Wat is „Tacken“ im Ruhrpott?

Wenne mehr über dat Ruhrpottwort „Tacken“ wissen wills, musse dat längere Youtube-Video glotzen. Ansonsten tut et auch die Kurzform, abba die lange Form is interessant!

Auf Facebook findet ihr mein Kurzvideo. Liken und Teilen erwünscht;-): https://fb.watch/7ORhefxhzF/

Du kannst dat abba auch lesen, wennet dir lieba is:

Tacken = Groschen, Mark, Centstück, Kleingeld, Münze, Münzeinheit. Im Ruhrpott auf jeden Fall früher für dat 10-Pfennig-Stück. Da konntese anne Bude abba noch wat für kriegen. Wenn nich, hasse zehn Tacken inne Hand genommen, dann hasse die Insulinspritze kriegen müssen, damit dat mit dem Zucker widda inne normale Bahn geht. Heute is et dat 10-Cent-Stück. Da krisse, glaub ich nich ma mehr Esspapier für.

Jetz komm ich ma zur Herkunft:

Et gibt die Gemeinde Tacken. Dat is ein Ortsteil der Gemeinde Groß-Pankow im Landkreis Prignitz in Brandenburg, eingemeindet in Wolfshagen mit 95 Einwohner. Die hat abba nich Schuld anne Bezeichung des Groschens. Also streich ich ma die Herkunft aussa Gemeinde Tacken.

Da gibbet noch die Möchlichkeit einem Österreichischen Wort abzustammen: Eine Tacke is im Ösiland eine aus grobem Flechtwerk oder Gewebe aus Bast, Binsen, Schilf, Stroh, synthetischen Fasern bestehende Unterlage. Hier sowat wie ein Kaffeegedeck aus Stroh. Ich denk ma, dat die eingewanderten Ösikumpels dat bestimmt nich mitgebracht haben. Ich mein dat Wort Tacken, nich dat Kaffeegedeck.

Wofür abba steht „Tacken“`?

Et gibt tatsächlich zwei Bedeutungen, wobei der Duden dran vorbeigeht und dat Wort auch noch als kaum benutzt im Sprachgebrauch ansiedelt. Der Duden sacht: für kurze, harte, auch schnelle und regelmäßig aufeinanderfolgende Geräusche von sich gebend. Dat kannze auch beim Furzen haben oder bei geschlechtlicher partnerschaftlicher Aktivität, wenne dat genau nimms. Abba der Duden is vornehm und sacht wat von Lärm, z.B. eines Maschinengewehrs (Tack, Tack, Tack). Da war ein Gremium, wat da wohl nich richtich nachgeguckt hat, behaupte ich ma.

Die Variante 1:

Der Tacken is im Pott, wenne mal wat pumpen muss, frachse einfach: Schieb ma nen Tacken rüber. Dat sind dann aber keine paar Centmünzen, obwohl dat eigentlich eine 10-Cent-Münze, wat früher im Sprachgebrauch im Ruhrgebiet die 10-Pfennig-Münze war oder auch Groschen genannt wurde hier. Tacken heißt dann in der Allgemeinen Geldsprache auch mal mehr als 10 Euro, inne Kneipe dann eher eine Runde schmeißen, oder eben Geld leihen.

Anne Bude hasse früher für einen Tacken, also einen Groschen (10-Pfennig-Münze) noch ein bisken wat mehr für die Naschtüte gekriecht. Heute musse da 10 Tacken hinlegen. Wenn im Rechnen bewandert bis: Dat is dann 10 Mal 10: 1 Euro. Dann wird die Tüte zumindest so voll, wie früher. Kinners, waren dat noch Zeiten…

Et soll nachforschlich ausser Münsterländischen Geheimsprache stammen, nämlich der Masematte. Da taucht dann die Wendung auf: „Tacken aufe Patte haben“ wat soviel bedeutet, wie „Geld im Portemonnaie haben“ auf Hochdeutsch mit Französischer Geldbörse vornehm ausgedrückt. Kannse auch inne neuen Rechtschreibung Portmanee schreiben, wenn ich nicht irre. Und interessant zu wissen: im Westfälischen Familienjüdisch war ein „Tack“ ein „Groschen“.

Ich behaupte ma, dat et hier vielleicht eher vom Wort „Token“ kommt, obwohl dat nich belegbar is, nur logisch ableitbar. Könnta mir glauben oder nich:

Der Ursprung kann sein dat der Übersetzer von Mark Twain „Huckleberry Finn“ den vorkommenden „Token“ als „Tacken“ übersetzt hat irgendwo im Text. Und die Jugendlichen, wennse dat gelesen haben, dann in ihrem Sprachgebrauch übernommen haben. Und der Ursprung is ein anderer, der in der Zeit spielt, wo der Roman zeitlich angesiedelt ist.

Denn Token is eine Scheidemünze, die nicht von der Staatlichen Seite in Großbritannien oder den USA geprägt wurde, sondern von Privaten Kaufleuten und Gesellschaften. Die Herstellungskosten von Kleinmünzen waren für diese Regierungen einfach zu hoch zwischen 1833 bis 1843. Im Handel waren Kleinmünzen abba wichtich. Deswegen haben die dat selbst rausgehaun. Schon im 17., auch im 18. Jahrhundert gabet ähnliche Schwierigkeiten für Kleinmünzen. Da gabet Kriege in Europa, wo die Rohstoffe statt für Münzen eher in Kanonen- und Gewehrkugeln ging oder in Kirchendächer als in die teuren Münzherstellung. Dann gabet Rohstoffmangel, weil woanders wichtiger war Kupfer zu verwenden, auch Geldentwertung und Inflation und überhaupt brauchten Geschäftsleute trotzdem im Handel Münzbargeld. Da gabet eben noch kein virtuellet Konto bei der Bank oder ne Kryptowährung, die heute tatsächlich „Token“ heißt. Nich mit dem Bitcoin verwechseln! Abba dat gibbet auch. Damals so ab 1648 gabet den „Token“ aus Kupfer und Messing, im 18. Jahrhundert dann aus Kupfer mit einem geringen Nominalwert aufe Rückseite, z.B. die One-Halfpenny-Münze liegen. Et gab zwischen 17. Und 19. Jahrhundert durch Kriege der Rohstoffmangel und Staatliche Geldentwertung und hohen Herstellkosten, so dat z.B. Großbritannien und auch später die USA zu wenig Münzen im Umlauf hatten. So haben Privat- und auch Geschäftsleute, so wie ich, eigene Münzen geprägt, um ein Bezahlmittel zu haben: Dat hieß Token in Englisch. Und den gibbet heute noch als Kryptowährung, wie den Bitcoin.

Große Mengen an Token wurde während der Kriege gegen dat revolutionäre Frankreich geprägt, ab 1818 in England verboten und dann 1873 auch in den britischen Kolonien. In den USA nannte man die Hardtimes-Token.

Und dann gibbet ja noch eine besondere Bedeutung. Wahrscheinlich waren die Privaten Kaufleute, die den Token hergesetellen ließen allesamt Freimaurer, denn den aufe Münze wurd z.B. Konterfeis von denen abgebildet, wie Robert Burns. Vielleicht is dat deswegen auch verboten worden. Man weiß es nich, man weiß es nich….

So und jetz mach ich ma nen Schlenker. Token kann natürlich durche Allierten hier hängen geblieben sein. Die stationierten Engländer und Amerikaner haben damals für Münzen den Token bestimmt noch im Sprachgebrauch gehabt. Und wenn die eine Zigarette anne Bude kaufen wollten, haben die noch gehandelt. Und so haben die dann für 1 Zigarette, die gabet damals ja auch noch lose ohne Verpackung einzeln für einen Token bekommen. Wenn der Trinkhallenbesitzer jetz auch noch durch ne unmittelbare Granate die Ohren nich mehr auf 100 Prozent hatte, hat der wohl „Tacken“ verstanden. Und so hat sich dat im Pott rumgesprochen. Denn die Amis und Insulaner haben dat ja nich nur an einem Kiosk gekauft. So kostete 1 Zigarette damals bestimmt 1 Groschen bzw. 10 Pfennich. Kannse mir glauben oder nich. Ich glaub dat einfach ma.4

Variante 2: Die andere Bedeutung von „Tacken“ aus „Zacken“

Deutschlandweit steht der „Tacken“ für „Etwas“, z.B leg mal n Tacken zu. Also geh „etwas“ schneller. Da hasset auch hochdeutsch. Et gibt da Internetseiten, die behaupten, datt dat deswegen aus Zacken stammt. Der Zacken ausse Krone. Ich behaupte mal: Nö. Könnte höchstens der Zahn unter der Krone sein. So kommt der Spruch: „Einen Zahn zulegen“ oder „Einen Zacken drauflegen“, schon der Idee nahe, woher dat kommt. Na ich weiß nich, ob da nich irgendein Zahnarzt die Idee hatte, dat so zu nennen. Aber ne, dat is völlich anders.

Im Frühjahr werden an den Kopfweiden die Tacken oder Täck abgeschnitten, sacht man. Wenne genau hingucks, sehen die Kopfweiden auch wie ne Krone aus und die Äste, wie Zacken, die ausse Krone wachsen. Könnte also von daher kommen. Zumal die eigentlich langsam wachsen. Dat stammt aussem Mittelniederdeutschen „Tak“, wat aussem germanischen „takkan“ stammt. Im Rheinischen und Niederdeutschen is „Tak“ als „Zweig“; „Zacke“, sogar „Hämorrhoide“ und im Niederländischen als „Ast“ zu finden. Im Hochdeutschen is der Ast durch „Zweig“ ersetzt worden.

Und dann gibbet noch ne Gewichtsunterteilung aufe Waage. Wenne dich jetz ma auf die Waage stells, so die alten, die noch die schwarzen Balken haben. Gestern hasse noch 100 kg gewogen. Heute 101 kg nachher Tüte Chips und 5 Bier. Dann hasse nen „Tacken“ zugelegt. Also „Etwas“ mehr an Gewicht zugelegt, oder et hat sich um einen kleinen Schritt „Etwas“ verschoben. Spielt keine Rolle, ob nach oben oder unten. „Etwas“ is so der große Bereich, den dat Wort „Tacken“ abdeckt und im Pott immer noch für die 10-Cent-Münze steht.

Doch da gibbet in der neuen Jugendsprache nochn Ding, der mich ausse Socken haut. Da les ich im Forschen nach, dat wenn du jetz aufm Donnerbalken sitzt und einen abseilst, dabei vielleicht noch wie ein Maschinengewehr tackerst und gleichzeitich mit jemanden chattes, auch „Tacken“ heißt. Dat kommt vonne Verbindung von „Texten“ und „Kacken“.

Jetz weiße Bescheid, also lass dat Smartphone ma wech aufm Pott. Im Pott kannse den Tacken ma anne Bude oder Theke vonne Kneipe ruhich noch sagen. Alle wissen, watte meins.

Mein Video kann dat allet gar nich so wiedergeben, wat ich jetz hier geschrieben hab. Ich mach dat ja spontan. Abba et is immer interessant auch zu hören, wenne et auf humorvolle Art wissen wills.

Glück auf Euer Ruhrpottologe André Brune

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Dat lange Youtube-Video zum Ruhrpottwort „Tacken“

Quelle:

Tacken – Wikipedia

Tacken | BTN Münzen (btn-muenzen.de)

https://www.familienbande24.de/wissen/nachwuchs/jugendlexikon/124.html

https://de.wiktionary.org/wiki/Tacken

https://www.duden.de/rechtschreibung/tacken

https://www.wortbedeutung.info/Tacken

Token (Münze) – Wikipedia

Josef Fellsches/Rainer Küster: Bochumer Wortschätzchen, Verlag Mayersche Buchhandlung, 7. Auflage

Peter Hannen: Wo kommt dat her?, Greven Verlag Köln, 2018

Ruhrpott-Gedicht „Dat Büdchen“

Autor Michael Göbel – vorgelesen vom Ruhrpottologen André Brune

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Dat Büdchen – Gedicht und genehmigte Veröffentlichung von Michael Göbel