina Looks Around Film Festival 2024 in Bottrop I +Videos I +Podcast I +Fotos I +Links

Ein Filmfestival in Bottrop? Mitten im Ruhrgebiet? Im einzigen Kino der Stadt? Und dann noch für Filme von und über ein Land, dass hier eher wieder untergeht in den Gesprächen, wie Bosnien-Herzegowina? Geht das überhaupt? Es geht, und wie!

Nicht nur Schauspielerinnen, Produzenten und Regisseure von dem ein oder anderen Film, sondern auch bosnische Politprominenz fläzten sich in den gemütlichen Kinosesseln vom Bottroper Filmforum. Sie gaben auch auf der Bühne in Gesprächen Auskunft über Projekte, Film und Politik des Landes Bosnien-Herzegowina, einem Land, dass wir kaum noch auf dem Schirm haben, obwohl wir sehr viele Einwanderer und Einwanderinnen durch den Krieg von 1992 bis 1995 im Ruhrgebiet noch heute haben.

Die Hauptarbeit Filme zu gucken hatten allerdings die JurymitgliederInnen aus dem Studentischen und dem Hauptwettbewerb. Sie mussten unter den jeweiligen 11 bzw. 12 Filmen den besten Film und die besondere Erwähnung, sowie im Hauptwettbewerb den besten Regisseur auswählen. Das war nicht einfach, denn ich selbst habe alle gesehen und war weitgehend begeistert. Der Eintritt war auch kostenlos.

Hier in diesem Beitrag sind alle Interviews und ein Video-Podcast über das Filmfestival, die alle in meinem Youtube-Kanal gesehen werden können.

Wie ich vermutet habe, waren da richtige Filmjuwelen dabei. Für die Jurys war es bestimmt nicht so einfach. Mich stimmt eher traurig, dass es wenig Publikum gab am 2. Tag des Wettbewerbs. Nur wenige Filminteressierte aus dem Ruhrgebiet kamen zu den Filmaufführungen, die ab 12 bis abends 22 Uhr gingen. Doch die Anwesenden, so wie ich, waren auf jeden Fall begeistert. Wenig deutsches Publikum war vor Ort, dabei gibt es doch viele Programmkinobesucher und oder auch Kurzfilm-Begeisterte. Und das Wetter war mehr als bescheiden, kalt und regnerisch. Sie lade ich definitiv beim nächsten Mal herzlich ein dabei zu sein, denn es lohnt sich wirklich!

Die Filme zeigten zum Großteil die Alltagsprobleme, sowie die Seele der Menschen, die in Bosnien-Herzegowina und den Nachbarstaaten, wie Slowenien, Kroatien, Serbien, Mazedonien, also Länder des ehemaligen Jugoslawien, zur Zeit bewegen. Man könnte meinen, dass ist dort anders als bei uns. Aber eigentlich unterscheidet uns nur unwesentlich etwas von der Geschichte und den Einfluß der Religionen und des in den 1990ern aufkommenden Nationalismus. Der Krieg prägt die damals heranwachsende Generation, die es entweder durchlitten haben oder mit den Eltern geflüchtet sind. Fast jede Familie hat im Krieg Tote durch Kugel, Granaten, Mord und Genozid zu beklagen. 

Die Kinder dieser Zeit haben durch Vertreibung und Flucht, aber auch durch das Verlieren der Heimat ein Trauma, dass Jede und Jeder auf seine eigene Art und Weise bewältigt. Die heutige Generation, die nicht im Krieg aufgewachsen ist, durchlebt Frieden, aber sucht ihren Weg in der modernen Gesellschaft, die noch immer vom damaligen Krieg und Nationalismus beeinflusst wird. Die Filme können unterschiedlicher nicht sein. Umso spannender sind sie und regen zum Nachdenken an. Es gibt natürlich auch Filme über die nicht nachgedacht werden muss. Es gibt Filme, die gleiche Probleme, wie bei uns aufzeigen, ob das ein schlechter Handyempfang ist oder die Bewältigung von Tod in der Familie, sowie auch Depression oder Homophobie innerhalb der Familie.

Moderatorin am dritten Tag des Filmfestivals: Aida Demirovic – Krebs mit mir am Plakat

 

Die Filme beinhalten immer wieder das Thema des Krieges, sowie auch deutsche Filme zur Erinnerungskultur immer wieder die Schrecken der Naziherrschaft, den Zweiten Weltkrieg und den Nachwirkungen produziert werden. Die Filme der „Balkan-Länder“ zeigen auch die typischen Alltagsprobleme, die wir auch hier haben. Sie zeigen nicht nur Traumabewältigungen und politischen Anspannungen, sowie Schwierigkeiten im jeweiligen Land. Der Umgang mit Arbeitslosigkeit, Obdachlosigkeit, Borderline, Homophobie, Sucht, Verlust, Mobbing, Angst und Verrat, um nur einige Beispiele zu nennen, ist in diesen Ländern auch präsent. Die filmische Verarbeitung von Studenten der Akademie der bildenden Künste, sowie auch von den schon bekannten Regisseuren, Animateurfilmern, Drehbuchautoren, sowie auch die glänzenden Schauspieler und Schauspielerinnen.

Neben der vielen kraftvollen Schauspielkunst, gab es auch Animationsfilme mit Puppen, digitale Tricktechnik oder hoher zeichnerischer Qualität. Am Ende des Tages waren meine Augen auch schwer und die Gedanken schwirrten. Welcher Film da noch um 13 Uhr war oder wie der um 14.45 Uhr hieß, das konnte ich nicht mehr behalten. Ein Film nach dem anderen jagte die Gehirnwindungen.

Der engagierte Wilfried, Vereinsmitglied und Filmvorführer beim Filmfestival

 

Ich gehe meist nur noch ins Kino um mir tricktechnische Filme auf der großen Leinwand anzusehen. Solche Programmkinofilme oder Kurzfilme laufen bei mir eher über den Fernsehbildschirm, aber ich war so begeistert, dass ich nun öfter wieder ins Programmkino gehe und das 8. Filmfestival steht bei mir auf der Agenda wieder zu besuchen 2025.

Filme, die nicht von Hollywood produziert werden, sind mehr als nur Gleichwertig anzusehen. Meist sind sie um Längen besser. Besonders Kurzfilme können in wenigen Minuten einen 90 Minuten Hollywoodschinken mehr als ausstechen. Der einzige Nachteil an der Sache ist, dass diese Filme meist in der Versenkung landen. Sie sind auf Youtube im Gemengelage oder werden eventuell im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, wie auch Arte gezeigt, entweder um 23 Uhr oder gar nicht. Man muss schon gezielt in der Mediathek suchen oder Googlen und hoffen, dass was passendes Interessantes gefunden wird. Aber wer es nicht weiß, der kann es nicht suchen. 

Deswegen habe ich mir vorgenommen diesen Beitrag über das komplette im Ruhrgebiet stattgefundene Filmfestival zu machen und weil die Einwanderer und Einwanderinnen aus Bosnien-Herzegowina mittlerweile unser Ruhrgebiet auch kulturell nicht nur bereichert haben, sondern sie sind eine Stütze in vielen Arbeitsfeldern, engagieren sich politisch und sind hier angekommen mit offenen Armen, die sie uns selbst entgegenstrecken. Wer in Bosnien-Herzegowina noch nicht war, kann die Gastfreundschaft der Menschen dort nicht nachempfinden. Das haben sie auch nach hierhin mitgebracht.

Allgemeine Kritik an amerikanischen Filmproduktionen

Viele produzierten Filme aus dem Ausland werden durch Streaming und Youtube meist verheizt. Sie sind nicht im sogenannten „Mainstream – Blockbuster“ zu finden, werden kaum bis gar nicht beworben, auch aus Geldmangel. Filme aus dem Osten und Südosten Europas, aber auch aus Afrika haben in Deutschland kaum eine Lobby, dabei sind da mit Sicherheit viele tolle Sachen dabei. Doch in Deutschland bestimmt Hollywood die Kinolandschaft und beherrscht auch mit ihrer Prominenz die deutschen Fernsehsender seit Jahrzehnten. Ich finde, dass da ein Umdenken stattfinden sollte. Aber das ist ein langer Weg, denn auch im Streaming bestimmt Hollywood, wie Disney, Amazon und auch der amerikanische Streamingdienst Netflix, was geguckt werden soll. Dennoch ist eine Hollywoodproduktion ein Muss, denn Matt Damon und Ben Affleck sind auch für kritische Filme innerhalb der verkrusteten Geldmaschinerie mit Programmkinofilmen bekannt. Der ein oder andere hat auch hohe Anerkennung bekommen und bricht auch mit den üblichen Filmen. Beim Filmfestival wird ihr produzierter Film „Kiss the Future“ auf jeden Fall den Abschluss machen.

Der Kinosaal bevor es los ging noch schnell ein Foto aus dem Vorführraum

 

Das Bosnien-Herzegowina Looks Around Film Festival Tag 1, Freitag, 22.11.2024, 18 Uhr

Fälschlicherweise dachte ich, dass es um 14 Uhr los ging, aber in der eisigen Kälte vor verschlossener Tür stand nicht nur ich. Auch Jan Lachnicht war sich sicher, dass es früher losging. Der Lehrer vom Berufskolleg Bottrop, der mit seinen Schülern den tollen Bosnien-Hilfsfahrtfilm gemacht hat, den wir am Abend sehen würden, dachte ebenfalls, dass dort schon Leute sind. Er ging dann zu seinen Schülern, die noch die Filme jurymäßig auswerteten und ich nebenan in eine Postkartenausstellung meiner Geburtsstadt im August – Everding – Kulturzentrum. (Darüber berichte ich extra)

Zurück aus dem warmen Gebäude und begeisternden Ausstellung bin ich dann so gegen 17.30 Uhr in das Filmforum zurück gegangen. Da waren schon eine Menge Leute. Einige Mitglieder des Vereins Aktion Leben und Lernen in Bosnien e.V. waren schon da. Aber ich sah auch streßiges Entsetzen beim künstlerischen Leiter Samir Corkadi. Denn die Schauspielerin und Regisseurin der Abendvorstellung und Jurymitglied des Hauptwettbewerbs Mersiha Husagic sollte eigentlich mit dem Zug anreisen, aber bei Aachen war ein Zug entgleist. Sie musste kurzfristig einen Flieger nach Düsseldorf steigen, um noch pünktlich zum Ende ihres Films zu kommen, weil sie anschließend auch zu ihrem Film „Cherry Juice“ Fragen von Jasmina Music und dem Publikum beantworten sollte.

Spendenaktion für Hochwasserschäden in der Einrichtung für behinderte Menschen „Drin“

Im Eingangsbereich zum Kino stand eine Spendenbox neben der Garderobe, denn der das Filmfestival ausrichtende Verein „Aktion Lernen und Leben in Bosnien e.V.“ sammelte bis zum Ende der Vorstellungen Geld für die Einrichtung Drin in Fojnica für geistig und körperlich behinderte Menschen. Die betreuten Häuser und das Haupthaus erlitten durch Hochwasser immense Schäden. Die Heizung ist ausgefallen. Betten, Möbel und die Böden sind in den unteren Etagen alle durch das Wasser zerstört. 

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Ich habe beim Hilfstransport Ende Mai 2024 die Einrichtung auch besucht und kenne die Gegebenheiten, so dass ich einen kleinen Clip zur Unterstützung gemacht habe, der immer wieder während des Filmfestivals auch gezeigt wurde und für Spenden aufgerufen hatte. Der Verein wollte schnelle Hilfe zu Selbsthilfe machen und rief zu Geldspenden auf. Ich kreierte zwei kleine Videos mit Fotos, die mir zugeschickt wurden.

Hier ist er noch einmal der Link zum Blogbeitrag mit den Filmen, falls noch jemand den Verein mit einer Geldspende für die Hilfe zur Selbsthilfe vor Ort unterstützten möchte: 

Spendenaktion für Flutopfer von Drin I Einrichtung für geistig behinderte Menschen in Bosnien

Das Konto zur Direktüberweisung:

DE 10424 51220 00000 37549

Paypal: socialmedia@aktion-bosnien.eu

Insgesamt kamen bis kurz nach dem Filmfestival tatsächlich über 13000 € zusammen. 

DAAANNNKKKEEE im Namen der Betroffenen!!!

Eröffnungsrede

Ein wenig Bottroper Kommunalpolitik – Prominenz war vor Ort: Von der SPD war die Ausschussvorsitzende für Integration und im Ausschuss für Soziales, Gesundheit und Familie Hajra Dorow, selbst geboren im ehemaligen Jugoslawien, 50 km entfernt von Sarajevo, in Donji – Kakanj. Sie wuchs in einem multikulturellen Haus auf, wo die Religionen sich die Türklinke in die Hand gaben. Kein Krieg, sondern ein multikulturelles miteinander spielen war angesagt zwischen den 60 Kindern. Ob Orthodox, Katholisch oder Muslimisch, es gab keine Probleme, sondern auch kultureller Austausch im Hausflur. Für sie ist Multikulti ein Geschen. Sie hatte Glück am 27. Juli 1992 nach Deutschland flüchten zu können, als der Krieg das Land ethnisch durchpflügt wurde. Heute wird sie nach der Eröffnungsrede des künstlerischen Leiters Samir Corkadi die politische Eröffnungsrede halten.

Hajra Dorow – frauen/ruhr/geschichte

Der Schirmherr und Patron Oberbürgermeister Bernd Tischler ließ über die Leinwand Grußworte flimmern. Anwesend  waren noch zwei Kommunalpolitiker der  Grünen: Andrea Swoboda, die Fraktionsvorsitzende  in Bottrop und Vorsitzende im Kulturausschuss, sowie Joachim Gutsche, Ratsherr und Sprecher für Kulturpolitik und Jugendhilfe.

Andrea Swoboda Stadtrat-Mitglieder – Grüne in Bottrop

Ansonsten niemand und das stimmt mich traurig, dass sich andere Kommunalpolitiker, sowie auch Landes- und Bundestagspolitiker hier nicht haben sehen lassen, vor allem nicht am dritten Abend, wo gleich zwei Botschafter des Landes Bosnien-Herzegowina anwesend waren. Denn dieses Filmfestival ist schon eine Kultur- und Landesaustauschinstitution geworden und das zum siebten Mal!

Andrea Swoboda von den Grünen stärkt sich erstmal vor dem Kinofilm

Von anderen kommunalen Parteien hab ich leider niemanden gesehen. Von daher sind sie auch nicht erwähnenswert.

Die Reden von Samir Corkadi und Hajra Dorow wurden natürlich auch in ihrer Landessprache gehalten. Ich habe mir allerdings erlaubt sie aus meinem ersten Video über das Filmfestival herauszuschneiden, um es nicht zu lang werden zu lassen. Ich erzähle über den ersten Tag und das Filmfestival und lasse es mit den Reden der beiden enden in Teil 1.

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Danach folgte die Ankündigung des Bosnien-Hilfsfahrt – Films vom Berufskolleg Bottrop. Lehrer Jan Lachnicht, sowie Lehrer Dennis Homann begleiteten mit drei Schülern Merle Hoffjan, Cagin Arslaner und Markus Gubanow den Hilfstransport, den auch ich mit Dorothea Bromkamp, dem zweiten Vorsitzenden des Vereins Herbert Schröer und Monika Zellmer begleitet habe.

v.l.: Dennis Homann (Lehrer am Berufskolleg Bottrop), Herbert Schröer (Aktion Leben und Lernen in Bosnien e.V.), Dorothea Bromkamp (Unterstützerin), Jan Lachnicht (Lehrer am Berufskolleg Bottrop), Merle Hoffjan, Markus Gubanow, Cargin Arslaner (alle drei Schüler am Berufskolleg Bottrop)

Der Film zeigt gut geschnitten, in guter Spiegelreflexkamera – Qualität und mit Drohnenaufnahmen das Tun des Vereins vor Ort und die wundervolle Landschaft des Landes. Sie machten Interviews mit den Menschen in den Schulen, die wir besuchten und am Kinderheim, wo wir Kinderkleidung, Spielzeug, meine zwei Umzugskisten Stofftiere (dazu im Extrabeitrag über die Hilfsfahrtbegleitung von mir in einigen Wochen) sowie Computer, Drucker, Schulmaterialien gespendet haben. Auf der Bühne bekamen alle anwesenden Hilfstransportbegleiter*Innen vom Verein ein Geschenktüte in die Hand gedrückt mit einem großen Dankeschön.

Der Film vom Berufskolleg hatte eine tolle Qualität. Da aber Innenaufnahmen und Interviews innerhalb der Einrichtung Drin für körperlich und geistig behinderte Menschen nicht erlaubt waren, außer Fotos ohne den Bewohnern, konnte sich keiner so richtig vorstellen, was nun für durch die Hochwasserschäden verloren gegangen ist. Ein verständlicher Kritikpunkt aus dem Publikum. Ich kann wenigstens mit meinen Fotos im Nachhinein etwas darüber zeigen. Sie folgen in meinem Beitrag über die Hilfsfahrt.

In knappen vierzig Minuten konnte das Publikum trotzdem einiges an Informationen bekommen, wie die Arbeit vor Ort bei den Einrichtungs- und Schulleitern ist und was für eine wertvolle Arbeit der Verein macht. Auch die Interviews mit den begleitenden Personen sind wertvoll in diesem Film, um zu verstehen, warum es gemacht wird und was es aus einem macht. Natürlich wird auch der kleine Tagesausflug nach Sarajevo schön in Szene gesetzt. Die Herzlichkeit und Gastfreundschaft hinterließ Zuschauenden einen bleibenden Eindruck und machte mit Sicherheit auch neugierig auf eine Mitfahrt beim nächsten Transport Ende Mai 2025. Der Film vom Berufskolleg Bottrop wurde entsprechend mit tosendem Applaus gefeiert.

Wer den Film sehen möchte, kann es auf der Youtube-Plattform des Berufskolleg Bottrop tun. Hier ist der Link:

Herzegowina Hilfsfahrt Bosnien-2024 – YouTube 

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Der Hilfsfahrt-Film bekommt wahrscheinlich 2025 eine Fortsetzung, denn das Berufskolleg hat mit dem Verein Aktion Leben und Lernen in Bosnien einen Kooperationsvertrag gemacht. Die Schüler und Schülerinnen lernen vor Ort nicht nur die Gegebenheiten kennen, sondern auch die Arbeit des Vereins und wie mit den Mediengerätschaften umgegangen wird: Vorbereitung und Durchführen von Interviews, Filmen, sowie Schnitt und Fertigstellung. Sie sammeln Erfahrung und nehmen für ihr zukünftiges Leben auf jeden Fall etwas besonderes mit.

Nicht nur das ist im Kooperationsvertrag, sondern auch die Ausführung als Jury für den Studentenwettbewerb beim Filmfestival. Unterstützt werden die Schüler und Schülerinnen vom Bochumer Kulturwissenschaftler Patrick Ritter, der auch schon mehrere Male dabei war und auch einen Hilfstransport begleitet hat. 

Mehr über Patrick Ritter:

Projektbüro für Wesenhaftes – Klima&Kunst, Diversität, Kulturwissenschaft: https://patrickritter.net

Insgesamt ist dieser Kooperationsvertrag eine gute Sache für eine gute Sache. Eine mehrfache Win-Win-Win – Situation, wie ich finde, die eben wie der Name zufälligerweise ergibt „Schule“ machen sollte! So etwas kann auch andere Vereine, nicht nur im Ruhrgebiet, eine Möglichkeit sein, jüngere Menschen für die Arbeit eines Vereins zu begeistern, sondern auch für die eigenen Arbeit zu gewinnen.

Kirschsaft mit Mersiha Husagic

Es folgte der eigentliche Erföffnungsfilm: „Cherry Juice“

Ein beeindruckender tragikkomischer Film, der von der Schauspielerin und dem diesjährigen Jury-Mitglied des Hauptwettbewerbs Mersiha Husagic in Szene gesetzt wurde. Sie hat nicht nur die Hauptrolle unglaublich überzeugend gespielt, sondern das Drehbuch dazu geschrieben und auch die Regie geführt. Der Film will vieles auf einmal bearbeiten. Mersiha Husagic spielt mit Wut, Trauma, Liebe, Queer und dem Alltag in zwei verschiedenen Ländern, sowie mit Gegenständen, die das Festhalten an Vergangenheit beinhalten. Beide Hauptdarsteller brennen für das Filmen, jede allerdings in einem anderen Bereich.

„Cherry Juice“, also Kirschsaft, ist das Problem, dass die Hauptdarstellerin Selma aus der Vergangenheit umtreibt. Ein von ihr geschriebenes Drehbuch sollte verfilmt werden, aber der Dreh ist abgesetzt worden, weil der Produzent wegen Steuerhinterziehung, wenn ich es noch richtig in Erinnerung habe, hinter Gitter kommt. 

Der deutsche Schauspieler Niklas Löffler spielt den lebensfrohen Hamburger Schauspieler Niklas Dietrich. Er kommt extra eingeflogen nach Sarajevo. Er hat das Drehbuch begeistert gelesen, bereitet sich akribisch in der queeren Szene von Hamburg vor und freut sich riesig auf den Film. Doch als er ankommt, holt ihn keiner ab. Er kommt in die Bar, wo er die pessimistisch eingestellte Selma aushilft und damit ihren Lebensunterhalt hauptsächlich verdient. Sie hatte das Drehbuch geschrieben und ist stark enttäuscht, dass der Film nun nicht gedreht wird, so dass sie völlig vergaß den deutschen Schauspieler abzusagen. 

Nach dem Begrüßungswodka, um das Passierte runterzuspülen, nimmt Selma ihn an die Hand. Sie streifen durch die Stadt, gehen tanzen, essen im Imbiss und lamentieren über den Film und das Leben. Es entwickelt sich eine Freundschaft zwischen der Bosnierin und dem Deutschen. Durch ein verliebtes Raufen entwickelt sich Glück im Unglück. 

Beide entledigen sich dadurch dem Festhalten ihrer Symbole der Vergangenheit und es beginnt ein Neuanfang. Das ist so eine knappe inhaltliche Angabe des Films, den die Darsteller humorvoll und sympathisch rüberbringen. Der Film lässt einen bei den echten Super 8 – Aufnahmen aus der Zeit des Krieges bedrückend im Kinosessel zurück, aber der Film geht damit sehr gut um. Die Kriegsszenen sind wichtig für den Kirschsaft, denn Selmas Vater ist von einem Scharfschützen umgebracht worden, während er für seine Tochter ihr Lieblingsgetränk einkaufen wollte. Selma macht sich deswegen ihr Leben lang Vorwürfe.

Die seelische Verarbeitung hat Mersiha Husagic wunderbar in Szene gesetzt. Ich denke, da wird noch viel mehr kommen von der jungen Schauspielerin und Regisseurin, die im deutschen Fernsehen schon in vielen Serien zu sehen war, u.a. im Münsteraner Tatort „Ein Fuß kommt selten allein“.

Mersiha Husagic – Wikipedia

Mersiha Husagic (@mersihahusagic) • Instagram

Mersiha Husagic Foto: (C) André Brune

 

Anschließend war sie mit Maja Zeco im Interview bei Jasmina Music auf der Bühne. Sie erzählte über ihren Film. Maja Zeco ist leidenschaftliche Theaterschauspielerin, auch sie war zwar kürzlich in einem Tatort zu sehen. Sie bereichert aber eher die Berliner Theaterlandschaft. 

Maja Zećo – Wikipedia

Maja Zeco – Instagram

Maja Zeco Foto: (C) André Brune

Maja Zeco hat zur Zeit ein besonderes Theaterprojekt, dass sie leider nicht so einfach in Deutschland auf die Bühne bekommt. Mit dem Projekt „Libera Me“, das sie zusammen mit dem russischen Musiker und Komponisten Roman Stolyar entwickelt hat, ist sie auf Gastspielreisen durch Europa. „Libera Me“ vereint multimedial Stimmen von Kriegserfahrung aus Bosnien und der Ukraine. 

Libera me – Projekt -Instagram

Liegt es am russischen Musiker, der sich für Frieden zwischen den Ländern Ukraine und Russland einsetzt? Er kann nicht nach Russland zurück. Wahrscheinlich wird er sofort verhaftet oder an die Front als Kanonenfutter geschickt. Einmal im Jahr kann er nur seine Familie sehen in einem Land, wo Russen noch hin können.

Ich finde es traurig, dass das Stück nicht mit Handkuss aufgeführt wird. Ich hoffe, dass Maja und Roman doch noch genügend Möglichkeiten bekommen ihr Stück „Libera Me“ aufführen zu können. Es ist bestimmt ein wichtiges Projekt, dass nachhallende Wirkung hinterlassen wird. Beide Schauspielerinnen sitzen in der Jury für den Hauptwettbewerb neben dem Bottroper Kameramann Ferdinand Fries. Darüber mehr bei Tag 3. 

v.l.: Maja Zeco, Jasmina Music, Mersiha Husagic Foto: (C) André Brune

Das Interview mit den beiden Schauspielerinnen kann in Teil 2 gesehen werden:

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Der Abend war mit viel Applaus, tollen Gesprächen, schon zwei tollen Filmen und anschließenden gemeinsamen Klönen im Kino-Bistro „Kurz vorm Kino“ gefüllt. Ich wäre gern länger geblieben, aber am nächsten Tag war Filmmarathon angesagt. Ich wollte alles sehen und nicht dabei einschlafen.

Tag 2

Um 12 Uhr ging es los. In vier Blöcken mit dazwischen liegenden Gesprächen und Interviews wurde  Ich war gepannt, ob die Filme mich umhauen werden oder langweilen. Ich wurde nicht enttäuscht. Direkt der erste Film hatte es in sich:

Sutra Cemo Kupiti Ribice / We´ll Buy the Fish tomorrow

Asja trifft zufällig nach einigen Jahren ihre ältere Schwester wieder in einem Nachtclub. Sie ist lesbisch und die Eltern kamen mit ihr nicht mehr klar, als sie es herausbekommen haben. Sie wurde von der Mutter herausgeworfen. Ihre kleine Schwester liebte sie und konnte es nicht verstehen, was da passierte und warum sich auch die Schwester so verhielt gegenüber ihren Eltern. Ihre Psyche litt darunter, dass sie nun allein war und machte der Schwester Vorwürfe. Deswegen gab es auch eine starke Spannung bei dem ersten Wiedersehen nach Jahren. Selbst der Kindheit entwachsen versucht die große Schwester der kleinen nun die Situation zu erklären, was damals geschah. Der Film zeigt, dass es wichtig ist miteinander zu kommunizieren, statt sich einzusperren. Der Film hat ein großes Spannungsfeld innerhalb einer Familie bearbeitet, die überall sein könnte. Reden und Kommunikation bringen beide wieder näher. Homophobie, Borderline, Unverständnis, Familienbande innerhalb von erstaunlichen 18 Minuten verpackt und erstklassig umgesetzt.

Der Film von Sara Ristic aus Bosnien-Herzegowina, 2024 gedreht, schafft es das Publikum in Staunen zu versetzten, sich fragen zu stellen, was wir anderes hätten gemacht. Vor allem wie gehen wir mit der Situation selber um, wenn es im familiären Umfeld zu so einer Situation kommen wird. Welcher Film wird den ersten noch toppen können?

Hier hätte man jetzt sagen können: Der gewinnt bestimmt, ich gehe nach Hause. Aber da kamen noch ganz viele starke Filme. Doch tatsächlich hat dieser Film die Jury vom Berufskolleg Bottrop als „Mention Winner“ die besondere Erwähnung bekommen. Das Prädikat „sehr wertvoll“ hätte ich ebenfalls vergeben. Hat der Film auf jeden Fall verdient!

Herzlichen Glückwunsch!

Auch wenn der erste Film schon sehr stark war, erwähne ich nun alle anderen Filme ebenfalls, denn es lohnte sich dabei gewesen zu sein! Der nächste hat es auch in sich gehabt, denn es ging um #Metoo, Sex am Arbeitsplatz und Voyeurismus in einem Theater.

Mentor von Tinkara Klipsteter aus Slowenien wurde 2023 gedreht. Zuerst sieht man sich ins 18. Jahrhundert zurück versetzt, dann bemerkt man, dass es auf einer Theaterbühne spielt und das von Moliere bekannte Stück Tartuffe geprobt wird. Darin gibt es eine Verführungsrolle, worin das im wahren Leben spielende Schauspielerpaar, ein Paar ist, und eigentlich kein großes Problem haben sollten es zu spielen, aber es geht nicht. Beide kommen mit der Situation nicht klar und schaffen es nicht die Verführungssituation gegenüber der Regisseurin und dem beisitzenden Professor der Schauspielschule überzeugend darzustellen.

Darauf greift der Professor ein. Er tritt auf die Bühne und macht es vor aller Augen vor. Er umgarnt die junge Darstellerin so, wie es ablaufen könnte. Was wir Zuschauer nicht sehen ist, was er da genau mit seinen Händen tut. Alle sind gelähmt und schauen entsetzt, aber auch fasziniert über die Art und Weise zu, wie er es macht. Die Schauspielstudentin ist wie gelähmt. Sie wehrt sich nicht und fühlt sich anschließend schlecht und benutzt. Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz war hier das Arbeitsthema. Und man denkt sich, ob es so in der Schauspielschule hier und da wirklich so abläuft.  

Das Publikum stellt sich so manche Frage oder ist man dann selbst gelähmt? Wieso hat der Partner nicht involviert und das echte Schauspiel nicht unterbrochen? Wieso ließ die Schauspielerin das Begrabschen vom Professor zu und wehrte sich nicht? Wollte sie selbst ergründen, wie weit das Schauspiel geht oder war sie gelähmt, weil es ihr gefallen hat? Wird ihr Schauspielen wirklich dadurch besser oder ab dem Zeitpunkt eher schlechter? Fakt ist, dass niemand aufschreit, sondern zuschaut, als wenn es dazu gehört.

Der Film wirft zwar viele Fragen auf, zeigt aber wie Männer mit Macht und Wissen sich im Bereich der Schauspielerei positionieren und die jungen unerfahrenen Schauspieler und Schauspielerinnen ausnutzen können. Auch ein sehr starker Film, der die MeToo-Bewegung in den Vordergrund stellt. Es kann wirklich überall passieren, sogar offen auf der Bühne.

Die nächsten 14 Minuten gehörten Nada Petrovic. Der Film Miris Sveze Farbe / Smell of Fresh Paint aus Serbien hinterlässt einen faden Beigeschmack. Der Film ist eine Mischung aus verlorener Kindheit, Obdachlosigkeit und der Versuch die Kindheit, das Geborgensein wiederzufinden. 

Die neunzehnjährige Emma will noch einmal in die elterliche Wohnung, die durch die Spielsucht des Vaters verloren gegangen ist, sowie auch der Absturz der Familie in die soziale Schieflage. Sie versucht den älteren Käufer der Wohnung zu verführen und kann dadurch noch einmal schöne Erinnerungen erleben. Der Film zeigt am Ende auch, dass egal, wie schlecht es dir geht, du schöne Erinnerungen wachrütteln und hervorholen sollst, ob ein Aufkleber, ein Geruch oder Erlebtes, um sich in schlechten Situationen am Leben zu erhalten. Ich fand den Film sehr aufwühlend, hatte den Sinn auch verstanden. Ein schwieriger und beachtlicher Film, der einen die eigene Verantwortung gegenüber der nächsten Generation überdenken lässt, aber auch die Zukunft der Generation, die vom Spiel der Erwachsenen abhängt und hier als Metapher angedeutet sein kann. Das Ende hat mir sehr gefallen. Er war jedoch nicht stark genug, um bei mir in die engere Wahl zu kommen, wenn ich Jury-Mitglied gewesen wäre. Nada Petrovic wird bestimmt noch viele tolle Sachen produzieren.

Der nur neunminütige Film „Pressing“ von Milica Vujasin aus Bosnien-Herzegowina 2024 ist ebenfalls ein sehr starker Film. In einem Frauen-Baskettball-Verein sind Anja und Jelena beste Freundinnen. Doch Anja entscheidet sich für die Mehrheit, die Jelena mobben, weil sie die beste des Teams ist. Denn am Abend gehen sie zu einer Geburtstagsparty, wo ihr Schwarm teilnehmen wird, den sie dort näher kennenlernen kann. Jelena freute sich auf das Schauen des Baskettballspiels am Abend, wofür sie Karten hatte, und fühlt sich nun von Anja verraten.

Das Mobbing innerhalb der jungen Frauentruppe gegenüber Jelena geht über in Gewalt und Anja entscheidet sich für die Gruppe und nicht für Jelena. Der Film bleibt einem im Hals stecken, wie stark Mobbing sein kann. Die menschliche Psyche des Menschen, die Kränkung können verheerende Lebensveränderungen verursachen. Verräter und Täter können trotz der Situation miteinander klar kommen und das Getane übergehen. Doch das Opfer wird verändert. Eine Situation, die überall stattfinden kann in unserer Gesellschaft. Der Film zeigt auch, dass es von jedem Einzelnen abhängt, wie wir uns entscheiden, ob mit den Wölfen heulen oder uns auflehnen gegen die große Gruppe, aufzustehen und zu helfen für die Unterdrückten oder einfach mal „NEIN. Bis hier hin und nicht weiter“ sagen. Ein sehr starker Film, der bei mir noch lange nachhallte.

Der nächste Filmblock studentischer Filme

Ist der erste Filmblock wirklich noch zu toppen? Alle ersten vier Filme könnten Favoriten sein im Studentenwettbewerb. Alle haben starke gesellschaftliche Fragen aufgeworfen und bearbeitet. Alle Filme sind erwähnenswert und sollten mehr Aufmerksamkeit bekommen. Welcher Film wird schwächer sein oder noch mehr Begeisterung auslösen? Welcher Film wird die Jury des Berufskolleg Bottrop auswählen? Nach einer 30 Minütigen Pause ging es erstmal weiter.

Die 15 Minuten von Jaksa Minic postapokalyptischen Science – Fiction – Kurzfilm Skloniste / Shelter hinterließen bei mir vielleicht auch absichtlich mehr Fragen als Antworten. Ich hatte mir vor der Ansage tatsächlich mehr versprochen. 

Nach der Apokalypse versucht Vidoje tagelang Radiosignale im Atombunker zu empfangen. Er hegt die Hoffnung auf ein normales Leben als im Dunkeln des Bunkers. Da entdeckt er einen Käfer in der Toilette. Sein Bruder und Vater wollen ihm nicht glauben. Für Vidoje ist es ein Zeichen, dass oben vielleicht alles in Ordnung ist. Er beginnt zu zweifeln an dem Leben im Bunker und entscheidet sich für die Oberfläche. Sein Vater verbietet ihn nach oben zu gehen, aber er hört nicht auf ihn. Sein Bruder verfolgt ihn. Als sich die Tür hinter Vidoje verschließt, weiß ich als Zuschauer, dass sich der Horizont auftun kann, jedoch hinter einem die Wahl zurück zu kommen sich verschließen kann – für immer. Der blaue Himmel, die Natur stehen noch immer, aber der Mensch verkriecht sich in seinem Bunker und will nichts darüber hinaus erfahren. Die „Insassen“ können einem auch das Leben zerstören und fehlleiten. 

All das sind Metaphern für die Zeit der Covid-Pandemie, die wir erlebt haben, aber auch das Leben in den heutigen Social-Media-Blasen von eingegrenztem Algorhythmus. Je mehr ich über den doch sehr dunklen Film nachdenke, desto mehr gefällt er mir mit seinen Anspielungen. Er wird nicht viel gefallen gefunden haben, denke ich. Aber er war mehr als nur ein Science-Fiction-Film. Er war ein philosophischer nachdenklich machender Film, der als ein neunzigminütiger Hollywoodstreifen mit bisschen mehr Licht bestimmt eine noch größere Möglichkeit hätte das Publikum mit Spannung zu füllen und zu erreichen.

Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt, aber sie wird von der denkenden Mehrheit, die diese nicht hegen erschossen. Ein übler Punkt, der dann eine wirklich düstere Zukunft unserer Gegenwart schafft. Und in dieser Hinsicht ist der eher im nervigen Dunkel mit wenig Kerzenlicht spielende Film, einem hustenden Vater, den man kaum erkennt, dann wiederum ein starker Film, der erst im Nachgang ein Verständnis zeigen kann für die Gedankenwelt des jungen Regisseurs. Aber genau deswegen beeindruckt er mich nachhaltig doch mehr als ursprünglich gedacht.

Auf der Leinwand fragt man sich anschließend 23 Minuten lang wirklich, wo der Hase läuft. In Where is the Bunny? von Petar Djurakovic aus Serbien aus dem Jahr 2024 stellt eine wirklich große Frage in den Vordergrund, denn es ist nicht klar, was uns der Film wirklich sagen will, der in den wenigen Minuten einen 24 Stundentag eines jungen Serben zeigt. Der Film hoppelt nicht, er galoppiert eher über die den Stoff. Und am Ende weiß man trotzdem nicht, was der Sinn des Protagonisten war durch den Film zu hetzen. Aber vielleicht war das ja so gewollt, den wahrscheinlich spielsüchtigen arbeitslosen ausgelernten Studenten (hatte er schon einen Abschluß?) zu zeigen, wie er überleben muss in der Gesellschaft.

 

Der junge Mann geht von einem Ort zum anderen, wird zusammen geschlagen, weil er anderen Geld schuldet und nimmt Geld ein, indem er die Studentenarbeit eines anderen übernimmt.

Der Film will zu viel in diesen wenigen Minuten. Zwei Mal taucht eine Person auf, die auch gleich wieder verschwindet. Es ist nicht erkennbar, ob er ein imaginärer Freund ist, weil er plötzlich wieder verschwindet.

Ich verstehe zwar, was der Film aussagen will. Aber genau da hakt es. Es sind zu viele Dinge, die in den wenigen Minuten gezeigt werden wollen. Er braucht Geld zum tagtäglichen Überleben und gibt es gleich wieder aus. So leid es mir tut gehört der Film zu den schwächeren Kurzfilmen in meinen Augen. Wenn daraus allerdings ein 90 – Minütiger Film geworden wäre, würde er bestimmt verständlicher, hätte die Chance sich genauer auf die wesentlichen Merkmale des Inhalts zu stützen. Er würde aufwühlender wirken als in diesen paar Minuten, die nur genutzt werden konnten. Ausbaufähig ist er deswegen auf jeden Fall und könnte auch die Schwierigkeiten der Jugend in Serbien aufzeigen mit dem sie sich tagtäglich rumschlagen müssen.

Navid von Janick Entremont wurde in Deutschland 2024 produziert. Im Filmfestival werden eben auch Filme von emigrierten Bosniern gezeigt. Der Regisseur ist gebürtiger Österreicher. Er fand in Navid wahrscheinlich sein Alter Ego, denn in diesen Zeiten, wo die jungen Menschen mit vielen Krisen zubombadiert werden, ist es nicht einfach sich in der die Gesellschaft wieder zu finden. Insgesamt lastet ein großer Druck auf jeden einzelnen von uns jeden Tag und es wirkt sich auf viele Menschen so aus, dass sie keinen Halt mehr finden und in Depression versinken, das zu einer Krankheit wird, die von der Gesellschaft wiederum nur schwer erkennbar ist und anerkannt ist. 

Der depressive Navid ist in der Warteschleife einer möglichen Psychotherapie in Deutschland. Doch zur Zeit stehen viele Menschen auf der Liste, die immer länger wird. Wieviele auf der Liste stehen, die sich in der Zwischenzeit das Leben nehmen, weil sie keine schnelle Hilfe bekommen, ist eine Geschichte, über die man nicht so einfach nachdenken will. Manche finden irgendwie einen Halt im Leben. Im Film hat Navid eine Freundin, die ihm ein wenig Halt gibt. Sie fahren zu einem Ferienhaus am See. 

Depressionen und ihre Tiefen sind ein schwer verfilmbares Material. Trotzdem schafft es der kleine Fünfzehnminüter die Stimmung rüberzubringen, aber auch die leichte Hoffnung auf Heilung in der Natur. Auch hier sehe ich eher ein Potential eines großen Films. Denn in diesen wenigen Minuten ist es nicht einfach das Thema auszubreiten. Es braucht mehr Aufmerksamkeit, um bei der jungen Generation besser erschlossen werden kann in diesen unsicheren Krisenzeiten. Wie Navid mit der eigenen Situation umgeht könnte ohne langweilig zu wirken eine größere Bandbreite bekommen. Denn das Thema steckt noch in den Kinderschuhen.

Zanzibar 4K Kolorizovano von Lea Tosic aus Bosnien-Herzegowina ist einer der wenigen humorvollen Beiträge, der in einem eskalierenden Eifersuchtsdrama endet. Eine junge Regisseurin versucht mit ihrem Filmteam eine Szene schnell abzudrehen, doch sie muss sich rumschlagen mit der Eifersucht ihres zufällig auftauchenden Freundes rumschlagen, den Verführungen des Kameramanns, die zickige bekannte Schauspielerin, das unorganisierte Team, das hin und her läuft. Die 4K-Kamera läuft hinter der Regisseurin hinterher. Man ist direkt bei ihr und kann schmunzeln. Der Film ist durch die humorvolle Musik und das unkoordinierte Wirken lustig, endet aber tragikomisch. Für die junge Regisseurin stellt sich die Frage, ob es wirklich so toll ist, in der Filmbranche zu arbeiten oder lieber nach Sansibar zu fliehen.

Der Film hätte jeden Berufszweig nutzen können. Überall herrscht beruflicher und gesellschaftlicher Druck. Auch in der Partnerschaft kann es zu unerwarteten Problemen durch Missverständnisse kommen.

In 15 Minuten will auch dieser Film sehr viel vom Publikum. Ich wurde selbst hektisch. Die Augen folgten dem schnellen Geschehen. Der Schuss war allerdings unerwartet. Als eine 90-Minütige Komödie wird er mit Sicherheit ein lachendes Publikum ins Kino locken. Er war nach den schweren Themen vorher erfrischend gut. Wäre ich Jurymitglied gewesen, hätte ich ihn leider nicht in die engere Wahl genommen. 

The Stranger von Milorad Milatovic aus Kroatien ist im Studentenwettbewerb der Gewinner geworden. Ein wirklich starker Film über einen Taxifahrer, der sich in der Nachtschicht mit unterschiedlichen Menschen rumschlagen muss. Trotzdem bewahrt er seine Menschlichkeit, bewahrt Ruhe und hilft in den schwierigsten Situationen seiner Fahrgäste, ob das eine üble Scheidung oder ein besoffener Jurastudent ist, der seinen Abschluss kotzend abfeierte.

Der Film zeigt, dass jeder Einzelne im Leben seine Menschlichkeit und Hilfe anbieten kann, auch unter den widrigsten Umständen. Solche Menschen, wie diesen Taxifahrer braucht es einfach mehr. Der Film hatte starke Schauspieler und Schauspielerinnen. Die Kameraführung war erstklassig. Auch der Humor kam nicht zu kurz. Der Film hatte alles, was ein langer Film auch braucht. Es war naheliegend, dass die Jury vom Berufskolleg Bottrop im Studentenwettbewerb sich für diesen Film als „Best Film“ des 7. Bosnien-Herzegowina Looks Around Film Festival 2024 entschieden hat. Auch in meinen Augen, trotz vieler guter Studentenfilmbeiträge gehört er zu den stärksten Filmen beim diesjährigen Filmfestival. Grundsätzlich hatte er es verdient ausgewählt zu werden

Herzlichen Glückwunsch!

Aber der Studentische Wettbewerb ist ja noch nicht zu Ende, denn als nächstes kam wieder mal ein humorvoller Filmbeitrag:

Dostava von Nivana Delic aus Bosnien-Herzegowina war der witzigste Film unter den Beiträgen. Ein junger Mann verdient seinen Lebensunterhalt als Radkurier für einen Burgerladen. Seine letzte Bestellung sollte doch bitte möglichst schnell zur angegebener Adresse gebracht werden. Es folgen natürlich unaufhaltsam typische Probleme. Mit dem Internet wurde die richtige Straße nicht gefunden, auch der Funk ist nicht immer da. Ein Anruf bei dem Besteller, lässt den Radkurier noch fraglicher zurück. Er fragt sich bei den wenigen Menschen durch, die sich zu dieser späten dunklen Stunde noch auf der Straße aufhalten. Die einen wissen es, die anderen nicht.  Ausgerechnet die Hausnummer 13 ist es. Sie taucht immer wieder im Film auf, aber es ist nie die richtige Adresse. Verzweifelt stellt er die Bestellung ab und will aufgeben, als die Tüte mit dem Essen geklaut wird und er hinterher rennt. Tatsächlich ergibt es sich, dass der Dieb direkt vor der Tür des schon ungeduldigen Bestellers vom Radkurier gefasst wird, doch das Essen fällt hinunter. So lustig es bis dahin war, so endet der Film jedoch unerwartet mit einem nicht hassenden rumkrakelenden Besteller, wie wir es immer erwarten würden, sondern mit einem ruhigen Besteller, der seine versaute Bestellung trotzdem bezahlt und hofft, dass es nächstes Mal besser laufen wird.

So wünschen wir uns das gern, dass eben nicht immer gleich alles schlecht gemacht wird, sondern auch mal Verständnis für Unwägbarkeiten gezeigt wird. Ein großartiger lustiger Film mit Tiefe!

Le Mani de la Citta von Emir Solakovic ist eine Co-Produktion aus Italien mit Bosnien-Herzegowina und einer der wenigen Dokumentarfilme. Er hätte es auch verdient gehabt zu gewinnen oder eine besondere Erwähnung bekommen können, denn allein die Arbeit an den 20 Minuten hatten die Studenten der Academy of Performing Arts Sarajevo in Rekordzeit vollzogen. 

Drei Tage Recherche und 10 Tage Filmproduktion zeigen die kleine italienische Stadt Presaro an der Adria, die unter dem Mantel UNESCO – Welterbe steht. Der Film zeigt die Menschen hinter den traditionellen Dingen, die den Ort ausmachen, aber die auch mangels dableibender Jugend aussterben können. 

Die Dokumentation zeigt, wer den Ort kulturell groß gemacht hat. Ein Fischer, der nach alter Tradition auf der Adria fischen geht. Die Herstellung besonderer örtlicher Keramik, die nur dort zu finden ist. In Gesprächen mit den Menschen vor Ort, spürt man, dass sie nicht weggehen würden, die Tradition bewahren würden, aber irgendwann kann es aussterben. Die jungen Leute ziehen weg, dahin wo es Arbeit gibt. Mit Tradition kann man kaum großes Geld verdienen. Eine Traurigkeit legt sich über diese besondere schöne Stadt und die Adria, wer an die Zukunft denkt. Wird das Erbe noch so bewahrt werden können? 

Diese Frage wird sich in Europa viele stellen in den verschiedensten Branchen und Städten, die ausbluten werden. Es findet ein Wandel statt, den wir einfach noch nicht abschätzen können.

Nach vier Postproduktionstagen konnte der Film zur Feier der 60. Ausgabe des Pesaro Filmfestival gezeigt werden und begeisterte das Publikum. Vielleicht war es ja bei der Jury in der engeren Filmauswahl. Der Dokumentarfilm war erfrischend und mal was anderes nach den vielen eher harten menschlichen Themen. In 20 Minuten waren wir eingetaucht in eine kleine italienische Stadt an der Adria und das Tun und Denken der Menschen dort.

Mit der sehenswerten Dokumentation endete um 15.30 Uhr der Studentenwettbewerb, doch nicht das Komplettprogramm. Bevor der Hauptwettbewerb los ging, gab es noch ein Gespräch auf der Bühne über die Zukunftsperspektiven der Kinematographie in Bosnien-Herzegowina mit Bojana Vidosavljevic von der Vereinigung der Filmemacher des Landes. Tamara Tabakovic-Halilovic führte das Gespräch mit ihr.
Das Publikum diskutierte am Ende auch heiß mit, denn die Schwierigkeiten der Filmförderung im Land Bosnien-Herzegowina sind auch unterschiedlich in Sarajevo und der Republik Srbska. 

Wir schauen meist nicht über den Tellerrand, aber es lohnt sich, es zu tun. In gewisser Weise geht die deutsche Filmförderung mit ihren Mitteln nicht wesentlich anders um und fördert Filmprojekte, die meist das Thema Rassismus und den Zweiten Weltkrieg behandeln. Frische Ideen werden meist nicht angepackt. Die Filmförderung wird in jedem Land wahrscheinlich ähnlich ablaufen. Bojana erzählt einiges darüber. Wer sich dafür interessiert, kann in die Aufzeichnung des Gesprächs gehen:

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Nach einer kleinen Pause ging es um 17 Uhr mit dem Hauptwettbewerb weiter. Diese Filme wurden dann von der Jury mit  Ferdinand Fries, Mersiha Husagic und Maja Zeco. Sie hatten es ebenso schwer. Ferdinand Fries hätte hier vielen Filmen einen Preis verliehen, wie er mir nach der Preisverleihung mitgeteilt hatte.

Auch hier waren unglaublich gute starke Filme dabei. Ich stelle die Personen hier nochmal vor:

Ferdinand Fries

Ferdinand Fries begann schon als Schüler mit einer Super-8-Kamera des Vaters praktische Filmarbeiten zu erschaffen. Er studierte Deutsch und Kunst an der Universität – Gesamthochschule Essen und besuchte die Filmklasse von Claudia von Alemann an der Fachhochschule Dortmund.

Mit der bildenden Künstlerin Irmelin Sansen gründete er 1986 eine eigene Videoproduktion in Bottrop. Seitdem ist er als Kameramann und Editor unterwegs. Zahllose Kunstvideos, Dokumentationen und Auftragsarbeiten, sowie auch Kooperationen mit der Kinemathek im Ruhrgebiet. Für das Ruhr Museum in Essen gestaltet er auch seit vielen Jahren die Ausstellungsvideos.

Maja Zećo

Die zur Zeit in Berlin lebende Maja Zećo ist eine bosnisch-deutsche Schauspielerin spezialisierte sich eher auf Theater als auf Film. Sie hat schon zahlreiche Auszeichnungen für ihre Darbietungen bekommen. An der Akademie der Darstellenden Künste in Sarajevo hat sie ihren Bachelor – Abschluss erworben. In Bosnien-Herzegowina hat sie auch auf verschiedenen Theaterbühnen gearbeitet. Das Stück „Der Wolf verliebt sich“ ist aus Maja Zecos besonderes Projekt „Inklusion von Kindern mit besonderen Bedürfnissen“, das Kinder aus verschiedenen ethnischen Hintergründen zusammenbrachte. Zuletzt war sie im Tatort Ludwigshafen „Lenas Tante“ als Krankenschwester Simona Ferizaj zu sehen. Mit dem Grips Theater, Theater Morgenstern und Theater unterm Dach spielt sie im Stück „T4. Ophelias Garten“ als Gertrud sowie in dem Stück „Deutschland: Einzelgänger, Einzelfall“. Sie beschäftigt sich auch mit Theaterpädagogik und macht auch Workshops für Kinder in Berlin, sowie in Bosnien-Herzegowina. Mit dem Projekt „Libera Me“, das sie zusammen mit dem russischen Musiker und Komponisten Roman Stolyar entwickelt hat, ist sie auf Gastspielreisen durch Europa. „Libera Me“ ist eine bahnbrechende multimediale Performance, die die Stimmen von Kriegserfahrung aus Bosnien und der Ukraine vereint. Derzeit aber in Deutschland leider nicht so angenommen wird, wie erhofft.

Mersiha Husagić

Mersiha Husagic ist in Bosnien-Herzegowina geboren und als Kind wegen des Krieges mit ihren Eltern nach Deutschland gekommen. Schon mit 16 begann ihre Karriere in verschiedensten Fernsehserien, wie „Die Pfefferkörner“, in einigen Krimis, wie Tatort, Morden im Norden, Mordkommission Istanbul oder auch Das Traumschiff und Inga Lindström: Einfach nur Liebe. In der Zwischenzeit hat sie Film an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg studiert und ihre Leidenschaft für Regieführen entdeckt. Sie schreibt auch Drehbücher und dreht Kurzfilme. Der Eröffnungsfilm „Cherry Juice“ von und mit ihr bekam für das beste Produktionsdesign einen RED Movie Awards.

vl.: Ferdinand Fries, Mersiha Husagic, Maja Zeco
 
Die Filme des Hauptwettbewerbs

Der erste Film fing schon gut an: Neka Cvjeta Rosno Cvijece von Ivan Bakrac, Montenegro-Serbische Coproduktion von 2023.

Nikola möchte seinen Freund verabschieden und im Meer verstreuen, aber sein Auto verreckt. Maja fährt ihn freiwillig ohne nachzudenken an die Küste. 17 Minuten sehen wir einen allein schon landschaftlich besonderen Film. Steinige Felsen begleiten uns während der Fahrt, brechen das Meer und zeigen, dass sie bleiben, während das Leben vergänglich ist als Metapher für das Bleiben und Vergehen des Lebens. Der Film philosophiert Road Movie durch die Landschaft über das Leben und Sterben. Was macht man nach einem Verlust? Wie geht man damit um? Ein Filmjuwel direkt am Anfang in meinen Augen.

Man denkt über das eigene Leben nach oder eigene Verluste, die wir alle irgendwie irgendwo erleiden im Laufe der Zeit. Abschiede können auch neue Anfänge bedeuten. Ivan Bakrac hat schon an vielen internationalen Festivals teilgenommen und Preise gewonnen. Er ist auch Mitglied der Europäischen Filmakademie. Wie weit er in der Jury gekommen ist, hätte ich gern gewußt.

OVO JE BIO GRAFIT / THIS WAS A GRAFFITI von Valeriya Boyko ist eine Co-Produktion der Ukraine mit Bosnien – Herzegowina aus dem Jahr 2024.

“Ovo je Srbija. Ovo je pošta, budalo” „Das ist Serbien!“ schrieb jemand kurz vor dem Ausbruch des Krieges auf eine Wand. In der nächsten Nacht soll „Dies ist ein Postamt, du Idiot“ darunter geschrieben worden sein und Serbien durchgestrichen. Die Graffiti konnte man natürlich heute nach über 30 Jahren nicht mehr finden. Die Regisseurin hinterfragt lokale Persönlichkeiten, denn so ganz sicher ist sich niemand, ob das wirklich dort gestanden hat an einer Wand. Es wurde zu einer Legende, die der Film ans Licht bringen wollte.

Eine Dokumentation, die Legende und Wahrheit versucht herauszufinden, in dem sie mit Menschen spricht, die damals den Krieg in Sarajevo erlebt haben. Viele Spuren sind verwischt, auch gedanklich. So ganz sicher ist sich niemand mehr, ob es überhaupt mal an der Wand gestanden hat. Der Humor, den die Antwort auf den nationalistischen Ausruf, untermalte, muss für drei Jahre zumindest damals erstmal im Hals stecken geblieben sein. Er gehörte für mich zur engeren Auswahl der Filme. Aber es ging schon weiter und auch dieser Film war beeindruckend.

Der preiswürdeige Film Svrha / Purpose / Zweck von Tvrtko Karacic aus Kroatien ist ein beeindruckender Animationsfilm. In neun Minuten wird mir ein Großbauernhof gezeigt, wo alle Figuren sich im Takt ihrer Arbeit bewegen. Wichtige bäuerliche Arbeit verrichten die Holzfiguren über die Jahreszeit, während auf einem Stuhl oberhalb der arbeitenden Menschen wahrscheinlich der Großgrundbesitzer sitzt und krank zu sein scheint.

Am Ende des Winters muss er einen Tropfen Öl bekommen, weil er sich nicht richtig bewegen kann. Ein Teil des Tropfens rinnt ihm als Träne herunter in das Zahnradgetriebe, das die Figuren kurz vorher Bewegungsunfähig gemacht haben. Es wird von neuem „ankurbelt“ und das Leben geht seinen gewohnten Gang. Ein philosophischer genialer Animationsfilm den ich mir hundert Mal angeschaut hätte.

Wir sind alle im Zahnrad des Lebens gefangen. Jedes Jahr aufs Gleiche. Der Animationsfilm zeigt in aufwendiger Form das typische menschliche Leben, das immer wieder von morgens bis abends im Wechsel der Jahreszeit von neuem losgeht. Immer im gleichen Rhythmus. Das Getriebe muss nur von außen geölt werden, damit es weitergehen kann. Und so funktioniert auch unser eigenes Leben. Irgendwer ölt das Getriebe irgendwo, damit alles weiter funktioniert, egal ob es auf einem Bauernhof ist oder in einer Fabrik, einem Büro oder kleinem Betrieb.Viele philosophische und menschliche Gedanken fließen in diesen Film hinein. Wahrlich ein Filmjuwel hat Karacic da erschaffen!

Als nächstes folgte ebenfalls eine imponierende Tragikomödie, die für mich ebenfalls in den engeren Kreis der Jury gehört hätte:

Victory von Zulfikar Filandra aus Bosnien-Herzegowina spielt in einem Betrieb in der Nähe von Gorazde. Velid wird mit einigen Kollegen entlassen. Während sie demonstrieren und streiken, geht er allein durch die Stadt. Er ist kein Kämpfer, mischt sich nicht ein, genießt das Nichtstun, denkt nicht drüber nach, was als nächstes passiert.

Zwei junge Filmregisseure, die Gorazde besuchen, treffen ihn. Sie wollen den Streik zu einem besonderen Film herausputzen und engagieren ihn als Schauspieler. Sie lassen ihn von einer attraktiven Schauspielerin in einem Hotelzimmer verführen, dann soll er den Streik befeuern mit einem Megafon. Doch er kann es nicht. Er will Schauspieler werden, aber er will nicht die Anweisung befolgen. Er weigert sich und wird sich dann der Situation bewusst. Velid verfällt in eine Depression und will sich im Fluß ertränken, wo er von einem Arbeitskollegen gerettet wird. Hier ist das Hin- und Hergerissen sein in der Gesellschaft ein Thema. Viele verfallen in Depressionen und einige begehen Selbstmord in den Krisen unserer Zeit. Jeder kann arbeitslos werden, aber das ist nicht das Ende und es gibt immer noch jemanden, der einen auffängt. Ich denke, der Film wollte diese Hoffnung mitteilen. Für mich gehörte der Film in den engeren Kreis der Wahl zum besten Film, aber er war nicht der stärkste. Der Schauspieler hat genial die Situationen gespielt. Zulfikar Filandra hat sich in der nächsten Pause in einem Gespräch zu seinem Film auf die Bühne hingesetzt und mit Tamara Tabakovic-Halilovic über seinen Film und Projekte geplaudert. Ein interessanter Regisseur, von dem wir bestimmt noch so einiges zu sehen bekommen werden.

Der trockene Humor wird am Ende im Hals erstickt. Alltägliche Situationen, die in Bosnien-Herzegowina vorkommen, wie Selbstmord, tragen dazu bei. Das filmische Gesamtkonzept gefiel mir sehr gut.

Das Video zum Gespräch:

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Um 19 Uhr ging es weiter. Leider hab ich ein paar Minuten verpasst, weil ich mir schnell eine Pizza reinschieben musste. Beim Bistro „Kurz vorm Kino“ hab ich so viel Geld da gelassen, da hätte ich auch gleich den ganzen Laden kaufen können. Nein. Scherz! Ich hab nur die Karte von oben nach unten gegessen und getrunken, weil der Tag so lang war. Filme machen hungrig und durstig und es war Abendessenzeit!

Ich kam noch halbkauend in den Kinosaal. Doch der letzte Rest der Pizza blieb mir im Hals stecken, denn ich sah ein Paar rumkopulieren in der wunderschönen Natur und einen jungen Mann, wie er es beobachtete und dann anfing zu onanieren. Dann war der Wind stärker geworden und die Grillen zirpten und Vögel zwitscherten lauter, die Blätter wurden gezeigt und die Bäume, eine sich bewegende kalte Schulter, dann Schnitt ist er auf dem Weg zu seinem Boot, um zurück zum Campingplatz zu fahren. Ein Blick auf die herrliche Meerlandschaft, wo ein Gewitter in der Ferne grollte, ein Kuss auf den Mund seiner lesenden Freundin, die danach fragte, ob das Meer schön war, dann verschwand er in das Haus, die Frau folgte ihm. Und was sagt mir der Film Bonaca von Luka Vlaho aus Bosnien-Herzegowina?

Alltägliches! Der Film zeigte die Natur, das Abstellen der umgebenden Geräusche rundherum,  wenn Sex an erster Stelle steht. Im Film war die Natur das Gegenteil. Das Stöhnen des Paares verschwand und die Natur wurde laut. Der Film zeigt mir das die Natur es ist, die täglich Sex hat und der Mensch eigentlich seinen natürlichen Weg geht. Die Natur ist Voyeur und die Menschen begehen täglich weltweit millionenfacher Voyeurismus auf den Bildschirmen.

Naja, warum eigentlich nicht, dachte ich, denn das kann ja auch mal erfrischend sein nach den vielen philosophischen und gesellschaftskritischen Filmen. Allerdings gehörte der Film trotz der wundervollen „Landschaftsaufnahmen“ zu den schwächeren des Hauptwettbewerbs. Das Publikum fläzte sich auf jeden Fall etwas unruhig im Kinosessel herum. Es war dunkel…Hab ich da was verpasst? Hier wehten zumindest keine lauten Blätter… (Scherz!)

Es folgte GAIA , ein Animationsfilm, der sehr stark an den Blade Runner Film von 1982 erinnert.

2040 ist Sarajevo von dichten Wolken umhüllt. Keine Pflanze wächst mehr, weil die Sonne fehlt. Sara versucht unterschiedliche Pflanzen mit Hilfe von künstlichem Licht zu züchten und hofft, dass eine es davon schafft. Doch bevor sie zur Arbeit geht, verwelkt die zuletzt eingepflanzte Blume. Jede Pflanze, die verwelkt, tätowiert sie sich auf die Arme. Beim Einsetzen der nächsten Samen verletzt sie sich und Blut vermengt sich mit der Terrarienerde.

Auf der Arbeit repariert sie VR-Brillen. Zahlendes Publikum wird eine schöne Wald- oder Meereslandschaft mit Sonne suggeriert. Plötzlich gibt es eine Explosion, gleichzeitig wächst durch ihr Blut, das als Düngemittel wirkt, eine neue Pflanze aus dem Terrarium.

Im eingestürzten Hochhaus, in dem sie arbeitet, erwächst eine schwarze Pflanze aus dem Boden. Als sie sich ihr nähert entzieht diese der jungen Frau die Tätowierungen. Aus Sara strömen bunte Pflanzen und neues Leben erwacht. Der Animationsfilm wirkt wir die moderne Version der Zauberbohnen aus den Grimmschen Märchen. Die Pflanze wächst zu einem riesigen Baum und bricht den Himmel auf. Sie war der Schlüssel zur Wiedergeburt der Natur. Ich war begeistert von der Art und Weise des animierten Science-Fiction-Films, der mit den Motiven von Blade Runner spielt. Enis Cisic ist verantwortlich für diese besondere Art und Weise der Zeichnungen. Er begann schon in den 1980er Jahren mit einer großen Karriere in der Werbung bis er für Marvel Spiderman, Iron Man und Hulk zeichnete. Die Zusammenarbeit mit dem Regisseur Nermin Hamzagic schuf diesen besonderen Film, den ich durch die Aktualität des immer noch politisch unterschätzten Klimawandels im engen Kreis der Favoritenfilme gesehen habe. Ein sehr philosophischer Film wieder, der mit einem Märchen koketiert. Hoffen wir, dass diese Zukunft uns erspart bleiben wird, wie sie dargestellt wird. Denn in ewiger Dunkelheit ohne Pflanzen zu leben ist wahrlich keine gute Zukunft.

Es folgte ein weiterer besonderer Animationsfilm, der von der Jury auch als eine besondere Erwähnung ausgewählt wurde:

Chronicity von Aleta Rajic aus Bosnien-Herzegowina schafft es in nur 4 Minuten von einem friedlichen Zusammenleben, durch den Flügelschlag einer Fliege in Sarajevoe einen Dominoeffekt auszulösen, der zum ersten Weltkrieg führt. Mein höchster Respekt für diese einzigartige Filmkunstwerk, das sie ganz allein erschaffen hat! Der Preis für die besondere Erwähnung ist mehr als verdient!

Mia San Mia von Sabahet Dzafica. Die Co-Produktion aus Bosnien-Herzegowina und Serbien ist ein ans Herz gehende Dokumentation über eine Familie in Bihac, die ein 100% behindertes Kind zuhause betreuen. Sie werden jeden Tag aufs Neue schwer geprüft, denn das bosnische Gesundheitssystem ist selbst schwer krank und lässt solche Fälle allein. Die staatliche Unterstützung ist weit unter den Möglichkeiten. Wenn Hilfe kommt, dann aus dem Ausland durch Crowdfunding und Spendenaufrufe. Eine beschämende Situation eines Landes. Wenn Nationalismen wichtiger als jeder einzelne Mensch ist egal, welcher Religion oder Nationalität er oder sie angehört, dann ist das System kaputt. Es sollte nicht mit dem Finger auf andere gezeigt werden, sondern Menschlichkeit, Hilfe angeboten werden. Dieser Film ist ein Aufschrei für die Situation für viele in dem Land.

Mia tut einem sehr leid. Die Eltern, die ihr Leben nach Mia ausgerichtet haben, dadurch auch Freunde verloren haben, brauchen jeden Tag Kraft, um die Situation zu überstehen in der sie bei der täglichen Pflege stecken. Jeder Tag ist eine neue Prüfung im Leben der Familie.

Sabahet hat sie begleitet und hat einen eindringlichen Film gemacht, der hoffentlich mehr bewegen wird in Bosnien-Herzegowina und in den Köpfen der starrsinnigen Politik. Natürlich ist das Kritik meinerseits. Kritik muss ausgehalten werden können. Man muss damit umgehen können und sollte zu denken geben, etwas zu ändern, für die Menschen, denn das sind die Menschen, die einen wählen bei der nächsten demokratischen Wahl wahrscheinlich oder auch nicht, wenn sie nicht beachtet werden. Der Film jedoch wird dort nicht gezeigt. Trotz schon einiger Auszeichnungen hat auch das österreichische, schweizerische und auch das deutsche öffentliche Fernsehen eine Ausstrahlung abgelehnt. Die Gründe sind für mich unergründlich. Sie können mehr als einen europäischen Aufschrei geben und die Diskussion erneuern mit möglichen Verbesserungen auch in anderen Staaten innerhalb Europas, die ähnlich mit ihren Menschen umgehen. Denn Pflege wird in fast allen Ländern eher an den Rand geschoben, weil es Geld kostet. Aber wo ist da die Menschlichkeit? Für diese Menschen ist die Pflege innerhalb der Familie das wichtigste. Für einen Staat sollte die Pflege seiner Familie, also seinen Bewohnern, ebenfalls wichtig sein. Ansonsten werden die Politiker ihre Abwahl sehen.  

Vielleicht hilft die Auszeichnung „Beste Regie“ von der Jury diesem besonderen Dokumentarfilm einen Schub zu gehen. Diese Auszeichnung hat er auch mehr als verdient. Gut zu wissen ist, dass der Film auch nicht nur 30 Minuten hat, sondern auch eine 60 Minuten – Fassung, sowie eine Kurzfassung für Kurz-Dokumentationen.

Herzlichen Glückwunsch! Viel Erfolg mit dem Film weiterhin ans Filmteam!

Der Familie in Bihac wünsche ich viel Kraft und Mia noch viel Freude im Leben trotz der Behinderung!

Nach dem Film war Sabehet Dzafica und Borislav Banjac beim sichtlich erschütternden künstlerischen Leiter Samir Corkadi im Gespräch. Auch das Publikum hat Fragen gestellt, die beide sehr gern beantwortet haben:

 

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Nach einer letzten kurzen Pause konnten wir die letzten vier Filme kaum noch erwarten. Der Tag war lang. Viele besondere und diskussionsfreudige Filme waren bisher auf der Leinwand zu entdecken. Meine Augen waren schon rechteckig, die Lider schwer, aber die Erwartungshaltung, was noch kommt hoch. Und es sollte noch einiges kommen, was die anderen toppen konnte. Als nächstes war ein Film aus Slowenien auf der Leinwand von Barbara Zemlijic, der uns nach dem aufwühlenden mit Tränen in den Augen füllenden Film Mia San Mia etwas humorvolleres bot.

KAKO SAM NAUCILA DA PROSTIREM VES war wieder etwas zum emotionalen Runterkommen. Ein erfrischender witziger Film über eine junge Frau, die in eine Siedlung kommt und dort in den Hof nach einer Frau ruft, die scheinbar nicht dort wohnt. Vielleicht war es auch nur ein Vorwand, um irgendwo wohnen zu können. Sie landet mit dem großen Koffer in einer naheliegenden Gaststätte, wo sie auf den Mann trifft, der ihr im Hausflur eines Hauses mitteilte, dass er diese Frau nicht kennt und dort auch nicht wohnen würde. Der attraktive Mann nimmt sie erstmal auf, weil sie scheinbar nicht weiß, wo sie hin soll. Während er als Groupier im Casino arbeitet, hält sie sich zu Hause auf und faulenzt herum. Sie fühlt sich aber irgendwie allein gelassen und einsam. Mit dem Mann wohnt sie für einige Tage, wie mit einer Wohngemeinschaft zusammen, sie gehen aus ins Kino, aber es passiert sonst nichts.

Sie fühlt sich zu ihm hingezogen. Sie weiß aber nicht, was sie tun soll, muss sich aber bald entscheiden. Sie weiß nicht, wie lange er sie da wohnen lässt, bemerkt aber, dass sie ausgenutzt wird bis er eine andere Frau mitbringt und sie ihm Wein bringen soll. Sie entscheidet sich für das Weiterziehen. Nach 23 Minuten endet der Film auf einem Bahnhof. Es ist ein nettes Beziehungsfilmchen mit Humor, der vielleicht in einem langen Streifen noch mehr Witz und Wendungen gehabt hätte.

Wer beim nächsten Film nicht gedacht hat, was ich gedacht habe, der hat den Film nicht verstanden.

THE MAN WHO COULD NOT REMAIN SILENT war sofort mein Favorit für den besten Film. Ohne mit der Wimper zu zucken, wußte ich dass er es werden konnte0. Er hatte alles, was eine so typische Situation in Zeiten von Krieg hervorrufen kann: Angst, Verrat, Mitleid, Hass, sowie auch blinde Befehlsausführung.

Es geht um eine wahre Geschichte, die sich in jeder Zeit abspielen hätte können, wie aktuell wieder in der Ukraine im Donbass, aber dieser Film zeigt eben eine Begebenheit in einem Zugabteil, die sich in Wirklichkeit so zugetragen haben muss.

Der Regisseur Nebojsa Slijepcevic hat den 27.2.1993 in Stripci in Bosnien-Herzegowina wach werden lassen. Ein Personenzug von Belgrad nach Bar wird gestoppt. Paramilitärische Einheiten holen wahllos hauptsächlich Männer aus den Abteilen, die sich nicht ausweisen können oder einen Ausweis hatten, die ein Todesurteil für sie bedeuteten ohne es zu wissen.

Die ethnischen Säuberungsaktionen waren unbeugsam. Die Soldaten gehen relativ harmlos nett um mit den Menschen. Sie fordern nur aufzustehen und mitzugehen. Sie würden ja gleich wieder in den Zug einsteigen. Ein Mann im Abteil kann sich nicht ausweisen und hat Angst mitgenommen zu werden. Der Mann gegenüber sagt ihm, dass er keine Angst haben müsse. Doch als er selbst von dem Soldaten nach den Papieren gefragt wird, sind Schweißperlen auf der Stirn. Die Angst steht ihm ins Gesicht geschrieben. Und als der junge Mann, der sich nicht ausweisen kann, bedroht wurde mitgenommen zu werden, schwieg er, der vorher noch großspurig mitgeteilt hatte, dass er doch keine Angst zu haben brauche. Im Hintergrund des Abteils steht dann ein Mann auf und wehrt sich über diese Art der Behandlung. Er konnte nicht schweigen. Er war selbst Offizier und stellte sich dem Soldaten in den Weg. Er ließ sich mitnehmen für den jungen Mann, der sich nicht ausweisen konnte. Es gab kein Erbarmen. Ein Film, der von der Jury als „Bester Film“ ausgewählt wurde und das auch hochverdient in diesen Zeiten der neuen Kriege auf der Erde! Dieser Film ist eine Erinnerung an das Aufstehen, sich wehren und auch an das wahllose Sterben von unschuldigen Zivilisten in Zeiten des Krieges!

Ferdinand Fries zitiert Martin Niemöller, der geschwiegen hatte als die Nazis die Menschen abholten. Als der Theologe abgeholt wurde, war keiner mehr da, der protestierten konnte. Ein bewegendes Zitat. Das Publikum hatte es schweigend verarbeitet. Niemöllers Worte waren an der richtigen Stelle angekommen. 

Die Auszeichnung als „Best Film“ – Bester Film – ist hochverdient! 

Herzlichen Glückwunsch!

Trotz allem hätte auch der nächste Titel gewinnen können, den dieser Animationsfilm hatte es ebenfalls in sich:

BEYOND THE FACE von der Slowenin Anja Resman. In knapp 10 Minuten entfaltet sich eine gesichtslose Puppenlandschaft. Die Erwachsenen waren allesamt gesichtslos, während der Sohn Augen hatte und einen Mund mit dem er sprechen konnte. Das wiederum sahen die Erwachsenen nicht gern. Eines Tages schenkt der Vater dem Sohn eine gesichtslose Maske und zwingt sie ihn aufzusetzen. Als der Vater stirbt und der Sohn im Alter die Wohnung auflösen muss, schaut er in den Spiegel und reißt sein Gesicht ab. Er sieht sich als Junge wieder und verschwindet in den Spiegel, wie bei Narnia in eine andere Welt.

Dieser fantastische besondere Animationsfilm ist sehr philosphisch. Allein die Idee der gesichtslosen Erwachsenen hatte mir gleich mitteilen wollen, dass es irgendwie auch stimmt. Viele Erwachsene meinen zu wissen, was sie tun. Die junge Generation wächst heran, muss sich den Erwachsenen fügen und in ihre Fußstapfen treten. Sie verlieren ihre Kindheit und sind gefangen im Erwachsensein. So richtig können sie keine eigene Entscheidungen treffen oder dürfen es nicht. Im Alter denkt man dann an die nostalgische Zeit zurück und hofft auf eine Rückkehr zur Kindheit, die aber verloren ist. Man sollte eben das Kind im Körper nicht verlieren, dann bewahrt man Frieden mit sich selbst und der Welt. Aber viele haben es wahrlich verloren. Nicht umsonst beherrscht wieder Krieg und Unordnung in vielen Teilen der Welt.

DUHOVI NA MOJIM LEDIMA von Nikola Stojanovic aus Serbien war noch ein letztes Drama auf dem Filmfestival, das sich mit dem Erwachsenwerden auseinander gesetzt hat.

Eine Teenagerin kommt mit der Situation nicht klar, dass ihre Großmutter gestorben ist, die sie abgöttisch geliebt hat. Gleichzeitig weiß sie nicht mit ihrem pubertären Körper und dem Tod umzugehen. Die laute Baustelle, die den Bau einer Autobahn direkt neben dem Friedhof wirkt metaphorisch auf das unordentliche innere Dasein ihres Körpers und ihre Gedanken.

Im Körper eines Jugendlichen ist es immer aufgewühlt. Mit vielen Dingen ist es schwer umzugehen, wie mit dem Tod enger Familienangehörigen. Gleichzeitig kommen Gefühle sich in jemanden unbedingt verlieben zu müssen oder hat es getan und will es halten. Viele Dinge prasseln auf einen ein. Der Film hat es in 14 Minuten geschafft das Leben eines pubertären Mädchens auf unnachahmlicher Art zu verpacken. Sara kommt ins Reine mit sich und ihrem Körper, als sie am Abend einen Teller für ihre Oma auf den Tisch stellt und alle Familienmitglieder etwas zum Essen hineinlegen. Ein beeindruckender Kurzfilm, der auch nach vielen schweren Filmen noch einmal ein kleiner philosophischer frischer Happen war.

Dann um 22 Uhr war Schluß im Wettbewerb. Einige blieben noch im Bistro. Ich war erstmal froh nach Hause fahren zu können. Ich hätte nicht gedacht, dass es doch sehr anstrengend sein kann zwölf Stunden im Kino zu verbringen, wo ich Kinos schon seit Kindheit liebe. Ich habe jeden Film genossen und kann das Filmfestival nur jedem empfehlen. Denn es war sichtlich anstrengend. Aber ich habe jeden Film genossen und würde es wiederholen. Und das Filmfestival war ja noch nicht zu ende. Der Höhepunkt kam am Tag 3 bei der Verleihung und den nachfolgendem Programm.

Tag 3

Um 15 Uhr begann die Preisverleihung und Abschlusszeremonie für den Studentenwettbewerb und für den Hauptwettbewerb. Die Filme waren nicht einfach auszuwählen gewesen, aber gut von beiden Jurys gut gewählt worden.

Gewinner des Studentenwettbewerb:

Bosnia Herzegovina Looks Around Festiva-Student Award

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Die Schüler und Schülerinnen vom Berufskolleg Bottrop

Von links: Phil Kupka, Marijana Aleksic, Dimitrios Lallos, Ahmad Amo, Max Beyer

haben folgende Auswahl getroffen:

SUTRA ĆEMO KUPITI RIBICE / WE’LL BUY THE FISH TOMORROW von Sara Ristić

Begründung der Jury:

Diese Auszeichnung geht an einen Film, der sich mit familiären Konflikten und der Suche nach Akzeptanz in einer schwierigen Lebenssituation auseinandersetzt. „We’ll Buy the Fish Tomorrow“ thematisiert die Auswirkungen von Vorurteilen und familiären Zerwürfnissen und zeigt, wie diese die Beziehung zweier Schwestern prägen. Besonders bewegend ist die Auflösung durch die Perspektive der älteren Schwester, die ihre Ausgrenzung und ihren Schmerz nachvollziehbar macht. Solche Geschichten sind wichtig, da sie Einblicke in die Herausforderungen marginalisierter Menschen geben. Die kreative Umsetzung der Geschichte hat uns insgesamt überzeugt. Für ihre Leistung möchten wir dem gesamten Team um die Regisseurin Sara Ristić herzlich gratulieren. Die „Besondere Erwähnung“ an: „We’ll Buy the Fish Tomorrow“!

THE STRANGER von Milorad Milatović

Begründung der Jury:

„The Stranger“ ist ein Film, der die kleinen, oft übersehenen Momente des Alltags einfängt und dabei das Mitgefühl und die Verbundenheit zwischen Menschen betont. Besonders beeindruckend wirkte der Film durch
die schauspielerische Professionalität und Überzeugungskraft der Darsteller, die jede Szene authentisch und emotional greifbar gemacht haben. Ein Taxifahrer, den wir durch seine Nachtschicht hindurch begleiten, begegnet den Problemen seiner Fahrgäste mit Verständnis und Fürsorge, wodurch der Film eine starke Botschaft der Menschlichkeit und Solidarität vermittelt. In einer Zeit, in der oft Anonymität und Gleichgültigkeit dominieren, erinnert dieser Film daran, wie wichtig es ist, einander zuzuhören und Unterstützung zu leisten. Diese Kombination aus schauspielerischer Qualität, emotionaler Tiefe, technischer Präzision und gelungene Regiearbeit macht „The Stranger“ für uns zum besten Film der diesjährigen Auswahl. Der Preis für den besten
studentischen Kurzfilm geht an den Regisseur Milorad Milatović und sein Team!

Gewinner des Hauptwettbewerb:

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THE MAN WHO COULD NO REMAIN SILENT von Nebojša Slijepčević

Begründung der Jury:

In nur 14 Minuten entfaltet der Film die universelle Kraft von Mut, Angst und vor allem Menschlichkeit. Mit subtiler Regie und kraftvoller Erzählkunst, unterstützt von beeindruckenden schauspielerischen Leistungen, wird dieses Werk zu einer bewegenden Hommage an TomQ Buzoy Regisseur Slijepčević hält uns aus der Perspektive eines zögernden Beobachters einen Spiegel vor und fordert uns auf, unsere eigene Verantwortung in Momenten der Ungerechtigkeit zu hinterfragen: Erheben wir unsere Stimme oder bleiben wir schweigende Zuschauer? Der Film hat uns tief berührt und uns den Mut gegeben, heute hier zu sprechen. Wir möchten unser Mitgefühl für alle Menschen ausdrücken, die momentan unter den Schrecken des Krieges leiden. Wir sehnen uns nach Frieden und hoffen darauf, dass Gerechtigkeit ihren Weg findet und die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden.

MIA SAN MIA von Sabahet Džafica

Begründung der Jury:

Von Anfang an waren wir uns einig: Dieser Film verdient eine Auszeichnung. Er hat uns alle tief berührt und hinterlässt einen bleibenden Eindruck, den wir nicht so schnell vergessen werden. Einstimmig waren wir der Meinung: Dieser Film muss gesehen werden. Mit diesem Preis möchten wir die Aufmerksamkeit auf ein Werk lenken, das so wertvoll wie schmerzhaft ist- und doch, trotz aller Schwere, Hoffnung schenkt. Die Entscheidung des Regisseurs, der Familie in ihrer intimsten und verletzlichsten Situation so nah und sensibel zu begegnen, dabei stets einfach und direkt zu bleiben und bewusst auf Effekte zu verzichten, verleiht dem Film eine ungekünstelte Ehrlichkeit. Es ist genau dieser authentische Ton, der das Werk so kraftvoll und zutiefst menschlich macht.

CHRONICITY von Aleta Rajić

Begründung der Jury:

In nur vier Minuten entfaltet sich in rasantem Tempo eine visuell beeindruckende Kettenreaktion aus einer scheinbaren Banalität hin zu nichts Geringerem als dem Ersten Weltkrieg. Mit meisterhaft inszenierten Übergängen zeigt der Film, wie alltägliche – und vor allem menschliche – Handlungen unaufhaltsam von einer zur nächsten führen. Der Regisseurin, die die Animationen sellbst geschaffen hat, gelingt es, mit ihren skizzenhaften Zeichnungen eine beeindruckende Fragilität und Unvorhersehbarkeit des Lebens darzustellen. Dieses Werk erinnert uns daran, wie zerbrechlich die Welt ist und wie unwillkürlich oft der Lauf der Dinge erschein

Anschließend gab es nach einer kleinen besonderen Rede von Samir Corkadi und seiner Liebe zu U2 und die Jugend der von Matt Damon und Ben Affleck produzierte Dokumentarfilm „Kiss the Future“.

Der Dokumentarfilm behandelte Sarajevo in Zeiten des dreijährigen Krieges und der Belagerung durch serbische Truppen, die wahllos Zivilisten umgebracht haben, die nur zum Einkaufen gingen. Permanent waren die Einwohner und Einwohnerinnen dem Krieg ausgesetzt. Aber sie haben es geschafft. Der Westen hat viel zu lange gewartet um zu helfen und ist bis heute die Meinung in Bosnien-Herzegowina. Das lange Warten bis zum Eingreifen hat viele überflüssige Tote gegeben. Auch heute wartet Europa wieder viel zu lange, statt zu unterstützen.

Während der ganzen Zeit der Belagerung hat Vesna Andree Zaimovic als Journalistin für die Welt draußen über Sarajevo berichtet und dabei auch ihren zukünftigen Mann Senad kennengelernt. Ihre Liebesgeschichte wurde in der Dokumentation verarbeitet und waren der rote Faden neben der Band U2. Sie hatten eine Welttournee zu der Zeit und entschieden ein Sprachrohr zu werden für die Bewohner von Sarajevo bis die Fernsehgesellschaft nicht mehr mitspielen wollte. Bono gab aber auch nicht auf. Jedes Konzert war emotional für die Band die Menschen zu sehen, wie sie dort dem Terror ausgesetzt sind und so entschieden sie nach dem Ende des Krieges in Sarajevo im Stadion zu spielen. Sie versprachen, dass wenn der Krieg zu Ende ist, nach Sarajevo zu kommen, um im Stadion aufzutreten. Für die Menschen aus Sarajevo war die Band in dem Moment der Phönix, der aus der Asche aufsteigen lässt. Bono und seine Band U2 waren der Neuanfang, der von den Bürger und Bürgerinnen in ganz Bosnien-Herzegowina gefeiert haben. Ein Neuanfang in Frieden war möglich. Das Paar Zaimovic heiratete noch während der Belagerung. Die Hochzeit hätte auch blutig enden können. Über die Situation und ihre Zeit, auch während der Filmaufnahmen sprechen sie nach der Aufführung auf der Bühne mit Aida Demirovic-Krebs.

Die damalige Journalistin in Sarajevo und heutige Botschafterin von Bosnien-Herzegowina Vesna Andree Zaimovic mit ihrem Mann Senad, sowie auch den Botschafter von Bosnien-Herzegowina in Berlin Dr. Damir Arnaut erklärten auch ihre Gedanken über die Gegenwart und Zukunft des Landes.

Auf der Bühne war auch Professor Dr. Markus Koller für Osmanische Geschichte und Türkei an der Ruhr-Universität in Bochum. Er erklärte, dass vieles aus der Vergangenheit wichtig ist zu wissen, um solche Situationen, wie der Krieg in den 1990ern nicht neu entstehen zu lassen. Es war ein interessanter Austausch, der im Bistro weitergeführt wurde.

Alle auf der Bühne beteiligten Gäste und Moderatoren vereint auf einem Foto

Zum Video der Gesprächsrunde:

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Zum Film “Kiss the Future”:

Trailer: Kiss the Future | Official Trailer (2024)

Zum Film : Prime Video: Kiss The Future

Auf der Berlinale 2023: „Kiss the Future“ | Press Conference Highlights | Berlinale 2023

Nach der Preisverleihung und vor dem Film konnten die Schüler und Schülerinnen des Mediengestalter-Kurs des Berufskolleg mit Jan Lachnicht noch einige Interviews führen, die ich als Making Of mit in meine Aufnahmen reingepackt habe. Irgendwann sind sie auch auf dem Youtube-Kanal des Berufskolleg zu sehen. Und vielleicht macht eine andere Schule im Ruhrgebiet das in der Form auch nach. Ich finde es innovativ und spannend für die Jugendlichen sich in einer solchen Form engagieren zu können.

Ich war am Abend genauso durch wie Samir Corkadi, aber ich hab ihn noch um ein paar Worte gebeten. Nach dem Filmfestival ist vor dem nächsten Filmfestival. Die Fühler werden schon ausgestreckt. Ich werde ihn auf jeden Fall im Frühjahr nochmal für einen Podcast krallen, um über die Nachwehen des letzten und Vorwehen des nächsten Bosnien-Herzegowina Looks Around Filmfestival zu sprechen. Ich kann nur hoffen, dass nächstes Mal auch hohe Persönlichkeiten aus der Deutschen Politik sich zeigen und mehr Filmpublikum anwesend sein werden. Das hätte ich gern schon bei den Botschaftern von Bosnien-Herzegowina gehabt.

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FAZIT

Alles im Allem war ich überrascht über die Filme. Ich habe die bosnische Herzlichkeit aller Anwesenden gespürt. Selfies machen, war überhaupt kein Problem. Keine Eitelkeiten, keine Prominenteneitelkeit. Jeder war nahbar, auch die Botschafter. Es war ein besonderes Fest mit tollen Filmen, das ich nächstes Jahr mir mit Sicherheit wieder ansehen werde, nach dem ich es erst dieses Jahr erfahren habe, dass es das im Ruhrgebiet gibt. Ich empfehle jeden Filmliebhaber einfach mal vorbei zu schauen. Kritisch habe ich jedoch die Technik gesehen. Denn am ersten, wie am zweiten Tag gab es mehrere Male technischen Ausfall, auch funktionierten leider nicht die Untertitelfunktionen bei MIA SAN MIA. Aber ich habe schon mitbekommen, dass es neue Geräte geben wird. Das Filmforum wird saniert und den modernen Gegebenheiten angepaßt. Na für das einzige Kino der Stadt sollte es doch wohl möglich sein da mal ein paar Kröten übrig zu haben. Allein aus „innovativen“ Gründen für die Innovation City sollte es trotz Schuldenberge doch möglich sein. Und das tut es. Vom Leiter der VHS habe ich erfahren, dass es besser wird. Insgesamt sollte da noch die Mikrofontechnik verbessert werden und ansonsten bin ich zufrieden gewesen. Also es lohnt sich nächstes Jahr mit mir in die Kinosessel zu pupsen und sich an die neuen Filme aus Bosnien-Herzegowina und Umgebung zu erfreuen!

Ich bin ein Kinogänger, ein Filmnarr, schon als Kind war ich auf einer Fußbank von meinem Vater in der Bottroper Schauburg hochgestellt worden, damit ich Godzilla auf der großen Leinwand von der Sicht der Kamera aus sehen konnte. Ich bin kein Regisseur, Filmschauspieler, Drehbuchautor oder Kameramann geworden. Die Filmindustrie ist ein weites, auch schwieriges Feld. Kleine Länder haben es nicht einfach. Aber mit Kunst und Kultur kann ein Land sich darstellen, sich zeigen in der Welt, was die Bevölkerung fühlt, denkt, welche Dinge sie ausmachen, was sie bewegt. Wir selbst drehen uns in Deutschland hauptsächlich nur noch im Kreis von Tatort, Wasserschutzpolizei, Arztfilme, Big Brother und Soko, die 5000. Folge von Gute Zeiten, Schlechte Zeiten. Aber es gibt so viele andere wichtige Dinge, die gezeigt werden können. Die Filme des Festivals haben es vorgemacht. Und sie sollten definitiv irgendwo ausgestrahlt werden, einem Publikum näher gebracht werden, nicht nur die Siegerfilme.

Und als letztes Fazit muss ich noch das Publikum ansprechen, dass trotz der vielen Werbung eher fern blieb. Nochmal: Es sind tolle Filme dabei. Man muss bei freiem Eintritt nicht den ganzen Tag sein, aber sich an einigen Filmen erfreuen und nachher mit Freunden und Bekannten drüber diskutieren, lohnt sich. Achja: Bitte noch ein paar hohe Politiker und Politikerinnen auf die Bühne aus Deutschland, dann bin ich zufrieden.

Wer den Videopodcast von mir über das Filmfestival sehen oder den Podcast hören möchte:

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Ich würde mich freuen, wenn wir uns beim 8. Bosnien-Herzegowina – Filmfestival wieder sehen werden! Ich bin schon jetzt gespannt, was sich die Regisseure, Drehbuchautoren einfallen lassen und welche Filme Samir Corkadi auswählen wird.

Unterschätzt wird wahrscheinlich auch der Pool der Sponsoren & Kooperationspartner. Natürlich ist der Verein Aktion Leben und Lernen in Bosnien e.V. an erster Stelle und die Stadt Bottrop mit Oberbürgermeister Bernd Tischler als Schirmherr, sowie das Kulturamt der Stadt Bottrop, aber auch Firmen und weitere Institutionen und Vereine, wie AMANET – Deutsch-Bosnische Initiative NRW e.V., BingoSystems, die bosnische Bäckerei Alisa, Dorstener Str. 550 in Oberhausen, sowie Edeka Abaza, das Theater Oberhausen, natürlich das Berufskolleg der Stadt Bottrop und der Regionalverband Ruhr mit dem Ministerium für Kultur und Wissenschaft, nicht zu vergessen ist das Filmforum der VHS Bottrop und die finanzielle Spritze von der Stadtsparkasse Bottrop. Und auch die katholische Kirche mit dem Bistum Münster unterstützt das Filmfestival. Als Unternehmer werde ich das nächste Mal mit auf der Liste der Sponsoren sein.

Weitere Infos direkt auf der Seite des Vereins Aktion Leben und Lernen in Bosnien e.V.

www.aktion-bosnien.eu

und dem Bosnien-Herzegowina Looksaround Filmfestival:

www.bih-looksaround-festival.eu/Festivals/bihlaff-2024

Ich muss aber noch herzlich die Inhaberin Melanie Kurz-Meusel und ihr Personal vom Bistro im Filmforum Bottrop erwähnen. Immer lächelnd, immer nett, immer ein offenes Ohr, kompetent und sofort waren die Leckereien auf dem Tisch von Nüssen bis zum Flammkuchen, Pizza oder die hauseigene vegane Chilli Con Carne. Alles war lecker auch die Gemischte Tüte! Alle haben sich wohlgefühlt und mochten das große Jausenbrett, denn die Inhaberin ist gebürtige Österreicherin und bringt einen Alpenhauch in die Haldenberge des Ruhrgebiets. Ich fühlte mich dort sehr wohl. Da kann man auch mal hin ohne das ein Kinofilm läuft: „Kurz vorm Kino“

Öffnungszeiten:

Donnerstags bis Samstags von 18:00 Uhr bis mindestens 23:00 Uhr

Bei Reservierungen, Fragen oder Anregungen erreicht ihr uns unter:

Blumenstraße 12-14

46236 Bottrop

Tel: +49 151 684 648 31
info@kurzvormkino.de

www.kurzvormkino.de

Melanie Kurz-Meusel und ihr Jausenbrett
Sie haben den dritten Abend gemeinsam gerockt! Danke!

P.S.:

Ich entschuldige die Schreibeweise der bosnischen Namen ohne Haken, Dachzeichen etc, Ich wollte einen flüssigen Text auch für die Google-Suche machen in Deutschland. Die richtige Schreibweise ist auf der Internetseite des Filmfestivals zu sehen.
Die Filmposter sind ebenfalls zur bildlichen Untermalung des Blogbeitrags und der jeweiligen Filme mit freundlicher Genehmigung von Samir Corkadi übernommen worden von der Internetseite des Filmfestivals.

FOTOS von den drei besonderen Tagen:

Zwischen der Botschafterin von Bosnien-Herzegowina aus Spanien Vesna Andree Zaimovic (rechts) & ihrem Ehemann Senad
Mit Botschafter von Bosnien-Herzegowina aus Berlin Dr. Damir Arnaut
Mit Bojana Vidosavljevic & Moderatorin Jasmina Music (rechts)
mit Borislav Banjac und Sabehet Dzafica (rechts, Regisseur von Mia San Mia)
Künstlerischer Leiter Samir Corkadi und seine Lieblingsband U2
Anregende Diskussionen im Kinosaal vom Filmforum
Die Schüler vom Berufskolleg machen noch Interviews. Hier mit Regisseur von Mia San Mia Sabahet Dzafica
Die Deutsche Welle interviewt den künstlerischen Leiter Samir Corkadi
Flaschengefühle im Kinosaal, beim Zuschauen des Interviews mit den Schülern vom Berufskolleg. Jan Lachnicht warf einen fragenden Blick zur Flasche, die alles in sich aufsaugte aus der ich anschließend trank