Gunter Demnig, der Initiator und Künstler stellt sich vor I Stolperstein Ruhrgebiet Podcast #1 I #63 I + Fotos I + Video

Heute zum Gedenktag zur Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz kommt die neue Podcast Reihe ‚Stolpersteine Ruhrgebiet‘ . Überall in den Städten des Ruhrgebiets finden sich die Stolpersteine von Opfern des Nationalsozialismus. Diese Mitbewohner unserem vielfältigen Migrationsgebiet wurden unrechtmäßig gefangen, gefoltert, ins Exil geschickt oder in den Tod durch Erschießen, Hängen oder Vergasen.

Zum Podcast mit dem autobiographischem Wirken von Gunter Demnig (Video wird nachträglich eingebaut):

Durch die immer größer werdende Rechte Gesinnung in unserem demokratischen Land und Europa mit Sympathisanten gegenüber den Kriegsaggressoren von Terror der Hamas, vermehrten Antisemitismus oder Putins völkerrechtswidrigen Einmarsch in die unabhängige Ukraine und den seit zwei Jahren wütenden Krieg dort mit viel verbundenem Leid, ist mir der Podcast über die Stolpersteine ein wichtiges Anliegen.

Ich möchte lautstark protestieren. Möchte die Erinnerungskultur hoch halten. Damit weiter mahnen aufmerksam zu sein. Die Geschichte darf sich nicht wiederholen. Menschen mit leichtfertigen verführten Gedanken müssen aufgeklärt werden, müssen in Schranken eingewiesen werden: Bis hierhin, aber nicht weiter.

Einen Schlussstrich der Erinnerungskultur, der dunklen deutschen Geschichte von 1933-1945 mit dem verbundenen Holocaust an sechs Millionen Menschen zu machen, wie es die AfD will, wird es mit mir nicht geben!

Die Geschichte darf sich nicht wiederholen! 

Jeder Stolperstein enthält von Gunter Demnig eingraviert ein menschliches Leben, das dort, wo der Stein in den Boden eingelassen wurde, gewohnt hatte. Nachts wurden sie meist aus den Wohnungen geholt und weggebracht und nie mehr wiedergesehen. Menschen verschiedener religiöser Ansichten, ob Jude oder Zeuge Jehova, ob Homosexuell, ob körperlich oder geistig behindert, ob politisch anderer Meinung oder verschiedener Rassen, wie Roma und Sinti, wurden nach eigenen geschaffenen Gesetzen gefoltert, ins Exil befördert, stranguliert, erschossen oder vergast.

Aktuell sind durch die Correctiv-Recherche Teile der AfD, der Werteunion und der Identitären Bewegung aufgeflogen, die eine großangelegte Remigration planten in Potsdam. Sie haben in einem Restaurant gesessen unweit vom Wannsee, wo die Konferenz zur Endlösung der Judenfrage 1941 diskutiert wurde.

Gunter Demnig in Aktion (c) André Brune

Was damals durchgeführt wurde, bis zum Ende des Weltkriegs, bahnt sich erneut an ausgerechnet in Deutschland. Migranten haben definitiv Angst vor diesen Plänen. Menschen, die sich mittlerweile hier eine Familie aufgebaut, eine Arbeit gefunden und neue Freundschaften geschlossen haben, sind in den Plänen ausgewiesen zu werden.

Mit diesem Podcast und meinem Projekt sende ich lautstark meinen Protest gegen jede Art von rechter Gesinnung mit rassistischem Hintergrund mit den Stolpersteinen aus dem Ruhrgebiet, einem Städteverbund, der nur durch 170 Jahre Migration in der heutigen Form so entstanden ist. Das Ruhrgebiet ist bunt, vielfältig, offen für die Kulturen aus aller Welt. Doch auch hier schlummert der rechte Pöbel, der es nicht anerkennen will, obwohl diese Generationen zuvor ebenso von Migranten stammt.

Gunter Demnig ist ein Mann, der in seinem Künstlerdasein oft gegen das Establishment Aktionen gemacht hat, um auf Unstimmigkeiten in der politischen Landschaft aufmerksam zu machen.

Als er mit der Idee in Köln einen Stolperstein für Romas zu verlegen, gab es das Wort noch nicht. Der Kölner Verein der Romas hatte ihn darum gebeten ein Denkmal zu entwickeln. Zu sehen sind diese ersten Stolpersteine immer noch in Köln. Tatsächlich bin ich zufällig auf den ein oder anderen dieser ersten Stolpersteine im Oktober 23 gestoßen, wie im Foto zu sehen ist.

 
Rommni Stolperstein Köln (c) André Brune

Am 16.12.23 war er in Bottrop eingeladen einige neue Stolpersteine zu verlegen und am Abend über seine Laufbahn einen Vortrag zu halten. Diesen Vortrag durfte ich mit Erlaubnis von Gunter Demnig als Podcast und Video herausbringen. 

Über die einzelnen Stolpersteine berichte ich jedoch extra. Dafür ist die Rubrik Stolpersteine entstanden. Jeder Stolperstein wird in der neuen Podcast-Reihe „Stolpersteine Ruhrgebiet“ eine Extra-Folge werden. Ich widme den Opfern, die in den Stolperstein eingraviert sind in der Form von Hörspiel, Lesung, Video oder Interviews mit Verwandten, Bekannten und Initiatoren. Schweigeminuten und Putzaktionen werden stattfinden. Jeder Stolperstein, jedes zugehörige Opfer gehörte ins vielfältige Ruhrgebiet. Sie haben hier gewohnt, wahrscheinlich sind sie migriert oder hier geboren und sie wären auch hier gestorben und begraben worden, wenn da nicht die zwölfjährige Herrschaft der Nationalsozialisten mit ihrem kruden rassistischen Gedankengut genügend Wählerstimmen bekommen hätte, ihre Auslöschungsmethoden durchführen zu können, an die keiner so richtig  geglaubt hatte, als er oder sie das Kreuz auf dem Wahlzettel 1932 gemacht hatten. 

Ich möchte Augen und Ohren öffnen auch bei den Menschen, die meinen, eben gerade jetzt, es gut zu finden rechte konservative Kräfte zu wählen, die unser Grundgesetz in Frage stellen. Das Grundgesetz lässt uns in der Bundesrepublik Deutschland seit jetzt 75 Jahren demokratisch und menschenwürdig gemeinsam leben.

Wir haben eine beispiellose Meinungsfreiheit bekommen und gelernt aus den Fehlern. Aber zur Zeit werden sie massiv untergraben, vor allem im Internet. 

Ich starte mit dem Vortrag des Initiators und Erfinder der Stolpersteine Günter Demnig ohne große Worte zu verlieren. Er verdient für sein Tun zur Erinnerungskultur mehr als nur einen Bundesverdienstkreuz. So widme ich ihm zu ehren indirekt auch mit meiner Art und Weise mit dem Stolpersteine-Ruhrgebiet-Podcasts und den verbundenen Lebensgeschichten.

Der erste Podcast enthält seinen Vortrag. Irgendwann werde ich ihn auch in seinem Atelier, in der Werkstatt besuchen und darüber berichten. 

Sollte er wegen des Alters die Stolpersteine nicht mehr verlegen können, werden 15 Personen seine Arbeit weiterführen. Mehr erfahrt ihr im Podcast.

Es können bei ihm direkt Stolpersteine in Auftrag gegeben werden. 

Wer Stolpersteine initieren will kann sich bei Gunter Demnig hierüber direkt melden: www.stolpersteine.eu 

Mehr Informationen und Stolpersteine kommen nach und nach auf: 

https://ruhrpottologe.de/stolpersteine 

Nie vergessen und nie wiederholen – Reichsprogromnacht!

Heute ein ernstes Thema:

Stolpersteine im Ruhrgebiet gibt es mehr als 3000 Stück. In ganz Nordrhein-Westfalen sind es 15000 Stück.

Allein Bochum hat 247 und Gelsenkirchen 281.

Immer noch zu wenig für das Leid, das viele ertragen mussten: Folterung, KZ-Aufenthalt und Gaskammern. Neben Juden, waren auch Roma, Sintis, Homosexuelle und politisch Verfolgte ermordet worden.

Die von Nationalsozialisten sogenannte Reichskristallnacht, heute Novemberprogromnacht oder Reichsprogromnacht, vom 9. auf den 10.11.1938 war nach der Bücherverbrennung von 1933 der Auftakt von noch mehr Leid und Tod von ca 70 Mio Menschen weltweit. Niemals darf sich das wiederholen!

Und doch ist es in gewisser Form in der Welt noch zu sehen:

Krieg in der Ukraine, der vergessene Bürgerkrieg in Syrien, Taliban in Afghanistan, Uigurenverfolgung und Umerziehung in China, Minderheitenverfolgung in vielen Ländern der Erde.

Auch bei uns IN EUROPA tummeln sich wieder Menschen mit Hass auf Minderheiten, die Geschichte leugnen oder sogar wiederholen möchten, wenn sie könnten.

Auch das Ruhrgebiet hatte damals große Schattenseiten, die der Ruhrpottologe auch besprechen wird. Und auch heute gibt es hier und da genau die Menschen wieder, die unseren teuer erkauften Neuanfang eines friedlichen Europa mit ihren Freiheiten wieder zerstören möchten.

Stellen wir uns ihnen in den Weg! Seien wir mutig!

Halten wir zusammen und kämpfen wir auf unsere Art und Weise friedlich und mit Unterstützung der Aufklärung damit sich die Geschichte nicht wiederholen wird. Und hoffen wir, dass der Krieg in der Ukraine bald enden wird!

Diese Geschichte darf sich nicht wiederholen. Deswegen habe ich vor einem Jahr die POTTsteine – Rubrik und auf Facebook und Instagram @stolpersteine.ruhrgebiet gegründet. Die aus vielen privaten und beruflichen Gründen erst jetzt nach und nach gefüllt werden wird.

Im Projekt BigosKraut, auch auf Facebook und Instagram @bigoskraut, werden meine Frau und ich auch die historischen Prozesse in Polen in diesem Bezug ein Thema sein. Auch die historischen Bezüge auf Poleneinwanderung ins Ruhrgebiet und das Entstehen erster polnischer Vereine, aber auch der dortigen Judenverfolgung in Kielce 1946 nach dem Ende des II. Weltkriegs und der Naziverbrechen in Auschwitz und Co.

Ernste Themen müssen ebenfalls hier und da besprochen werden, damit es nicht vergessen wird, damit es sich nicht wiederholt. Die Anzeichen einer Wiederholung sind hier und da ebenso zu spüren, zu sehen. Ich verschließe meine Augen nicht. Worte und Handeln, Aufklärung und Prävention ohne Schnitt ohne Zensur bei mir ist meine Agenda als Ruhrpottologe neben all den schönen Dingen, die das Ruhrgebiet zu bieten hat.

Heute Nacht gedenke ich der Nacht von 1938!

Es ist eben nicht alles Gold, was glänzt.

Ich würde mich freuen, wenn es bei Facebook, Instagram und hier Follower gibt und es weiterverbreitet wird.

Danke!

Schalom! (engl. shalom) – Hebräisch geschrieben: עֲלֵיכֶם und heißt „Friede“

Schalom alechem bedeutet demnach „Friede sei mit dir“.

Das arabische arabischen Salām  ist sehr nah verwandt und bedeutet „Friede, Wohlergehen bzw. Heil“

Mehr Informationen: Reichspogromnacht – 9. November 1938 (lpb-bw.de)

Ausstellungseröffnung der dpg Bochum NRW e.V. zu 100 Jahre Władysław Bartoszewski: Widerstand – Erinnerung – Versöhnung zwischen Deutschland und Polen

Der Verein Deutsch-Polnische Gesellschaft Bochum NRW e.V. lädt ein zu einer besonderen Ausstellung über das Leben und Wirken eines besonderen Polen, der 2015 im hohen Alter von 93 Jahren verstarb und in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre: Władysław Bartoszewski.

Bartoszweski war ein besonderer Friedensstifter. Er gehörte zu den größten Humanisten des 20. Jahrhunderts und war bekennender Europäer. Er war mehrfach Außenminister von Polen, Diplomat, Historiker, Publizist und auch Gastprofessor. Doch ohne seine schrecklichen Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg wäre er nicht der geworden, der er wurde. Als Widerstandskämpfer und Holocaustüberlebender setzte er sich trotzdem für eine Deutsch-Polnische und auch Polnisch-Jüdische Verständigung ein. In Israel wird er geehrt als „Gerechter unter den Völkern“.

Bartoszewski Übersicht (c) dpg Bochum NRW e.V.

In den letzten Jahren wird Polen nicht nur wirtschaftlich und touristisch interessanter für Deutsche. Im Zuge der EU-Osterweiterung 2004 und der offenen Grenzen, auch mit dem nahen Kriegsgeschehen in der Ukraine, in denen Polen sich mehr als ein Vorbild zeigt bei 5 Mio Flüchtlingen aus dem Nachbarland, wächst die Neugier auf das östlich liegende Land mit seiner wechselvollen reichhaltigen, z.T. auch deutschen, Geschichte.

Polen ist mehrfach zerstückelt worden im Laufe der Jahrhunderte und erlebte erst am 11.11.1918 wieder einen Neuanfang als Republik. Im 2. Weltkrieg von Deutschen und Russen zermahlen begann erst nach dem Kampf gegen den Kommunismus mit dem Streik der Danziger Werftarbeiter mit Lech Walesa ein rasanter wirtschaftlicher Aufstieg Polens in Europa, der seinesgleichen sucht. Ohne Polen kein Fall der Berliner Mauer. Die ersten freien Wahlen in den kommunistischen Ländern waren in Polen am Tag als die Mauer fiel.

All dies in Kürze zusammengefasst kann nicht widergeben, in welcher rasanten Umwälzung Bartoszewski seinen Respekt und menschlichen Antlitz gewahrt hat. Er zauberte eine Völkerverständigung zwischen den Deutschen und Polen herbei, die über Jahrzehnte, gar Jahrhunderte, gestört wurden durch Eroberung und Erniedrigung des slawischen Volkes von allen Seiten.

Im Sinne eines lebendigen europäischen Dialogs ist es wichtig mehr über diesen besonderen Mann aus Polen zu erfahren in dieser Ausstellung in der VHS Bochum, Gustav-Heinemann-Platz 2-4.

Ein Rahmenprogramm begleitet die Ausstellung, die bis zum 30.11.22 geht.

Montags, Freitags und Samstags können Gruppen, Studierende und Schulklassen Führungen mit dem Verein dpg Bochum nrw e.V. vereinbart werden: info@dpg-bochum.de

Die Ausstellung wird am Freitag, 4.11.22 um 17 Uhr von der Bürgermeisterin Gaby Schäfer eröffnet. Nach einigen Rednern beginnt um 17.30 Uhr ein kleiner Vortrag über „Das Erbe des Bartoszewski“ von Adam Krzeminski.

Adam Krzeminski ist Träger des Bundesverdienstkreuzes und ebenfalls Historiker und Publizist. Er führt am Samstag um 11 Uhr noch einmal exklusiv durch die Ausstellung.

Anita Baranowska-Koch von der „Bartoszewski Initiative” Berlin & dgpbv e.V. führt anschließend durch die Ausstellung.

Ab 18.30 Uhr können offene Fragen zu Europa und Polen beantwortet werden. Snacks und Getränke sind frei.

Mehr Informationen über Wladyslaw Bartoszewski: www.dpg-bochum.nrw/wladyslaw-bartoszewski

EINLADUNG zur
Ausstellungseröffnung
Fr 04.11.2022 um 17.00h

vhs in Bochum
Gustav-Heinemann-Platz 2-6
44787 Bochum
Dauer der Ausstellung bis Do 30.11.2022

 

Rahmenprogramm zur Ausstellung

Fr 11.11.2022 (ab 18 Uhr)
“Polen und Europa”

Lesung und Gespräch u.a. mit:
ARTUR BECKER (zugesagt)
Deutsch-Polnischer Publizist
aktuelles Buch: Links – Ende und Anfang einer Utopie (Westend Verlag F.a.M, Juli 2022)
mehrfach ausgezeichnet Publizist, Autor, zuletzt  29. Oktober 2022 in Japan.
LINK Über den Autor

Raum: 047
vhs Bochum (Erdgeschoss)
+ Sonderführung durch die Ausstellung

Mi 16.11.2022
von 18.00h bis 21.45h

vhs Kurs: Polnische Küche
vhs Kursnummer:
! nur mit Reservierung unter LINK
Kosten: Euro 31,00 / erm: Euro 24,60


“JETZT! Ein Wochenende fürs Klima

im Zeitraum Fr 18.11.2022 bis So 20.11.2022

Sa 19.11.2022
um 13.45h bis 15.15h
Energiewende in Europa
ein Vortrag von Iryna Nesterenko (dpg bochum nrw e.V.)
LINK


Mo 28.11.2022

ab 18.00h
Polnisch Deutscher LYRIK Abend
mit Wisława Szymborska
gelesen u.a. von der Schauspielerin Monika Bujinski
eventuell auch Filmvorführung
weiteres folgt zeitnahe hier

 

Diese Ausstellung in der vhs Bochum ist eine Kooperation mit der
Bartoszewski Initiative Berlin
Partner: Europa Union – Bochum

Pressetext:
siehe auch unter Menu PRESSE

Realisation:
dpg bochum nrw e.V. mit vhs und der Bartoszewski Initiative Berlin
Ansprechpartner: Frau Emanuela Danielewicz
Vorsitzende dpg bochum nrw e.V.

Dank an die Förderer:
Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien
sowie Stiftung STANZWERK in Kooperation mit der Stahlerzeugnisse Artur Schade GmbH Deutschland – Polen – Indien

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+Podcast I +Fotos I Patrick Paulick, ein Freund von Lochnagar – im Gedenken an die Gefallenen des I. Weltkrieg aus dem Ruhrgebiet

Zum Gedenken an den Tag des Waffenstillstands am 11.11.1918 habe ich ein besonderes Interview mit Patrick Paulick, ein Mitglied und Helfer im Verein „Friends of Lochnagar“, geführt.

Er erzählt seine Gedanken und Verbindung zu einem besonderen Tag, der jedes Jahr in England und Frankreich bewußt gefeiert wird und sich immer am 11.11. eines jeden Jahres jährt. Normal wird in Deutschland der Beginn der Karnevalszeit gefeiert. England und Frankreich feiern dagegen mit Feuerwerk das Ende des Ersten Weltkriegs. Sie finden es traurig, dass die Deutschen trotz verlorenen Krieges in dieser Form den Waffenstillstand nicht mitfeiern, der verhindert hat, dass noch viele mehr im Kriegsfeld ihr Leben verloren hätten. Deutschland gedenkt bedächtig den Toten des ersten Weltkriegs seit 1919 durch den staatlich eingeführten Volkstrauertag ohne Feuerwerk und ohne Franzosen und Engländer. Aber den noch größeren II. Weltkrieg mit 60 Millionen Opfern inklusive des Holocausts, wird der Tag eher mittlerweile zu einem Gedenktag für Opfer von Gewaltherrschaft der Nazis.

Nur wenige, gerade aus der jungen Generation, empfinden kaum einen Bezug zu der Zeit, dessen Krieg der Ursprung von Tod und Leiden des II. Weltkriegs ist. Darunter zählen auch für den verlorenen I. Weltkrieg einfach propagandistisch von den Nationalsozialisten verantwortlich gemachten Juden. Sechs Millionen Juden wurden systematisch im Holocaust getötet. Es darf auch nicht vergessen werden, dass die Osmanische Regierung im I. Weltkrieg den Holocaust von Armeniern veranlasst hat. Der heute immer noch sehr umstritten im türkischen Parlament diskutiert wird. Und bis heute nicht richtig aufgearbeitet wurde. Das die damaligen Kolonien ebenfalls schon vor dem I. Weltkrieg Holocausts in Teilen von bestimmten Völkern, wie z.B. die Hereros durch die Deutschen Kolonisten, hinter sich haben und Soldaten herangezogen wurden, die für die Länderherren in den Krieg gezogen wurden, für den sie bestimmt nichts konnten und auch in Verdun auf den Schlachtfeldern ihr Leben verloren haben, wird ebenfalls vergessen.

Deutschland bereitet sich am 11.11. eher für den Karneval eines jeden Jahres vor. Karneval ist in Deutschland heute wichtiger als ein unrühmliches Waffenstillstandsabkommen eines verlorenen Krieges. Aber es darf nicht vergessen werden, dass eben durch den damals schrecklichen Krieg mit all seinen Konsequenzen für das 20. Jahrhundert, die heutige Freiheit entstanden ist, die wiederum vom heutigen Terror von Außen bewahrt werden muss.

Der Präsident der Franzosen Charles de Gaulle und der deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer schüttelten sich die Hände und begannen die jahrhundertealte Feindschaft zu einer Freundschaft umzufunktionieren, um diese Kriege nicht wiederholen zu lassen. Der Freundschaftsvertrag vom 22.1.1963 sollte der Anfang einer gemeinsamen friedlichen Gestaltung von Europa sein. Denn wenn man in den Gängen der in der französischen, britischen oder deutschen Gräben mit noch vorhandenen verrosteten Stacheldraht steht, dann waren sie alle Brüder im Feld, die sich gegenseitig umgebracht haben. Sie haben ihr Leben verloren oder gerade noch überlebt für Machtansprüche von hohen Militärs und Politikern, egal von welcher Seite.

Engländer und Franzosen würden sich über mehr BesucherInnen aus Deutschland freuen, um den Waffenstillstand am 11.11. eines jeden Jahres gemeinsam mit einem Glas Wein, Sekt oder Bier zu feiern und sich über den heutigen gemeinsamen Frieden freuen. Denn die Front verlief nie durch Deutschland, sondern durch Frankreich.

Der Bottroper Patrick Paulick fühlt mit den Franzosen und Engländern. Er hat es sich zur lebenslangen Aufgabe gemacht diesen friedlichen Zusammenhalt zwischen den Ländern durch Ausgrabungen und Instandsetzung von Gegenständen, Gräben und Stollen des ersten Weltkriegs sichtbar zu erhalten. Die Schrecken der vier Jahre anhaltenden Kriegswirren mit über 15 Mio Toten weltweit sollen vorzeigbar bleiben und erinnern. Im Podcast berichtet er über seine Vereinstätigkeit bei „Friends of Lochnagar“ und seine Leidenschaft, das kleine eigene Museum, und wie er durch seinen Vater dazu bewegt wurde:

Video-Podcast bei Youtube mit eingebauter Schweigeminute am Ende:

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Das Bild zeigt von oben nicht unbedingt die Auswirkung der Untertagemine. 90 Meter Breite hat der vulkanartige Kegel. Drumherum findet auf dem ehemaligen Schlachtfeld, wo tausende von Soldatenleichen lagen ganz normale Landwirtschaft statt. Beim Umgraben der Erde findet sich immer wieder etwas aus der Zeit der Schlacht des I. Weltkriegs. Z.T. werden auch Chemiebomben, wie Senfgas, gefunden, die von Deutschen erstmals angewendet wurden – Foto: „Friends of Lochnagar“

Keine 25 Jahre alt und irgendwie anders als seine Generation, das ist Patrick Paulick. Als Knirps wurde er von seinen Eltern nicht nach Mallorca mitgenommen, sondern nach Verdun und an die Somme. Nicht um sich in die Sonne zu legen, sondern um Knochen und Munition aus dem ersten Weltkrieg auszugraben. Seine Generation interessiert sich sehr wenig für Historische Dinge die im Zusammenhang mit dem ersten Weltkrieg stehen. Doch es ist seine Herzensangelegenheit auch Soldaten aus dem Ruhrgebiet, die noch als Vermisst gelten zurückzuführen zu den Familien. Dies hat Patrick mit seinem Vater und Bruder insgesamt fünf Mal geschafft, was nicht einfach ist, wenn man die Narben der Landschaft immer noch sieht. Wege dürfen nach über 100 Jahren nicht verlassen werden. Granaten und auch Minen oder Chemiebomben sind immer noch zu finden, obwohl schon die Wehrmacht im zweiten Weltkrieg durchmarschiert ist.

Patrick Paulick als Kind an der Somme bei seinen ersten Berührungspunkten – Foto: Paulick

Patrick kann französisch sprechen und hat in Frankreich Freunde gefunden. Frankreich ist seine zweite Heimat geworden. Er gehört 100 Jahre nach dem Waffenstillstandsabkommen von 1918 einer Generation an, die in Frieden und Freiheit leben können. Wäre er um 1890 geboren, hätte er sich im zeitgemäßen Patriotismus vielleicht freiwillig gemeldet und für Kaiser und Vaterland gekämpft. Vielleicht wäre er auch im Feld geblieben, zerfetzt von Maschinengewehrkugeln, Minen, Granaten, Chemiebomben oder durch Luftangriffe. Heute kann er mit den Briten und Franzosen lachend am Tisch sitzen in Frieden und Freiheit.

Unbewußt wurde im ersten Weltkrieg um die Freiheit von Heute gekämpft. Doch die Auswirkungen waren erst einmal das Aufblühen von Antisemitismus. Die Juden wurden mit der Dolchstoßlegende, dass die jüdische Heimatfront den Krieg den deutschen Militärs in den Rücken gefallen wären, belegt. Der Nationalsozialismus wurde stark mit einer verabscheuungswürdigen Ideologie, die in einen zweiten Weltkrieg mit 60 Millionen Toten mündete, wovon akribisch mit deutscher Gründlichkeit (Stichwort Wannseekonferenz) der Holocaust, also die sogenannte Endlösung der Juden verfolgt. 6 Millionen wurden in Augen der Nazis vernichtet. Schon die deutsche Worterfindung ist ein Schrecken für die Nachwelt. Doch es gibt weiterhin Leugner und Menschen, die diese Taten der damaligen Generation als ein Kürzel in der Geschichte bezeichnen und endlich ein Schlusstrich gemacht werden müsse.

Die Auswirkungen durch den verlorenen I. Weltkrieg, die wirtschaftlichen Probleme durch die hohen Reparationszahlungen an die Alliierten, weil Deutschland die komplette Schuld auferlegt wurde, ließ diese Ideologie erblühen. Und wie im Mittelalter wurden neben den Juden, Romas und Sintis, Homosexuelle oder politisch anders denkende Personen, für den verlorenen I. Weltkrieg verantwortlich gemacht. Natürlich ist der alte Feind Frankreich und Großbritannien weiter Schuld an dem Leid der Deutschen gewesen. So gesehen ist allein wegen dieser ideologischen Verblendung schon der I. Weltkrieg die Urkatastrophe des 20. Jahrhundert, die sich nach dem II. Weltkrieg noch in die ideologische Aufteilung der demokratischen und den kommunistischen Staaten mit dem Kalten Krieg auswirkte. Heute wirkt sich diese Ideologie weiter in der Verantwortungsverschiebung in der Pandemie, das gewählte Regierungen Freiheiten entnehmen, die jedoch nur die Gesundheit der Bevölkerung schützen möchten.

Die Nazis nutzen diese Verordnungen und drehen den Spieß um. Sie reden von Freiheit für das Volk, das sie selbst unterdrücken würden mit unmenschlichen Verordnungen und eingerichteten neuen Konzentrationslager für Personen die nicht in den ideologischen Kram passte. Hätten die Nazis gesiegt mit ihrer Ideologie, würden wir nicht in dieser Freiheit von Heute leben. Die Zeit der 1920er waren geprägt von Unruhen, Terroranschläge auf unterschiedliche politische Lager und Hunger durch eine horrende Inflation 1923 und Weltwirtschaftskrise von 1929. Der Weg für eine Gewaltherrschaft unter Adolf Hitler wurde geebnet. Der verlorene I. Weltkrieg hat seinen unrühmlichen Teil dazu beigetragen, Freiheit und Demokratie im jungen Deutschland im Keim zu ersticken, aber auch nach 12 Jahren Naziherrschaft und dem II. Weltkrieg, eine neue Möglichkeit, den Weg von Heute, den endgültigen Weg der Weimarer Republik weiter zu gehen, nämlich in Freiheit und Demokratie, die wir heute erleben dürfen. Dafür setzt sich Patrick und seine Familie auch in Zukunft mit Ihrem Tun ein.

Gedenkstein für die Opfer der beiden Weltkriege und dem Rathauskampf 1919 auf dem Westfriedhof in Bottrop – Foto: André Brune

Der Rathaussturm in Bottrop am 19.2.1919 sind Auswirkungen vom I. Weltkrieg und in vielen Teilen der jungen Republik Deutschland passiert
– Foto: André Brune

Der Ruhrpottologe möchte nicht in eine Schublade gesteckt werden. Der Blog soll nicht nur humorvoll Ruhrpottwörter erklären und tolle Menschen, die das Ruhrgebiet von Heute prägen, sondern auch Dinge ansprechen auf Hochdeutsch, wenn es sein muss, die ebenso wichtig in der Geschichte des Ruhrgebiets waren und sind. Deswegen habe ich einen Podcast mit Patrick Paulick zum zweiten Mal gemacht, weil er diesen besonderen Verein unterstützt: „Friends Of Lochnagar“.

Einige Ausgrabungsutensilien und eine französische Uniform des I. Weltkriegs – Foto: Patrick Paulick
Patrick Paulicks Vater Markus bei einem Vortrag über eine Ausgrabungssituation – Foto: Patrick Paulick
Patrick Paulick bei Instandsetzungarbeiten an der Somme mit Vater Markus und Bruder Marcel – Foto: Markus Paulick

Das beeindruckte mich, das ein junger Mann, der mein Sohn sein könnte, sich entschieden hat, das Feld des Todes aufzusuchen, zu graben, aufzuräumen und anderen zu zeigen, wie es war und nicht mehr wiederholt werden sollte. Er baut mit französischen Freunden alte Gräben zu Anschauungszwecke wieder auf. Er zeigt damit die schrecklichen Seiten des Krieges. Und mit unserem Geplauder über den Weltkrieg, Einsichten und Ansichten, machte er mich neugierig, so dass ich vorhabe, obwohl ich schon mal vor Ort war und vor dem Beinhaus von Verdun stand, wo 700000 Soldaten in einem halben Jahr gestorben sind, mitzufahren und zu helfen, wenn es die Zeit erlaubt.

Lochnagar – ein 90 Meter breites Loch und 21 Meter Tiefe mitten in der französischen Landschaft durch eine britische Untertagemine erzeugt. Die Teile sind bis zu 1 km in den Himmel geflogen, berichteten Augenzeugen – Foto: „Friends of Lochnagar“
Der Friedhof und das Beinhaus von Verdun, wo insgesamt auf beiden Seiten der Fronten um die 700000 Soldaten ihr Leben verloren haben – Foto: „Oussaire Douamont“
Im Beinhaus liegen unzählige Knochen und Schädel von gestorbenen nicht mehr auf dem normalen Friedhof zu beerdigenden Soldaten aus der Verdunschlacht zwischen 21.2.1916 und 18.12.1916 – Foto: „Oussuaire Douaumont“
Das Beinhaus der Gedenkstätte für die Opfer von Verdun von Innen – Foto: „Oussuaire Douaumont“
Die Grabenanlage und Stollen „Kronprinz“ in den Argonnen restauriert wieder zugänglich für BesucherInnen. Schülergruppen richteten die Holzwände her – Foto: Michael Prisille
Noch nicht zugänglicher Stollen „Eduard“ – Foto: Michael Prisille

Wer mehr wissen will kann sich folgende Filme auf Youtube ansehen:

Interessante Links und Shownotes zum Podcast:

Patrick Paulick engagiert sich mit seinem Vater im Verein „Friends of Lochnagar“
https://lochnagarcrater.org/conserve/friends-of-lochnagar/
***

Eine interessante Internetseite über die Schlacht um Verdun von Michael Prisille:

https://www.verdun14-18.de

***
Interessante Youtube-Filme zum Thema

über den Lochnagar:

Mine Explosion – YouTube

Lochnagar Crater – Mines – YouTube

Lochnagar Crater – Attack on La Boisselle – YouTube

This WWI Explosion Left a Hole 70 Feet Deep | Lochnagar Crater – YouTube

The Blast that Obliterated 10,000 Germans – YouTube

 The First World War – Lochnagar Crater – YouTube#

 Der Waffenstillstand 1918 | Karambolage | ARTE – YouTube

über die Schlacht von Verdun:

Verdun is a Human Slaughterhouse | Apocalypse: WWI – YouTube
Verdun Battle Scenes (1916) – YouTube
Schatten von Verdun – YouTube
German Werth – Augenzeugen berichten über: Verdun 1916 (Teil 1) – YouTube
100 Jahre Schlacht von Verdun – YouTube
Verdun – Sie werden nicht durchkommen! Doku (2014) – YouTube
Fort Douaumont – YouTube
The First World War – Verdun – Fort Douaumont – YouTube

VERDUN Heute | Dieser Ort forderte 700000 Opfer – Vlog #8 – YouTube

Allgemeine sehenswerte Dokumentationen über den I. Weltkrieg:
Der Film von Peter Jackson:  They Shall Not Grow Old (OmU) – YouTube

DIE WELT – Die Narbe. 100 Jahre Erster Weltkrieg – Eine Reise an die Front – YouTube
Apokalypse – DER ERSTE WELTKRIEG (1): Pulverfass Europa | HD Doku – YouTube
Apokalypse – DER ERSTE WELTKRIEG (2): Stellungskrieg | HD Doku – YouTube
Apokalypse – DER ERSTE WELTKRIEG (3): Die Hölle der Front | HD Doku – YouTube
Apokalypse – DER ERSTE WELTKRIEG (4): Kriegseintritt der USA | HD Doku – YouTube
Mit Jubel in die Hölle 100 Jahre Erster Weltkrieg Doku HD – YouTube
Der Erste Weltkrieg – Die Gashölle oder auch Apltraum Ypern – Dokumentation – YouTube
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Weitere Informationen im Youtube-Kanal:  Ruhrpottologe André Brune – YouTube