Nachruf I Totem-Künstler Agustin Ibarrola starb mit 93 Jahren I +Fotos

Agustin Ibarrola, der weltbekannte baskische Bildhauer und Künstler ist Tod. Mein persönliches Beileid geht an die Familie, Freunde und Bekannte von Agustin Ibarrola, auch im Namen meiner Leser und Leserinnen! Der großartige Bildhauer ist am 17.11.2023 in GaldakaoBizkaia in Spanien mit 93 Jahren verstorben. Weltberühmt ist der baskische Künstler nicht allein durch die in Bottrop auf der Halde Haniel stehenden „Totems“ geworden. Die Totems bilden ein Konglomerat aus Himmel und Erde, sowie Industriegebiet mit Natur und die Zukunft des Ruhrgebiets. Agustin selbst konnte ich persönlich nie kennenlernen. 

Agusta Ibarrolas Weg zur Kunst war steinig. Geboren wurde er am 18. August 1930 in Basauri, Bizkaia. Mit 16 Jahren begann er als Autodidakt mit seiner Kunst. Mit einem Stipendium konnte er mit 18 bei dem Maler Daniel Vázquez Díaz studieren. Die damalige Kunstrichtung Kubismus entdeckte er für sich und ist in den Skulpturen auch immer wieder zu erkennen. In Paris wandte er sich Künstlergruppe „Equipo 57“ dem Konstruktivismus zu. In Spanien zurück engagierte er sich bei der von Franco verbotenen  Kommunistischen Partei Spaniens gegen den Diktator Franco. Er wurde wegen der politischen Tätigkeit mehrfach inhaftiert. In den 1980er Jahren zog er sich auf seinen Bauernhof zurück und konzentrierte sich auf die Herstellung von Skulpturen. Sein bekanntestes Werk ist der Bemalte Wald. Er bemalte Lebende Bäume im Wald von Oma in der Nähe seines Wohnsitzes bei Gernika. Bekannt sind auch mit Studierenden entstandenen Verzauberten Wald in Salamanca oder der Wald der Totems in einer Bahnstation in Madrid.

Seit den 1990er setzte er sich kritisch mit dem Terrorismus der ETA auseinander und schloß sich der Bewegung  ¡Basta Ya! (Jetzt ist es genug!) an. 1993 beschädigten ETA-Anhänger den Wald von Oma und beschädigten die Rinde von 100 Bäumen. Die ETA war eine links-nationalistische Organisation, die gegen Franco war, und einen eigenen baskischen Staat mit Gewalt durchdrücken wollte. Über Agustin Ibarrola war gegen die Gewalt der Terroristen und deswegen denen ein Dorn im Auge. Er brauchte Leibwächter nachdem ein Freund von ihm durch die ETA umgekommen ist. Agustin Ibarrola blieb jedoch seiner weltoffenen Kunst treu. 2018 löste sich die ETA auf. 830 Menschen kamen bei ihren Terroranschlägen um.

Das Ruhrgebiet darf nicht den 2014 verstorbenen Belgier Gerard Mortier vergessen. Denn der Opern- und Theaterintendant gestaltete auf Einladung der Landesregierung die erste Ruhrtriennale von 2002 bis 2004. Er fand, dass Ibarrolas Totems hervorragend auf die Halde Haniel passen würden. Die damals eingebundene Arena für Opernaufführungen bekam einen ganz besonderen Flair. Ohne den Belgier, keine Totems auf der Halde Haniel von Agustin Ibarrola. Doch auf der zweithöchsten Halde des Ruhrpotts vergammelt nun die Arena heute vor sich hin und die Totems sind mit einem Zaun abgesperrt aus Sicherheitsgründen nach langanhaltenden schweren Regenfällen, wie die Betreuer der Halde Haniel, der Presse mitgeteilt haben. Definitiv ist es wichtig die Halde Haniel schnellstens zu sanieren. Allein schon für das Gesamtkunstwerk von Ibarrola, die Arena, der Kreuzweg und dieser besonderem Aussichtspunkt für das Ruhrgebiet. Es muss auch für künftige Generationen und Touristen als Gesamtbild von Industrie, Natur und Kunst mit der herrlichen Sicht in alle Richtungen des Ruhrgebiets bis zum Funkturm nach Düsseldorf erhaltenswert sein. Das Gesamtbild der Halde Haniel ist definitiv zur Zeit eingeschränkt und lässt begeisterte Touristen enttäuscht zurück, die mittlerweile seit der Installation 2002 millionenfach das Kunstwerk und die herrliche Aussicht bewundert haben.

Agustin Ibarrola vor Bahnschwellen auf seinem Bauernhofatelier, die nicht auf die Halde gekommen sind - Foto (c) Guido Hofmann

Guido Hofmann ist der bekannte Bottroper Künstler, der die Aufgabe übernommen hat, die Totems bei Bedarf zu restaurieren. Noch zu Lebzeiten Ibarrolas im März 2022 wurden fünf von den hundertundzwei Bahnschwellen absichtlich abgesägt. Die Täter konnten nie gefaßt werden. 350 Arbeitsstunden Zeit kostete das zerstörte Gesamtkunstwerk. Guido Hofmann war Meisterschüler von Agustin Ibarrola. Als ich Guido in einem Podcast im Sommer interviewt hatte, war er gerade von dem Besuch bei Agustin in Spanien zurückgekommen. Er war Guidos Vorbild und Meister. Agustin hatte den Weg seiner Kunst und Entwicklung von Skulpturen geebnet.

„Augustin Ibarrola war ein außergewöhnlicher Mensch, der seit seiner Jugend für Gerechtigkeit und Freiheit mit viel Mut und Kreativität gekämpft hat. Trotz dem rechtsgerichteten Diktatorregime unter Francisco Franco, danach der Terroristenanschläge der ETA und den schrecklichen Erfahrungen hat seine Kunst immer absolute Kraft und Lebensfreude ausgestrahlt,“ sagte mir der trauernde Guido Hofmann. 

„Ich habe einen Teil meiner Seele mit den Totems in Bottrop hinterlassen“, war ein Zitat von Agustin Ibarrola nach der Errichtung der Totems. Mit Sicherheit schwebt seine Seele auf diesen mystisch anmutenden farbigen Holzbahnschwellen, die aus der Natur kommen, mit der Industrie verbunden waren und von Menschenhand einer neuen Bestimmung gegeben wurde hin und her. Oben ist die Vielfalt durch die unterschiedlichsten Farben und Holzbearbeitungen mit dem Himmel zu sehen. Von unten sind sie vergleichbar mit schwarzen Pinnen, wie 102 Seelen, die in den Himmel ragen und der Halde Haniel ihren weiten Blick so besonders machen. Sie verbinden nicht nur die Industrie mit der Natur in Form von Kunst, sondern auch die Geschichte von Strukturwandel. Seit der Installation 2002 sind bis heute viele Schornsteine und Fördertürme abgebrochen worden und durch neue Gewerbe- und Wohngebiete ersetzt worden. Der Wandel von neu erblühender Natur auf einer alten Abraumhalde, von Gesteine aus der dunklen Welt unterhalb der Erdschichten und den Himmel ist auf der Halde Haniel in besonderer Art und Weise gerade durch die Skulptur von Agustin Ibarrola zu erfühlen. 

Ruhe in Frieden Agustin Ibarrola! Du wirst hier im Ruhrgebiet immer eine Stelle haben zum Ausruhen unter Freunden!

 

Guido Hofmann hat mir bereitwillig einige seiner letzten gemeinsamen Fotos mit Agustin Ibarrola überlassen für diesen Nachruf. Vielen Dank dafür!

 

Mein Originalfoto vom Tag mit dem besonderen Licht habe ich beim Podcast mit Guido Hofmann gemacht. Es ist entsprechend der Situation und Ehrung von Agustin Ibarrola technisch angepasst worden. Es betont die Farben der Totems und den wolkigen Himmel, wo er nun auf all seinen Kunstwerken schauen kann. 

Keine Sorge!  Guido Hofmann passt auf deine Totems auf!

Glück auf Agustin!

 

Wer mehr über die Totems erfahren und das Originalfoto sehen möchte :

https://www.ruhrpottologe.de/tag/guido-hofmann/

 

Mehr Informationen zu Agustin Ibarrola

Agustín Ibarrola- https://agustinibarrola.com

Agustín Ibarrola – Wikipedia

Beitrag vom WDR zu den Totems:

Agustín Ibarrola: „Totems“ – Halde Haniel, Bottrop – Kunst – Kultur – WDR

Bunte Stelen und Steine – Zum Tod des baskischen Bildhauers Agustín Ibarrola (deutschlandfunk.de)

Zum Vandalismus:

Nach Vandalismus: Reihe der Totems ist wieder vollständig – waz.de

Absperrung für die Totems:

Installation Totems auf der Halde Haniel bleibt gesperrt | Stadt Bottrop

Ein interessanter Bericht über den Kampf Politik in Kunst zu verwandeln:

Agustín Ibarrola: Der Kampf um die Umwandlung von Politik in Kunst Fahrenheit Magazin (fahrenheitmagazine.com)

FOTOGALERIE (C) GUIDO HOFMANN

 

Agustin Ibarrola im Gespräch mit Guido Hofmann- Foto (c) Guido Hofmann
Guido Hofmann (links) Agustin Ibarrola (rechts) schelmisch durch die Skulptur geblickt
Guido Hofmann im Haus von Agustin Ibarrola - Foto (c) Guido Hofmann

Nachruf für Ingrid „Inge“ Tok

Nach langer schwerer Krankheit ist Ingrid "Inge" Tok ihrer erlegen

Die Trauer ist auch mir aufs Herz geschlagen. Inge, wie Ingrid von den Kollegen, Freunden und von mir genannt wurde und durfte, ist ihrem schweren Krebsleiden am 28.5.2022 erlegen.

Am 15.9.1956 ist sie geboren worden. Früh zeichnete sich ihr Weg ab. Im Teenageralter begann sie sich als einer der wenigen jungen Frauen für Technisches Zeichnen zu interessieren.

Der Beruf eines Technischen Zeichners war Männern oftmals vorbehalten. Doch Inge, wäre nicht Inge gewesen. Sie hielt an dieser Berufung fest und begann eine Ausbildung in dieser Richtung in der Männerdomäne im Stahlwerk Hoesch.

Ich durfte ihre Ausführungen aufzeichnen obwohl es ihr schon nicht mehr gut ging. Sie hatte begeistert von ihrer beruflichen Laufbahn für den gemeinsamen Podcast erzählt. Es war mir eine Ehre diese besondere Frau in einem besonderen Beruf, wo sie sich durchzusetzen wußte, verewigen konnte und durfte.

Sie hat lange gekämpft. Doch jetzt ist sie erlöst. Sie freut sich vom Himmel ihren Mann, die Kinder und Enkelkinder zu sehen ohne Schmerzen und Leiden.

Sie hatte ein erfülltes Eheleben mit einem besonderen Sohn und besondere Enkelkinder und ein erfülltes Arbeitsleben in dem sie sich durchzusetzen wußte.

Ihre Ausführungen sind im Podcast zu hören:

+Podcast I +Fotos I Wonderwoman Ingrid „Inge“ Tok vom Hoeschwerk Dortmund – Ruhrpottologe – André Brune

Inge war für mich eine besondere Persönlichkeit, die gebührend von mir in diesem Blog aufgenommen wurde. Ich hoffe, sie wird zahlreich gehört werden.

Ruhe in Frieden liebe Inge!