Ruhrgebiet-Künstler Many Szejstecki aus Gelsenkirchen I Interview mit den Nachlassverwaltern Roland Szejstecki & Lukas Schepers I +Videopodcast I +Fotogalerie I +Podcast Folge #80

Many Szejstecki, Erschaffer von einer besonderen Bergbaupanorama-Kunst, war ein über die Grenzen der Stadt Gelsenkirchen hinaus bekannter Künstler und Bergmann, der 2016 verstarb. 2024 bekam er von der Stadt Gelsenkirchen, wie ich sie nenne, einen Ehrenstein.

Vor Ort sprach ich mit seinen Sohn Roland und Kunsthistoriker Lukas Schepers, die seinen Nachlass verwalten, über deren Gefühle bei diesem Anlass, der noch nie stattgefundenen Ehrung. Innerhalb einer Stadt des Ruhrgebiets ist diese Aktion für ihre über die Stadtgrenze hinaus bekannten Bürger und Bürgerinnen etwas einmalig Besonderes.

Dort schlug ich beiden auch vor, Many Szejstecki einen kompletten Podcast zu widmen mit ihnen als Gesprächspartner. Seine unnachahmlichen Bergbaupanoramawerke hängen in wichtigen Museen innerhalb des Ruhrgebiets und lassen Betrachter und Betrachterinnen erstaunen, wie er über und unter Tage in verschiedenen Perspektiven in seinen Werken inszenierte.

Der Videopodcast mit einigem Bonus-Bildmaterial und dem Hinweis von Roland Szejstecki zu einer besonderen Projektidee im Anhang:

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Der Podcast zum Hören:

Erst bei der Extraschicht 2023 stolperte ich über die faszinierenden Werke von Many. Ich habe mir damals den beeindruckenden Film der 3D-Künstler aus Dortmund mehrmals angesehen. Der Verein dersalon.ruhr.e.V.  unterstützte das 3D-Projekt more.many maßgeblich.  Roland hat mich damals beim herausgehen erkannt. Er folgte mir seit längerem auf Instagram. Wir gingen nochmal in die Extraschicht-Ausstellung, wo er mir das Panorama-Bild der Zeche Westerholt kurz erklärte. Zufällig entdeckte er mit mir noch ein ihm unbekanntes Bild seines Vaters an der Wand. Anschließend arrangierte er ein Interview mit den 3D-Künstlern „Tremoniacs“. Wir blieben seitdem in Kontakt.

Warum ist der Künstler Many Szejstecki für das Ruhrgebiet so wichtig?

Many Szejstecki war nicht nur Künstler, sondern von Beruf Bergmann. Ohne seine Ausbildung zum Bergmann wäre er nicht der Künstler geworden, der er wurde.

1931 wurde er in Breslau geboren. Mit 15 kam er nach dem zweiten Weltkrieg nach Dortmund und fing als Bergmann auf Minister Stein für ein Kilo Schweinefleisch an. Mit 24 wurde er schon Reviersteiger und hatte 200 Bergleute unter sich. Nach 40 Jahren ging er in Pension und war stolz niemanden auf Schicht durch Unfälle verloren zu haben. Das ist äußerst selten in einer Zeit, wo der Arbeitsschutz noch nicht so hoch war, wie es heute der Fall ist bzw. in Deutschland im Steinkohlebergbau zuletzt bis 2018 war.

Mitte der 1950er Jahre begann er zu zeichnen. 1976 gründete er mit befreundeten Künstlern die „Werkstatt“ in Buer um Kunst zu machen und gleichzeitig zu präsentieren. Mit seiner Leidenschaft als Autodidakt Kunstwerke zu erstellen, befreite er sich vom täglichen harten Job unter Tage. In seinem privaten Atelier, nur 100 Meter von seiner Arbeitsstelle Zeche Westerholt entfernt, werkelte er oft genug bis tief in der Nacht an seinen Bildern.

Als Reviersteiger waren auch Markscheidepläne wichtige Dokumente, die für die Arbeit Unter Tage wichtig waren. Ab Anfang der 1980er Jahre wurden genau diese Pläne in Manys Kunst mit einbezogen und die ersten Bergbaupanoramen entstanden.

In diesen Bergbaupanoramabildern befreite er die Schichten unter uns von Gestein und ermöglichte den Betrachtern einen ganz anderen Blick auf die Ruhrgebietslandschaft. Nie zuvor hatte jemand so weit gedacht. Seine Werke waren keine Phantasie, sondern bis ins letzte Detail berechnet. 2024 legte die Stadt Gelsenkirchen Many Szejstecki einen Ehrenstein auf den Walk of Fame.

Many hat unglaubliche technische Bilder zur Veranschaulichung von Schachtanlagen, dem Gestein und die Ruhrgebietsstäde darüber mathematisch und filigran heraus gestaltet, wie niemand anderer sonst vor oder nach ihm.

Seine Kunst ist nicht nur für Kunstinteressierte sehenswert. Sie sind ein Geniestreich und Hingucker für Architekten, Geologen, Ingenieure, Bergleute, Touristen und Laien, die sich für das Ruhrgebiet interessieren, um bildlich zu sehen, was sich unter der Erde befindet und wie es aufgebaut ist und das ganz ohne KI oder anderen modernen Schnickschnack-Hilfsmitteln.

Das Ziel der Nachlassverwalter Roland Szejstecki und Lukas Schepers ist eine Dauerausstellung in die Zeche Westerholt zu bringen, wo Many Szejstecki, wie erwähnt bis zur Pension als Bergmann und Reviersteiger gearbeitet hat. Diese Idee und dieses Ziel wird mit Sicherheit weltweites Interesse erzeugen und Tourismus vor Ort bringen. Deswegen ist gerade Many Szejstecki für mich ein wichtiger Ruhrgebietsmensch, den ich hier im Blog bringen wollte und den ich leider persönlich nie kennenlernen konnte. Umso wichtiger ist es im nun nach dem Tod gebührend im Ruhrgebiet zu feiern für sein Wirken über die Jahrzehnte in unserem Revier.

Die „Werkstatt“

Für die Aufnahmen des Podcast haben wir drei uns in der „Werkstatt“ auf der Hagenstraße 34 in Gelsenkirchen-Buer getroffen. Seit 1980 ist die „Werkstatt“ zu einer wichtigen und bekannten Kultureinrichtung in Buer geworden. Der ursprüngliche Platz musste einem Supermarkt weichen, den es heute nicht mehr gibt.

Mittlerweile ist die „Werkstatt“ ein Verein geworden, der über das Jahr neben den wechselnden Ausstellungen, auch Musik- und Theateraufführungen inszeniert.

In der „Werkstatt“, wo unsere Videopodcastaufnahme im Juli stattfand, gab es zu diesem Zeitpunkt eine Ausstellung von Harald Lange. Der Verein macht im Jahr fünf bis sechs Ausstellungen.

Einmal im Jahr gibt es ununterbrochen seit 1977 immer einen „Werkstatt-Kalender“. Ein wichtiger Bestandteil um die Werkstatt zu finanzieren.

Die Bilder sind auf hochwertigem Büttenpapier gedruckt. Sie können einzeln herausgenommen werden und eingerahmt an der Wand aufgehängt werden.  Das Many so populär geworden ist, hilft auch der  Werkstatt mit ihren heutigen Künstler und Künstlerinnen.

Nachlassverwaltung Many Szejstecki

Many Szejsteckis Sohn Roland und der Kunsthistoriker Lukas Schepers verwalten den Nachlass. Zufällig traf Lukas Schepers 2020 auf Manys Werke als er seine Tante besuchte. Die Panoramen mit den filigranen Linien faszinierten ihn so, dass er mehr erfahren wollte über Manys Kunst. Ein Wikipedia – Eintrag machte ihn neugierig. Doch es gab keine vernünftigen Informationen über Many Szejstecki.

Er kontaktierte über die Werkstatt Roland. Sie waren sofort auf einer Wellenlänge und steckten fortan das Ziel Manys Kunst wieder in der Öffentlichkeit bekannter zu machen. Lukas erste Auseinandersetzung mit Many Szejstecki war ein ausführlicher Wikipedia-Eintrag. (Manfred Szejstecki – Wikipedia)

 
Kunsthistoriker Lukas Schepers

Lukas schrieb in seinem Studium eine wissenschaftliche Hausarbeit über Many Szejstecki. Er überarbeitete und ergänzte den ursprünglichen Wikipediaeintrag mit seinen neuesten Erkenntnissen.

Einige Panoramen hängen in renommierten Museen im Ruhrgebiet. Im Gladbecker Heimatmuseum auf Schloss Wittringen, im Bergbaumuseum Bochum und Ruhrmuseum Essen können die Werke bewundert werden. Außerdem entstanden Radierungen, Netzzeichnungen, Spiegelobjekte und vieles mehr. Genügend Kunst um über den Arbeiterkünstler Many Szejstecki eine Dauerausstellung einzurichten. Dieses Ziel verfolgen Schepers und Szejstecki intensiv. Auch Manys Witwe Brigitte würde sich darüber mit ihren 90. Jahren sehr freuen.

Roland Szejstecki erklärt Betrachtern sehr gern die Bilder seines Vaters Many

Lukas Schepers traf bei seinen Recherchen auf einen Berliner Architekten, der sein Bild für eine Dauerausstellung gern zur Verfügung stellen würde. Allerdings müsste es leider vorher erst restauriert werden, da es Transportschäden bekam.

Die breiten Panoramabilder drücken nicht nur einfach ein Landschaftsbild ab, sondern verbindet die Oberfläche mit der untertägigen Landschaft mit viel Phantasie, so doziert Lukas Schepers über die Bilder Many Szejsteckis.

Die Gesteinsbereiche, Stollen und Flöze unter einer Ruhrgebietsstadt darzustellen ohne ein modernes 3D-Meßgerät für Geologie besessen zu haben, zeigt die einmalige Genialität des Künstlers Many Szejstecki.

Die Bilder sind exakt ohne GPS berechnet. Das gab es zu dem Zeitpunkt auch noch gar nicht. Er hat mit den Markscheidern zusammen gearbeitet. Im Markscheidearchiven wurde über Jahrhunderte jeder Millimeter Unter Tage dokumentiert. Es wurde nicht einfach wahllos in die Erde gebohrt. Es musste exakt so abgeteuft werden, damit der Abbau von Kohle sofort an Ort und Stelle geschehen konnte. Es ist ja auch eine Geldfrage gewesen. Nur ein paar Meter daneben abgeteuft, war ein Schacht unrentabel. Als gelernter Reviersteiger konnte Many die Markscheidedokumente lesen und dreidimensional denken. Das verhalf ihm letztendlich zu den großartigen Bildern.

Als Laie kann man sich das nicht vorstellen, wie der Gedanke zur künstlerischen Verarbeitung kam. Allein in Gelsenkirchen haben ca 50000 Menschen unter Tage gearbeitet. Das künstlerisch zu erfassen und darzustellen ist einmalig!

Seine Bilder wurden bis nach Nottingham in Großbritannien, ins Deutsche Museum in München und in die Schweiz zu Einzelausstellung gebracht. Wenn es um Bergbau ging, war Many der künstlerische Ansprechpartner.

Zu seinem 77 . Geburtstag schrieb Many für seine Familie eine Autobiographie. Lukas wird sie irgendwann für die Allgemeinheit zugänglich machen.  Zur Zeit stellen sie eine Projektbroschüre mit dem Thema „Das Panorama des Ruhrgebiets“.

Austellungen werden weiter vorbereitet, wie 2023 in Oberhausen. In ganz Deutschland haben sie Werke wiedergefunden, zuletzt in Mainz. Die älteste gefundene Zeichnung stammt aus dem Jahr 1956.

Rolands Vater wäre stolz, was aus der Werkstatt geworden ist. Er war bekannt und beliebt bei den Gelsenkirchenern. Für die Nachlassverwaltung hat Many gebührende Personen gefunden. Sein Sohn Roland ist der Organisator und Netzwerker, während Lukas eher am Schreibtisch sitzt, alles gefundene verarbeitet, schreibt und Vorträge hält. Ihre jeweiligen Ideen ergänzen sich.

Der Kreis schließt sich, denn während wir im Podcast über Many sprachen, spürte ich sein damaliges Wirken in den Räumlichkeiten.

Möge er lange in den Gedächtnissen aller sein als künstlerischer Chronist der lebendigen Bergwelt des Ruhrgebiets!

Dafür werden die Nachlassverwalter Lukas Schepers und Roland Szejstecki in Zukunft sorgen mit einem Konzept für eine Dauerausstellung, der Veröffentlichung einer Biographie und dem Zusammentragen seines kompletten Werks.

Ich hoffe mit meinem Blogbeitrag und Podcast auch Menschen für Many Szejstecki Kunst zu begeistern, die sich bisher weniger dafür interessieren. Das Fotomaterial von Roland macht vielleicht so manchen Neugierig mehr über Many zu erfahren.

Möge er in Frieden ruhen! Seine Anhänger und Anhängerinnen ruhen nicht eher bis es zu einer  Dauerausstellung  gekommen ist. 

Ich hoffe, dass die Stadt Gelsenkirchen, Herten und auch der Regionalverband Ruhr und einige Sponsoren Interesse haben an dem Projekt der Dauerausstellung von Many Szejsteckis Kunst die weltweite Beachtung haben sollte und haben wird!

Glück auf im wahrsten Sinne des Wortes

Nachlassverwalter Lukas Schepers (links) und Roland Szejstecki (rechts) (c)André Brune

 

Links

 

Manfred Szejstecki – Wikipedia

***

www.gelsenkirchen.de – Manfred Szejstecki

***

Manfred Szejstecki – Gelsenkirchener Geschichten Wiki (gelsenkirchener-geschichten.de)

***

www.gelsenkirchen.de – Walk of Fame

***

dersalon.ruhr e.V.

Scherlebeckerstr. 399

45701 Herten

info@dersalon.ruhr

www.derSalon.ruhr

***

TREMONIACS (@tremoniacs.fbx) • Instagram-Fotos und -Videos

***

werkstatt – Verein zur Förderung von Kunst und Kultur e.V. / Hagenstr. 34 / 45894 Gelsenkirchen / info@werkstatt-ev.de

Nachlass Many Szejstecki – werkstatt (werkstatt-ev.de)

***

Roland Szejstecki (@nachlass.many.szejstecki) • Instagram-Fotos und -Videos

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Wer weitere Fragen zur Kunst von Many Szejstecki hat, kann sich direkt an Roland Szejstecki und Lukas Schepers wenden:

Roland Szejstecki
0178 2384447
szejsteckiroland@gmail.com

Lukas Schepers
0178 2819046
Lukas.schepers@googlemail.com

Das Projekt wird fortgeführt: Das Panorama des Ruhrgebiets

https://www.werkstatt-ev.de/wp-content/uploads/2024/09/Panorama-des-Ruhrgebiets.pdf
Opens in a new window

Zum Ausstellungskonzept:

Many Szejstecki: „Die Zeche hat mich geprägt“ – Ein Ausstellungskonzept für die Neue Zeche Westerholt

https://www.werkstatt-ev.de/wp-content/uploads/2022/09/Flyer_Many-Westerholt.jpg

https://www.werkstatt-ev.de/wp-content/uploads/2022/09/Flyer_Many-Westerholt2.jpg

Hier befinden sich jeweils Panoramabilder von Many:

Deutsches Bergbaumuseum Bochum

Museum der Stadt Gladbeck (im Eingangsbereich)

Ruhrmuseum Essen

U Bahn Station Trinenkamp Gelsenkirchen  Linie 301

Buch Stillstand Corona – Krise in Buer von Jürgen Nobel

Fotos von (C) Roland Szejstecki – Vielen Dank für das Bildmaterial!

Wer nochmal in das Video mit den Interviews schauen möchte von der Extraschicht 2023:

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Oder das Video zur Eröffnung der Ehrensteine auf dem Walk of Fame-Boulevard in Gelsenkirchen-Buer:

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Geschichte von Sterkrade und seine Zeche I Ruhrgebiet erklärt Folge #2 I +Videopodcast I +Podcast Nr 79

Im zweiten Podcast von „Ruhrgebiet erklärt“, erzählen Jack Tengo und ich die Geschichte über den Stadtteil Sterkrade, die Zeche Sterkrade, gewesener Zwangsarbeit und wegen der aktuellen Situation die mittlerweile grüne Fläche mit einer Bebauung zu roden, auch unsere Information und Kritik zu dem alten Zechengelände.

Als Videopodcast:

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 Ein kleiner Abriss der Geschichte von Sterkrade und seine Zeche Sterkrade 

Als „Starkinrotha“ erstmals urkundlich in der Abtei Werden aufgenommen um 890 n.Chr. entwickelte sich das Dorf erst zur Zeit der Industrialisierung zu einer großen stark besiedelten Stadt mit einer eigenen Bürgermeisterei, wo heute über 80000 Menschen wohnen. 

Am 1.8.1929 bei der Neugliederung in der Weimarer Republik kam die vorher mehrmals anderen Städten zugesprochene Gemeinde dann als Stadtteil zu Oberhausen, wo sie bis heute ihr Dasein fristet eingekreist von den Autobahnen A3, A2, A42 und A516. 

Sterkrade besitzt nur einen kleinen Volkspark zur Erholung der Bewohner. Bekannt ist Sterkrade durch die Fronleichnamkirmes, die wir im Podcast nicht erwähnen, weil wir auf die Geschichte eingehen. Über Sterkrade machen wir noch einmal einen Podcast, wie sich dieser Stadtteil so entwickelt hat mit Informationen von vor Ort von mir und Interviews. Also bleibt dran! 

Sterkrade hat eine eigene Innenstadt mit einer großen Industriegeschichte allein durch die GHH – Gute Hoffnungshütte und deren in Betrieb genommenen Zechen vor Ort. Die GHH hat bis zur ihrem Auflösen mit an den Zechen Sterkrade und Osterfeld Kokereien einen weltgroßen Betrieb gehabt und im Zweiten Weltkrieg über 1700 Zwangsarbeiter für den weiterlaufenden Betrieb gesorgt unter menschenunwürdigen Zuständen. Über die GHH werden wir ebenfalls noch einen Podcast allein machen müssen, denn es würde den Rahmen sprengen, darüber zu sprechen.

Die GHH hat 1897 angefangen den Schacht 1 abzuteufen. 1903 fing die erste Förderung an. Durch die Weltwirtschaftskrise Ende der 1920er Jahre wurde beschlossen, nach nur 30 Jahren die Schächte 1 und 2 nicht mehr für den Kohleabbau, sondern als Wetterschacht für die Zeche Osterfeld zu nutzen.

So war das mal früher. Plakatwand der Stadt Oberhausen

 

Die Bewetterung wurde bis zur Schließung 1994 fortgeführt. Die umliegenden historischen Gebäude sollten allesamt als Industriedenkmal erhalten werden. Nach acht Jahren wurde es nur das Maschinenhaus mit dem seltenen Fördergerüst eines österreichischen Ingenieurs, er hat auch mitgearbeitet an der Müngstener Brücke und Wuppertaler Schwebebahn:

Anton Friedrich Zschetzsche – Wikipedia

Gegenwart der Zeche Sterkrade

Das Gelände liegt nun 30 Jahre brach und wurde von der Natur erobert. Nun möchte man diese Fläche roden und einer Wohn- und Gewerbesiedlung zusprechen. Natürlich war da mal so oder so eine bebaute Gegend. Doch heute sind die Zeiten anders. Klimawandel und Artensterben sollte bei der Politik auf der Agenda ganz oben stehen. Aber wie so oft, steht Geld verdienen an erster Stelle bei klammen Städten, statt den Bürger und Bürgerinnen eine Erholungszone mehr zu geben. Die Flächenversiegelung ist immens in Sterkrade. Oberhausen selbst gehört zu den zweitversiegelsten Städten Deutschlands.  Umso mehr ist es wichtig das Grün als eine wunderschöne Parklandschaft zu erhalten und dem eingetragenen Industriedenkmal einmal mehr Respekt zu zollen mit der umliegenden grünen Naturlandschaft, statt mit neuen Gebäuden drumherum, die das ganze Denkmal klein machen werden.

Wir sagen viel Spaß und Glück auf  

André Brune @ruhrpottologeTV  (Youtube) &  @JackTengo  

Wichtige Links zum Thema des Podcast: 

https://www.oberhausen.de/ 

https://zeche-oberhausen.de 

https://neue-zeche-oberhausen.de 

https://de.wikipedia.org/wiki/Gutehoffnungsh%C3%BCtte 

https://de.wikipedia.org/wiki/Sterkrade 

https://de.wikipedia.org/wiki/Zeche_Sterkrade 

https://www.industriedenkmal-stiftung.de/denkmale/zeche-sterkrade 

Transkript über die Geschichte der Zeche Sterkrade

Geschichte und Gegenwart Zeche Sterkrade

Heute ist nur noch ein kleines Überbleibsel von der ursprünglichen Zeche Sterkrade übrig, das von der heutigen Von-Trotha-Straße aus besichtigt werden kann. Nur 30 Jahre war die Zeche im eigentlichen Steinkohleabbau tätig. Danach bekam der Schacht 1 eine andere Arbeit zugewiesen. Als 1897 das Abteufen des Schachtes 1 begann, sollte es nur ein Wetterschacht für das Steinkohlebergwerk Osterfeld sein und als zweiter Ausgang für die Zeche Hugo – Haniel dienen. Der allerdings ging durch ein Schwimmsandeinbruch zu Bruch. Also beschloss die Direktion die Förderung in der Bürgermeisterei Sterkrade aufzunehmen. Denn damals war Sterkrade noch eine eigenständige Stadt und gehörte noch nicht zu Oberhausen, sondern wurde erst am 1.4.1926 eingemeindet.

Es gab schon einen ersten Schacht in der Nähe des heutigen Bahnhofs Sterkrade namens Constanzia. Die ersten Gebäude waren ein Kesselhaus und ein Maschinenhaus, wo die Arbeiter sich umkleiden konnten und die Büros eingerichtet worden. Sehr fortschrittlich wurde schon agiert, denn es wurde ein elektrisch betriebener Förderhaspel installiert. Vor Ort gab es große Wasserzuflüsse und es musste mit Luftschleusen abgeteuft werden.

1901 erreichte die Abteufung das Karbon mit 278 m. 1902 erlange man 296 Meter die 1. Sohle, auch 300 – Meter – Sohle genannt. Das war 135 m unter NN. Im gleichen Jahr erreichte man die 2. Sohle in 362 Metern Tiefe. In 85 Meter Abstand wurde ein zweiter Schacht abgeteuft.

Am 26. November kamen bei Sprengarbeiten drei Bergleute zu Tode. Schweigeminute.

Auf dem ehemaligen Aldekampshof wurden die Bürogebäude, die Waschkaue, die Aufbereitung, die Schachtfördereinrichtung und Schachthalle betriebsbereit gestellt. Um wenig Zeit zu verlieren beim An- und Ausfahren wurde eine Lampenstube an die Waschkaue angeschlossen. Hier ging es um neueste Erkenntnisse schneller und effektiver Kohle zu scheffeln.

Die Hauptförderanlage hatte eine Trommelfördermaschine, der Seilkorb hatte einen Durchmesser von 8,5 Metern. Die Nebenförderanlage war als Treibscheibenförderung konzipiert. Schacht 2 war ebenfalls damit ausgerüstet.

Ein großes Zechenkraftwerk wurde im Jahr 1903 ebenfalls in Betrieb genommen mit zwei durch Dampfturbinen angetriebenen Generatoren mit einer Leistung von 475 KW und mit einer Hochdruckturbine ausgerüsteter Generator mit einer unglaublichen Leistung von 1,5 Megawatt.

Die Grubenwässer wurden zum Bergwerk Osterfeld und zur Zeche Hugo abgeleitet und dort nach über Tage gepumpt. 1904 wurde noch tiefer geteuft. Die bisherigen Kohlen wurden für den Eigenverbrauch genutzt, danach konnte es vertrieben werden. 1905 erreichte die Tiefe die 4. Sohle von 563 Meter, das waren vor Ort 522 Meter unter NN.

Schacht 2 wurde mit der 2. Sohle durchschlägig. Zwei Grubenlüfter saugten 12000 Kubikmeter Abwetter ab. Auf der Kokerei der Zeche Osterfeld wurde die Sterkrader Kohle Verkokungsversuche gemacht, die ergaben, dass sich das Verkoken lohnen würde. Also wurde 1907 eine Kokerei mit einer Kohlenwertstoffgewinnungsanlage eröffnet. Es wurde dort neben Koks auch Teer und Ammoniak hergestellt. Zwei Koksofenbatterien mit jeweils 60 Unterbrennöfen lieferten täglich 570 Tonnen Koks. In den zwei Dampfkesseln wurde das anfallende Kokereigas verwertet. Zwischen der Kohlenwäsche und den Koksöfen gab es eine Seilbahn. Zwischen der Kohlenwäsche und Bergehalde wurde eine zweite eingerichtet für die bei der Aufberreitung anfallenden Waschberge.

Schon 1911 wurden die Grubenpferde mit druckluftbetriebenen Grubenloks ersetzt auf der 2. Sohle. Mitten im ersten Weltkrieg 1915 wurde das erste Zechenkraftwerk durch ein neues ersetzt mit Dampfkessel, Kompressoren und Generatoren in einem gemeinsamen Gebäude. Die alten Flammrohrkessel wurden durch acht moderne Wanderrostkessel ersetzt. Jetzt arbeitete dort ein Turbogenerator mit einer Leistung von 6000 Kilowatt. 1922 wurde die Zeche an das GHH Stromringnetz angeschlossen und 1925 wurde eine Teerdestillation einstalliert. Anfallende Rohteere von den Kokereien Jacobi, Sterkrade, Osterfeld und Vondern wurden zu Benzol, Terröl, Naphtalin und Pech verarbeittet.

Durch die Weltwirtschaftskrise und den erheblichen Umsatzeinbrüchen in den Jahren 1930/31 bei Kohle und Koks rationalisierte die Gutehoffnungshütte und schloss die Kokerei am 10. Juni 1931 der Zeche Sterkrade. Die Zeche Osterfeld übernahm die weitere Verkokung. Am 1.2.1933 wurde die Förderung eingestellt und als Außenschachtanlage der Zeche Osterfeld zugeordnet. Nur noch die Zeche Osterfeld baute Kohle ab. Sterkrade hatte noch die Seilfahrt und Bewetterung. 1971 wurden die Schächte 1 und 2 in Sterkrade unbenannt zu Osterfeld 5 und Osterfeld 6. 1995 war endgültig Schluss und die Schächte wurden verfüllt. Ursprünglich sollte die gesamte Anlage mit den beiden Fördergerüsten, die Maschinenhäuser und das Kauengebäude erhalten bleiben, aber am Ende blieb nur noch Schacht 1.

Unglaublich 38 Bergleute fingen 1897 an auf dem Bergwerksgelände mit den ersten Arbeiten. 1904 wurde mit 475 Mitarbeitern 70000 Tonnen Steinkohle gefördert. Nur ein Jahr später wurde mit knapp 800 Bergleuten schon 223.348 Tonnen gefördert. 1913 wurde die 500000 Tonnen – Marke überschritten und 1835 Mitarbeiter waren dort beschäftigt. Die höchste Belegschaft war 1922 mit 2815. Im Jahr 1932, da sieht man den unglaublichen Fortschritt, haben nur 1201 Bergleute 424.732 Tonnen Steinkohle gefördert. Es wirkt wie ein letzter Tyrannosaurus Rex in einem großen grünen Dschungel an dem es Radfahrer und Fußgänger wagen vorbei zu laufen.

Es ist ein eingeschössiges Einstrebengerüst der Bauart Zschetzsche und gehört zu den wenigen erhaltenen dreibeinigen Konstruktionen in Nordrhein-Westfalen und den ältesten Deutschen Strebengerüsten. Nur das Schachtgerüst Carolinenglück 3 in Bochum gehört noch dazu.

Das in Fachwerkbauweise errichtete Fördergerüst konnte vier nebeneinanderliegende Seilscheiben aufnehmen, von denen noch zwei erhalten geblieben sind. Es ragt aus der dazugehörigen Maschinenhalle und ist in der Ferne zu sehen gewesen. Mittlerweile sind die Bäume drumherum nach der Schließung so hoch gewachsen und dennoch wird von der RAG Immobilien und der Stadt Oberhausen nun nach so vielen Jahren, denen man der Natur den freien Lauf gegeben hat, es weitgehend zu bebauen mit Wohn- und Bürogebäuden. Klimaneutral und ohne Autozufahrt sollen die Menschen auf einer historischen Fläche mit Blick auf ein besonderes Industriedenkmal ruhig schlafen können…

Ein paar Eckdaten:

Die maximalie Förderung pro Jahr betrug maximal 663.143 t. In der Spitzenzeit von 1903 bis 1933 haben maximal 2815 Bergarbeiter und Angestellte den Kohlenabbau gesichert.

In dreigeschossigen Ziegelbau aus dem Jahr 1903 sind rundbogige Blendarkadenfassaden.

Im ersten und zweiten Geschoss sind hochrechteckige Zwillingsfenster mit Metallsprossen.

Die GHH (Gutehoffnungshütte) war der Verantwortliche Erbauer der Anlage in Oberhausen – Sterkrade, als Sterkrade noch eine eigenständige Stadt war. Der Firma gehörten auch die Steinkohlebergwerke Hugo und Vondern, die 1895 und 1898 entstanden sind.

Rund um den Schacht 1 von Zeche Sterkrade wurde eine Kohlenwäsche, eine elektrische Zentrale und eine Kokerei hinzugefügt und danach stetig weiter ausgebaut.

Ab 1933 wurde der Schacht nur noch zur Bewetterung, Seilfahrt und Materialförderung genutzt. Von da an wurde auch wieder angefangen das ein oder andere überflüssige Industriegebäude wieder abzureißen.

1989 wurde der Zusammenschluß mit der Zeche Osterfeld und dem Bergwerk Lohberg beschlossen. 1994 wurde auch der Übertragebetrieb der Zeche Sterkrade endgültig stillgelegt und verfüllt. Acht Jahre dauerte es bis das Fördergerüst in die Denkmalliste der Stadt Oberhausen eingetragen wurde.

An dem Schacht vorbei führt die historische HOAG – Güterbahnstraße für Spaziergänger und Radfahrer. Das ist die Abkürzung von Hüttenwerk Oberhausen Aktiengesellschaft.

Restauratoren haben sich an die ursprüngliche Farbe gehalten, als es 2012 bis 2015 saniert wurde.

Im Gebäude finden immer wieder Aktionen statt und Führungen.

Das Gelände ist 2900 m2 groß.

Link: https://industriedenkmal-stiftung.de

Aus Wikipedia über den Ingenieur Anton Friedrich Zschetzsche

Kurze Biografie von Anton Friedrich Zschetzsche: Geboren in Zidlochovice in Mähren, das damals Groß Seelowitz hieß am 15.8.1856. Er starb am 31.8.1922 in Mödling. In der Zeit seines Lebens war er österreichischer Brückenbau-Ingenieur und Hochschullehrer. Er war Mitarbeiter von Anton von Rieppel beim Bau der Müngstener Brücke und bei Max Carstanjen bei der Konstruktion der Wuppertaler Schwebebahn. Außerdem hinterließ er seine Zechenhandschrift auch bei der Zeche Minister Achenbach in Lünen.

Hinweis:

Über die Geschichte von Sterkrade gibt es einen Link oben zum historischen Wikipedia – Sterkrade – Beitrag, den wir genutzt haben. Sterkrade selbst wird noch einmal Thema sein, um über den Wandel der Geschichte bis heute darzustellen an Hand von Interviews, Informationen und Begehungen.

Wer nur diesen Podcast folgen möchte, kann es gern tun. Er ist bei mir noch einmal ausgekoppelt als eigenständige Podcastreihe für die Interessenten, die nur das Hören möchten:

Neuer Podcast startet! Ruhrgebiet erklärt #1 I Der Bergbau und seine Heiligen I Städte, Geschichte, Geschichten und Persönlichkeiten mit Jack Tengo I +Buchempfehlung I Licht im Schacht von Manfred Keller I +Videopodcast I +Podcast

Mit „Ruhrgebiet erklärt“ erscheint eine neue Podcastreihe zusammen mit Jack Tengo. Sie startet ihre Premiere am 31.8. um 12 Uhr und kommt ab sofort nun alle zwei Wochen auf Youtube und den Podcast – Kanälen.

Wir nehmen es auf Zoom für das lieber zuschauende Publikum auf und laden es auch gleichzeitig als Podcast hoch:

 

zu Sehen als Video im Youtube-Kanal :

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Collage: Manfred Keller. Licht im Schacht I Titelcover und Rückseite mit ISBN-Nummer (C) F.A. Gimmerthal KG Verlag

Schon lange wollte ich das ein oder andere von und über das Ruhrgebiet im Podcast erzählen. Es macht aber mehr Lust, wenn man jemand Gleichgesinnten trifft. Mit Jack Tengo habe ich zusammen schon den Quasselsalat bzw. Quasselkompott gemacht. Allerdings haben wir uns da über alltägliche Nachrichten mit Humor und Aufregung ausgelassen. So lustig und manchmal auch spannend das war, wir stellen diesen Podcast ab sofort ein. Zumal wir den nur sporadisch gemacht haben. In der ganzen Zeit hatten wir leider Todesfälle in der Familie und mussten uns um andere Dinge kümmern. Also lag es nahe nach seinem Schicksalsschlag von diesem Jahr abwartend nun zusammen diesen Podcast zu kreieren.

Nun starten wir neu mit dem Thema, was mich als Ruhrpottologe schon seit drei Jahren umtreibt und machen nun den weitaus spannenderen Podcast über das Ruhrgebiet auf.

Wir beginnen mit einer Buchbesprechung und nehmen das Thema abschließend nach unserem gemeinsamen Podcast über die Heilige Barbara nochmal auf und sprechen über die anderen vorhergehenden Schutzpatronen der Bergleute: Daniel, Anna, Christophorus und Andreas.

zu Hören als Folge Nummer 77 in der Podcast-Reihe „Ruhrpottologe unterwegs“ zu hören:

Als neue eigenständige Reihe “Ruhrgebiet erklärt“ zu hören und abonnieren:

Zum Autor und Buch

Manfred Keller, geboren 1940, ist Doktor der Theologie und war langjähriger Leiter der Evangelischen Stadtakademie in Bochum. Er hat ein knapp 50 seitiges Buch über die Verbindung der Heiligen mit dem Bergbau, darunter auch die schon von uns gepodcasteten Heilige Barbara, geschrieben.

Kurzweilig und spannend mit reichhaltigem Bildermaterial ist es zu lesen. Wir haben das Buch nicht nur zu empfehlen, sondern strickten mit den weiteren Informationen unter anderem den Podcast als Abschluss zur Heiligen Barbara, der größten Schutzpatronin der Bergleute.

Es ist neben einer Buchbesprechung, ein Thema, dass über die Jahrhunderte die Menschheit geprägt hat. Seit den menschlichen Aufzeichnungen haben die verschiedenen Berufszweige Götter gehabt, die bei den Römern Fruchtbarkeit für das Ackerland, den Wettergott oder auch bei Krankheiten einen unsichtbaren Gott angerufen. Die katholische Kirche hat das System durchaus sinnvoll ergänzt für ihre Art des Gottglaubens. Die Heiligen sind die „Vermittler“ zwischen dem Dies- und dem Jenseits, wenn man es so sagen kann.

Das Buch ist sehr empfehlenswert!*

Manfred Keller: Licht im Schacht – Heilige und Schutzpatrone der Bergleute

ISBN: 9783000606083

Verlag F.A. Gimmerthal KG

Licht im Schacht – Gimmerthal Verlag Bochum (gimmerthal-verlag.de)

Denn die katholische Kirche hatte im Gegensatz zum vorherigen römischen Vielgötterglaube ja nur einen einzigen Gott. Die Heiligen traten nun im Vergleich zu den alten Römern als Vermittler auf und wurden angerufen.

Bei steigendem Grubenwasser und drohendem Ertrinken wurde z.B. der Andreas angerufen, bevor es die Barbara wurde. Um einen dicken Flöz zu finden, rief man den Daniel an, den Visionär, dessen Überleben in der Löwengrube im alten Babylon auch „Gruben“-Namensgeber wurde in vielerlei bergbauworttechnischer Hinsicht.

Das Buch hat nur 48 Seiten und erzählt in einer extremen Kurzform die Geschichten der Heiligen und ihre Verbindung zum Bergbau. Dies ist aber so anschaulich gewesen, dass ich kurzerhand beschlossen habe, den ersten Podcast geschichtlich zu nutzen. Denn ohne die Heiligen wäre hier auch der Bergbau anders gelaufen. Auch die Architektur wäre eine andere. Die Barbara taucht in vielen alten Häusern als Relief oder in einer Ecke eingesenkte Statue auf.

Ohne Bergbau kein Ruhrgebiet. Dabei fing der Bergbau eher im Harz und Erzgebirge an, um Eisenerze, Kupfer, Salz und Silber abzubauen statt Steinkohle. Das kam alles hier erst viel später. Auch darüber werden wir berichten. Das Ruhrgebiet ist eine spannende Region.

Es umspannt interessante zusammenhängende Informationen. Es hat tolle Menschen hervorgebracht, auch prominente Persönlichkeiten, die wir besprechen werden, wie Heinz Rühmann.

Wir haben unzählige Themen auf der Agenda und ich bin erfreut diese nun nicht alleine den Zuhörern und Zuhörerinnen zu erzählen, sondern im Zwiegespräch mit dem sympathischen Jack Tengo, der aus dem Osten des Ruhrgebiets aus Werne an der Lippe kommt.

Mit ihm habe ich sozusagen meinen allerersten „Gast“-Podcast gemacht in meinen Anfängen als Ruhrpottologe vor drei Jahren. Wir sind gute Freunde geworden.

Freut euch also auf einen sehr interessanten Podcast über die Heiligen im Bergbau mit einer ordentlichen Prise Humor. Anfangs bei der Vorstellung erzählen wir aber auch, warum dieser Podcast in seiner Form längere Wartezeit hatte und wir nur sehr unregelmäßig podcasten konnten. Aber dann geht’s los. Die nächsten zwei sind auch schon fertig gestellt und werden nach unserem Intermezzo mit der Geschichte und Gegenwartsproblematik zur Zeche Sterkrade alle zwei Wochen Samstags um 12 Uhr erscheinen, auch im Youtube – Kanal bei  mir und bei Jack Tengo. Dazwischen kommen meine eigenen mit Gästen oder ohne.

Wir haben aber nicht immer den Bergbau auf dem Schirm! Die nächsten befassen sich mit dem Thema „Früher war alles besser?“ und „Warum und woher der Begriff Ruhrpott?“

Viel Spaß also mit dem ersten und den Heiligen, der in meiner Podcast – Reihe „Ruhrpottologe unterwegs“ einfach nur nicht der erste, sondern der mittlerweile 77. Podcast sein wird!

Eine Bitte haben wir dennoch:

Schreibt uns Kritik !

Macht Vorschläge über die Dinge, die ihr gerne hören oder und sehen wollt !

Liked uns und teilt uns !

Wir freuen uns auf jeden Fall auf das Feedback !

Glück auf

*Die Buchempfehlung ist keinerlei bezahlte Werbung, sondern war unaufgefordert und ein gern gelesenes Buch!

Wer war die heilige Barbara? I Podcast #55

Spontan-Podcast zum Barbaratag am 4.12 

 

Wer war die heilige Barbara?
Und wo ist eigentlich ihr Kopf?
Ruhrpottologe wandelt humorvoll historisch unterwegs mit Jack Tengo auf den Fährten von der heiligen Barbara, die am 4.12. ihren Gedenktag hat.

Die Barbara musste in ihrem Leben viel erleiden. Ihr Vater war der unbarmherzigste Mensch, den es auf Erden gegeben haben muss, bevor ihn ein Blitz erschlagen hat. Dafür wird die Barbara als Heilige von vielen Berufsgruppen geehrt. Nicht nur ist sie die Patronin der Bergleute, sondern auch von der Feuerwehr, Feuerwerker, Steinmetze, Bürstenmacher, Hutmacher und bei der Artillerie. Dafür wird sie in vielen Ländern verehrt!

Eine Anekdote der Bergmannsuniform ist die Anzahl der Knöpfe. Denn es sind 29 zu zählen. Zusätzlich sind drei oben offenstehend sie sind der Dreifaltigkeit, Vater, Sohn und der Heilige Geist zuzuordnen. Eine andere Erklärvariante sollen aber die drei Jahre im Kerker sein.

Die Barbara von NIkomedien ist im heutigen türkischen Izmit geboren und gestorben. Sie war im 3. Jahrhundert eine sehr hübsche Frau. Von Männern umgarnt, soll sie sich aber eher dem einen Gott gewidmet haben, was zur Römischen Herrschaft, die in dem heutigen Gebiet der Türkei, eher ein Unding war, weil es mehr Götter als einen gab im Glauben der Römer. Christen wurden Löwen zum Fraß vorgeworfen. Das hat der gütige leibliche Vater mit ihr allerdings nicht vorgehabt. Er hat sie zur besseren Erziehung neun Jahre in einem Turm eingekerkert.

Es hat am Ende alles nichts genutzt. Zur Strafe hat er sie eigenhändig geköpft und wurde daraufhin vom Blitz erschlagen, so die Legende, die auch erzählt, dass sich ein Berg aufgetan hat, wo sie sich vor dem Vater verstecken konnte als sie vom Elternhaus fliegen konnte.

Mit 29 Jahren starb sie, was zum damaligen Zeitpunkt als Jungfrau schon eine alte Schachtel war, wenn sie als Frau lebte. Die meisten Menschen wurden keine 40.

Ihre Legende, Heiligsprechung und Reliquienverehrung ist riesig im Bergbau bis heute.

Wir plaudern eher locker vom Hocker über die Barbara ohne sie vom Thron der Verehrung zu stoßen. Wir respektieren die Anbetung der Patronin. Und vergessen auch nicht zu erwähnen, dass wer einen Obstzweig oder Birkenzweig in ein Glas Wasser stellt am 4.12. und dieser am Heiligabend blüht Glück im neuen Jahr haben wird.

Am Ende wird das Glück auf – Lied von Stefan Petrat mit einem Dudelsack eingespielt. Eine Aufnahme, die ich auf dem Deutschen Soldatenfriedhof Langemarck vom ersten Weltkrieg in Belgien gemacht habe, worüber ich bald auch berichten werde. Leider war der ausführende Lehrer erkrankt und so verzögert sich das abschließende Podcasten mit ihm.

Glück auf wünsche ich allen Bergleuten, Steinmetzen und Artilleristen, Feuerwehren, Bürsten- und Hutmachern und den Lehrern!

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Links:
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Buchtipps:

Gerhard HeilfurthBarbara als Berufspatronin des Bergbaues. In: Zeitschrift für Volkskunde. 53, 1956/57, S. 1–64; digi-hub.de.

Rolfroderich Nemitz, Dieter Thierse: St. Barbara. Weg einer Heiligen durch die Zeit. Glückauf, Essen 1996, ISBN 3-7739-0639-0.

Reinhard Abeln: Die heilige Barbara. Leben – Legenden – Bedeutung. Topos, Kevelaer 2011, ISBN 978-3-8367-0768-8
Heilige Barbara aus der Barbaraschule von Werne - Jacks Schule (C) Jack Tengo
Krug Heilige Barbara in meinem Besitz (C) André Brune

In Bottrop zahlt man mit Zloty

Im Ruhrgebiet überschneiden sich viele Dinge im deutsch-polnischen Verhältnis zu sehen am Beispiel der Stadt Bottrop

Polenkloster in Bottrop

„Wöchentlich kamen 1000 Polen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, um Arbeit zu bekommen“. erzählt Stadtführerin Antje Herbst und erwähnt in den Ausführungen in einer Anekdote das sogenannte ‚Polenkloster‘ .

Das war damals im deutschen Sprachgebrauch ein besonderes Haus, eine Menage, wo bis zu 800 Männer, eben meist Polen wohnten.

Gewalt beherrschte die Enge

Neben Bier floss Schnaps und Wodka durch die Kehlen und verursachten oftmals schnell Streitigkeiten. Es gab Pistolen ohne Probleme, wie noch heute in den USA, damals einfach in einem deutschen Laden zu kaufen. Schießereien und Messerstechereien waren tatsächlich an der Tagesordnung im deutschen Kaiserreich unter Wilhelm II.

Fast täglich hatte die deutsche Justiz damit zu tun. Das Ansehen allein von Bottrop war damals sehr gering.

Bleibt Bottrop ein Dorf?

So hatte die Stadtwerdung auch wegen dem hohen Anteil von fast 80% Zuwanderung aus Polen eine starke Minderwertigkeit bei zuständigen Politikern und Behörden im preußischen Land. 25 Jahre musste Bottrop warten bis sie zur Stadt werden konnte im Jahr 1919. Ohne den Aufbau eines Verwaltungssitz wäre die Stadtwerdung wegen der Polen und fehlenden Struktur durch einfach in die Landschaft gebaute Zechensiedlungen wahrscheinlich nie möglich gewesen.

Zahlungsmittel Zloty in Bottrop?

Noch heute gibt es so manche Aussagen:

Ach, von Bottrop kommst du? Da muss man doch noch mit Zloty bezahlen. Natürlich lacht man heute darüber. Aber früher hatten die Menschen tatsächlich geglaubt, dass es so ist.

Klingelschildnamen

Heute sind polnische bzw schlesische Nachnamen auf jedem zweiten Klingelschild, Przybilla, Piotrowska oder Bartoszewski zu lesen. Viele haben Vorfahren aus Polen.

Ältestes Zechenhaus in Bottrop

In einem der ältesten Zechenhäusern von Bottrop, erbaut ca. 1875, erkennbar an den groben Steinbrüchen im Sockelbereich, lebten im Stadtteil an der Prosperstraße hauptsächlich zugezogene Polen. Die größte polnische Kolonie in Bottrop hieß Engelbert.

Türken und Polen

Heute leben dort hauptsächlich in den 1960er und 1970er Jahren zugezogene Türken. Sie haben eigene Läden zur Lebensmittelversorgung, Imbiss, die sogenannten Dönerbude, eine Deutsch-türkische Spezialität mit Rind-oder Putenfleisch und verschiedenen Salaten mit einer scharfen oder Knoblauchsauce gewürzt in einem halben Fladenbrot gelegt, die es so nicht in der Türkei gibt.

Moscheen statt Katholische Kirchen

Wo früher katholische Kirchen durch die Polnischen Einwanderer wie Pilze aus dem Boden wuchsen, sind heute versteckt in normalen Häusern die Moscheen. Der Bau einer richtigen Moschee ist in Bottrop bis jetzt noch nicht geschehen aber im Gespräch.

Urlaub in Polen statt auf Malle

Das polnische Blut fließt allerdings mittlerweile in vielen deutschen Nachfahren vor allem im Ruhrgebiet in den Adern, egal zu wieviel Prozent.

Es gibt den ein oder anderen, der die Geschichte der Herkunft mittlerweile gerne wissen möchte. Da wird dann ein Urlaub auch mal in Polen geplant und nicht auf Mallorca.

Podcast I +Fotogalerie I +Podcastfilm I Der Ruhrpottologe fährt mit Antje Herbst eine Historische Stadtrundfahrt in Bottrop

Unterwegs auf historischen Spuren mit der Bottroper Stadtführerin

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Eine besondere Stadtrundfahrt wurde am 11. und 12.6.22 auf dem Bottroper Stadtfest angeboten. Mit Erlaubnis von Antje Herbst habe ich ihre Ausführungen aufgenommen. Erst wollte ich nur einen Bericht schreiben für den Ruhrpottologen-Blog. Aber ich entschied das Aufgenommene zu kürzen und entsprechend neugierig machend daraus auch für Nichtbottroper*innen einen Teil in einen Live-Podcast mit Antje Herbst umzuwandeln. Wer reinhört, will mehr wissen. Das geht ganz einfach: Antje Herbst nach einem Termin fragen!

Für mich war das Kürzen von mehr als zwei Stunden Material nicht einfach. Denn die Neugier Antje zu buchen sollte bleiben. Alles war Interessant. Der weggekürzte Teil bleibt im Archiv für kurze Storyklümbkes.

Antje Herbst, ehrenamtliche Stadtführerin, Kennerin ihrer Heimatstadt, erzählte dem mitfahrenden Publikum in zwei Stunden eine Menge toller historischer Anekdoten über Bottrop. Um die besondere Stadtführung durchzuführen, spendete das Bottroper Reisebusunternehmen Fischer einen Bus mit einem geschickten Fahrer für die Tour.

Antje Herbst in Aktion – Foto: André Brune

Für den Guten Zweck

5 € kostete ein Sitzplatz im Bus. Das Geld ging als Spende zu gleichen Teilen an den Wunschzauberer und das Bottroper Tierheim für den Guten Zweck. Mein Sitz plus den kurzfristig in einem Facebook-Gewinnspiel verlosten Sitzplatz zahlte ich freudig mit, wenn auch beide zugelosten Personen aus Krankheits- und Arbeitsgründen leider absagen mussten. Wer allerdings mitfuhr bekam zwei Extra-Klümbkes: Mit Sondergenehmigung mit dem Bus auf das Tetraederplateau und einen Einblick bei dem neuen Freizeiterlebnis „Eloria“ auf dem Prosper II – Gelände neben dem Malakoffturm in Welheim. Kirchhellen wurde ausgeklammert, weil es den zeitlichen Rahmen gesprengt hätte. Unwissende Nichtbottroper bzw. Zugezogene aus Niedersachsen waren begeistert allein schon vom Ausblick vom Tetraeder, das unerwartete viele Grün in der Industrieregion und die besondere bunte Pflanzenwelt auf der Halde.

Der Zustieg war am Gleiwitzer Platz, wo Antjes erste Ausführungen über die gescheiterten Theaterbaupläne der Stadt begannen.

Gleiwitzer Platz – ehemaliger geplanter Theaterplatz in Bottrop – Foto: André Brune

An der Osterfelder Straße, Ecke Heideneck, kam der Hinweis zum Bau einer Pferderennbahn, die ein Bauer als Idee zum Geldverdienen hatte. Dann bog der Bus in die Sterkrader Straße Richtung Oberhausen-Sterkrade ein.

Hier ungefähr war eine Pferderennbahn – Foto: André Brune

Kein Bahnhof für Bottrop geplant

Auf der Brücke über die Eisenbahnstrecke, die seit einigen Jahren stillgelegt wurde, erzählt die Reiseführerin einige interessante Dinge über die Planung der Strecke, die ohne den Kampf eines Amtmannes keinen Bahnhof für Bottrop vorsah. Der Nordbahnhof hatte auch mehrere wichtige Funktionen im Laufe der Zeit, die im Podcast erzählt werden. Wer hätte gedacht, dass auch der Südbahnhof nicht eingeplant war?

Ehemalige Bottroper Eisenbahnstrecke direkt an die Nordsee – Brücke über die Sterkrader Straße – Foto: André Brune

Die Überraschung war groß bei allen, dass es tatsächlich möglich war vom Nordbahnhof direkt an die Nordsee fahren zu können. Eine weitere große Bedeutung war nach dem ersten Weltkrieg. Ohne den Nordbahnhof hätte die Bottroper Bevölkerung in der Besatzungszeit Anfang der 1920er Jahren nicht versorgt werden können.

Weitere Anekdoten folgten über die Birkenstraße, die so heißt, weil es in Bottrop eine Menge Birken gab und deren Rindensaft auch genutzt wurde.

Fuhlenbrock riecht faul

Antje Herbst erklärte Faszinierendes über den Stadtteil Fuhlenbrock, der trotz Zeche Prosper Haniel, keine typische Zechensiedlung besitzt. Außerdem wohnten anfangs eher Holländer statt Polen hier. Und das Goethe am heutigen Stadtteil kein gutes Haar gelassen hat in seinen Reisetagebüchern…

Holzschuhe aus Holland – eine Bottroper Erfindung?

Kaum jemand weiß, dass Bottrop ein sehr großer Holzschuhproduzent im 19. Jahrhundert war und in die Niederlande exportierte. Tatsächlich konnten 80 Familien sich von der Schuhproduktion ernähren. Bäume gab und gibt es bis heute kaum in Holland.

Förderturm Prosper Haniel während der Fahrt – Foto: André Brune

Über das Gelände der Zeche Prosper Haniel fahrend, erklärt Antje Herbst das besondere Image von Bottrop.

Was war ein „Polenkloster“ und konnte man in Bottrop mit Zloty bezahlen?

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kamen wöchentlich zu Spitzenzeiten, als immer mehr Arbeitskräfte gebraucht wurden ca. 1000 Zuwanderer nach Bottrop um zu arbeiten, hauptsächlich aus Polen. Es gab Zeiten, wo 90 % der Bottroper Bevölkerung Polen waren. In den Menagen, wie die Wohnheime früher hießen, wohnten zeitweise 800 Männer. Da ging es heiß her: Messerstechereien, Schlägereien, auch Schießereien. Pistolen konnten nämlich ganz normal, wie heute in den USA, in einem Waffengeschäft gekauft werden.

Stadtteil Fuhlenbrock Hans-Böckler-Straße Richtung Bottrop mit Lore – Foto: André Brune

 

Wem hat Bottrop den Parkfriedhof zu verdanken an dem wir in Richtung Dieter-Renz-Halle vorbeifuhren? Arbeitslosen

Eingang Parkfriedhof – Foto: André Brune

Auf dem Weg Richtung Museum Quadrat, an der Dieter-Renz-Halle vorbei, führte Antje Herbst uns in die 1950er Jahre, wo Bottrop eine große Nummer war im Sport. Neben dem erfolgreichen Bottroper Boxer Dieter Renz, der leider früh verstorben ist, gab es bis zu 20000 fußballbegeisterte Zuschauer im Jahnstadion und Meisterschaften im Seifenkistenrennen. Antje nahm sich keine Pause und erzählte über die Stadtwerdephase, die nicht einfach war.

Dieter Renz Halle – Foto: André Brune

Was haben Baurat Albert Lange und die Baustofffirma Bremer gemeinsam?

25 Jahre lang wurde kämpften Bottroper um die Stadtrechte. Aber das äußerliche Bild war für die Regierung nicht gut genug. Es gab keine richtige sichtbare Struktur bis Baurat Albert Lange Anfang des 20. Jahrhunderts den Grundstein für ein städtisches Bottrop legte und das Verwaltungsviertel um den heutigen Ernst-Wilczok-Platz, dem Rathausplatz, konzipierte.

Verwaltungsbau – Standesamt von Baurat Lange entwickelt – Foto: André Brune

Die Baustofffirma Bremer lieferte die Ziegelsteine, die das noch heute die stehenden Verwaltungen und das Rathaus sichtbar prägen.

Ein kleiner Halt war an der Nepomukstatur an der Randebrockstraße, wo sich Verliebte treffen sollen. Am Museum Quadrat vorbei verkündete Antje Herbst stolz, das der gebürtige Bottroper Josef Albers ein Bild in einem ganz besonderen Haus in den USA hängen hat.

Nepomukstatur an der Randebrockstraße – Foto: André Brune
Museum Quadrat

Warum „Kalter“ Eigen?

Weiter gings in die Richtung des großen Stadtteils Eigen, der unterteilt ist in „Kalter“ und „Warmer“. „Der „Kalte“ Eigen“, erklärt Antje Herbst, “ist deswegen kälter als im „Warmen“, weil im Boden ein höherer Eisenanteil vorhanden ist, der die Temperatur bis zu 2 Grad kühler werden lässt.“

Sackers und der Kommodenlack

Wenn Antje von der vor einigen Jahren abgebrannten Schnapsbrennerei schwärmt, dann von dem süßlichen Geruch von Maische, der die schwere schwefelhaltige Luft des Ruhrpotts übertünchte. Sie liebte als Kind diesen Duft nach Hopfen und Brennereien. Da durfte nicht fehlen zu erwähnen, dass es in Spitzenzeiten nach dem Zweiten Weltkrieg 250 Kneipen in Bottrop gab. Auf fünf Einwohner*innen eine Kneipe.

Aegidistraße und die Kappsiedlung

Im warmen Eigen auf der Aegidistraße erzählte Antje Herbst über die Kappsiedlung. Die Namensgebung ist umstritten. Die einen Historiker meinen sie heißt so wegen des früheren Anbaus in den dortigen Gärten von „Kappes“ und die anderen meinen, dass die Bewohner der Häuser hauptsächlich am „Kapp-Putsch“ beteiligt waren.

Eigener Marktplatz mit Bunker

Die Aegidistraße wurde erst 1965 am Abwassernetz angeschlossen, was für die spielenden Kinder vorher damals trotzdem scheinbar kein Beinbruch war, wenn sie die kleinen herfließenden Bäche aufstauten um darin zu schwimmen und sich abzukühlen.

Zechenhaus Aegidistraße

Karl Ganser der Vater der Industriekultur und Haldenlandschaft

Antje Herbst erzählte auf dem Weg zum Tetraeder etwas über den kürzlich verstorbenen Karl Ganser. Er hatte die Idee, dass die Bergehalden, sowie stillgelegten Industrieanlagen zu Freizeit- und Parkanlagen der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden sollten. Er rettete dadurch viele altgediente Fördertürme, Lohnhallen, Waschkauen, Stahlgerüste und Bergehalden, die heute Museum und Begegnungsstätte sind für Kunst, Geschichte bzw. für einen Ausflug und Ausblick in die Geschichte und Landschaft vom Ruhrgebiet. Ohne ihn wäre es nicht mal möglich zum Tetraeder zu kommen, zu dem der Bus mit einer Sondergenehmigung hochfahren konnte. Geschweige denn der Bau möglich gewesen, weil es nichtöffentliches Gelände der Ruhrkohle AG gewesen ist. Der Busfahrer war ein besonders geschickter Lenker, der uns über den kurzen, steilen und schmalen Weg sicher nach oben und wieder nach unten brachte.

Panoramablick mit Kokerei Prosper und Essener Skyline

Das herrliche Wetter ließ eine weite Sicht zu. Die Blicke schweiften bis nach Dortmund, Velbert und Duisburg. Die Essener Skyline glich Frankfurt hinter den roten Doppelbögen der A42-Brücke beim Stadtteil Ebel. Die Kokerei schnaubte in dem Moment weißen Rauch aus und verdeckte die im Hintergrund stehende neue Windkraftanlage, das Zeichen des überall stattfindenden und nötigen energetischen Wandel im Ruhrgebiet. Blauviolette und gelbe Pflanzen, fast wie die Ukrainische Flagge ragten bei den leichten Windböen sanft schwingend gen Himmel. Sie waren ein besonderes Fotomotiv mit dem Hintergrund von Skihalle, Kokerei und den Ausblick auf die Essener Skyline.

Schrebergärten für die Luftreinhaltung

Kaum einer glaubte die Anzahl von 17 Schrebergartenvereine in der kleinen kreisfreien Stadt Bottrop. Die Gründung des ersten Schrebergartenvereins war 1906. Für die Luftreinhaltung waren die Kleingartenanlagen als kleine grüne Lungen eine willkommene Lösung in der früher von Kohle und Koks produzierenden Umgebung.

Stadtteil Boy

Die Boy, früher Boye hieß, besaß ein eigenes Postamt und besondere Postkarten zeigten Häuser und Straßenzüge, auch in polnischer Sprache. Der Boyer Bahnhof wurde 1925 erbaut.  Wir fuhren zwar nicht über die Prosperstraße, aber Antje Herbst erwähnte auf dem Weg durch die Gartenstadt Welheim in Richtung Eloria die ältesten Zechenhäuser Bottrops. Sichtbar sind sie durch die groben Sockelsteine. Sie gehörten zur Kolonie Engelbert, wo früher die meisten Polen wohnten.

Ältestes Zechenhaus von Bottrop – Foto: André Brune

Sumpfiges Welheim

Welheim ist schon immer ein geteiltes Gebiet gewesen. Die fruchtbare Welheimer Mark, an der die Emscher entlang floss und die Emscherbrücher Wildpferde durchtrabten. Die Essen-Werdener Äbtissin ließ hier ihre Schweine mästen. Auf der anderen Seite im sumpfigen Welheim lag die vom Deutschen Ritterorden gegründete Kommende Welheim. Die seit dem 13. Jahrhundert viele Male angegriffen wurde. Wenn nur die Dorstener angriffen, kamen Essener zu Hilfe. Wurde gesiegt, feierten das alle kräftig und wurde „Welheimer Reise“ genannt. Was jedoch der Ursprung der Schützenvereine mit der Kommende Welheim zu tun hat, klärt Antje bei einer Führung. Diese Information habe ich absichtlich herausgeschnitten, um neugierig zu machen.

Haus in der Gartenstadt Welheim – Foto: André Brune

Antje Herbst vergisst nicht auf ihren namentlichen Herbst 2022 hinzuweisen. Denn das Historische Erlebniszentrum wird in Bottrop eröffnet. Der historische Brauchtum der Stadt und viele andere besondere Dinge werden im Rathaus mit 3D-Animation erlebbar gemacht für Jung und Alt. An diesem besonderen Konzept arbeitete Antje mit und jeder hörte den Stolz in der Stimme für dieses besondere Konzept, das auch die städtischen Schulen einbezogen hat.

Der zweite Stopp war dann am neuen Erlebniszentrum „Eloria“. Der angeschlossene Open Air Bereich das „Zechentreff“ lud zum Verweilen ein. Der Malakoffturm  von Prosper II war das besondere Fotomotiv beim Zwischenhalt.

Malakoffturm Prosper II mit Erlebnisfabrik Eloria

Lyrische Texte für ein Bottroper Wasserschloss

Nach einigen Minuten ging es weiter über die Straße „Auf der Knippenburg“. Auf dem Gelände der wirklichen Knippenburg steht heute das große Lagerhaus von Deichmann. Eine besondere Anekdote erfuhren die Mitfahrer*innen:

Die befreundete und damals sehr berühmte Schriftstellerin Luise Hensel wurde damals in den 1820er Jahren vom neuen Besitzer, preußischem Justizkommissar und Landrat des Kreises Recklinghausen Friedrich Carl Devens eingeladen. Inspiriert von dem Wasserschloss und dem nach englischen Vorbildern gebauten weitläufigen Park schrieb sie ein besonderes Gedicht. Das Wasserschloss wurde im Mittelalter um 1340 gebaut. Devens kaufte es 1821. Doch es kamen erhebliche Bergschäden auf das alte Gemäuer zu. Der Park sackte stark ab, so dass die Pflanzen abstarben. Ein langwieriger Entschädigungsprozess beschäftigte die damalige Justiz. Die Bergsenkungen und schlussendlich die starke Beschädigung durch Bombenangriffe im zweiten Weltkrieg hinterließ nur noch eine Ruine, die Anfang der 1960er Jahre zu einem Abriss führte.

Blick aus dem Bus auf dem Weg zum Tetraeder – Foto: André Brune

Unverfänglicher Emscherblick vom Westring

Auf dem Rückweg zum Gleiwitzer Platz querten wir den Stadtteil Lehmkuhle. Antje erklärte die Herkunft und weitere Anekdoten über den Westring. Zum einen wurden dort steinzeitliche Urnen gefunden, die im Museum für Ur- und Ortsgeschichte am Quadrat bewundert werden können. Wahrscheinlich stammten sie von den ersten Besiedlern der Emscheranhöhe um den Donnerberg mit dem weitläufigen Blick ins Emschertal, der damals ohne die vielen Häuser von heute gewesen sein musste. Von der anderen Geschichte erfuhren wir von einer Gaststätte, die einen See hatte. Sie war ein besonderes Ausflugslokal für einen unverfänglichen Blick ins Emschertal bevor die Einbetonierung und Veränderungen der Landschaft diesen Blick zerstörte.

Wilde Emscher und Epidemien

Antje erwähnte auch die Epidemien von Cholera und Rur, die vor dem Umbau der Emscher in eine Betonrinne vielen das Leben kostete. Vor über 100 Jahren war die Emscher einer der wildesten Flüsse Deutschlands. Durch die ständige Zuleitung von industriellen und menschlichen Abwässern wurde die Emscher bei Überschwemmungen durch die Bakterien und Chemikalien auch der gefährlichste Fluss. Das Grundwasser nahe der Emscher wurde stark verseucht und verursachte Krankheit und Tod.

Lechzen nach mehr historischen Anekdoten

Antje Herbst hätte bestimmt noch mehr auf Lager gehabt, doch irgendwann ging auch diese tolle historische Stadtrundfahrt zu Ende. Wer Antje Herbst allerdings gerne buchen möchte, der kann dies gerne machen. Weitere Informationen gibt es weiter unten und beim Podcast in den Shownotes oder auch im „Bierchen bitte -BOTTcast mit Piet und Alex“, wo Antje Herbst in Folge #77 zu Gast war.

Antje Herbst Buchen

Im Podcast mit Piet und Alex erzählte Antje Herbst erstaunt, dass Lehrer*innen sie nicht für eine Stadtführung buchen. Das ist schade, denn so anschaulich und spannend, wie Antje es erzählt, wird es den Kindern mit Sicherheit nicht langweilig sein die eigene Heimatstadt außerhalb der zu lüftenden Klassenräume zu erkunden.

Antje Herbst buchen hier:

info@stadt-land-fluss-tours.com

Tel: 015771266060

***

Mehr Informationen:

Wikipedia-Eintrag zum Haus Knippenburg mit dem Gedicht von Luise Hensel:

Haus Knippenburg – Wikipedia

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Link zum Bierchen bitte-Podcast Folge 77:

https://meinpodcast.de/bierchen-bitte-der-bottcast-mit-piet-alex/77-rent-a-kid-feat-antje-herbst

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Text/Bilder: André Brune

Moderation vom Podcast : André Brune/Antje Herbst

+Fotos I +Youtube-Interview-Video I Erinnerungsaktion für 72 gefallene Ruhrpottler beim Bottroper Rathaussturm 19.02.1919 von Sahin Aydin

Eine besondere Erinnerungs-Aktion hat mich bewegt nach Bottrop zu kommen, um den Lokalhistoriker Sahin Aydin ein wenig unter die Arme zu greifen. Leider war die örtliche Presse nicht anwesend für dieses für die Stadt so wichtige Ereignis.

Sahin Aydin wurde in der Türkei geboren und kam 1973 nach Deutschland. Seit 20 Jahren lebt er in Bottrop, setzte sich auch eine Zeitlang politisch für soziale Projekte in der Stadt ein, doch sein Hauptanliegen ist eine korrekte Darstellung der Geschichte seiner Wahlheimat, die ihm in der Türkei verwehrt bleibt als Kurde. Seit Jahren forscht er über den Bottroper Rathaussturm vom 19.02.1919. Denn dabei starben mehr als die bisher angenommen, die jedoch bis jetzt auch nicht gewürdigt wurden. In seinen bisherigen Forschungen stellt er fest, dass die Geschichte im Laufe der Zeit und vor allem durch den nationalsozialistischen Einfluss und deren mögliche Verfälschung in der Historie aller Städte in Deutschland neu aufgearbeitet werden sollte, wenn auch der Aufwand hoch ist. Es gibt zu vielen Dingen merkwürdigerweise gesperrte Akten bis Heute. Warum weiß keiner so genau. Sie werden aber unter Verschluss gehalten.

Für die weitere Erforschung dieser und anderer historischen und undurchsichtigen Ereignisse braucht es oft Kopien oder in digitaler Form weiterführende Informationen zum Zusammentragen eines korrekt angegebenen historischen Materials. So sind wichtigen Archivunterlagen im Landesarchiv und auch Bundesarchiv leider sehr teuer, wenn ein Lokalhistoriker Kopien und digitale Informationen/Fotos für die weitere Forschung mit nach Hause nehmen möchte viel Geld.

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Interview-Video I Erinnerung an 72 Gefallene beim Bottroper Rathaussturm 19.02.1919 von und mit Sahin Aydin – Film/Moderation: André Brune

Stolperstein für den ersten Oberbürgermeister nach dem II. Weltkrieg und Schlichter Ernst Ender

Sahin Aydin kann das nicht alles stemmen, denn er hat aus eigener Tasche auch schon mehrere Stolpersteine-Widmungen bezahlt. Er hat auch den neuesten verlegten Stolperstein am 9.11.2021 für Ernst Ender angeregt und bezahlt. Ernst Ender war einer der Verhandler bzw. Schlichter beim Rathaussturm. Nach der Machtergreifung der Nazis wurde er am 5.2.1938 in das Konzentrationslager Buchenwald eingeliefert. Am 18.02.1941 wurde er wieder entlassen. Nach dem Krieg wurde er von den Alliierten am 1.7.1946 als Oberbürgermeister von Bottrop eingesetzt. Das Amt konnte er aber aus gesundheitlichen Gründen nur bis zum 13.10.1946 ausführen. Für Sahin Aydin ist es wichtig, dass die Geschichte richtig dargestellt wird. So wollte ich als gebürtiger Bottroper dabei sein, wie er mit 72 Luftballons an die 72 beim Rathaussturm am 19.2.1919 umgekommenen Menschen zu erinnern.

Sahin Aydin forschte in Presse- und Stadtarchiven, auch in den Nachbarstädten, und fand heraus, dass es mehr Todesopfer gab beim Rathaussturms. Zudem wurde in den 12 Jahren der Herrschaft der Nazis städtische Geschichten von örtlichen Historikern in ihrem politischen Sinne, auch für Propagandazwecke verändert. So wurde unter anderem für die Geschichte eine blutrünstige Legende gestrickt, wie das angebliche Zerreissen eines Kindes, das einfache Bergarbeiter bei dem Streik für mehr Lohn nach dem ersten Weltkrieg vollzogen hätten.

Chaotische politische Verhältnisse in der jungen Republik Deutschland nach dem Weltkrieg

Im Bottroper Rathaus war früher ein Polizeirevier und ein Gefängnis integriert. In diese wurden 22 Bergarbeiter der Zeche Prosper I und II am 18.02.1919 eingesperrt. Die meisten hatten einen Migrationshintergrund, denn sie waren polnische Einwanderer. Damals sagte man zu Bottrop auch „Klein-Warschau“, denn in Großteil der Bottroper Bevölkerung (1913 waren 51% Migranten) hatten damals polnische Wurzeln. Damals herrschte nach dem ersten Weltkrieg und der Abdankung des Kaisers Wilhelm II in den noch jungen Republikjahren das Chaos. Revolutionäre Umtriebe durch kommunistische Gesinnungsgenossen, wie auch die ersten Freikorps, die als Vorgänger der SA der Nationalsozialisten bezeichnet werden können, und auch Monarchistische Anhänger. Auch die in der Weimarer Republik regierende SPD nutzte diese Freikorps, um streikende Arbeiter zur Aufgabe zu zwingen. Die Wirtschaft lag am Boden. Jeder Streik, auch von anarchistischen und kommunistischen Seiten angefacht, um die Regierung zu destabilisieren, um in ihrem eigenen ideologischen Sinne, z.B. eine Räterepublik zu errichten. Den meisten Arbeiterfamilien ist die politische Gesinnung damals egal gewesen. Für sie war es wichtiger die Familie ernähren zu können. Der Umbruch in der jungen deutschen Republik sollten auch mehr Rechte und mehr Lohn für Arbeiter bringen. Auch die Frauen, die in den Kriegszeiten Männerjobs übernommen haben, die an die Front gekommen sind, wollten mehr Rechte und Lohn einfordern.

So wurden in den Anfängen der Republik Deutschland sogenannte Arbeiter- und Soldatenräte von den heimgekehrten Soldaten ohne Perspektive im eigenen Land gegründet, um eine bessere Nahrungsversorgung und mehr demokratische Rechte für die bisher unter dem Kaiser arm gebliebenen Arbeiterfamilien zu bekommen. Auch Soldaten, heimgekehrt ohne Perspektive im eigenen Land, weil sie den Krieg verloren hatten, gründeten Räte. Der langanhaltende Krieg verstärkte die Armut nur. Um es deutlicher zu machen, wie groß die Armut war ist: Ende Januar 1919 bekam jeder Bewohner von Bottrop 300 Gramm Brot und Tag und Möhren statt Kartoffeln zugeteilt. Die Lebensmittelversorgung ist nach dem Krieg seit dem November 1918 komplett zusammengebrochen. 150 Gramm Fett waren nur pro Woche und Bewohner zugeteilt. Die schlechte Versorgungslage basiert auch zum Großteil auf die Importbeschränkungen der Seeblockade der Engländer im Krieg.

Der undurchsichtige Rathaussturm

Bergarbeiter der Zeche Prosper I und II fingen Ende Januar an für mehr Lohn und Rechte zu streiken. Seit der Abdankung des Kaisers sahen sie das Streikrecht als Grundrecht an und nutzen dies auch. Gegründete Arbeiter- und Soldatenräte in Sterkrade und Mülheim haben gegründete Volkswehren, sogenannte Sicherheitswehren um Hilfe gebeten, um die 22 gefangenengenommenen Rädelsführer zu befreien, darunter waren die zum Schlichten anwesenden bekannten Persönlichkeiten anerkannter Parteien Alois Fulneczek (KAPD*), Ernst Ender (USPD**), August Banko (USDP), Ludwig Sittek (USPD) und Wilhelm Piefke (USPD). Der ihrer Meinung nach illegitim handelnden Bottroper Arbeiterrat sollte abgesetzt werden. Angehörige forderten an diesem Tag die Freilassung. Die Rathauswache fühlte sich bedroht und schoss in die Menge. Die ersten Toten pflasterten den Rathausplatz. Am Nachmittag des 19.02.1919 unterstützten Sicherheitswehren aus Oberhausen, Mühlheim und Düsseldorf die Rathauswache. Die Freilassung der Bergleute wurde wieder abgelehnt, weil der Freikorps „Lichtschlag“ Hilfe in dieser Angelegenheit angeboten hatte.

Widersprüchliche ungereimte chaotische Nachrichten kamen nach der Kapitulation der Rathausverteidiger zu Stande. Dreizehn Gefangene wurden schon bei der Gefangenschaft erschlagen. In der Essener Allgemeinen Zeitung wurde über die 25 Tage andauernde Verhandlung gegen die angeklagten Rathausstürmer berichtet: 21 Angeklagte, Zeugen, Staatsanwalt, Richter und Rechtsanwälte sind zu Wort gekommen. Elf der Rathausverteidiger fanden bei den Kämpfen den Tod, davon fünf, die erschlagen wurden. So wurde damals der Tod und die Anzahl der Rathausverteidiger instrumentalisiert, um streikende Bergarbeiter als blutrünstige Verbrecher darzustellen, die sie mit Sicherheit nicht waren. Doch insgesamt starben mehr, fand Sahin Aydin raus.

Schlichter und Verhandlungsführer Alois Fulneczek wurde umgebracht

Alois Fulneczek, war einer der Sprecher und Verhandlungsführer der Bergleute und gleichzeitig der größten Migranntengruppe, der katholischen Polen in Bottrop. Fünf der verurteilten polnischen Streikleiter von Prosper waren Jankowski, Zurek, Pietrowski, Bujotzek, der schwerverwundete Skupin und getötete Skowroneck. Als die Streikposten von der Volkswehr/Freikorps angegriffen wurde, starb dabei ein Volkswehrangehöriger.

Sie waren ein gefundener Sündenbock für die undurchsichtige Situation des Rathaussturms. Alois Fulneczek wurde verhaftet und am 23.2.1919 durch den Freikorps Lichtschlag, so ein militärischer Bericht, auf der Flucht erschossen (aus Rudolf Isforts Bericht: Aus den Tiefen der Hölle …Quellenangabe unten). Jedoch brachte man ihn wohl, so laut Augenzeugenberichten direkt im Amtsgerichtsgefängnis um.

Persönliches Gedenken an die Gefallenen des Rathaussturms gehört in den Ruhrpottologen-Blog

Auch diese Geschichte des Ruhrpotts gehört mit immer neueren Erkenntnissen durch Sahin Aydin und Dr. Peter Berens zu den Geschichten im Ruhrpottologen-Blog. Jeder kann den Rathausverteidigern, aber auch den Bergleuten, die umgekommen sind, gedenken. Die Rathausverteidiger sind im Eingangsbereich des Westfriedhofs von Bottrop gegenüber des Kriegerdenkmals begraben worden. In meinen Augen sind damals in diesen undurchsichtigen Zeiten zu viele Menschen auf beiden Seiten umgekommen. Ob durch Hunger und schlechten Arbeitsbedürfnissen der Bergleute kurz nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, sowie auch bei den undurchsichtigen ersten Maßnahmen der regierenden Parteien in Stadt, Land und Staat. Ich persönlich Gedenke allen Gefallenen beim Rathaussturm, egal welcher Gesinnung, denn jeder Tote ist einer zu viel gewesen. Der Erste Weltkrieg hat schon zu viele Menschenleben gekostet und Frauen und Eltern Mann und Kind an den Fronten gelassen. Ehren wir also mit Sahin Aydin die bisher gefundenen 72 Toten, egal von welcher Seite, die leider nicht alle mit Namen gefunden werden konnten, jedoch von der Anzahl her durch unterschiedliche Berichten aus Zeitung und Archivmaterial zusammengetragen wurden!

*KAPD: Die Kommunistische Arbeiterpartei Deutschlands (KAPD), vertrat während der Weimarer Republik, die linkeantiparlamentaristische und rätekommunistische Positionen. (Quelle: Wikipedia: Kommunistische Arbeiterpartei Deutschlands – Wikipedia)

**USPD: Die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) war eine sozialistische Partei im Deutschen Kaiserreich und in der Weimarer Republik. Von Sozialdemokraten in der zweiten Hälfte des Ersten Weltkrieges gegründet, war sie eine Abspaltung der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) (die sich dann MSPD nannte). Die USPD bestand nach Parteieintritten von SPD-Mitgliedern, Gründungen von parteiinternen Organisationen und deren Abspaltung sowie zahlreichen Aus- bzw. Übertritten in andere Parteien bis 1931. (Quelle, wenn auch der Bericht umstritten ist, jedoch die Partei richtig beschrieben hat im ersten Absatz: Wikipedia: Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands – Wikipedia)

Weiterführende Literatur oder Internetseiten:

Sahin Aydin: sahinaydin

Über den Rathaussturm von Sahin Aydin: sog. Rathaussturm Bottrop – sahinaydin

Über Alois Fulneczek: 100 Jahre Alois Fulneczek – sahinaydin

Buch über Sahin Aydins Forschung zum Rathaussturm

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Von Rudolf Isfort: Aus den Tiefen der Hölle – oder der Bottroper Rathaussturm 1919 – Geschichte und Gegenwart (r-isfort.de)

Text: André Brune /Quellen: Rudolf Isfort/Sahin Aydin/Dr. Peter Berens /Wikipedia – Fotos: André Brune / Infokarten: Sahin Aydin

+Podcast I +Fotos I Patrick Paulick, ein Freund von Lochnagar – im Gedenken an die Gefallenen des I. Weltkrieg aus dem Ruhrgebiet

Zum Gedenken an den Tag des Waffenstillstands am 11.11.1918 habe ich ein besonderes Interview mit Patrick Paulick, ein Mitglied und Helfer im Verein „Friends of Lochnagar“, geführt.

Er erzählt seine Gedanken und Verbindung zu einem besonderen Tag, der jedes Jahr in England und Frankreich bewußt gefeiert wird und sich immer am 11.11. eines jeden Jahres jährt. Normal wird in Deutschland der Beginn der Karnevalszeit gefeiert. England und Frankreich feiern dagegen mit Feuerwerk das Ende des Ersten Weltkriegs. Sie finden es traurig, dass die Deutschen trotz verlorenen Krieges in dieser Form den Waffenstillstand nicht mitfeiern, der verhindert hat, dass noch viele mehr im Kriegsfeld ihr Leben verloren hätten. Deutschland gedenkt bedächtig den Toten des ersten Weltkriegs seit 1919 durch den staatlich eingeführten Volkstrauertag ohne Feuerwerk und ohne Franzosen und Engländer. Aber den noch größeren II. Weltkrieg mit 60 Millionen Opfern inklusive des Holocausts, wird der Tag eher mittlerweile zu einem Gedenktag für Opfer von Gewaltherrschaft der Nazis.

Nur wenige, gerade aus der jungen Generation, empfinden kaum einen Bezug zu der Zeit, dessen Krieg der Ursprung von Tod und Leiden des II. Weltkriegs ist. Darunter zählen auch für den verlorenen I. Weltkrieg einfach propagandistisch von den Nationalsozialisten verantwortlich gemachten Juden. Sechs Millionen Juden wurden systematisch im Holocaust getötet. Es darf auch nicht vergessen werden, dass die Osmanische Regierung im I. Weltkrieg den Holocaust von Armeniern veranlasst hat. Der heute immer noch sehr umstritten im türkischen Parlament diskutiert wird. Und bis heute nicht richtig aufgearbeitet wurde. Das die damaligen Kolonien ebenfalls schon vor dem I. Weltkrieg Holocausts in Teilen von bestimmten Völkern, wie z.B. die Hereros durch die Deutschen Kolonisten, hinter sich haben und Soldaten herangezogen wurden, die für die Länderherren in den Krieg gezogen wurden, für den sie bestimmt nichts konnten und auch in Verdun auf den Schlachtfeldern ihr Leben verloren haben, wird ebenfalls vergessen.

Deutschland bereitet sich am 11.11. eher für den Karneval eines jeden Jahres vor. Karneval ist in Deutschland heute wichtiger als ein unrühmliches Waffenstillstandsabkommen eines verlorenen Krieges. Aber es darf nicht vergessen werden, dass eben durch den damals schrecklichen Krieg mit all seinen Konsequenzen für das 20. Jahrhundert, die heutige Freiheit entstanden ist, die wiederum vom heutigen Terror von Außen bewahrt werden muss.

Der Präsident der Franzosen Charles de Gaulle und der deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer schüttelten sich die Hände und begannen die jahrhundertealte Feindschaft zu einer Freundschaft umzufunktionieren, um diese Kriege nicht wiederholen zu lassen. Der Freundschaftsvertrag vom 22.1.1963 sollte der Anfang einer gemeinsamen friedlichen Gestaltung von Europa sein. Denn wenn man in den Gängen der in der französischen, britischen oder deutschen Gräben mit noch vorhandenen verrosteten Stacheldraht steht, dann waren sie alle Brüder im Feld, die sich gegenseitig umgebracht haben. Sie haben ihr Leben verloren oder gerade noch überlebt für Machtansprüche von hohen Militärs und Politikern, egal von welcher Seite.

Engländer und Franzosen würden sich über mehr BesucherInnen aus Deutschland freuen, um den Waffenstillstand am 11.11. eines jeden Jahres gemeinsam mit einem Glas Wein, Sekt oder Bier zu feiern und sich über den heutigen gemeinsamen Frieden freuen. Denn die Front verlief nie durch Deutschland, sondern durch Frankreich.

Der Bottroper Patrick Paulick fühlt mit den Franzosen und Engländern. Er hat es sich zur lebenslangen Aufgabe gemacht diesen friedlichen Zusammenhalt zwischen den Ländern durch Ausgrabungen und Instandsetzung von Gegenständen, Gräben und Stollen des ersten Weltkriegs sichtbar zu erhalten. Die Schrecken der vier Jahre anhaltenden Kriegswirren mit über 15 Mio Toten weltweit sollen vorzeigbar bleiben und erinnern. Im Podcast berichtet er über seine Vereinstätigkeit bei „Friends of Lochnagar“ und seine Leidenschaft, das kleine eigene Museum, und wie er durch seinen Vater dazu bewegt wurde:

Video-Podcast bei Youtube mit eingebauter Schweigeminute am Ende:

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Das Bild zeigt von oben nicht unbedingt die Auswirkung der Untertagemine. 90 Meter Breite hat der vulkanartige Kegel. Drumherum findet auf dem ehemaligen Schlachtfeld, wo tausende von Soldatenleichen lagen ganz normale Landwirtschaft statt. Beim Umgraben der Erde findet sich immer wieder etwas aus der Zeit der Schlacht des I. Weltkriegs. Z.T. werden auch Chemiebomben, wie Senfgas, gefunden, die von Deutschen erstmals angewendet wurden – Foto: „Friends of Lochnagar“

Keine 25 Jahre alt und irgendwie anders als seine Generation, das ist Patrick Paulick. Als Knirps wurde er von seinen Eltern nicht nach Mallorca mitgenommen, sondern nach Verdun und an die Somme. Nicht um sich in die Sonne zu legen, sondern um Knochen und Munition aus dem ersten Weltkrieg auszugraben. Seine Generation interessiert sich sehr wenig für Historische Dinge die im Zusammenhang mit dem ersten Weltkrieg stehen. Doch es ist seine Herzensangelegenheit auch Soldaten aus dem Ruhrgebiet, die noch als Vermisst gelten zurückzuführen zu den Familien. Dies hat Patrick mit seinem Vater und Bruder insgesamt fünf Mal geschafft, was nicht einfach ist, wenn man die Narben der Landschaft immer noch sieht. Wege dürfen nach über 100 Jahren nicht verlassen werden. Granaten und auch Minen oder Chemiebomben sind immer noch zu finden, obwohl schon die Wehrmacht im zweiten Weltkrieg durchmarschiert ist.

Patrick Paulick als Kind an der Somme bei seinen ersten Berührungspunkten – Foto: Paulick

Patrick kann französisch sprechen und hat in Frankreich Freunde gefunden. Frankreich ist seine zweite Heimat geworden. Er gehört 100 Jahre nach dem Waffenstillstandsabkommen von 1918 einer Generation an, die in Frieden und Freiheit leben können. Wäre er um 1890 geboren, hätte er sich im zeitgemäßen Patriotismus vielleicht freiwillig gemeldet und für Kaiser und Vaterland gekämpft. Vielleicht wäre er auch im Feld geblieben, zerfetzt von Maschinengewehrkugeln, Minen, Granaten, Chemiebomben oder durch Luftangriffe. Heute kann er mit den Briten und Franzosen lachend am Tisch sitzen in Frieden und Freiheit.

Unbewußt wurde im ersten Weltkrieg um die Freiheit von Heute gekämpft. Doch die Auswirkungen waren erst einmal das Aufblühen von Antisemitismus. Die Juden wurden mit der Dolchstoßlegende, dass die jüdische Heimatfront den Krieg den deutschen Militärs in den Rücken gefallen wären, belegt. Der Nationalsozialismus wurde stark mit einer verabscheuungswürdigen Ideologie, die in einen zweiten Weltkrieg mit 60 Millionen Toten mündete, wovon akribisch mit deutscher Gründlichkeit (Stichwort Wannseekonferenz) der Holocaust, also die sogenannte Endlösung der Juden verfolgt. 6 Millionen wurden in Augen der Nazis vernichtet. Schon die deutsche Worterfindung ist ein Schrecken für die Nachwelt. Doch es gibt weiterhin Leugner und Menschen, die diese Taten der damaligen Generation als ein Kürzel in der Geschichte bezeichnen und endlich ein Schlusstrich gemacht werden müsse.

Die Auswirkungen durch den verlorenen I. Weltkrieg, die wirtschaftlichen Probleme durch die hohen Reparationszahlungen an die Alliierten, weil Deutschland die komplette Schuld auferlegt wurde, ließ diese Ideologie erblühen. Und wie im Mittelalter wurden neben den Juden, Romas und Sintis, Homosexuelle oder politisch anders denkende Personen, für den verlorenen I. Weltkrieg verantwortlich gemacht. Natürlich ist der alte Feind Frankreich und Großbritannien weiter Schuld an dem Leid der Deutschen gewesen. So gesehen ist allein wegen dieser ideologischen Verblendung schon der I. Weltkrieg die Urkatastrophe des 20. Jahrhundert, die sich nach dem II. Weltkrieg noch in die ideologische Aufteilung der demokratischen und den kommunistischen Staaten mit dem Kalten Krieg auswirkte. Heute wirkt sich diese Ideologie weiter in der Verantwortungsverschiebung in der Pandemie, das gewählte Regierungen Freiheiten entnehmen, die jedoch nur die Gesundheit der Bevölkerung schützen möchten.

Die Nazis nutzen diese Verordnungen und drehen den Spieß um. Sie reden von Freiheit für das Volk, das sie selbst unterdrücken würden mit unmenschlichen Verordnungen und eingerichteten neuen Konzentrationslager für Personen die nicht in den ideologischen Kram passte. Hätten die Nazis gesiegt mit ihrer Ideologie, würden wir nicht in dieser Freiheit von Heute leben. Die Zeit der 1920er waren geprägt von Unruhen, Terroranschläge auf unterschiedliche politische Lager und Hunger durch eine horrende Inflation 1923 und Weltwirtschaftskrise von 1929. Der Weg für eine Gewaltherrschaft unter Adolf Hitler wurde geebnet. Der verlorene I. Weltkrieg hat seinen unrühmlichen Teil dazu beigetragen, Freiheit und Demokratie im jungen Deutschland im Keim zu ersticken, aber auch nach 12 Jahren Naziherrschaft und dem II. Weltkrieg, eine neue Möglichkeit, den Weg von Heute, den endgültigen Weg der Weimarer Republik weiter zu gehen, nämlich in Freiheit und Demokratie, die wir heute erleben dürfen. Dafür setzt sich Patrick und seine Familie auch in Zukunft mit Ihrem Tun ein.

Gedenkstein für die Opfer der beiden Weltkriege und dem Rathauskampf 1919 auf dem Westfriedhof in Bottrop – Foto: André Brune

Der Rathaussturm in Bottrop am 19.2.1919 sind Auswirkungen vom I. Weltkrieg und in vielen Teilen der jungen Republik Deutschland passiert
– Foto: André Brune

Der Ruhrpottologe möchte nicht in eine Schublade gesteckt werden. Der Blog soll nicht nur humorvoll Ruhrpottwörter erklären und tolle Menschen, die das Ruhrgebiet von Heute prägen, sondern auch Dinge ansprechen auf Hochdeutsch, wenn es sein muss, die ebenso wichtig in der Geschichte des Ruhrgebiets waren und sind. Deswegen habe ich einen Podcast mit Patrick Paulick zum zweiten Mal gemacht, weil er diesen besonderen Verein unterstützt: „Friends Of Lochnagar“.

Einige Ausgrabungsutensilien und eine französische Uniform des I. Weltkriegs – Foto: Patrick Paulick
Patrick Paulicks Vater Markus bei einem Vortrag über eine Ausgrabungssituation – Foto: Patrick Paulick
Patrick Paulick bei Instandsetzungarbeiten an der Somme mit Vater Markus und Bruder Marcel – Foto: Markus Paulick

Das beeindruckte mich, das ein junger Mann, der mein Sohn sein könnte, sich entschieden hat, das Feld des Todes aufzusuchen, zu graben, aufzuräumen und anderen zu zeigen, wie es war und nicht mehr wiederholt werden sollte. Er baut mit französischen Freunden alte Gräben zu Anschauungszwecke wieder auf. Er zeigt damit die schrecklichen Seiten des Krieges. Und mit unserem Geplauder über den Weltkrieg, Einsichten und Ansichten, machte er mich neugierig, so dass ich vorhabe, obwohl ich schon mal vor Ort war und vor dem Beinhaus von Verdun stand, wo 700000 Soldaten in einem halben Jahr gestorben sind, mitzufahren und zu helfen, wenn es die Zeit erlaubt.

Lochnagar – ein 90 Meter breites Loch und 21 Meter Tiefe mitten in der französischen Landschaft durch eine britische Untertagemine erzeugt. Die Teile sind bis zu 1 km in den Himmel geflogen, berichteten Augenzeugen – Foto: „Friends of Lochnagar“
Der Friedhof und das Beinhaus von Verdun, wo insgesamt auf beiden Seiten der Fronten um die 700000 Soldaten ihr Leben verloren haben – Foto: „Oussaire Douamont“
Im Beinhaus liegen unzählige Knochen und Schädel von gestorbenen nicht mehr auf dem normalen Friedhof zu beerdigenden Soldaten aus der Verdunschlacht zwischen 21.2.1916 und 18.12.1916 – Foto: „Oussuaire Douaumont“
Das Beinhaus der Gedenkstätte für die Opfer von Verdun von Innen – Foto: „Oussuaire Douaumont“
Die Grabenanlage und Stollen „Kronprinz“ in den Argonnen restauriert wieder zugänglich für BesucherInnen. Schülergruppen richteten die Holzwände her – Foto: Michael Prisille
Noch nicht zugänglicher Stollen „Eduard“ – Foto: Michael Prisille

Wer mehr wissen will kann sich folgende Filme auf Youtube ansehen:

Interessante Links und Shownotes zum Podcast:

Patrick Paulick engagiert sich mit seinem Vater im Verein „Friends of Lochnagar“
https://lochnagarcrater.org/conserve/friends-of-lochnagar/
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Eine interessante Internetseite über die Schlacht um Verdun von Michael Prisille:

https://www.verdun14-18.de

***
Interessante Youtube-Filme zum Thema

über den Lochnagar:

Mine Explosion – YouTube

Lochnagar Crater – Mines – YouTube

Lochnagar Crater – Attack on La Boisselle – YouTube

This WWI Explosion Left a Hole 70 Feet Deep | Lochnagar Crater – YouTube

The Blast that Obliterated 10,000 Germans – YouTube

 The First World War – Lochnagar Crater – YouTube#

 Der Waffenstillstand 1918 | Karambolage | ARTE – YouTube

über die Schlacht von Verdun:

Verdun is a Human Slaughterhouse | Apocalypse: WWI – YouTube
Verdun Battle Scenes (1916) – YouTube
Schatten von Verdun – YouTube
German Werth – Augenzeugen berichten über: Verdun 1916 (Teil 1) – YouTube
100 Jahre Schlacht von Verdun – YouTube
Verdun – Sie werden nicht durchkommen! Doku (2014) – YouTube
Fort Douaumont – YouTube
The First World War – Verdun – Fort Douaumont – YouTube

VERDUN Heute | Dieser Ort forderte 700000 Opfer – Vlog #8 – YouTube

Allgemeine sehenswerte Dokumentationen über den I. Weltkrieg:
Der Film von Peter Jackson:  They Shall Not Grow Old (OmU) – YouTube

DIE WELT – Die Narbe. 100 Jahre Erster Weltkrieg – Eine Reise an die Front – YouTube
Apokalypse – DER ERSTE WELTKRIEG (1): Pulverfass Europa | HD Doku – YouTube
Apokalypse – DER ERSTE WELTKRIEG (2): Stellungskrieg | HD Doku – YouTube
Apokalypse – DER ERSTE WELTKRIEG (3): Die Hölle der Front | HD Doku – YouTube
Apokalypse – DER ERSTE WELTKRIEG (4): Kriegseintritt der USA | HD Doku – YouTube
Mit Jubel in die Hölle 100 Jahre Erster Weltkrieg Doku HD – YouTube
Der Erste Weltkrieg – Die Gashölle oder auch Apltraum Ypern – Dokumentation – YouTube
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Weitere Informationen im Youtube-Kanal:  Ruhrpottologe André Brune – YouTube