Zeitreise zur Stunde Null I Mit Liberating Gelsenkirchen die Ausstellung „Kindheit in der Nachkriegszeit“ in Bottrop besser begreifen I +Videopodcast I +Podcast I +Fotos

Ein „Liberation Weekend“ sollte die Ausstellung „Kindheit in der Nachkriegszeit“ der Stadt Bottrop zum 80. Jahrestag der Befreiung durch die amerikanische Armee besser veranschaulichen.

Liberating Gelsenkirchen machte es mit ihren zivilen und militärischen Ausstellungsstücken sehr nahbar und verständlicher, wie es denn gewesen sein musste. Niemand von heute hat noch eine Vorstellung von den damaligen Verhältnissen. Nur noch Erzählungen der Großeltern, Filme, Bücher oder eben Museen können der heutigen Generationen das Ende und die Nachkriegszeit erklären.

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Die 35. Infanteriedivision der U.S. Army waren die Befreier von Bottrop und Gelsenkirchen. Von ihnen suchen sie immer echte Ausstellungsstücke. Liberating Gelsenkirchen haben auch die Vitrinen für die Bottroper Ausstellung „Kindheit in der Nachkriegszeit“ mit ihren Exponaten gefüllt und unterstützten dabei das Stadtarchiv mit der Leiterin Heike Biskup. Die Ausstellung ist noch bis zum 10.5.2025 im August-Everding – Kulturzentrum zu sehen. Die Fotos sind Bilder aus Beständen der U.S. Besatzer und zeigen Kinder in verschiedenen Situationen. Die ältesten Besucher können sich bestimmt noch daran erinnern, so wie es meine Mutter konnte, die 1936 geboren wurde. Wer sie wann fotografiert hat, ist nicht aufzuklären. In einem separaten Beitrag werde ich nochmal die Ausstellung beschreiben.

Das Stadtarchiv möchte mit dieser Zusammenarbeit die Zeit der heutigen Senioren, die das Kriegsende vor 80 Jahren damals erlebt haben, den Kindern und Enkelkindern von Heute anschaulich zeigen, die es sich eben nicht vorstellen können.

Das Ehepaar Siebert sind in Persona „Liberating Gelsenkirchen“. Sie sammeln seit 2019 intensiv Militaria und Zivile Dinge aus der Zeit. Sie suchen auch weiterhin solche Exponate auf Flohmärkten und im Internet. Wieviel sie bisher ausgegeben haben, wollen sie gar nicht wissen. Sie zeigen und erklären gern die mittlerweile um die 4000 Exponate der Öffentlichkeit. In entsprechenden Kleidungsstücken bringen sie die Zeit auch persönlich etwas näher und nehmen auch ihren neunjährigen Sohn Jonas immer mit.

Jonas schenkte mir eine Schokolade nach damaligen Rezept und U.S. Army Verpackung  (c) André Brune

Sie haben in Gelsenkirchen auch den ein oder anderen Stolperstein unterstützt aus Überzeugung, dass sich so ein Krieg, wie es der zweite Weltkrieg war, mit dem „industriellen“ Töten von Juden, Sintis, Romas, Homosexuellen, Behinderten und Andersdenkenden, nicht wiederholt. Der erstarkte Rassismus und Rechtsradikalismus ist für sie ein Gräuel, ebenso die schlechte Unterstützung der Ukraine seitens der Europäer.

Philipp als U.S. Army Sanitätsoffizier Philipp Siebert bei einer detailtreuen Pause (c) André Brune

Sehr anschaulich und stolz zeigen sie ihre Ausstellungsstücke. Sie erklären mir, dass die amerikanischen Museen viel anschaulicher sind als die deutschen Museen es machen und wünschen sich selbst ein privates Museum, wo sie das so zeigen können, wie sie es an dem Wochenende über zwei Tage getan haben auf dem Hinterhof des August-Everding-Kulturzentrums. Sie wollen das Tabuthema in Deutschland auf ihre Weise aufbrechen und suchen nach einer kostengünstigen Räumlichkeit, um alles in ihrem Sinne ausstellen zu können. Ein Sponsor wäre auch möglich.

Im Videopodcast erklärt der Sanitätsoffizier Philipp den Militaria Bereich, für den er sich interessiert, während seine Ehefrau Melanie als Krankenschwester sich für den Bereich der Zivilisten interessiert.

Die ausgestellten Waffen, die Munition und auch die Raketen, sowie Minen sind allesamt maßstabsgetreu aus einem 3D-Drucker. So kann sich niemand verletzen und es besteht auch die Möglichkeit sorglos eine Panzerabwehrgranate in die Hand zu nehmen. Manche Menschen finden es geschmacklos. Aber es ist ja keine Waffenverherrlichung und auch kein Verkauf von Waffen, sondern nur eine Veranschaulichung, was diese kleinen Dinger für eine Gewalt auswirken können und Menschen zum Sterben bringen. Wer die Raketen sieht, kann sich besser in die Situation hineinversetzen. Es soll eher eine Abschreckung sein. Und so wie es dort im Hof hinter dem Stadtarchiv aufgestellt wurde, war es das für mich.

Kaum vorstellbar, dass die ein oder andere Tretmine heute noch hier und da zu finden sind und eventuell funktioniert. Da bleibt von der Wucht der Explosion nicht mehr viel übrig von einem Menschen, egal wie klein oder groß die Mine im Boden war bzw. noch ist.

Ich durfte dann auch mal das olivfarbene „Armeehemd“ anziehen setzte den Stahlhelm auf. Ich habe nie als Soldat gedient. Wenn ich mir vorstelle, dass es unter dem Helm ein Echo für die Ohren gibt beim Reden, wie muss dann der Hall von Raketeneinschläge sein. Heute sind es die ukrainischen Truppen, die täglich den Angriffen ausgesetzt sind. Natürlich auch umgekehrt, denn die Soldaten da sind ja Schachfiguren für die große Politik, die auf dem Schreibtisch entscheiden, was passiert. Ich kann mir nicht ausmalen, welche psychische Belastung neben dem ständigen möglichen Gedanken jeden Moment im Kugelhagel oder durch eine Panzergranate, Drohne oder Rakete zu sterben.

Wenn man die Ausstellungsstücke sieht, ist man erst fasziniert von den Dingen, die der Mensch erschaffen kann, aber gleichzeitig auch voller Ehrfurcht, was sie an Tod bringen können, sowie auch Hass, dass Menschen so etwas erzeugen können, ob es nun als Angriffswaffe oder auch Verteidigungswaffe gebaut wurde. Beides ist Kriegshandwerk der modernen Art, was früher die Keule im Steinzeitalter, Schwert und Schild bei den Römern, Pfeil und Bogen im Mittelalter oder auch Mistgabel in den Bauernkriegen des 16. Jahrhunderts war. Krieg begleitete den Menschen immer irgendwo. Leider.

Bei ihren Ausstellungen stellen sie immer eine Spendenbox hin, um weiter ihre Ausstellungsstücke zusammenzutragen, die sich oft genug auf dem Flohmarkt in Gelsenkirchen-Nienhausen an der Pferderennbahn finden können außer Samstags.

Auf dem Gelände, das zum Glück ohne Regen auskommen konnte, waren Originalverpackungen von Kellogs, die mit ihren Rice Pops die Armee beliefert haben, Zeitungen oder auch eine Bekanntmachung der Bottroper Nachrichten von den britischen Besatzern, die das Ruhrgebiet unmittelbar nach der Befreiung übernommen haben.

Philipp erklärte mir den Unterschied der Farben der Sprengköpfe. Ich wusste nicht, dass es da eine Unterscheidung gibt und auch geben muss. Die Panzerabwehrwaffen haben einen schwarzen Kopf. Die gelben und grünlichen sind mit Sprenggranaten und Zeitzündern ausgestattet.

Im Gras lagen die verschiedenen Minenarten, die 1945 von den Deutschen, sowie Amerikanern benutzt wurden. Die deutschen nutzten mangels Füllstoff auch Beton, das sehr große Verletzungen zufügen konnte.

Auf einem Tuch waren einige Waffen, wie die in Massen hergestellte Maschinenpistole M3, ausgestellt und eine Luger. Philipp erklärte, dass die Luger eine heißbegehrte Pistole war. Alle sind dort in 3D-Druckverfahren maßstabsgetreu hergestellt worden und konnten in die Hand genommen werden. Es gibt nur einen Unterschied dabei: Das Gewicht. Kunststoff wiegt weniger als die aus Metall hergestellten Waffen.

Ich wünsche mir für die Familie Siebert, dass ihr Wunsch in Erfüllung geht, denn diese Anschauungsmöglichkeit bringt den nun weit entfernten Krieg etwas näher. Die Augenzeugen sterben langsam und es wird uns in absehbarer Zeit nur noch Museen und Objekte aus der Zeit zur Verfügung stehen, die eine Mahnung zu dem Zweiten Weltkrieg sind.

Ebenso wie es Holocaust-Überlebende noch gibt, können die noch lebenden Personen ihre Kindheitserlebnisse der Öffentlichkeit mitteilen. In der Bottroper Ausstellung haben es einige getan und erzählen in einem Interview mit der Stadtarchiv-Leiterin Heike Biskup über ihre Kriegs- und Nachkriegserlebnisse, die auf YouTube zu sehen sind. In der Ausstellung wurden die Interviews mit Bottroper Stadtbildern der Kriegs- und Nachkriegszeit veranschaulicht.

Mit den beiden werde ich noch zwei Mal einen Podcast machen. Einmal im Rahmen der Stolpersteine im Ruhrgebiet und einen zum 8.5.1945. Denn Philipp weiß eine Menge darüber. Auch das wird im Rahmen der Stolpersteine. Ruhrgebiet veröffentlicht werden. Habt ein bisschen Geduld, denn ich muss erst einen Termin finden, damit wir das machen können.

Ich wünsche mir, dass sie Erfolg haben für ihr privates Museum und für die großartige Ausstellung im Kulturzentrum noch einige Besucher, die das auch in die Welt tragen. Das darüber gesprochen wird.

Links und Shownotes

Wer Liberating kontaktieren möchte oder unterstützen möchte, etwas hat, um es für ihre Sammlung zu geben (möglichst regionalbezogene Artikel):

Liberating Gelsenkirchen

Melanie & Philipp Siebert

https://liberating-gelsenkirche.de

Mobil: 01777312687

Mail: info@liberating-gelsenkirchen.de

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Ausstellung « Kindheit im Ruhrgebiet »

August – Everding – Kulturzentrum Bottrop

Blumenstraße 12-14, 46236 Bottrop

Bis zum 10.5.2025

Öffnungszeiten :

Mo-Fr 8-18 Uhr

Sa 9-13 Uhr

Eintritt frei – Führung auf Anfrage

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Buch-Tipp

Anthony Beevor: D-Day, Arnheim, Stalingrad, Der zweite Weltkrieg

97 Suchergebnisse für beevor d day – bei Humboldt-Buchhandlung (ich unterstütze kleine Buchhandlungen, Du auch?)

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Film-Tipp

Band of Brothers produziert von Steven Spielberg und Tom Hanks nach dem Buch von Stephen E. Ambrose

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Podcast-Tipp

ARD – Podcast

In Polen – Die gefährliche Lücke

https://www.ardaudiothek.de/episode/in-polen/die-gefaehrliche-luecke-42/ard/14403985/

NDR Podcast

Streitkräfte und Strategien

https://www.ndr.de/nachrichten/info/Drogen-im-Krieg-Tag-1140-mit-Julia-Weigelt,audio1849816.html

Fotos und Text (c) André Brune

Fotostrecke:

Vortrag von Eva Weyl  – Holocaust-Überlebende vom KZ Westerbork in der Willy-Brandt-Gesamtschule Bottrop I 80. Jahrestag der Befreiung I +Podcast I +Video

“Vor 80 Jahren stand ich auf der Todesliste“. Das waren die ersten Worte von Eva Weyl, einer der Überlebenden des niederländischen Konzentrationslager Westerbork. Ihr Urgroßvater stammte aus Haltern am See. Das allein reichte schon, um die Ohren nicht nur anzuspitzen als Ruhrpottologe, sondern sich auf den Vortrag einzulassen, der unter die Haut geht, zumal ich gerade zu dem Zeitpunkt Auschwitz besucht habe. Und darüber ebenfalls noch berichten werde mit meiner Frau zusammen. Aber wir brauchten den Abstand, um es zu verarbeiten.

Eva Weyl hat ein Ziel: Alle Zuhörer zu Zweitzeugen zu machen (Foto (c)André Brune)

Eva Weyl feiert jedes Jahr ihre Befreiung durch kanadische Soldaten am 12.4. Westerbork ist jedoch in der Presse nicht so ein großes Thema zum Jahrestag der Befreiung von den Konzentrationslagern im Gegensatz zu Auschwitz am 27.1.1945. Auschwitz ist jährlich mit seinen Schrecknissen immer präsent auf allen Kanälen. Doch Westerbork sollte ebenfalls mehr Aufmerksamkeit bekommen. Von hier ging eine direkte Zugverbindung ins Vernichtungslager nach Osten. Hier ließen die Nazis die Insassen in einer Scheinwelt leben. Aber das KZ Westerbork war eine Art „Mastanstalt“, ein „Durchgangslager“ mit direkter Schiene nach Auschwitz, wo die Menschen dann entweder bis zum Tod als Arbeitskraft eingesetzt oder direkt in die „Vergasung“ geschickt wurden.

Es ist kaum vorstellbar, dass ein Lokführer kam. Nachts die von einer Karteikarte ausgewählten 1500 Menschen mit nach Auschwitz nahm und nach einer Woche wieder leer zurückfuhr, um die Waggons, wie bei einem normalen „Viehtransport“ wieder zu füllen. Eine abartige Vorstellung, die sich mir beim Schreiben vollzieht. Diese Geschichte ist aber passiert. Sie wird erzählt von der nun 90 Jahre alten Eva Weyl bei einem Vortrag mit Frage und Antwort-Runde in der Aula des Willy-Brandt-Gesamtschule von Bottrop. Sie hat einen Teil ihrer Kindheit dort in Westerbork hinter Stacheldraht verbringen müssen.

Lehrer Thomas Wanschura, den ich auch bei einer Bildungsreise mit einer Klasse nach Ypern (Thema 1. Weltkrieg, in Verarbeitung) begleitet habe, lud mich herzlich ein zu kommen. Das habe ich sofort getan damals im September 2023. Vielen Dank für die Einladung auf diesem Wege noch einmal! Mit dem Blog bin ich nun auch Zweitzeuge und kann darüber berichten.

Lehrer Thomas Wanschura und Eva Weyl im Gespräch mit den Schüler und Schülerinnen nach dem Vortrag (Foto (c)André Brune)

Doch ich habe bewusst bis zum 80. Jahrestag mit der Veröffentlichung gewartet. Hätte ich das nicht tun sollen? Es ist in der Zwischenzeit viel passiert: Stichtag 7.10.23 Terroristischer Anschlag der Hamas auf Israel. Israel greift Gaza an. Die Ukraine kommt nicht zur Ruhe. Putin begeht bewußt einen Angriffskrieg ein, lässt Kinder entführen, um sie umzuerziehen. Raketen und Drohnen töten jeden Tag Zivilisten in der Ukraine. Es wird bewußt ein Genozid verursacht. In Bosnien ist die Situation auch wieder etwas unsicher. Die Befreiung eines Konzentrationslagers im bosnischen Krieg in Sebrenica jährt sich dieses Jahr auch zum 30. Mal. Die Schrecken des Bösen wiederholt sich in gewisser Form immer wieder nach der Befreiung der Nazis 1945 von den Alliierten. Was kaum vorstellbar war hat noch einmal eine „aktualisierte“ Form angenommen mit Populismus, Hetze, Hass und Gewalt. 

Dieser Beitrag aus meinem Projekt Stolpersteine im Blog ist also wichtiger denn je. Zumal im Ruhrgebiet viele Zwangsarbeiter-Außenlager zum Beispiel aus Buchenwald waren, die zum Beispiel im Bochumer Verein arbeiten mussten. Bis heute gibt es noch viele Spuren, wie in Bochum-Bergen, dem kleinsten Stadtteil, wo ich eine Zeitlang gewohnt habe. Einem Zwangsarbeiterlager, das erst heute eine Aufarbeitung bekommt.

Als ich kurz nach dem Vortrag im Oktober 2023 als Dialektcoach in Potsdam-Neubabelsberg unweit meines Hotels zufällig über einen Stolperstein über eine Jüdin namens Margarete Stern wahrlich stolperte, die nach Westerbork kam und dann von dort nach Theresienstadt deportiert wurde, um dort zu sterben, war mir klar, dass es ein Beitrag ist, der den Rahmen der Grenze vom Ruhrgebiet sprengte. Aber er gehört zum Ruhrgebiet , wie ThyssenKrupp zu Essen mit all den Geschichten drumherum. Deswegen sind die zwölf Jahre der Nationalsozialistischen Herrschaft unter Adolf Hitler immer noch ein Novum und wir sollten daraus lernen, dass es sich nicht wiederholt. Und ja, auch hier im vielfältigen Ruhrgebiet regierten die Nazis. Und ja, auch hier ist bei der letzten Bundestagswahl ein Rechtsruck durch die Gesellschaft gegangen. Es ist wichtig, dass wir daran immer wieder erinnern, egal wann! Wir sind nicht verantwortlich dafür, was geschehen ist, doch wir haben die Verantwortung, das es sich nicht wiederholt – Egal wo! Schaut in den Vortrag oder hört also selbst hinein in den Podcast oder lest den Beitrag zu Ende mit einem Kommentar zur Situation von mir :

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Frage- und Antwort-Runde Teil 2:

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Eva Weyl kam mit sechs Jahren in das einzige Konzentrationslager der Niederlande in Westerbork, das ursprünglich das Durchgangslager für Flüchtlinge aus Deutschland war, die ins Exil ins „neutrale“ Holland gegangen sind. Doch dann wurden die Niederlande von der Deutschen Wehrmacht überfallen. Und auch da begann die Verfolgung der Juden, Sinti, Roma, Homosexuellen, politisch anders gesinnten Personen. Auch in den Niederlanden gab es Kollaboration neben dem Widerstand, wie in allen von Deutschen besetzten Gebieten.

Evas täglicher Blick im Lager war auf einen Wachturm (Foto (c)André Brune)

In Westerbork wurde eine Scheinwelt aufgebaut. Dort konnte man in ein Krankenhaus gehen, um gesund zu werden, um allerdings kurz danach in einen Zug nach Osten „verfrachtet“ zu werden, wo wir von den Schicksalen wissen, dass die meisten nach Auschwitz gingen, als die Endlösung der Juden 1942 in Wannsee beschlossen wurde.

Insgesamt gingen 107000 Menschen von Woche zu Woche in den Zug, heimlich, nachts, wie in einer Lotterie ausgewählt aus einer Kartei herausgezogen. In Westerbork wurden hauptsächlich Juden gehalten, die dort ihre Religion frei ausüben konnten, gearbeitet haben und konnten auch sich selbst essen kochen. Sie lebten „nicht schlecht“, aber hatten keine Rechte, keine Freiheit, denn sie lebten hinter Stacheldraht und konnten jeden Tag mit einer „Abschiebung“ Richtung Osten rechnen.

Nur 5% der 107000 deportierten Menschen aus Westerbork überlebten den Holocaust. Eva lebte mit ihren Eltern drei Jahre lang ein fast ganz normales Leben. Sie ging zur Schule. Doch nachts hörte sie weinende Menschen, die abgeholt wurden. Menschen, die sich in Sicherheit wiegten, wurden aus dieser Scheinwelt in die Wirklichkeit geholt.

Die Gerüchte waren da, das im Osten Juden umgebracht wurden. Doch hier glaubten es die wenigsten. Unterschrieben hat Albert Konrad Gemmeker die Abtransporte als Lagerleiter. Er hat alles wunderbar ohne Folterungen und Drangsalierungen gelöst im Gegensatz zum Alkoholexzessen neigenden Vorgänger Josef Hugo Dischner. Er verteilte Zuckerbrot, Arbeit, ließ jüdische Ärzte und Schauspieler, Musiker ihre Tätigkeiten ausführen. Nutzte die Arbeitskraft für den Krieg, der im Hintergrund ablief. Nutzte die psychische Ausnutzung der jüdischen Insassen. Ohne die Mutter, die Eva Lügen erzählte, damit sie als Kind keine Angst haben brauchte, würde sie eher Alpträume haben. Sie brauchte Jahrzehnte, bis auch ihr Vater mitteilte, nachdem er von einer Klever Schule zu einem Vortrag eingeladen wurde und sie ihn begleiten sollte, um darüber zu erzählen, damit das nicht wieder passiert.

Thomas Wanschura (links) und Eva Weyl im Gespräch mit den Jugendlichen nach dem Vortrag (Foto (c)André Brune)

Westerbork ist sozusagen ein gutes harmloses Muster für ein Konzentrationslager für die Nazis. Im Westen sollte es wohl eher so aussehen, da im Osten so oder so alle Juden vernichtet werden sollten laut „Endlösung“ der Wannsee-Konferenz. Es hat in der deutschen Presse eher eine Randerscheinung der Erwähnung, weil dort keine Todesfabrik, wie in Auschwitz war. Nein, dass nicht, aber es war das Durchgangslager, ein Durchgangslager des Todes mit einer direkten Bahnstrecke eben. 

Gemmeker konnte die Unterlagen vor der Ankunft der Aliierten in Ruhe vernichten. Als die Kanadier das Lager vor 80 Jahren am 12.4.1945 von den Nazis befreiten, war er über alle Berge. Als er gefasst wurde, bekam er 10 Jahre Gefängnis, keine Todesstrafe, weil ihm nichts groß nachzuweisen war. Er hatte nach dem Krieg in einem Tabakladen gearbeitet ganz unbescholten. Mehrere Versuche ihn neu anzuklagen scheiterten mangels Beweise trotz der Augenzeugen. Er hatte bewußt Menschen in die Waggons setzen lassen mit dem direkten Bahnanschluss in das Vernichtungslager nach Auschwitz. Er teilte nur lapidar vor Gericht mit, dass er von den Vernichtungslagern keine Ahnung hatte. Wie so viele, wußte er ja von nichts…

Hinterher hat es plötzlich ja keiner gewusst. Daraus resultiert Evas Grundgedanke: Aufklärung!

Sie will als Zeitzeugin aufklären, um die Zuhörenden oder Zuschauern zu Zweitzeugen zu machen, dass sie weitererzählen, welche ungeheuerlichen Sachen alle in den Lagern mitmachen mussten, um am Ende nur eines zu erwarten: Tod.

Vier Mal war sie und ihre Eltern dem Tod entronnen. Sie standen jeweils auf der Liste in den Zug zu steigen und es durch Zufall oder Glück, wie man es auch nennen mag, nicht zu der Fahrt gekommen.

Weil ich Jüdin bin?

Sie will mit ihren Vorträgen aufmerksam machen, wozu Hass, Neid, Intoleranz und Respektlosigkeit führen können. Und sie hofft, dass sie mithelfen kann, dass die Zuhörer und Zuhörerinnen ihre Geschichte und die der Ermordeten des Holocaust lebendig erhalten. Es weitererzählen werden. Sei macht alle zu Zweitzeugen, so wie mich nun auch.

Leben in Kleve

Die Eltern Evas waren nicht arm. Sie konnten sich ein gutes Leben leisten für die Verhältnisse der 1930er Jahre. Doch sie hatten ein Problem. Sie waren eine jüdische Familie. Nach den Rassengesetzen von 1935 unter der NSDAP war das keine gute Sache in Deutschland zu bleiben. Das Kaufhaus Weyl wurde enteignet. So gingen sie in die Niederlande. Niemand rechnete mit einem Angriff oder einen Krieg überhaupt. Die Niederlande waren im ersten Weltkrieg auch neutral geblieben. Das würde auch diesmal so werden, dachten wahrscheinlich viele. Sie glaubten sich in Sicherheit zu leben.

Eva Weyl hatte eine schöne sorglose Kindheit in Holland bis die Deutschen kamen. Ihr Vater war Unternehmer und gründete in Arnheim ein Textilunternehmen nachdem sie aus Deutschland geflüchtet waren. Eva wurde in den Niederlanden geboren. Nicht wenige Juden sind aus Deutschland nach Holland ausgewandert. Der Urgroßvater kam von Haltern am See. Die Ur-Weyls stammen also aus dem heutigen Raum Ruhrgebiet. Und im Ruhrgebiet lebten insgesamt nicht wenige Juden. Deswegen ist es für mich auch eine Aufgabe als „Ruhrpottologe“ darüber zu berichten. Das gehört zu meinem Projekt der Erinnerungskultur in der Blog-Rubrik „Stolpersteine“.

Leben als Jude im Deutschen Reich

Der Urgroßvater war ein einfacher Kaufmann, der als Kind von Tür zu Tür Dinge verkauft hat. Dann hat er ein Geschäft gehabt, dann zwei, dann war ihm Haltern zu klein und zog nach Erkelenz. Dort heiratete er, wurde Vater von 13 Kindern. Erkelenz war ihm dann auch zu klein. So ging er nach Kleve mit seiner Familie. Dort gründete er ein großes Kaufhaus und blieben bis zum Zeitpunkt der Rassengesetze, wo dann auch das Kaufhaus einfach enteignet wurde. Die Mutter kam aus Freiburg Breisgau aus einer nichtgläubigen jüdischen Familie. Der Großvater war Vorsitzender der jüdischen Gemeinde um Kleve herum und hoch angesehen. Das Kaufhaus Weyl war das erste große Kaufhaus in der Gegend, das der Urgroßvater gegründet hatte und bis zur Enteignung erfolgreich geführt wurde.

Zum Zeitpunkt der Ergreifung der Macht der NSDAP lebten allein 500000 Juden in Deutschland. Anfangs ging es nur ums „Weg mit den Juden“. Es wurde nicht vom Ermorden gesprochen. Schon hier wurde eine Scheinwelt aufgebaut. Doch in „Mein Kampf“ steht ausdrücklich, dass die Juden ausgetilgt werden müssen. Es wurde innerhalb der NSDAP eine Ideologie, dass die Juden für alles schlechte, dass Deutschland widerfahren ist, wie der verlorene Erste Weltkrieg, die schlechte Wirtschaft, die hohe Arbeitslosigkeit, die Gründung der Demokratie in Deutschland und der Kommunismus verantwortlich sind. An allem hatten die Juden Schuld. Die Partei suchte nach einem Schuldigen, wie im Mittelalter und die Zeichen der Zeit waren in den vielen antisemistischen Schriften, die überall frei verkäuflich waren in einer Partei vereint, die es auch vor hatte durchzuführen. Alle geeint nach dem Gedankengang, dass die Juden an allem schuld sind, sollten sie aus Europa vertrieben und oder umgebracht werden, egal, ob sie ein einfacher Arbeitnehmer waren, Professor an einer Universität und zur geistigen Elite des Landes gehörten, Soldat im Ersten Weltkrieg für das Deutsche Reich waren oder eine Firma hatten und Lohn und Brot für egal welche Glaubensrichtung gegeben haben. Sie sollten weg, egal wie.

Kauft nicht bei Juden!

Und der Anfang war das Aufmalen oder ein Schild an jüdischen Geschäften und der psychische Druck durch die GESTAPO gegenüber diejenigen, die trotzdem da einkaufen gingen, selbst in ein KZ gesteckt zu werden.

Es geschah, das man keine eigene Meinung mehr haben durfte. Heute, hat man keine Ahnung mehr wie wichtig es ist in Freiheit zu leben. Die Partei redete von Freiheit und nahm sie allen. Hitler nahm allen die Freiheit. Und es grenzt an Hohn, dass es in der Welt wieder Parteien gibt, die genauso reden von Meinungsfreiheit und doch genau das Gegenteil meinen. Eva Weyl erklärt das im Vortrag und bei der Frage-Antwort Runde (Teil 2 im Podcast)

Heutige Verantwortlichkeit

Keiner der heute noch lebt, ist nicht verantwortlich für das, was passiert ist, betont Eva Weyl. Doch die heutige Generation ist verantwortlich dafür, dass sie mithelfen, damit das nicht mehr wiederkehrt, was geschehen ist. Gerade jetzt beim Widererstarken der rechten Parteien in Europa und der Welt. Die von Remigration reden und wodurch Gewalt gegenüber Ausländern alltäglicher wird.

Sie erzählt von Mobbing an der Schule gegenüber jüdischen Schüler und Schülerinnen durch die eigenen von der Parteidoktrin infiltrierten Meinung, die auch Zuhause zur Tagesordnung wurde. Der Großteil der Lehrer und Lehrerinnen machten mit, schwiegen, wiegelten auf oder grenzten aus, auch ihre eigenen jüdischen Kollegen und Kolleginnen. Man mag es sich kaum vorstellen, wie es heute sein könnte.

Eva erzählt eine ergreifende wahre Geschichte, die einen Klos im Hals bildete: Ein jüdisches Mädchen wurde von zwei anderen Mädchen gehänselt. Sie sprangen ihren Leib. Die Lehrerin unterstützte das mit einer bestialischen Aussage. Sie wollte sehen, wo die richtigen deutschen Mädchen waren. Alle sprangen auf sie drauf, bis sie starb. Dabei hatten sie sie alle gern.

Sie erzählt von ihren Großvätern, die beide im Ersten Weltkrieg gedient haben. Das war erstmal eine Art vorübergehende Gnade, aber kein Freifahrtschein nicht umgebracht zu werden im Holocaust. Der industrielle Völkermord, der durch die Nationalsozialisten durchgeführt wurde, ist bisher einmalig in der Form. Und er wurde durch den Krieg europaweit so richtig ausgeführt.

Evas Vater gründete ein Textilgeschäft in Arnheim. Als die Großeltern, die trotz aller Widrigkeiten in Deutschland blieben dann doch in die Niederlande flüchteten nach der Reichsprogromnacht. Beide Großväter kamen dann nach der Eroberung der Niederlande nun doch in ein KZ nach Theresienstadt. Sie überlebten zwar das Lager, aber einer starb kurz danach an den Folgen. Der andere ging erst nach England, ging aber zurück nach Deutschland. Der Vater der Mutter von Eva wurde widerwillig besucht. Die Mutter wollte nie mehr wieder einen Fuß nach Deutschland setzen. Sie fühlte sich als Deutsche, doch fühlte sich nach dem sie flüchten musste und nach Westerbork ins KZ kam als verratene Deutsche. Das Gefühl in ihr kann man kaum schriftlich verfassen. Es war verständlich und galt für viele Überlebende, die in andere Länder, wie die USA oder nach Israel gingen.

Wie lief das Leben in Westerbork ab?

Die ersten Menschen, die ins Lager gehen sollten, waren die deutschen Juden. In drei Tagen sollte man fertig sein. Man musste selber die Zugfahrkarte bezahlen. Die Aufforderung kam von der jüdischen Gemeinde auf Druck der deutschen Besatzung.

Die niederländischen Widerstandskämpfer waren schon gut vernetzt und boten auch Verstecke an. Aber der Vater dachte, dass es nicht lange geht. Doch vor mehr als 80 Jahren gab es keine Computer, kein Fernseher, kein Handy. Es gab Radios. Nachrichten in Zeitungen kamen langsam und waren nicht immer zuverlässig. Die Nachrichten waren auch immer später. Niemand hatte eine wirkliche Ahnung, was im Osten passierte. Aufklärung darüber konnte man nicht bekommen. Die Medien wurden ja von den Besetzern beherrscht. Die Öffentlichkeit wurde nirgends über „Vernichtungslager“ in Auschwitz aufgeklärt. Diejenigen, die von den Gerüchten hörten, die wie ein Lauffeuer irgendwie dann doch hier und da auftauchten, glaubten oder glaubten es nicht. Die Kinder jedoch wurden von den Eltern geschützt. Ihnen wurde dergleichen nichts erzählt. Evas Mutter sagte immer, dass sie keine Angst haben soll. Bald wird wieder alles gut sein.

Endlösung

Doch im Januar 1942 wurde über die „Endlösung der Judenfrage“ bei der sogenannten Wannseekonferenz unter den Fittichen von Reinhard Heydrich entschieden. Acht von den 15 anwesenden Herren hatten einen Doktortitel und auch selbst eine Familie mit Kindern. Hitler hatte in seinem eroberten Reich 11 Mio. Juden. Allein in Polen lebten 3 Mio. Juden.  Sie planten am Schreibtisch den Ablauf alle europäischen Juden umzubringen.

Schüler*innen und Lehrer*innen der Willy-Brandt-Gesamtschule in Bottrop hören zu (Foto (c)André Brune)

Um das zu verstehen, was dort am Schreibtisch entschieden wurde, sollte vor Ort die Ausstellung angesehen werden oder die ein oder andere Verfilmung bzw. Dokumentation gesehen werden. Es geht um die Auslöschung allen jüdischen Lebens in Europa. Und das betonte Eva Weyl. Ich konnte nicht sehen, was in ihr vorging, als sie es mitteilte. Aber in der Stimme war ein leichtes Schwanken zu hören. Aufgeregtheit und Wut, Ungläubigkeit und auch Hass auf diejenigen, die es taten. Die Mordfabriken waren schon längst damals in Gang gekommen. Die Juden selbst konnten es nicht glauben, wenn sie davon hörten.

In Westerbork indes ging das Leben scheinbar unter den Bedingungen Gemmekers „normal“ weiter. Bis 13 ging man in die Schule. Alle älteren Kinder arbeiteten. Die Menschen hatten dort sogar normale Kleidung an, keine Sträflingskleidung wie in Auschwitz oder Buchenwald. Alle arbeiteten im Lager, das eine Größe hatte von fünf Fußballfeldern. Das Maximum der im Ghettohaften Konzentrationslager betrug  17000 Juden, anfangs waren es wenige 1000. Das hieß natürlich, dass der „Durchgang“ nach Auschwitz auch schneller wurde.

Das Leben in Westerbork

Es gab zwei Schulen. Eine deutsche und eine niederländische Schule. Es gab sogar einen Spielplatz für die Kinder. Eva Weyl kann sich ganz genau dran erinnern, wie es dort ablief.

Als in der Schulaula einige grinsten oder lachten, weil sie lieber mit dem Smartphone spielten als zuzuhören, fand sie es nicht lustig und sie zeigte kein Verständnis für das Verhalten, was ich ebenfalls so sah. Eva erzählte über die Baracke, wo sie leben musste. Die Mutter sagte, dass sie bald wieder weg sind. Getrennt vom Vater, hatte sie auf einem schmalen eisernen Gestell geschlafen. Auch das Essen wurde auf dem Bett eingenommen, was auch schon mal zu Verschmutzungen führte. In der Baracke gab es bei den vielen Menschen kein Privatleben. Es gab auch keine Leiter. Nachts wurde sie schon mal wach, wenn von oben jemand runterstieg, um zur Toilette zu kommen. Wäsche trocknete man zwischen den Betten.

Die Deportationen

Im Juni 1942 fingen die Deportationen an. Es arbeiteten nur Juden im Lager. 1500 Namen wurden zur Deportation wöchentlich herausgenommen. Am ersten Arbeitstag eines Freundes des Vaters standen ihre Namen auf der Karteikarte zum Abtransport. Er legte sie vorsichtig weg. Das war das erste Mal, dass sie gerettet wurden.

Pro Baracke wurde eine Liste geschrieben. Nachts wurden die Namen der Liste vorgelesen. Die ausgewählten Frauen weinten. Jede Woche war das gleiche Prozedere. Die Mutter erzählte Lügen über die wöchentlichen Abtransporte. Eva sollte sich keine Sorgen machen, es sei nichts, da haben sie nur eine Frau abgeführt die gestohlen hat. Sie ließ sich immer was neues einfallen, um ihre Tochter die Angst zu nehmen.

SS-Obersturmführer Albert Konrad Gemmeker kam im Oktober. Er war im gleichen Alter, wie ihre Eltern, Mitte 30. Es war für mich schleierhaft, wie die gleiche Generation der anderen Böses antun kann. Er war einer der ersten Parteiangerhörigen und hatte Erfahrungen mit einem Konzentrationslager. Alles sollte reibungslos ohne Aufwiegelungen ablaufen können. Er war der Lächler, der immer ein Messer im Rücken stach. Das war das Gefährliche an ihm.

Er war verantwortlich, damit Ordnung, Ruhe und die Deportationen ohne Probleme laufen. Er schuf ein besonderes System von falschen Hoffnungen. Ein „Gentlemen Gauner“ betitelte Eva ihn. Er war sogar dafür belohnt worden mit einem Kriegsverdienstkreuz, wie er 107000 Menschen erfolgreich deportiert wurde. Für 80000 Tote ist er verantwortlich, wurde dafür aber nie zur Rechenschaft gezogen, wie schon gesagt, mangels Beweise, die er vernichtete als die Kanadier vor der Tür standen.

Thomas Wanschura spricht die Fragerunde mit Eva Weyl ab (Teil 2 vom Video/Podcast) (Foto (c)André Brune)
Die Villa Stern der Familie Stern steht unbeschadet auf der Karl-Marx-Straße 3

Trauriges Beispiel ist der Stolperstein von Margarete Stern (Quelle: Wikipedia)

Am 19.5.2022 wurde der Stolperstein vor ihrer einstigen Villa Stern der Karl-Marx-Straße 3 in Potsdam – Babeslberg verlegt. Margarete Stern war eine Tochter eines königlichen Sanitätsrats: Dr. med.Theodor Lippmann (1843–1914).

Am 17. November 1898 heiratete sie Siegbert Samuel Stern. Beide waren jüdischen Glaubens. Stern war Kaufmann und Mitinhaber einer Damenmäntelfabrik der Graumann & Stern in der Mohrenstrasse 36, Berlin.

Er war reich durch die Fabrik und sammelte Kunstwerke. Beide hatten vier Kinder und wohnten in der noch heute von den Sterns gebauten stehenden „Villa Stern“ ab 1918 direkt am Griebnitzsee in der Villenkolonie Neubabelsberg bei Potsdam in der Karl-Marx-Straße 3. Beim Bau hieß sie damals Kaiserstraße.

 Als Siegbert Stern 1935 starb waren 144 Kunstwerke im Testament eingetragen. Margarete Stern flüchtete 1937 nach Badenweiler. Doch die antijüdischen Repressalien nahmen zu, so ging sie 1938 über die Schweiz nach Amsterdam fort. Dort waren schon die Familien ihrer Tochter Annie Regina Vigeveno, sowie ihres Schwagers Albert Stern.

Am 3. Dezember 1938 wurde durch die Verordnung über den Einsatz des jüdischen Vermögens den Juden jegliche wirtschaftliche Grundlage für das Leben in Deutschland entzogen. Sie mussten ihre Besitztümer, wie Grundstücke oder Gewerbebetriebe meist für einen geringen Wert verkaufen. Damit konnten sie eventuell noch rechtzeitig fliehen in Nachbarländer, wie in die Niederlande oder die Schweiz.

Margarete Stern musste auch die Villa Stern verkaufen. Der Verkaufserlös löste nur die Hypothek ab. So dass sie im November 1940 nur schuldenfrei war, aber nichts weiter merh hatte.

Als die Deutsche Wehrmacht im Mai 1940 die Niederlande besetzte, versuchte sie für sich und ihre Familienmitglieder ein Ausreisevisum zu erhalten bei der Dienststelle Mühlmann.

Sie übergab das Gemälde Porträt von Miss Edith Crowe des Künstlers Henri Fantin-Latour der Requirirungsverwaltung für Kunstgegenstände für 40.000 Gulden . Sie erhielt trotzdem kein Ausreisevisa und wurde 1941 als staatenlos erklärt.

Sie konnte sich zwei Jahre lang verstecken, wurde aber dennoch im April 1943 festgenommen, kam in das KZ Westerbork und wurde von dort in den Zug in das KZ Auschwitz deportiert. Dort wurde sie am 22. Mai 1944 ermordet, genauso wie die ihre 1909 geborene Tochter Louise Henriette, ihr Ehemann Herbert Emil Leopold Hayn. Deren Tochter konnte den Krieg überstehen in einem Versteck in Amsterdam. Die anderen Kinder von Margarete Stern-Lippmann haben auch überleben können.

Johanna Margarete Stern ist in der Zentralen Datenbank der Namen der Holocaustopfer der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem und im Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft 1933–1945 aufgenommen worden. Ebenso ist sie in der niederländischen Opfer-Datenbank Nationale Database Vervolgingsslachtoffers (NDVS) enthalten.

In Bussum liegt ebenfalls ein Stolperstein für sie.

Von den 144 ursprünglich besessenen Kunstwerken sind 100 bis heute immer noch nicht zurück in den Besitz der Familie gekommen. Ein Wassily Kandinsky -Bild „Murnau mit Kirche II“ wurde in einem Eindhovener Museum gefunden und 2022 zurück gegeben. Die Villa konnte die Familie 1949 schon zurück bekommen. Die Gemälde gehören zur Raubkunst, den die Nazis gern gemacht haben.


Stolperstein für Margarethe Stein in Potsdam-Neubabelsberg - verlegt am 19.5.22

Sind die Kinder eines Mörders schlecht?

Eva fragt die Jugendlichen, ob für die Taten auch die Kinder und Enkelkinder, so wie das zuhörende Publikum nun auch schlecht sind und für die Taten der Eltern, Groß- oder und Urgroßeltern waren. Einfache Antwort: Nein!

Historiker hatten Schwierigkeiten Gemmeker zu beschreiben. Es gab in Europa 40000 Lager inklusive Ghettos. Eine Anzahl, die ich selbst auch zum ersten Mal hörte und nicht glauben konnte. Denn da mussten Menschen hin, um zu bewachen, zu töten, zu foltern und zu drangsalieren. Menschen, die daran auch noch Spaß hatten, das zu tun. Die es  bewußt taten, um Hitler und die Parteiideologie auszuführen, weil sie glaubten, das Richtige zu tun.

Dieser Gemmeker wird gedacht haben: Gebe ihnen Arbeit, zu essen, schaffe Ablenkung, dann bleiben sie ruhig. Er hat die Juden in Westerbork, wie in einem riesigen Kaninchenkäfig gehalten.

Er hat sie gemästet mit drei Mahlzeiten am Tag. Es gab sogar Butter mit Marmelade jeden Morgen. Schwere Arbeit wurde mit einer Suppe, Kartoffeln und Gemüse belohnt. Es gab sogar manchmal auch Fleisch. Auch Briefe konnten ausgetauscht werden. Die Kinder gingen zur Schule, lernten und konnten anschließend spielen gehen. Es schein alles ein normales Leben zu sein dort in Westerbork mit Stacheldraht drumherum.

Von Montag bis Samstag wurde gearbeitet, die Schule besucht. Am Sonntag gab es sogar einen freien Tag. Vor Ort wurden zum Beispiel Handschuhe für die Armee hergestellt. Insgeheim hatte Gemmeker nur Angst in den Krieg in den Osten geschickt zu werden. Er tat also alles, damit seine Arbeit nach Außen vernünftig aussah und belobigt wurde. Er ließ auch ein Krankenhaus bauen, damit die Arbeitskräfte gesund werden konnte.

Es gab unter ihm keine Folterungen mehr, wie beim Vorgänger. Hat jemand was verbrochen, kam diese Person in den nächsten Zug und nicht mehr wieder. Die Hände hat sich Gemmeker nur am Schreibtisch schmutzig gemacht.

Eva erzählte von einem Journalisten, der ins dortige Krankenhaus kam. Nach seiner Genesung kam er zur Deportation. Sein Tagebuch wurde zufälligerweise wiedergefunden. Darin beschrieb er, dass er dort gut behandelt wurde und er den Gerüchten aus dem Osten keinen Glauben schenken konnte. Er glaubte nicht an die Massentötungen, bis er wohl selbst dort landete. Er wurde nie mehr gesehen.

Der Lagerleiter lebte wie ein König. Er hatte seine Sekretärin als Liebhaberin neben seiner in Düsseldorf lebenden Familie. Er lud „Arbeitskollegen“ ein, um zu zeigen, welche tolle Arbeit er leistete. Es gab Musikvorstellungen von jüdischen Musikern und Theatervorstellungen von jüdischen Schauspieler und Schauspielerinnen. Er lebte glücklich bis an sein Lebensende 1982 ohne jemals eine richtige Strafe verbüßt zu haben. Ein Schlächter am Schreibtisch, wie so viele.

Ein Tagesablauf in Westerbork

Evas Schule begann um 9 Uhr. Zwischen 12 und 14 Uhr gab es eine Pause. Und dann nochmal zwei Stunden pauken, bevor es wieder zurück in die Baracke gehen konnte. Ihre Eltern standen um 6.30 Uhr auf. Ab 7.30 Uhr wurde gearbeitet mit einer Stunde Mittagspause. Es gab also ganz normale Schul- und Arbeitszeiten.

Wenn Evas Mutter sie nicht belogen hätte, hätte sie heute mehr Alpträume über einen Zug nach Auschwitz, in dem sie sitzen würde. Doch an so manchen Tagen nach den Vorträgen kommt das doch hoch diese Todesangst, die ganz tief sitzt, aber klein gehalten wurde, dank ihrer Mutter.

25 Tränen

Eine niederländischen Jüdin einer Klasse von 26 Schülerinnen schrieb ein Gedichtband „25 Tränen“.  Sie war die einzige Überlebende und widmete jeden einzelnen von ihnen ein Gedicht. Eins trug Eva vor:

Sie hatte die Note Ungenügend für Erdkunde.

Den letzten Schultag.

Wußte aber nach einer Woche, wo Auschwitz lag.

Aber nur ganz kurz.

Das lässt einen ohne Worte zurück. Alle im Saal wußten, was mit dem Gedicht ausgedrückt wird.

Das Krankenhaus

Eva erzählt von einem kranken Baby, das Gesundwerden und dem Abtransport der ganzen Familie danach in den Osten.

Scheinwelt

Ihr Vater bekam eine Stelle in der Administration. Unglaublich ist das, dass man in dieser Scheinwelt lebte. Es gab kein anderes Lager, dass so funktionierte. Die besten Schauspieler aus Berlin spielten Theater. Der Lagerleiter lud sogar Kollegen ein und saß in der ersten Reihe.

Die Alliierten hatten jede Nacht Fabriken zerstören wollen. Die Bomber wurden begleitet von Jagdfliegern. Die dachten es wäre eine wichtige deutsche Fabrik und warfen auf Westerbork Bomben ab am 31.5.1944. Der Zug ist damals konnte nicht nach Auschwitz fahren. Doch insgesamt sind 102000 sind nicht mehr zurück gekommen nach Westerbork.

Nachdem die Kanadier am 12.4.1945 das Konzentrationslager befreiten, konnte die ganze Familie Ende Juni endlich fort und ein neues Leben beginnen. Ein zweites Leben begann und die Zeit heilte nicht alle Wunden, die der Aufenthalt mitbrachte.

Hoffnung und Optimismus für die Zukunft

Eva hofft nach dem Vortrag, dass die Schüler und Schülerinnen nun als Zweitzeugen dafür sorgen, dass sie in Zukunft das verhindern, was passiert ist. Das sich das nicht wiederholt. Und lud zu einer Frage- und Antwort-Runde ein. In dem sie auch die schwierigen Fragen beantworteten. Am Ende fragte einer, ob Juden ein Volk oder eine Religion sei. Für Eva sind die Juden eben ein Volk, wie die Deutschen. Die Juden glauben unterschiedlich im Judentum: Ultra-Orthodox ist ihr zum Beispiel ein Graus, weil es nicht wesentlich anders ist. Es ist eine rechtsgerichtete Variante innerhalb der Juden, die auch Hass verbreiten und nun auch im Krieg ohne Pardon gegenüber die Palästinenser vorgehen. Eva verurteilt das.

Nach dem Vortrag in der Frage-Antwort – Runde wurde die Frage gestellt, wann sie angefangen hat diese Vorträge zu halten und wie die Zusammenarbeit mit der Enkelin von Gemmeker zustande kam. Eva erzählte es bereitwillig. Und erzählte, dass sie aus Neukirchen-Vluyn stammte, also im Kreis Wesel wohnte. Doch das alles war noch nicht so schnell gekommen. Bis dahin hatte Eva gar nicht daran gedacht Vorträge zu halten. Der erste Schritt war eine Anfrage des vom Stein-Gymnasium in Kleve, der ihren Vater als Sprecher gewinnen wollte für den Holocaust-Gedenktag am 27.1996. Sie begleitete damals ihren Vater. Dort sagte er danach, dass sie darüber jetzt immer reden müssen. Sie haben also alle lange gebraucht, alles verdrängen wollen und geschwiegen. 

Eva Weyl jedoch fing erst an mit Vorträgen nachdem von Westerbork ein Brief kam und ein Sprecher gesucht wurde über das Konzentrationslager zu reden. Sie entschied sich für deutsche Schulen die Vorträge zu halten. Mittlerweile ist ihre Mission 50 bis 60 Vorträge im Jahr.

Mit der Enkelin des Lagerleiters hat sie drei Jahre lang viele Vorträge gehalten. Sie machte ihr und der Mutter bzw. Tochter von Gemmeker keine Vorwürfe. Sie waren nicht für das Tun ihres Vaters bzw. Großvaters verantwortlich und auch nicht schuldig in ihren Augen. Mittlerweile lebt sie in der Schweiz und hat dafür keine Zeit mehr. Eva allerdings nimmt sich alle Zeit, die sie noch hat, um auf das aufmerksam zu machen, was war, damit es sich nicht wiederholt. Sie betont, dass die Jugend von heute es in der Hand hat, sich vernünftig zu informieren und entsprechend dann, wenn sie wählen dürfen auch ihre Kreuz demokratisch an die richtige Stelle setzen können.

Sie merkte an, dass keine Fragen zum Thema Israel kam. Sie war jahrelang stolz auf das sozialistische demokratische Land. Seit mehreren Jahren sind die Orthodoxen an der Macht. Sie betont, dass Macht und Religion es auch in Israel zu einer schlechten Wendung kommt. Sie hatte mit dieser hellseherischen Aussage völlig recht. Denn wir sehen, wie es heute in Gaza und in Israel aussieht. Ein politisch gespaltenes Land mit Toten auf beiden Seiten. Die Podcast-Aufnahme fand am 27.9., also vor dem 7.10.2023 statt. Die Fragen wären mit Sicherheit gekommen und die Runde anders verlaufen, zumal auch muslimische Jugendliche anwesend waren.

Eva Weyl hat ein Ziel

Sie ist Zeitzeugin. Die Zuhörenden sollen Zweitzeugen werden. Die Überlebenden haben nicht mehr lange Zeit ihre Erfahrungen zu teilen und vor dem neuen Aufkommen des Faschismus zu warnen. Für sie sind Macht und Religion die Ursachen von Kriegen und Auseinandersetzungen zwischen den Menschen. Die Jugendlichen sollen schon am Tag nach dem Vortrag beginnen davon zu erzählen. Ich persönlich habe damit gewartet auf den 80. Jahrestag mit der Veröffentlichung. Ich hätte nicht warten sollen. Aber es hätte auch nicht verhindert, dass in der Zwischenzeit in Israel von der Hamas einer der brutalsten terroristischen Anschläge verübt wurde gegenüber dem israelischen Volk. Die Regierung Netanjahus hat ohne mit der Wimper zu zucken vehement Gaza so gut wie platt gewalzt, was wiederum in keinem Verhältnis steht. Gibt es denn ein Verhältnis, wenn man zählt, wieviele der Krieg mit der Militärmacht Israel nun verursacht hat.

Eva Weyl hat hier auch Recht: Macht und Religion spielen hier eine große Rolle. Statt sich die Hand zu geben. Friedensverhandlungen. Wirtschaftliche Beziehungen aufzubauen, wir weiter Hass gesät auf beiden Seiten. Aus der Ferne kann man das auch kaum beurteilen, was richtig und was falsch ist ohne die Befindlichkeiten der dort lebenden Personen zu verstehen. Aber als Außenstehender sieht man die Welt immer mit anderen Augen und vielleicht wäre es auch mal gut, sich hinzusetzen und zuzuhören, gemeinsam nach Frieden zu schauen. Gemeinsam für eine friedliche Lösung zu suchen, um für Juden und Palästinenser endlich vor Ort in Israel und Palästina Ruhe einkehren zu lassen, gemeinsam essen zu gehen, Feste zu feiern, sich auszutauschen. Das alles geht, wenn die Politik es will. Das ist leider noch ein langer Weg.

Meine Gedanken zur aktuellen Situation

Hätte ich früher veröffentlicht, hätte es trotzdem wahrscheinlich nicht weniger Menschen gegeben, die hier die AfD gewählt haben, weil sie unzufrieden sind. Weil sie meinen, wir können es nicht schaffen, was Angela Merkel so einfach vor zehn Jahren den Deutschen mitteilte. Ja, es gibt Hürden. Ja, es ist nicht so einfach. Es gibt bürokratische Hürden, die nicht vereinfacht gemacht wurden. Die Kontrollen gab es nicht. Ja, alles schwierige Kisten in der Diskussion. Aber es gibt das Wort Remigration, dass sich durchsetzt und den Menschen, die schon lange in Deutschland hier leben und arbeiten plötzlich in Angst und Schrecken versetzt. Es gibt nur einen geringen Anteil an Verbrechern. Sie können ausgewiesen werden oder ins Gefängnis kommen, nach deutschem Recht. Menschen, die zu uns kommen nach Europa, müssen sich den geltendem Recht und Gesetz unterordnen, wie wir es umgekehrt auch als Touristen machen müssen oder wenn wir in das jeweilige Land auswandern.

Das Ruhrgebiet lebt seit über 150 Jahren nun von Einwanderung. Und es lebt immer noch. Aber hier kommen mehr und mehr rechte Gedanken auf, die schwer wieder aus den Köpfen zu hämmern sind. Diskussionen sind meist schwierig mit ihnen. Es ist wie mit einem Brett vor dem Kopf sprechen. Und deswegen hoffe ich, dass ich mit dieser Entscheidung nun dies veröffentlicht zu haben, vielleicht den ein oder anderen bekehrt zu haben, oder jemanden erreicht zu haben, der das alles noch einmal anders überdenkt. Weil am Ende der Hass in Mord und Totschlag enden kann und wir das alles nicht noch einmal erleben sollten. Denn auch wenn viele es nicht glauben, wie schnell es 1933 geht. Ich empfehle den Podcast Deutschland 33/45 des Bochumer Historikers Dr. Jonas Stephan. Dahin gehen heutige Parteien, die meinen Demokratisch zu sein, jedoch gern in die Funktionen wollen, um ihre Propaganda auszuführen, die zwischen den Parteiprogrammzeilen zu lesen sind und die Verfassung nach ihren Gedanken ändern zu wollen.

Wir dürfen nicht vergessen, dass vor genau 30 Jahren in Bosnien-Herzegowina gerade Srebrenica der erschreckende Zeitpunkt ist, dass es zwischendurch eben doch einen Holocaust gab. Dort ist das europäische politische „Rassen“- und Religionsgehabe damals in einen hässlichen drei Jahre andauernden Krieg gemündet, dessen Spuren immer noch zu sehen sind und die auch immer noch nicht ganz verheilt sind. Das konnte ich selbst vor knapp einem Jahr sehen. Darüber berichte ich auch noch, weil wir im Ruhrgebiet eben auch viele Flüchtlinge aus Bosnien haben.

Eva Weyl macht es, wie viele andere Holocaustüberlebende, richtig. Sie setzt sich für Frieden, Freiheit und ihrem Wohlstand ein mit ihren Vorträgen. Sie hatte beim vierten Mal Glück nicht mehr in den Zug steigen zu müssen, weil die Kanadier gekommen sind.

Ich möchte nicht, dass es irgendjemanden gibt, der uns befreien muss heute. Ich möchte, dass wir ihr zuhören, dass wir es verhindern und das wir optimistisch nach vorne schauen für unsere Kinder und Enkelkinder, in und über das Ruhrgebiet hinaus. Denn der Mensch ist Vielfalt und kann auch gemeinsam in Frieden leben, wenn es keinen gibt, der Hass, Neid und Machtgehabe versprüht.

Ob sich Massenermordungen wiederholen, glaubt sie nicht, aber Srebrenica war erst kürzlich, wie schon erwähnt, so ein Punkt. Und es kann noch einmal passieren. Vielleicht nicht in diesem systematischen Ausmaß, vielleicht anders, wie in die Umerziehung der Uiguren in China ohne (angeblich) zu morden oder ukrainischen Kindern, denen man einbläut nun Russe zu sein und das die Ukraine böse ist und alle Nazis. Auch das ist kein Weg! Jedes Volk hat seine Selbstbestimmung zu bewahren. Alles kann doch friedlich miteinander gelöst werden solidarisch und friedlich miteinander! Wenn wir alle es nur wollen! Bildung und Aufklärung ist da ein wichtiger Punkt!

Hört also in den Podcast rein! Denkt über das Geschehene und die aktuelle Weltpolitik nach und macht, dass ihr es weitererzählt, teilt und mitteilt. Das wir den Frieden nicht nur in Europa wahren können und das Kreuz bei der nächsten Wahl an der richtigen Stelle machen, egal wie unzufrieden man ist mit den Regierenden. Hauptsache nicht Faschistisch, Nationalistisch wählen, die den Hass und die Respektlosigkeit verbreiten, wie täglich immer wieder auch im Bundestag gezeigt wird.

Stolz auf die Heimat kann jeder sein auch ohne Nationalistisch zu sein oder werden. Ich liebe meine Heimat, doch ich schaue über den Tellerrand und hoffe, dass es genug Menschen gibt, die es mir gleich tun.

Am Ende des Vortrags und der Frage-Antwort-Runde waren zwei Jugendliche bereit mir mitzuteilen, dass sie viel von Evas Erzählung mitnehmen und es weitertragen werden. Wer als Lehrer oder Lehrerin ihre Schüler und Schülerinnen auf den gleichen Weg bringen möchten, dass sie über die Dinge der dunklen Geschichte ihrer Heimat nachdenken sollen, kann sich beim Verein Zweitzeugen e.V. melden und entsprechend Termine ausmachen mit den Holocaust-Überlebenden, wie Eva Weyl. Solange sie kann, wird ihre Lebensaufgabe weiterhin sein die jungen Menschen aufzuklären über das, was sie selbst erlebt hat und was hinter der schönen Scheinwelt der demokratisch gewählten NSDAP steckte, die vor über 80 Jahren die Welt in den Abgrund riss und über 60 Mio Tote verursacht haben.

Und ganz wichtig: Teilt die Informationen, das Video oder den Podcast, die Links! Erzählt über den Vortrag von Eva Weyl. Sie fordert auf Zweitzeuge zu sein! Damit der Holocaust nie vergessen wird im Andenken an die Verstorbenen, Gestorbenen, Gefolterten, Noch – Überlebenden! Danke!

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Links:

Eva Weyl – Wikipedia
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ZWEITZEUGEN e.V.: Eva Weyl
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Viele verschiedene Videos über und mit auf Youtube:
Eva Weyl – YouTube
***

Albert Konrad Gemmeker – Wikipedia

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Westerbork – Wikipedia

***

Durchgangslager Westerbork – Wikipedia

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Category:Kamp Westerbork – Wikimedia Commons

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https://kampwesterbork.nl/de/

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Um die Anfänge und die Herrschaft der Nationalsozialisten auf einfache Weise zu verstehen, empfehle ich den Podcast „Deutschland 33/45 von dem Historiker Jonas Stephan:

Deutschland 33/45 | Der Podcast über das Dritte Reich

***

Informationen zum Stolperstein der Neubabelsbergerin

Johanna Margarete Stern – Wikipedia

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Wer den Stolperstein sehen und den Ort besuchen möchte:

Karl-Marx-Straße 3, Potsdam-Neubabelsberg

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Der Stolperstein für Margarethe Stein liegt nah am Eingang ihrer Villa

Kinogeschichte vom Ruhrgebiet I Ruhrgebiet erklärt I +Videopodcast I +Podcast Folge 11 #102

Das Kino im Ruhrgebiet hat eine besondere Geschichte im Revier. In den 1950er Jahren gab es eine einzigartige Dichte von unglaublichen 500 Filmpalästen, Schauburgen, Lichtspielhäusern und Kinotheatern, wie sie jeweils hier und da hießen. Heute gibt es noch 50 zwischen Emscher und Ruhr. Im Ruhrmuseum gab es viele interessanten Informationen, die wir im Podcast erzählen. Es geht los mit den unglaublichen Anfängen in Witten vor 1900 über das erste Gaststättenkino in Bottrop, das kleinste und größte Kino im Ruhrgebiet bis hin zur Stadt mit den meisten Kinos der Welt heute.

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Über das Kino zu erzählen, nachdem ich den Besuch kurz vor Schließung der faszinierenden Ausstellung ‚Glück auf – Film ab – Kinogeschichte vom Ruhrgebiet‘ noch geschafft habe, wollte ich mir nicht nehmen lassen mit Jack Tengo es zu besprechen.

Denn nicht nur was dort ausgestellt war, sondern auch wo die größten, die kleinsten, die ersten Kinos im Ruhrgebiet waren, ist spannend. 

Die Geschichten rund um das Kino, die Schattenseite aus der Nazizeit und der Aufbruch in der Nachkriegszeit, wo in kurzer Zeit die 500 an der Anzahl wie Phoenix aus der Asche wieder auferstanden sind und welche Filme hier gedreht wurden. Es gibt wirklich viel darüber zu erzählen. 

Im Blog kommen aus rechtlichen Gründen noch keine Fotos. Sollten dir Museen oder Privatleihgeber mit der Veröffentlichung einverstanden sein, dann folgen die Fotos im Blog nachträglich.

Fast fünf Stunden war ich da und fast zwei Stunden haben wir darüber geplaudert. Ein wenig musste ich kürzen, aber hier ist es nun kompakt im Videopodcast Folge 11 aus der Projektreihe Ruhrgebiet erklärt und Folge 102 von ‚Ruhrpottologe unterwegs im Ruhrgebiet‘. Noch kürzer ging es leider nicht.

Natürlich muss ich auch einige Beispiele nennen im Vergleich. Natürlich kommen einige Städte leider aus Platzgründen nicht vor. Bestimmt haben wir das ein oder andere nicht erzählt. Und es könnte auch sein, daß hier und da was falsch mitgeteilt wurde. (falls, dann bitte mitteilen) Wir sind ja keine Profihistoriker. 

Wir möchten unterhalten und erzählen als Menschen aus dem Ruhrgebiet für Menschen und Interessierte des Ruhrgebiets von hier und außerhalb.

Wir haben aber auch noch das ein oder andere neue im Programm. Eine Zahl aus der Chronik vom Ruhrgebiet: 1988 und ein Ruhrpottwort: Kaschemme.

Hört mal rein. Es lohnt sich!

Glück auf und bis zum nächsten Mal!

P.S.: Bilder folgen eventuell bei Genehmigung. Das Skript wird nachträglich eingefügt.

Shownotes & auch Quelle neben dem Besuch in der Ausstellung

Buchtipp zum Podcast


Glück auf – Film ab : Kino – und Filmgeschichte des Ruhrgebiets von Heinrich Theodor Grütter
Klartext Verlag
ISBN : 
978-3-8375-2632-5

***
Filmtipp vom Podcast und aus der Ausstellung

Kameradschaft
https://www.youtube.com/watch?v=U22HqGhVG_A
oder
https://www.youtube.com/watch?v=4iDGOXrEGgg

***
Videopodcast

https://youtu.be/MGMUN-rfd38?si=4AJ7V7BoPafr65tX

 

Wer nur dem Podcast ‚Ruhrgebiet erklärt‘ folgen möchte :

Mit Sybille Hellier im Galopp über die Pferderennbahn von Gelsenkirchen-Horst I +Videopodcast I +Podcast

Welche riesige Bedeutung hatte die ehemalige Pferderennbahn in Gelsenkirchen für die Stadt? Sehr viel!

Was bebte die Erde in Horst durch 24 galoppierende Pferde! Sie preschten über die Rennbahn ab ins Ziel und brachten die Gläser in den Nachbarhäusern zum Klirren. Das Gallopiergeräusch mussten doch  die Bergleute von Zeche Nordstern Untertage sogar mitbekommen haben. Dort haben sie dann bestimmt gewettet, ob Kaiserstern oder Newcomer das Rennen gewinnen wird.

Darüber und noch mehr spricht Sybille Hellier mit mir. Sie macht wöchentlich ehrenamtliche Führungen vor Ort. Sie ist ein Lexikon der Pferdekultur von Gelsenkirchen. Sehend oder hörend im jeweiligen Podcastformat:

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Sybille Hellier ist eine geborene von und zu aus Gelsenkirchen, Stadtteil Horst. Sie wohnte nicht nur immer in der Nähe der Galopprennbahn, sondern sie hatte auch einen direkten Bezug als Pferdewirtin. Sie erlebte noch die Hochzeiten der Bahn, aber auch den Niedergang durch neue Steuergesetze im Wettbereich, sowie das Abnehmen des Interesses seitens der Medien, und auch das veränderte Freizeitverhalten, das schlussendlich die fairste Pferderennbahn in Europa (!) den Genickbruch brachte. Sie versuchte, wie Don Quichotte die Pferderennbahn irgendwie in der Stadt als Denkmal zu erhalten. Heute ist es eine wunderbare Freizeitanlage zum Spazierengehen, auch zum Golfen bei Pott-Golf, zum Joggen oder Walken auf 2300 Meter ursprünglichen Rennbahnwegen. Die Kinder haben einen wunderbar nah dem Pferdesport nachempfundenen Spielplatz.

Im Video erzählt sie mir bereitwillig so einige Anekdoten vom Pferdebesatteln, Abwerfen, aber auch einem tragischen Todesfall auf der Pferderennbahn. Manchmal ist eben Freud und Leid nah beieinander.

Buntes Pferd Sybille Hellier

Sybille selbst ist in Horst bekannt, wie ein buntes Pferd. Sie macht nicht nur die Führungen der altehrwürdigen ehemaligen Pferderennbahn hinter dem Schloss Horst, sondern jeden letzten Samstag im Monat geht sie mit der Gruppe um Hans-Georg Kouker „Horst putzt sich heraus“ den Stadtteil in einer bestimmten Straße sauber zu machen. Sie engagiert sich als Vertreterin für die in Gründung befindliche Stiftung Greendays4Future und macht aufmerksam mit der Müllaktion „AufGEraucht“ (darüber hab ich schon berichtet. Link unten). 

Damit tritt sie den Rauchern auf die Füße, die ihre Zigarettenfilter in die Landschaft oder auf die Straße werfen. Sie geht auch oft genug über die Galopprennbahn und sammelt hunderte Stück ein. Die sie dann in einer Wasserlake bei der ein oder anderen Veranstaltung präsentiert. Sie zeigt auf welche Umweltverschmutzung, auch in Verbindung mit dem Grundwasser dadurch entsteht, sollen Raucher eben auch erfahren. Rauchen verbietet sie ja nicht. Sie möchte nur, dass die Zigarettenstummel ganz normal in den Mülleimer gehören und nicht daneben. Bei der Führung reißt sie das mit Sicherheit auch immer an. Und sie berichtet natürlich auch darüber, wie gut Horst früher von den Pferderennen gelebt hat.

Viele aus Horst lebten von der Pferderennbahn. Angefangen vom Aufpiecker der Lose für den Müll bis eben hin zum Jockey. Es gab 40 verschiedene Berufe, die dort gearbeitet haben. Sybille kannte viele von ihnen, weil sie selbst dort tätig war. Heute sammelt sie Fotos, Filme und Geschichten, zeigt und erzählt sie Interessierten, damit diese Erinnerungskultur nicht verloren geht für den Stadtteil von Gelsenkirchen. Die Stadt selbst hat 1956 einen Stempel auf jeden Briefumschlag gesetzt, der stolz in die Welt prangte: „Metropole des westdeutschen Pferdesports“ . Die Pferderennbahn war ein weltweites Vorzeigeobjekt, dass heute zum Teil auch bebaut wurde, wo früher gesattelt wurde oder nervöse Pferde ein Gebäude hatten, sowie die Tribüne stand.

Wo früher die Pferdewaage stand, ist heute der Kindergarten „Galoppi“ und davor steht ein Denkmal für Rudolf Rose, der die Pferderennbahn aus der alten Kuhweide, und vorherigen Sumpfgebiet des Emscherbruchs 1895 bauen ließ.

Wer weiß das denn noch?

Ich wußte es tatsächlich nicht! Wenn die Autobahnen 40 oder 42 von Bochum nach Bottrop, meinen fast täglichen Arbeitsweg verstopft werden, dann gurke ich durch Gelsenkirchen – Horst, komme an ein paar neu gebauten Häusern vorbei, die rechts vor dem Schloss Horst seit einigen Jahren stehen. Was ich nicht wußte, dass dort jahrzehntelang einer der größten Arbeitgeber von Horst gewesen ist und den Stadtteil von Gelsenkirchen maßgeblich geprägt hat neben der Zeche Nordstern. Ich wollte mehr wissen, was der nördliche Stadtteil von Gelsenkirchen zu bieten hat, was hinter Häusern jetzt versteckt ist.

Sybille Hellier ist  in Gelsenkirchen eine Person, die sich nicht nur für Horst einsetzt. Sie hält Stadtteil nicht nur monatlich sauber mit „Horst putzt sich heraus“, sondern sticht auch Rauchern wörtlich ins Herz mit ihrer Aktion „AufGEraucht“, wenn sie ihren Zigarettenfilter auf den Boden werfen. (Darüber habe ich schon berichet). Vor allem besitzt sie ein unschätzbares Wissen über die ehemalige Pferderennbahn von Horst. Sie gibt dieses Wissen und eigenen Erfahrungen in Führungen mit vollem Elan weiter. Sie verbrachte einen Großteil ihres Lebens dort, striegelte Pferde. Heute striegelt sie Menschen, die es interessiert zu erfahren, was früher Gelsenkirchen dort so attraktiv gemacht hat.

Die heutige grüne Oase wird im Inneren der Galopprennbahn zum Golfen für Jedermann und Jedefrau genutzt. Im dortigen Restaurant  Pott-Gold wurden mir die Pommes empfohlen. Das Essen soll dort empfehlenswert sein. Das haben wir nicht geprüft zusammen. Aber werde ich natürlich mit einem erneuten Besuch in Horst bestimmt tun.

Sybille erzählt mit Leidenschaft Anekdoten, Geschichten und Besonderheiten über die Galopprennbahn. Und das macht sie ausnahmsweise diesmal mit mir, um die Erinnerungskultur noch etwas weiter als nur innerhalb der Stadtgrenzen zu erzählen. Gelsenkirchen wird 2025 150 Jahre. Damit möchte ich auch einen Beitrag zu mehr Positivismus und neue Aufbruchstimmung leisten für die von Medien immer arg gebeutelte Stadt mitten im Ruhrgebiet, die nicht nur mit dem Abstieg von Schalke 04 zu kämpfen hat, sondern auch immer noch mit hohen Schulden und einer hohen Arbeitslosenrate. Dabei war Gelsenkirchen in der Nachkriegszeit einer der reichsten Städte Deutschlands.

Emscherbrücher Dickköppe

Umso mehr ist es interessanter sich mal mit der Stadt von Heute in Bezug auf die Vergangenheit zu beschäftigen. Sybille ist ein Baustein in Gelsenkirchen. Sie hat sich auch mit den ausgestorbenen Emscherbrücher Dickköppen auseinander gesetzt. Im Zoo Münster gibt es die Pferdebibliothek. Alles, was man über Pferde wissen will, kann dort entdeckt werden. Nicht umsonst ist das Münsterland das Herz für die Pferdezüchtung. Dort gehen auch die Olympischen Medaillen meist hin.

Sybille fand heraus, dass diese Pferde, die wild an der Emscher grasten wahrscheinlich eine Mischrasse von reiterlosen Pferde waren, die durch die Kriege zerstreut wurden. Sie vermischten sich und so kam diese Rasse heraus über die Generationen. Sie waren nicht höher als 1,20 Meter. Sie hatten einen breiten Brustkorb, um sich in der sumpfigen Emscherlandschaft durchzupflügen. Als die letzten Pferde vom preussischen Amtmann von Waldhausen ins Münsterland entweder zum Sauerbraten oder in die Pferdekoppeln von münsterländischen Bauern führen ließ, waren die Wildpferde nicht mehr da. Aber sie grasten wahrscheinlich mal genau da, wo heute noch die Rennbahn ist in einer anderen Zeit in einer etwas anderen Landschaft, als die Emscher noch ein wilder unbändiger und gefährlicher Fluß für die Anwohner war. Die Dülmer Wildpferde von heute sollen von den Emscherbrücher Dickköppe abstammen. Es wird auch schon diskutiert, sie neu zu züchten und an der Emscher auszuwildern. Das habe ich mal irgendwo gehört. Ob das mal so kommen wird? Warten wir mal ab.

Ohne Pferde kein Ruhrgebiet von Heute

Wichtig zu wissen für jeden, der sich für das Ruhrgebiet interessiert ist, dass es das Ruhrgebiet von heute eben ohne Pferde so nicht gegeben hätte. Sie waren für die Transporte zuständig, halfen auf den Äckern, brachten die Milch zu den Bewohnern, wurden für die Sicherheit genutzt bei der Polizei, halfen den Bergleuten Untertage, brachten den Müll aus den Städten, zogen die Steine für die Straßen und treidelten die Schiffe auf der Ruhr, um die Kohle zum Rhein oder zu den Koksanlagen zu bringen. Zuletzt waren sie ein wichtiges Nahrungsmittel. Denn Pferdefleisch war eben für die Bevölkerung immer zu kriegen. Massentierhaltung gab es noch nicht. Pferde waren immer da.

Wer heute Sauerbraten bestellt, ißt ein selten gewordenes Gericht. Heute kann sich kaum jemand vorstellen, der durch Horst fährt, dass bei einem Pokalrennen über 100000 Zuschauer dort waren und auch gewettet haben. Der Stadtteil war von Autos überfüllt.

Nebenberuf Pferderennbahn

Sybille erzählt, was ein Pferdewirt macht, was sie selbst auf der Pferderennbahn erlebt hat und regt an auch über den Naturschutz der Tiere nachzudenken. Früher haben sich viele etwas nebenberuflich auf der Pferderennbahn dazu verdient. Heute sucht Sybille Material, damit diese Geschichte mitten im Ruhrpott nicht verloren geht.

Nebenbei noch Flaschengefühle gesehen und zum Abfalleimer gelegt

Ich hoffe, dass ich durch das Video und den Beitrag im Blog den ein oder andere animiere nicht nur nach Horst mal zu fahren und sich die Geschichte selbst mal anzuhören und zu sehen, sondern vielleicht ist ja einer dabei, der noch Fotos hat oder einen Super 8 Film über die Pferderennbahn. Sybille wird alles dankend annehmen und auch würdig verwahren.

Wer dort einen Abstecher macht, sollte sich auch das Heimatmuseum im Schloss Horst ansehen. Ein Blick in die Einkaufszone von Horst ist auch nicht verkehrt. Und wer will, kann von dort bis zur Gruga mit der Straßenbahn fahren. Aber der Nordsternpark ist fußläufig erreichbar und mit Sicherheit ebenfalls schön genug und vor allem spannend von der Lage, um einen kompletten Ausflugstag in Gelsenkirchen zu verbringen.

Kosten und Zeitpunkt einer Pferderennbahn-Führung

Ehrenamtlich und kostenlos immer an jedem 3. Freitag im Monat ab 15 Uhr außer in der Urlaubszeit. Ansonsten 5 € pro Person.

Anmeldung bitte am besten per Mail: info@hellier.de oder telefonisch: 01745174139

Weitere Infos zur ehemaligen Galopprennbahn:

www.horster-pferde.de

***

Wer dort Golf innerhalb der ehemaligen Galopprennbahn ausprobieren möchte:

POTTGOLF Gelsenkirchen – POTTGOLF

Kontakt Gelsenkirchen

Johannastr. 37
45899 Gelsenkirchen

Tel: 0209 – 503 020

Mail: info@pott-golf.de

 

Fotos, Text und Podcastmoderation (c) André Brune

Vorbehaltfläche für Pandemiefälle in Bottrop I +Video I +Foto

Gruselig, wenn man an die Situation vor jetzt schon genau fünf Jahren denkt als die Corona-Pandemie losging. Kinder, wie die Zeit vergeht und was da alles passiert ist… Die Zeit von leeren Straßen und blauen Himmel ist lange vorbei. Wer hat denn in der Zeit schon von Vorbehaltflächen für Pamdemiefälle gehört, der werfe den ersten Stein.

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Vorbehaltfläche für Pamdemiefälle auf dem Westfriedhof Bottrop

Ich gehe seit Jahren zum Westfriedhof meine Eltern auf der dortigen grünen Wiese besuchen. Ich musste pinkeln. Da das Urinalbecken verstopft war, wollte ich die Friedhofsverwaltung informieren.

Da sah ich mir den Friedhofsplan zum ersten Mal genauer an und war verwundert.

Ich wusste nicht, dass es eine Vorbehaltfläche für Pamdemiefälle gibt. War sie schon vor dem Coronaausbruch vorhanden?

Sie ist zwischen einem abgezäunten Bereich der angrenzenden Wohnhäuser und dem Friedhof. Die Vorbehaltfläche ist eine große grüne Wiese mit Bienenhäusern bestückt, etwas abgeschottet und mit hohen alten Bäumen bewachsen.

Abgeschottete Vorbehaltfläche für Pamdemiefälle ©André Brune

Liegen das schon etwa Menschen aus einer Zeit, wo die Ruhr- oder Cholera – Epedemie grassierte?

Und wieviele Menschen würden da jetzt wohl liegen, wenn die strengen Maßnahmen der Regierung im Seuchenschutzgesetz nicht so ausgeführt worden wäre vor fünf Jahren als Covid ausbrach, so wie es in Bergamo war mit den vielen Särgen?

Das können wir nicht beantworten, denn es hätte auch anders ausgehen können.

Eine neue Pandemie wird irgendwann wieder kommen. Zumindest ist Bottrop vorbereitet. Ich bin nun interessiert zu wissen, ob alle Ruhrgebietsstädte dazu verpflichtet wurden diese Flächen entsprechend auszuweisen, damit sie als Massengrab genutzt werden können.

Das ich den Plan der Friedhofsverwaltung an der Aufbewahrungshalle so fotografiert habe, dass ich erst hinterher gemerkt habe, dass genau bei der Bezeichnung der Mülleimer sich spiegelt, ist die Ironie der Situation und war unbeabsichtigt. Ich hab es in dem Blickwinkel der Spiegelung nicht gesehen.

Er liegt sozusagen gegenüber dem Bereich, wo die im Ruhrkampf Gefallenen Sozialisten liegen, worüber ich noch einen Podcast mache mit Jack Tengo und Alle Zeit der Welt.

Link für den erwähnten eventuell im März geplanten Podcast über den Ruhrkampf mit ‚Alle Zeit der Welt‘, einem sehr empfehlenswerten Podcast zur Geschichte:

https://rss.com/podcasts/allezeitderwelt/

Ruhrgebiet-Künstler Many Szejstecki aus Gelsenkirchen I Interview mit den Nachlassverwaltern Roland Szejstecki & Lukas Schepers I +Videopodcast I +Fotogalerie I +Podcast Folge #80

Many Szejstecki, Erschaffer von einer besonderen Bergbaupanorama-Kunst, war ein über die Grenzen der Stadt Gelsenkirchen hinaus bekannter Künstler und Bergmann, der 2016 verstarb. 2024 bekam er von der Stadt Gelsenkirchen, wie ich sie nenne, einen Ehrenstein.

Vor Ort sprach ich mit seinen Sohn Roland und Kunsthistoriker Lukas Schepers, die seinen Nachlass verwalten, über deren Gefühle bei diesem Anlass, der noch nie stattgefundenen Ehrung. Innerhalb einer Stadt des Ruhrgebiets ist diese Aktion für ihre über die Stadtgrenze hinaus bekannten Bürger und Bürgerinnen etwas einmalig Besonderes.

Dort schlug ich beiden auch vor, Many Szejstecki einen kompletten Podcast zu widmen mit ihnen als Gesprächspartner. Seine unnachahmlichen Bergbaupanoramawerke hängen in wichtigen Museen innerhalb des Ruhrgebiets und lassen Betrachter und Betrachterinnen erstaunen, wie er über und unter Tage in verschiedenen Perspektiven in seinen Werken inszenierte.

Der Videopodcast mit einigem Bonus-Bildmaterial und dem Hinweis von Roland Szejstecki zu einer besonderen Projektidee im Anhang:

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Der Podcast zum Hören:

Erst bei der Extraschicht 2023 stolperte ich über die faszinierenden Werke von Many. Ich habe mir damals den beeindruckenden Film der 3D-Künstler aus Dortmund mehrmals angesehen. Der Verein dersalon.ruhr.e.V.  unterstützte das 3D-Projekt more.many maßgeblich.  Roland hat mich damals beim herausgehen erkannt. Er folgte mir seit längerem auf Instagram. Wir gingen nochmal in die Extraschicht-Ausstellung, wo er mir das Panorama-Bild der Zeche Westerholt kurz erklärte. Zufällig entdeckte er mit mir noch ein ihm unbekanntes Bild seines Vaters an der Wand. Anschließend arrangierte er ein Interview mit den 3D-Künstlern „Tremoniacs“. Wir blieben seitdem in Kontakt.

Warum ist der Künstler Many Szejstecki für das Ruhrgebiet so wichtig?

Many Szejstecki war nicht nur Künstler, sondern von Beruf Bergmann. Ohne seine Ausbildung zum Bergmann wäre er nicht der Künstler geworden, der er wurde.

1931 wurde er in Breslau geboren. Mit 15 kam er nach dem zweiten Weltkrieg nach Dortmund und fing als Bergmann auf Minister Stein für ein Kilo Schweinefleisch an. Mit 24 wurde er schon Reviersteiger und hatte 200 Bergleute unter sich. Nach 40 Jahren ging er in Pension und war stolz niemanden auf Schicht durch Unfälle verloren zu haben. Das ist äußerst selten in einer Zeit, wo der Arbeitsschutz noch nicht so hoch war, wie es heute der Fall ist bzw. in Deutschland im Steinkohlebergbau zuletzt bis 2018 war.

Mitte der 1950er Jahre begann er zu zeichnen. 1976 gründete er mit befreundeten Künstlern die „Werkstatt“ in Buer um Kunst zu machen und gleichzeitig zu präsentieren. Mit seiner Leidenschaft als Autodidakt Kunstwerke zu erstellen, befreite er sich vom täglichen harten Job unter Tage. In seinem privaten Atelier, nur 100 Meter von seiner Arbeitsstelle Zeche Westerholt entfernt, werkelte er oft genug bis tief in der Nacht an seinen Bildern.

Als Reviersteiger waren auch Markscheidepläne wichtige Dokumente, die für die Arbeit Unter Tage wichtig waren. Ab Anfang der 1980er Jahre wurden genau diese Pläne in Manys Kunst mit einbezogen und die ersten Bergbaupanoramen entstanden.

In diesen Bergbaupanoramabildern befreite er die Schichten unter uns von Gestein und ermöglichte den Betrachtern einen ganz anderen Blick auf die Ruhrgebietslandschaft. Nie zuvor hatte jemand so weit gedacht. Seine Werke waren keine Phantasie, sondern bis ins letzte Detail berechnet. 2024 legte die Stadt Gelsenkirchen Many Szejstecki einen Ehrenstein auf den Walk of Fame.

Many hat unglaubliche technische Bilder zur Veranschaulichung von Schachtanlagen, dem Gestein und die Ruhrgebietsstäde darüber mathematisch und filigran heraus gestaltet, wie niemand anderer sonst vor oder nach ihm.

Seine Kunst ist nicht nur für Kunstinteressierte sehenswert. Sie sind ein Geniestreich und Hingucker für Architekten, Geologen, Ingenieure, Bergleute, Touristen und Laien, die sich für das Ruhrgebiet interessieren, um bildlich zu sehen, was sich unter der Erde befindet und wie es aufgebaut ist und das ganz ohne KI oder anderen modernen Schnickschnack-Hilfsmitteln.

Das Ziel der Nachlassverwalter Roland Szejstecki und Lukas Schepers ist eine Dauerausstellung in die Zeche Westerholt zu bringen, wo Many Szejstecki, wie erwähnt bis zur Pension als Bergmann und Reviersteiger gearbeitet hat. Diese Idee und dieses Ziel wird mit Sicherheit weltweites Interesse erzeugen und Tourismus vor Ort bringen. Deswegen ist gerade Many Szejstecki für mich ein wichtiger Ruhrgebietsmensch, den ich hier im Blog bringen wollte und den ich leider persönlich nie kennenlernen konnte. Umso wichtiger ist es im nun nach dem Tod gebührend im Ruhrgebiet zu feiern für sein Wirken über die Jahrzehnte in unserem Revier.

Die „Werkstatt“

Für die Aufnahmen des Podcast haben wir drei uns in der „Werkstatt“ auf der Hagenstraße 34 in Gelsenkirchen-Buer getroffen. Seit 1980 ist die „Werkstatt“ zu einer wichtigen und bekannten Kultureinrichtung in Buer geworden. Der ursprüngliche Platz musste einem Supermarkt weichen, den es heute nicht mehr gibt.

Mittlerweile ist die „Werkstatt“ ein Verein geworden, der über das Jahr neben den wechselnden Ausstellungen, auch Musik- und Theateraufführungen inszeniert.

In der „Werkstatt“, wo unsere Videopodcastaufnahme im Juli stattfand, gab es zu diesem Zeitpunkt eine Ausstellung von Harald Lange. Der Verein macht im Jahr fünf bis sechs Ausstellungen.

Einmal im Jahr gibt es ununterbrochen seit 1977 immer einen „Werkstatt-Kalender“. Ein wichtiger Bestandteil um die Werkstatt zu finanzieren.

Die Bilder sind auf hochwertigem Büttenpapier gedruckt. Sie können einzeln herausgenommen werden und eingerahmt an der Wand aufgehängt werden.  Das Many so populär geworden ist, hilft auch der  Werkstatt mit ihren heutigen Künstler und Künstlerinnen.

Nachlassverwaltung Many Szejstecki

Many Szejsteckis Sohn Roland und der Kunsthistoriker Lukas Schepers verwalten den Nachlass. Zufällig traf Lukas Schepers 2020 auf Manys Werke als er seine Tante besuchte. Die Panoramen mit den filigranen Linien faszinierten ihn so, dass er mehr erfahren wollte über Manys Kunst. Ein Wikipedia – Eintrag machte ihn neugierig. Doch es gab keine vernünftigen Informationen über Many Szejstecki.

Er kontaktierte über die Werkstatt Roland. Sie waren sofort auf einer Wellenlänge und steckten fortan das Ziel Manys Kunst wieder in der Öffentlichkeit bekannter zu machen. Lukas erste Auseinandersetzung mit Many Szejstecki war ein ausführlicher Wikipedia-Eintrag. (Manfred Szejstecki – Wikipedia)

 
Kunsthistoriker Lukas Schepers

Lukas schrieb in seinem Studium eine wissenschaftliche Hausarbeit über Many Szejstecki. Er überarbeitete und ergänzte den ursprünglichen Wikipediaeintrag mit seinen neuesten Erkenntnissen.

Einige Panoramen hängen in renommierten Museen im Ruhrgebiet. Im Gladbecker Heimatmuseum auf Schloss Wittringen, im Bergbaumuseum Bochum und Ruhrmuseum Essen können die Werke bewundert werden. Außerdem entstanden Radierungen, Netzzeichnungen, Spiegelobjekte und vieles mehr. Genügend Kunst um über den Arbeiterkünstler Many Szejstecki eine Dauerausstellung einzurichten. Dieses Ziel verfolgen Schepers und Szejstecki intensiv. Auch Manys Witwe Brigitte würde sich darüber mit ihren 90. Jahren sehr freuen.

Roland Szejstecki erklärt Betrachtern sehr gern die Bilder seines Vaters Many

Lukas Schepers traf bei seinen Recherchen auf einen Berliner Architekten, der sein Bild für eine Dauerausstellung gern zur Verfügung stellen würde. Allerdings müsste es leider vorher erst restauriert werden, da es Transportschäden bekam.

Die breiten Panoramabilder drücken nicht nur einfach ein Landschaftsbild ab, sondern verbindet die Oberfläche mit der untertägigen Landschaft mit viel Phantasie, so doziert Lukas Schepers über die Bilder Many Szejsteckis.

Die Gesteinsbereiche, Stollen und Flöze unter einer Ruhrgebietsstadt darzustellen ohne ein modernes 3D-Meßgerät für Geologie besessen zu haben, zeigt die einmalige Genialität des Künstlers Many Szejstecki.

Die Bilder sind exakt ohne GPS berechnet. Das gab es zu dem Zeitpunkt auch noch gar nicht. Er hat mit den Markscheidern zusammen gearbeitet. Im Markscheidearchiven wurde über Jahrhunderte jeder Millimeter Unter Tage dokumentiert. Es wurde nicht einfach wahllos in die Erde gebohrt. Es musste exakt so abgeteuft werden, damit der Abbau von Kohle sofort an Ort und Stelle geschehen konnte. Es ist ja auch eine Geldfrage gewesen. Nur ein paar Meter daneben abgeteuft, war ein Schacht unrentabel. Als gelernter Reviersteiger konnte Many die Markscheidedokumente lesen und dreidimensional denken. Das verhalf ihm letztendlich zu den großartigen Bildern.

Als Laie kann man sich das nicht vorstellen, wie der Gedanke zur künstlerischen Verarbeitung kam. Allein in Gelsenkirchen haben ca 50000 Menschen unter Tage gearbeitet. Das künstlerisch zu erfassen und darzustellen ist einmalig!

Seine Bilder wurden bis nach Nottingham in Großbritannien, ins Deutsche Museum in München und in die Schweiz zu Einzelausstellung gebracht. Wenn es um Bergbau ging, war Many der künstlerische Ansprechpartner.

Zu seinem 77 . Geburtstag schrieb Many für seine Familie eine Autobiographie. Lukas wird sie irgendwann für die Allgemeinheit zugänglich machen.  Zur Zeit stellen sie eine Projektbroschüre mit dem Thema „Das Panorama des Ruhrgebiets“.

Austellungen werden weiter vorbereitet, wie 2023 in Oberhausen. In ganz Deutschland haben sie Werke wiedergefunden, zuletzt in Mainz. Die älteste gefundene Zeichnung stammt aus dem Jahr 1956.

Rolands Vater wäre stolz, was aus der Werkstatt geworden ist. Er war bekannt und beliebt bei den Gelsenkirchenern. Für die Nachlassverwaltung hat Many gebührende Personen gefunden. Sein Sohn Roland ist der Organisator und Netzwerker, während Lukas eher am Schreibtisch sitzt, alles gefundene verarbeitet, schreibt und Vorträge hält. Ihre jeweiligen Ideen ergänzen sich.

Der Kreis schließt sich, denn während wir im Podcast über Many sprachen, spürte ich sein damaliges Wirken in den Räumlichkeiten.

Möge er lange in den Gedächtnissen aller sein als künstlerischer Chronist der lebendigen Bergwelt des Ruhrgebiets!

Dafür werden die Nachlassverwalter Lukas Schepers und Roland Szejstecki in Zukunft sorgen mit einem Konzept für eine Dauerausstellung, der Veröffentlichung einer Biographie und dem Zusammentragen seines kompletten Werks.

Ich hoffe mit meinem Blogbeitrag und Podcast auch Menschen für Many Szejstecki Kunst zu begeistern, die sich bisher weniger dafür interessieren. Das Fotomaterial von Roland macht vielleicht so manchen Neugierig mehr über Many zu erfahren.

Möge er in Frieden ruhen! Seine Anhänger und Anhängerinnen ruhen nicht eher bis es zu einer  Dauerausstellung  gekommen ist. 

Ich hoffe, dass die Stadt Gelsenkirchen, Herten und auch der Regionalverband Ruhr und einige Sponsoren Interesse haben an dem Projekt der Dauerausstellung von Many Szejsteckis Kunst die weltweite Beachtung haben sollte und haben wird!

Glück auf im wahrsten Sinne des Wortes

Nachlassverwalter Lukas Schepers (links) und Roland Szejstecki (rechts) (c)André Brune

 

Links

 

Manfred Szejstecki – Wikipedia

***

www.gelsenkirchen.de – Manfred Szejstecki

***

Manfred Szejstecki – Gelsenkirchener Geschichten Wiki (gelsenkirchener-geschichten.de)

***

www.gelsenkirchen.de – Walk of Fame

***

dersalon.ruhr e.V.

Scherlebeckerstr. 399

45701 Herten

info@dersalon.ruhr

www.derSalon.ruhr

***

TREMONIACS (@tremoniacs.fbx) • Instagram-Fotos und -Videos

***

werkstatt – Verein zur Förderung von Kunst und Kultur e.V. / Hagenstr. 34 / 45894 Gelsenkirchen / info@werkstatt-ev.de

Nachlass Many Szejstecki – werkstatt (werkstatt-ev.de)

***

Roland Szejstecki (@nachlass.many.szejstecki) • Instagram-Fotos und -Videos

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Wer weitere Fragen zur Kunst von Many Szejstecki hat, kann sich direkt an Roland Szejstecki und Lukas Schepers wenden:

Roland Szejstecki
0178 2384447
szejsteckiroland@gmail.com

Lukas Schepers
0178 2819046
Lukas.schepers@googlemail.com

Das Projekt wird fortgeführt: Das Panorama des Ruhrgebiets

https://www.werkstatt-ev.de/wp-content/uploads/2024/09/Panorama-des-Ruhrgebiets.pdf
Opens in a new window

Zum Ausstellungskonzept:

Many Szejstecki: „Die Zeche hat mich geprägt“ – Ein Ausstellungskonzept für die Neue Zeche Westerholt

https://www.werkstatt-ev.de/wp-content/uploads/2022/09/Flyer_Many-Westerholt.jpg

https://www.werkstatt-ev.de/wp-content/uploads/2022/09/Flyer_Many-Westerholt2.jpg

Hier befinden sich jeweils Panoramabilder von Many:

Deutsches Bergbaumuseum Bochum

Museum der Stadt Gladbeck (im Eingangsbereich)

Ruhrmuseum Essen

U Bahn Station Trinenkamp Gelsenkirchen  Linie 301

Buch Stillstand Corona – Krise in Buer von Jürgen Nobel

Fotos von (C) Roland Szejstecki – Vielen Dank für das Bildmaterial!

Wer nochmal in das Video mit den Interviews schauen möchte von der Extraschicht 2023:

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Oder das Video zur Eröffnung der Ehrensteine auf dem Walk of Fame-Boulevard in Gelsenkirchen-Buer:

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Geschichte von Sterkrade und seine Zeche I Ruhrgebiet erklärt Folge #2 I +Videopodcast I +Podcast Nr 79

Im zweiten Podcast von „Ruhrgebiet erklärt“, erzählen Jack Tengo und ich die Geschichte über den Stadtteil Sterkrade, die Zeche Sterkrade, gewesener Zwangsarbeit und wegen der aktuellen Situation die mittlerweile grüne Fläche mit einer Bebauung zu roden, auch unsere Information und Kritik zu dem alten Zechengelände.

Als Videopodcast:

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 Ein kleiner Abriss der Geschichte von Sterkrade und seine Zeche Sterkrade 

Als „Starkinrotha“ erstmals urkundlich in der Abtei Werden aufgenommen um 890 n.Chr. entwickelte sich das Dorf erst zur Zeit der Industrialisierung zu einer großen stark besiedelten Stadt mit einer eigenen Bürgermeisterei, wo heute über 80000 Menschen wohnen. 

Am 1.8.1929 bei der Neugliederung in der Weimarer Republik kam die vorher mehrmals anderen Städten zugesprochene Gemeinde dann als Stadtteil zu Oberhausen, wo sie bis heute ihr Dasein fristet eingekreist von den Autobahnen A3, A2, A42 und A516. 

Sterkrade besitzt nur einen kleinen Volkspark zur Erholung der Bewohner. Bekannt ist Sterkrade durch die Fronleichnamkirmes, die wir im Podcast nicht erwähnen, weil wir auf die Geschichte eingehen. Über Sterkrade machen wir noch einmal einen Podcast, wie sich dieser Stadtteil so entwickelt hat mit Informationen von vor Ort von mir und Interviews. Also bleibt dran! 

Sterkrade hat eine eigene Innenstadt mit einer großen Industriegeschichte allein durch die GHH – Gute Hoffnungshütte und deren in Betrieb genommenen Zechen vor Ort. Die GHH hat bis zur ihrem Auflösen mit an den Zechen Sterkrade und Osterfeld Kokereien einen weltgroßen Betrieb gehabt und im Zweiten Weltkrieg über 1700 Zwangsarbeiter für den weiterlaufenden Betrieb gesorgt unter menschenunwürdigen Zuständen. Über die GHH werden wir ebenfalls noch einen Podcast allein machen müssen, denn es würde den Rahmen sprengen, darüber zu sprechen.

Die GHH hat 1897 angefangen den Schacht 1 abzuteufen. 1903 fing die erste Förderung an. Durch die Weltwirtschaftskrise Ende der 1920er Jahre wurde beschlossen, nach nur 30 Jahren die Schächte 1 und 2 nicht mehr für den Kohleabbau, sondern als Wetterschacht für die Zeche Osterfeld zu nutzen.

So war das mal früher. Plakatwand der Stadt Oberhausen

 

Die Bewetterung wurde bis zur Schließung 1994 fortgeführt. Die umliegenden historischen Gebäude sollten allesamt als Industriedenkmal erhalten werden. Nach acht Jahren wurde es nur das Maschinenhaus mit dem seltenen Fördergerüst eines österreichischen Ingenieurs, er hat auch mitgearbeitet an der Müngstener Brücke und Wuppertaler Schwebebahn:

Anton Friedrich Zschetzsche – Wikipedia

Gegenwart der Zeche Sterkrade

Das Gelände liegt nun 30 Jahre brach und wurde von der Natur erobert. Nun möchte man diese Fläche roden und einer Wohn- und Gewerbesiedlung zusprechen. Natürlich war da mal so oder so eine bebaute Gegend. Doch heute sind die Zeiten anders. Klimawandel und Artensterben sollte bei der Politik auf der Agenda ganz oben stehen. Aber wie so oft, steht Geld verdienen an erster Stelle bei klammen Städten, statt den Bürger und Bürgerinnen eine Erholungszone mehr zu geben. Die Flächenversiegelung ist immens in Sterkrade. Oberhausen selbst gehört zu den zweitversiegelsten Städten Deutschlands.  Umso mehr ist es wichtig das Grün als eine wunderschöne Parklandschaft zu erhalten und dem eingetragenen Industriedenkmal einmal mehr Respekt zu zollen mit der umliegenden grünen Naturlandschaft, statt mit neuen Gebäuden drumherum, die das ganze Denkmal klein machen werden.

Wir sagen viel Spaß und Glück auf  

André Brune @ruhrpottologeTV  (Youtube) &  @JackTengo  

Wichtige Links zum Thema des Podcast: 

https://www.oberhausen.de/ 

https://zeche-oberhausen.de 

https://neue-zeche-oberhausen.de 

https://de.wikipedia.org/wiki/Gutehoffnungsh%C3%BCtte 

https://de.wikipedia.org/wiki/Sterkrade 

https://de.wikipedia.org/wiki/Zeche_Sterkrade 

https://www.industriedenkmal-stiftung.de/denkmale/zeche-sterkrade 

Transkript über die Geschichte der Zeche Sterkrade

Geschichte und Gegenwart Zeche Sterkrade

Heute ist nur noch ein kleines Überbleibsel von der ursprünglichen Zeche Sterkrade übrig, das von der heutigen Von-Trotha-Straße aus besichtigt werden kann. Nur 30 Jahre war die Zeche im eigentlichen Steinkohleabbau tätig. Danach bekam der Schacht 1 eine andere Arbeit zugewiesen. Als 1897 das Abteufen des Schachtes 1 begann, sollte es nur ein Wetterschacht für das Steinkohlebergwerk Osterfeld sein und als zweiter Ausgang für die Zeche Hugo – Haniel dienen. Der allerdings ging durch ein Schwimmsandeinbruch zu Bruch. Also beschloss die Direktion die Förderung in der Bürgermeisterei Sterkrade aufzunehmen. Denn damals war Sterkrade noch eine eigenständige Stadt und gehörte noch nicht zu Oberhausen, sondern wurde erst am 1.4.1926 eingemeindet.

Es gab schon einen ersten Schacht in der Nähe des heutigen Bahnhofs Sterkrade namens Constanzia. Die ersten Gebäude waren ein Kesselhaus und ein Maschinenhaus, wo die Arbeiter sich umkleiden konnten und die Büros eingerichtet worden. Sehr fortschrittlich wurde schon agiert, denn es wurde ein elektrisch betriebener Förderhaspel installiert. Vor Ort gab es große Wasserzuflüsse und es musste mit Luftschleusen abgeteuft werden.

1901 erreichte die Abteufung das Karbon mit 278 m. 1902 erlange man 296 Meter die 1. Sohle, auch 300 – Meter – Sohle genannt. Das war 135 m unter NN. Im gleichen Jahr erreichte man die 2. Sohle in 362 Metern Tiefe. In 85 Meter Abstand wurde ein zweiter Schacht abgeteuft.

Am 26. November kamen bei Sprengarbeiten drei Bergleute zu Tode. Schweigeminute.

Auf dem ehemaligen Aldekampshof wurden die Bürogebäude, die Waschkaue, die Aufbereitung, die Schachtfördereinrichtung und Schachthalle betriebsbereit gestellt. Um wenig Zeit zu verlieren beim An- und Ausfahren wurde eine Lampenstube an die Waschkaue angeschlossen. Hier ging es um neueste Erkenntnisse schneller und effektiver Kohle zu scheffeln.

Die Hauptförderanlage hatte eine Trommelfördermaschine, der Seilkorb hatte einen Durchmesser von 8,5 Metern. Die Nebenförderanlage war als Treibscheibenförderung konzipiert. Schacht 2 war ebenfalls damit ausgerüstet.

Ein großes Zechenkraftwerk wurde im Jahr 1903 ebenfalls in Betrieb genommen mit zwei durch Dampfturbinen angetriebenen Generatoren mit einer Leistung von 475 KW und mit einer Hochdruckturbine ausgerüsteter Generator mit einer unglaublichen Leistung von 1,5 Megawatt.

Die Grubenwässer wurden zum Bergwerk Osterfeld und zur Zeche Hugo abgeleitet und dort nach über Tage gepumpt. 1904 wurde noch tiefer geteuft. Die bisherigen Kohlen wurden für den Eigenverbrauch genutzt, danach konnte es vertrieben werden. 1905 erreichte die Tiefe die 4. Sohle von 563 Meter, das waren vor Ort 522 Meter unter NN.

Schacht 2 wurde mit der 2. Sohle durchschlägig. Zwei Grubenlüfter saugten 12000 Kubikmeter Abwetter ab. Auf der Kokerei der Zeche Osterfeld wurde die Sterkrader Kohle Verkokungsversuche gemacht, die ergaben, dass sich das Verkoken lohnen würde. Also wurde 1907 eine Kokerei mit einer Kohlenwertstoffgewinnungsanlage eröffnet. Es wurde dort neben Koks auch Teer und Ammoniak hergestellt. Zwei Koksofenbatterien mit jeweils 60 Unterbrennöfen lieferten täglich 570 Tonnen Koks. In den zwei Dampfkesseln wurde das anfallende Kokereigas verwertet. Zwischen der Kohlenwäsche und den Koksöfen gab es eine Seilbahn. Zwischen der Kohlenwäsche und Bergehalde wurde eine zweite eingerichtet für die bei der Aufberreitung anfallenden Waschberge.

Schon 1911 wurden die Grubenpferde mit druckluftbetriebenen Grubenloks ersetzt auf der 2. Sohle. Mitten im ersten Weltkrieg 1915 wurde das erste Zechenkraftwerk durch ein neues ersetzt mit Dampfkessel, Kompressoren und Generatoren in einem gemeinsamen Gebäude. Die alten Flammrohrkessel wurden durch acht moderne Wanderrostkessel ersetzt. Jetzt arbeitete dort ein Turbogenerator mit einer Leistung von 6000 Kilowatt. 1922 wurde die Zeche an das GHH Stromringnetz angeschlossen und 1925 wurde eine Teerdestillation einstalliert. Anfallende Rohteere von den Kokereien Jacobi, Sterkrade, Osterfeld und Vondern wurden zu Benzol, Terröl, Naphtalin und Pech verarbeittet.

Durch die Weltwirtschaftskrise und den erheblichen Umsatzeinbrüchen in den Jahren 1930/31 bei Kohle und Koks rationalisierte die Gutehoffnungshütte und schloss die Kokerei am 10. Juni 1931 der Zeche Sterkrade. Die Zeche Osterfeld übernahm die weitere Verkokung. Am 1.2.1933 wurde die Förderung eingestellt und als Außenschachtanlage der Zeche Osterfeld zugeordnet. Nur noch die Zeche Osterfeld baute Kohle ab. Sterkrade hatte noch die Seilfahrt und Bewetterung. 1971 wurden die Schächte 1 und 2 in Sterkrade unbenannt zu Osterfeld 5 und Osterfeld 6. 1995 war endgültig Schluss und die Schächte wurden verfüllt. Ursprünglich sollte die gesamte Anlage mit den beiden Fördergerüsten, die Maschinenhäuser und das Kauengebäude erhalten bleiben, aber am Ende blieb nur noch Schacht 1.

Unglaublich 38 Bergleute fingen 1897 an auf dem Bergwerksgelände mit den ersten Arbeiten. 1904 wurde mit 475 Mitarbeitern 70000 Tonnen Steinkohle gefördert. Nur ein Jahr später wurde mit knapp 800 Bergleuten schon 223.348 Tonnen gefördert. 1913 wurde die 500000 Tonnen – Marke überschritten und 1835 Mitarbeiter waren dort beschäftigt. Die höchste Belegschaft war 1922 mit 2815. Im Jahr 1932, da sieht man den unglaublichen Fortschritt, haben nur 1201 Bergleute 424.732 Tonnen Steinkohle gefördert. Es wirkt wie ein letzter Tyrannosaurus Rex in einem großen grünen Dschungel an dem es Radfahrer und Fußgänger wagen vorbei zu laufen.

Es ist ein eingeschössiges Einstrebengerüst der Bauart Zschetzsche und gehört zu den wenigen erhaltenen dreibeinigen Konstruktionen in Nordrhein-Westfalen und den ältesten Deutschen Strebengerüsten. Nur das Schachtgerüst Carolinenglück 3 in Bochum gehört noch dazu.

Das in Fachwerkbauweise errichtete Fördergerüst konnte vier nebeneinanderliegende Seilscheiben aufnehmen, von denen noch zwei erhalten geblieben sind. Es ragt aus der dazugehörigen Maschinenhalle und ist in der Ferne zu sehen gewesen. Mittlerweile sind die Bäume drumherum nach der Schließung so hoch gewachsen und dennoch wird von der RAG Immobilien und der Stadt Oberhausen nun nach so vielen Jahren, denen man der Natur den freien Lauf gegeben hat, es weitgehend zu bebauen mit Wohn- und Bürogebäuden. Klimaneutral und ohne Autozufahrt sollen die Menschen auf einer historischen Fläche mit Blick auf ein besonderes Industriedenkmal ruhig schlafen können…

Ein paar Eckdaten:

Die maximalie Förderung pro Jahr betrug maximal 663.143 t. In der Spitzenzeit von 1903 bis 1933 haben maximal 2815 Bergarbeiter und Angestellte den Kohlenabbau gesichert.

In dreigeschossigen Ziegelbau aus dem Jahr 1903 sind rundbogige Blendarkadenfassaden.

Im ersten und zweiten Geschoss sind hochrechteckige Zwillingsfenster mit Metallsprossen.

Die GHH (Gutehoffnungshütte) war der Verantwortliche Erbauer der Anlage in Oberhausen – Sterkrade, als Sterkrade noch eine eigenständige Stadt war. Der Firma gehörten auch die Steinkohlebergwerke Hugo und Vondern, die 1895 und 1898 entstanden sind.

Rund um den Schacht 1 von Zeche Sterkrade wurde eine Kohlenwäsche, eine elektrische Zentrale und eine Kokerei hinzugefügt und danach stetig weiter ausgebaut.

Ab 1933 wurde der Schacht nur noch zur Bewetterung, Seilfahrt und Materialförderung genutzt. Von da an wurde auch wieder angefangen das ein oder andere überflüssige Industriegebäude wieder abzureißen.

1989 wurde der Zusammenschluß mit der Zeche Osterfeld und dem Bergwerk Lohberg beschlossen. 1994 wurde auch der Übertragebetrieb der Zeche Sterkrade endgültig stillgelegt und verfüllt. Acht Jahre dauerte es bis das Fördergerüst in die Denkmalliste der Stadt Oberhausen eingetragen wurde.

An dem Schacht vorbei führt die historische HOAG – Güterbahnstraße für Spaziergänger und Radfahrer. Das ist die Abkürzung von Hüttenwerk Oberhausen Aktiengesellschaft.

Restauratoren haben sich an die ursprüngliche Farbe gehalten, als es 2012 bis 2015 saniert wurde.

Im Gebäude finden immer wieder Aktionen statt und Führungen.

Das Gelände ist 2900 m2 groß.

Link: https://industriedenkmal-stiftung.de

Aus Wikipedia über den Ingenieur Anton Friedrich Zschetzsche

Kurze Biografie von Anton Friedrich Zschetzsche: Geboren in Zidlochovice in Mähren, das damals Groß Seelowitz hieß am 15.8.1856. Er starb am 31.8.1922 in Mödling. In der Zeit seines Lebens war er österreichischer Brückenbau-Ingenieur und Hochschullehrer. Er war Mitarbeiter von Anton von Rieppel beim Bau der Müngstener Brücke und bei Max Carstanjen bei der Konstruktion der Wuppertaler Schwebebahn. Außerdem hinterließ er seine Zechenhandschrift auch bei der Zeche Minister Achenbach in Lünen.

Hinweis:

Über die Geschichte von Sterkrade gibt es einen Link oben zum historischen Wikipedia – Sterkrade – Beitrag, den wir genutzt haben. Sterkrade selbst wird noch einmal Thema sein, um über den Wandel der Geschichte bis heute darzustellen an Hand von Interviews, Informationen und Begehungen.

Wer nur diesen Podcast folgen möchte, kann es gern tun. Er ist bei mir noch einmal ausgekoppelt als eigenständige Podcastreihe für die Interessenten, die nur das Hören möchten:

Neuer Podcast startet! Ruhrgebiet erklärt #1 I Der Bergbau und seine Heiligen I Städte, Geschichte, Geschichten und Persönlichkeiten mit Jack Tengo I +Buchempfehlung I Licht im Schacht von Manfred Keller I +Videopodcast I +Podcast

Mit „Ruhrgebiet erklärt“ erscheint eine neue Podcastreihe zusammen mit Jack Tengo. Sie startet ihre Premiere am 31.8. um 12 Uhr und kommt ab sofort nun alle zwei Wochen auf Youtube und den Podcast – Kanälen.

Wir nehmen es auf Zoom für das lieber zuschauende Publikum auf und laden es auch gleichzeitig als Podcast hoch:

 

zu Sehen als Video im Youtube-Kanal :

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Collage: Manfred Keller. Licht im Schacht I Titelcover und Rückseite mit ISBN-Nummer (C) F.A. Gimmerthal KG Verlag

Schon lange wollte ich das ein oder andere von und über das Ruhrgebiet im Podcast erzählen. Es macht aber mehr Lust, wenn man jemand Gleichgesinnten trifft. Mit Jack Tengo habe ich zusammen schon den Quasselsalat bzw. Quasselkompott gemacht. Allerdings haben wir uns da über alltägliche Nachrichten mit Humor und Aufregung ausgelassen. So lustig und manchmal auch spannend das war, wir stellen diesen Podcast ab sofort ein. Zumal wir den nur sporadisch gemacht haben. In der ganzen Zeit hatten wir leider Todesfälle in der Familie und mussten uns um andere Dinge kümmern. Also lag es nahe nach seinem Schicksalsschlag von diesem Jahr abwartend nun zusammen diesen Podcast zu kreieren.

Nun starten wir neu mit dem Thema, was mich als Ruhrpottologe schon seit drei Jahren umtreibt und machen nun den weitaus spannenderen Podcast über das Ruhrgebiet auf.

Wir beginnen mit einer Buchbesprechung und nehmen das Thema abschließend nach unserem gemeinsamen Podcast über die Heilige Barbara nochmal auf und sprechen über die anderen vorhergehenden Schutzpatronen der Bergleute: Daniel, Anna, Christophorus und Andreas.

zu Hören als Folge Nummer 77 in der Podcast-Reihe „Ruhrpottologe unterwegs“ zu hören:

Als neue eigenständige Reihe “Ruhrgebiet erklärt“ zu hören und abonnieren:

Zum Autor und Buch

Manfred Keller, geboren 1940, ist Doktor der Theologie und war langjähriger Leiter der Evangelischen Stadtakademie in Bochum. Er hat ein knapp 50 seitiges Buch über die Verbindung der Heiligen mit dem Bergbau, darunter auch die schon von uns gepodcasteten Heilige Barbara, geschrieben.

Kurzweilig und spannend mit reichhaltigem Bildermaterial ist es zu lesen. Wir haben das Buch nicht nur zu empfehlen, sondern strickten mit den weiteren Informationen unter anderem den Podcast als Abschluss zur Heiligen Barbara, der größten Schutzpatronin der Bergleute.

Es ist neben einer Buchbesprechung, ein Thema, dass über die Jahrhunderte die Menschheit geprägt hat. Seit den menschlichen Aufzeichnungen haben die verschiedenen Berufszweige Götter gehabt, die bei den Römern Fruchtbarkeit für das Ackerland, den Wettergott oder auch bei Krankheiten einen unsichtbaren Gott angerufen. Die katholische Kirche hat das System durchaus sinnvoll ergänzt für ihre Art des Gottglaubens. Die Heiligen sind die „Vermittler“ zwischen dem Dies- und dem Jenseits, wenn man es so sagen kann.

Das Buch ist sehr empfehlenswert!*

Manfred Keller: Licht im Schacht – Heilige und Schutzpatrone der Bergleute

ISBN: 9783000606083

Verlag F.A. Gimmerthal KG

Licht im Schacht – Gimmerthal Verlag Bochum (gimmerthal-verlag.de)

Denn die katholische Kirche hatte im Gegensatz zum vorherigen römischen Vielgötterglaube ja nur einen einzigen Gott. Die Heiligen traten nun im Vergleich zu den alten Römern als Vermittler auf und wurden angerufen.

Bei steigendem Grubenwasser und drohendem Ertrinken wurde z.B. der Andreas angerufen, bevor es die Barbara wurde. Um einen dicken Flöz zu finden, rief man den Daniel an, den Visionär, dessen Überleben in der Löwengrube im alten Babylon auch „Gruben“-Namensgeber wurde in vielerlei bergbauworttechnischer Hinsicht.

Das Buch hat nur 48 Seiten und erzählt in einer extremen Kurzform die Geschichten der Heiligen und ihre Verbindung zum Bergbau. Dies ist aber so anschaulich gewesen, dass ich kurzerhand beschlossen habe, den ersten Podcast geschichtlich zu nutzen. Denn ohne die Heiligen wäre hier auch der Bergbau anders gelaufen. Auch die Architektur wäre eine andere. Die Barbara taucht in vielen alten Häusern als Relief oder in einer Ecke eingesenkte Statue auf.

Ohne Bergbau kein Ruhrgebiet. Dabei fing der Bergbau eher im Harz und Erzgebirge an, um Eisenerze, Kupfer, Salz und Silber abzubauen statt Steinkohle. Das kam alles hier erst viel später. Auch darüber werden wir berichten. Das Ruhrgebiet ist eine spannende Region.

Es umspannt interessante zusammenhängende Informationen. Es hat tolle Menschen hervorgebracht, auch prominente Persönlichkeiten, die wir besprechen werden, wie Heinz Rühmann.

Wir haben unzählige Themen auf der Agenda und ich bin erfreut diese nun nicht alleine den Zuhörern und Zuhörerinnen zu erzählen, sondern im Zwiegespräch mit dem sympathischen Jack Tengo, der aus dem Osten des Ruhrgebiets aus Werne an der Lippe kommt.

Mit ihm habe ich sozusagen meinen allerersten „Gast“-Podcast gemacht in meinen Anfängen als Ruhrpottologe vor drei Jahren. Wir sind gute Freunde geworden.

Freut euch also auf einen sehr interessanten Podcast über die Heiligen im Bergbau mit einer ordentlichen Prise Humor. Anfangs bei der Vorstellung erzählen wir aber auch, warum dieser Podcast in seiner Form längere Wartezeit hatte und wir nur sehr unregelmäßig podcasten konnten. Aber dann geht’s los. Die nächsten zwei sind auch schon fertig gestellt und werden nach unserem Intermezzo mit der Geschichte und Gegenwartsproblematik zur Zeche Sterkrade alle zwei Wochen Samstags um 12 Uhr erscheinen, auch im Youtube – Kanal bei  mir und bei Jack Tengo. Dazwischen kommen meine eigenen mit Gästen oder ohne.

Wir haben aber nicht immer den Bergbau auf dem Schirm! Die nächsten befassen sich mit dem Thema „Früher war alles besser?“ und „Warum und woher der Begriff Ruhrpott?“

Viel Spaß also mit dem ersten und den Heiligen, der in meiner Podcast – Reihe „Ruhrpottologe unterwegs“ einfach nur nicht der erste, sondern der mittlerweile 77. Podcast sein wird!

Eine Bitte haben wir dennoch:

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Glück auf

*Die Buchempfehlung ist keinerlei bezahlte Werbung, sondern war unaufgefordert und ein gern gelesenes Buch!

Wer war die heilige Barbara? I Podcast #55

Spontan-Podcast zum Barbaratag am 4.12 

 

Wer war die heilige Barbara?
Und wo ist eigentlich ihr Kopf?
Ruhrpottologe wandelt humorvoll historisch unterwegs mit Jack Tengo auf den Fährten von der heiligen Barbara, die am 4.12. ihren Gedenktag hat.

Die Barbara musste in ihrem Leben viel erleiden. Ihr Vater war der unbarmherzigste Mensch, den es auf Erden gegeben haben muss, bevor ihn ein Blitz erschlagen hat. Dafür wird die Barbara als Heilige von vielen Berufsgruppen geehrt. Nicht nur ist sie die Patronin der Bergleute, sondern auch von der Feuerwehr, Feuerwerker, Steinmetze, Bürstenmacher, Hutmacher und bei der Artillerie. Dafür wird sie in vielen Ländern verehrt!

Eine Anekdote der Bergmannsuniform ist die Anzahl der Knöpfe. Denn es sind 29 zu zählen. Zusätzlich sind drei oben offenstehend sie sind der Dreifaltigkeit, Vater, Sohn und der Heilige Geist zuzuordnen. Eine andere Erklärvariante sollen aber die drei Jahre im Kerker sein.

Die Barbara von NIkomedien ist im heutigen türkischen Izmit geboren und gestorben. Sie war im 3. Jahrhundert eine sehr hübsche Frau. Von Männern umgarnt, soll sie sich aber eher dem einen Gott gewidmet haben, was zur Römischen Herrschaft, die in dem heutigen Gebiet der Türkei, eher ein Unding war, weil es mehr Götter als einen gab im Glauben der Römer. Christen wurden Löwen zum Fraß vorgeworfen. Das hat der gütige leibliche Vater mit ihr allerdings nicht vorgehabt. Er hat sie zur besseren Erziehung neun Jahre in einem Turm eingekerkert.

Es hat am Ende alles nichts genutzt. Zur Strafe hat er sie eigenhändig geköpft und wurde daraufhin vom Blitz erschlagen, so die Legende, die auch erzählt, dass sich ein Berg aufgetan hat, wo sie sich vor dem Vater verstecken konnte als sie vom Elternhaus fliegen konnte.

Mit 29 Jahren starb sie, was zum damaligen Zeitpunkt als Jungfrau schon eine alte Schachtel war, wenn sie als Frau lebte. Die meisten Menschen wurden keine 40.

Ihre Legende, Heiligsprechung und Reliquienverehrung ist riesig im Bergbau bis heute.

Wir plaudern eher locker vom Hocker über die Barbara ohne sie vom Thron der Verehrung zu stoßen. Wir respektieren die Anbetung der Patronin. Und vergessen auch nicht zu erwähnen, dass wer einen Obstzweig oder Birkenzweig in ein Glas Wasser stellt am 4.12. und dieser am Heiligabend blüht Glück im neuen Jahr haben wird.

Am Ende wird das Glück auf – Lied von Stefan Petrat mit einem Dudelsack eingespielt. Eine Aufnahme, die ich auf dem Deutschen Soldatenfriedhof Langemarck vom ersten Weltkrieg in Belgien gemacht habe, worüber ich bald auch berichten werde. Leider war der ausführende Lehrer erkrankt und so verzögert sich das abschließende Podcasten mit ihm.

Glück auf wünsche ich allen Bergleuten, Steinmetzen und Artilleristen, Feuerwehren, Bürsten- und Hutmachern und den Lehrern!

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Links:
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Buchtipps:

Gerhard HeilfurthBarbara als Berufspatronin des Bergbaues. In: Zeitschrift für Volkskunde. 53, 1956/57, S. 1–64; digi-hub.de.

Rolfroderich Nemitz, Dieter Thierse: St. Barbara. Weg einer Heiligen durch die Zeit. Glückauf, Essen 1996, ISBN 3-7739-0639-0.

Reinhard Abeln: Die heilige Barbara. Leben – Legenden – Bedeutung. Topos, Kevelaer 2011, ISBN 978-3-8367-0768-8
Heilige Barbara aus der Barbaraschule von Werne - Jacks Schule (C) Jack Tengo
Krug Heilige Barbara in meinem Besitz (C) André Brune