Ein Schubin und die Bergbaukultur in der Ukraine

Im Podcast haben wir den Berggeist Shubin nur kurz angesprochen. Natalia Lubenska hat einen interessanten Text über die Bergbauregion des Donbass dazu beigesteuert, den ich hier nun im Blog veröffentliche und auf den Podcast nochmal hinweisen möchte:

 UKRAINEBILD PODCAST #3 – Shubin & die drei Königinnen 

Bergbauregion Donbass

Die Ukraine besitzt mit dem Donbass eines der größten Steinkohlebecken der Welt. Das Donezker Kohlebecken ist die größte Bergbauregion der Ukraine. Sie vereinigt drei Oblaste, das ist eine Bezeichnung, wie in Deutschland „Bundesland“. Die Oblaste Donezk, Lugansk und Dnipropetrowsk werden zusammen Donbass genannt. Seit den Anfängen des „Donbass-Krieges“ 2014 befinden sich Donezk und Lugansk teilweise unter russischer Besatzung.

Die Administrative des Donezker Oblast, die Hauptstadt Donezk, hat seit 1987 mit Bochum eine Städtepartnerschaft. Beide Städte, Bochum mit Nordrhein-Westfalen und Donezk mit den Oblasten des Donbass besitzen sehr viele Ähnlichkeiten.

Die erstes Steinkohle im Donbass wurde vor 300 Jahren gefördert. Die meisten Großstädte im Donbass sind, vergleichbar wie die Städte des Ruhrgebiets in Nordrhein-Westfalen, in der Ära der Industrialisierung entstanden. Donezk ist die Stadt der Bergwerke, Kokereien, Bergehalden und mit ihnen neu entstandenen verbundenen Legenden.

Die Legende von Shubin

Eine der berühmtesten Legenden erzählt über den Berggeist mit dem Namen Shubin (ausgesprochen Schubin). Es gab auch eine spezielle Biersorte „Dobry Schubin“ (deutsch: Guter Schubin). Der Berggeist und seine Legende sind nur im Donbass bekannt.

Der Berggeist ist ein greiser Zwerg. Er lebt unter Tage. Er ist gut zu den Bergleuten, kann aber auch böse sein. Er zeigt den Bergleuten den abzubauenden Flöz mit viel Kohle oder hilft bei schwierigen Situationen, wie kommende Methanausströmungen oder Brüche des Hangenden (Bergbrüche). Geizigen Bergwerksbesitzern oder Bergleuten, die ihm kein Wasser geben, bestraft er kurzerhand, indem er nicht warnt, wenn das Hangende auf den Kopf zu fallen droht.

Bergbauberuf Pelzmantelträger

Der Name „Shubin“ wird von einem alten Bergbauberuf abgeleitet und heißt wörtlich übersetzt: Pelzmantelträger. Schuba ist auf Deutsch ein Pelzmantel. Im Bergbau war es ursprünglich ein besonderer gefährlicher Beruf. Heute ist er vergleichbar mit dem modernen Wort „Wettermann“.

Aufgabe eines Schubins

Die Aufgabe eines Schubins war es, das Grubengas zu entdecken. Er ging mit einer brennenden Kerze zu den alten Strecken, um kleine Explosionen zu provozieren. Diese gefährliche Maßnahme konnte verhindern, dass sich das Gas ansammelt und ein großer Grubenbrand entsteht, wo viele Bergleute dann ihr Leben gelassen hätten. Aber ein Schubin war immer dem Tode nahe bei der Aktion eine brennende Kerze in den Schacht zu halten. Zum Schutz drohender Brände, in denen ein Schubin hätte verbrannt werden können, trug er einen dicken Pelzmantel aus Schafsfell. Das Fell wurde mit Wasser durchtränkt und im Inneren des Mantels getragen, damit der Pelzmantel nicht brennt und der Schubin starke Verbrennungen überstehen konnte.

Tormozok – Kurze Bremse

Im Donbass, sowie im Ruhrgebiet, gibt es eine eigene Bergbausprache. Ein Beispiel: Eine Mahlzeit zum Mitnehmen heißt auf Ukrainisch „Tormozok“, auf Deutsch übersetzt „kleine Bremse“. Das bedeutet die Bergleute haben etwas Essen unter Tage mitgenommen, um auf eine kleine Bremse zu treten, dass heißt eine kurze Pause einzulegen, um wieder zu Kräften zu kommen. So etwas, wie „Knifte“ im Ruhrgebietsdialekt.

Heilige Barbara – Schutzpatronin der ukrainischen Bergleute

Für die ukrainischen Bergleute steht die Heilige Barbara ebenso als Schutzpatronin der Bergleute zur Seite, wie in Deutschland, Polen oder Frankreich auch.

Text: Natalia Lubenska 

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