+Podcast I +Fotos I Wonderwoman Ingrid „Inge“ Tok vom Hoeschwerk Dortmund

Inge ist Ingrids verkürzter Spitzname, fing ihre Ausbildung als Technische Zeichnerin im berühmten Hoeschwerk von Dortmund schon mit 15 Jahren an als eine von vier Frauen. Ein Werk das heute 150 Jahre alt geworden wäre, wenn es heute nicht zu einem Museum geworden wäre. 2020 ging sie in Rente.

In den Spitzenzeiten im Jahr 1965 ca. 48600 Mitarbeiter, ein Fünftel der Dortmunder Bevölkerung. Der Umsatz war knapp 1,2 Mrd Euro.

Damals, Anfang der 1970er Jahre, waren Frauen eher eine Seltenheit und nicht gern gesehen in einem von Männern dominierenden Beruf. Doch Inge konnte sich bei einer Männerrunde im Vorstellungsgespräch durchsetzen, so wie sie es gelernt hat sich im kompletten Berufsleben durchzusetzen.

Sie ist eine eine besondere Frau inmitten der Männerwelt, eine von mir bezeichnete Wonderwoman, die genau wußte in entscheidenden Momenten sich durchzusetzen wußte.

Sie besitzt keine Wunderkräfte, aber ein Gespür, wie sie sich zu verhalten hatte, wenn Männer ihr zu Nahe kamen oder sie klein halten wollte. Sexismus begegnete sie mit gleichen Waffen, was man heute mit Sexismus bezeichnet. Mit Wissen und Leidenschaft für ihre Arbeit und die Aufopferung das Werk in vernünftige Bahnen zu lenken,  setzte sie sich in der Männerwelt durch.

Vorgesetzte hatte sie kommen und gehen sehen, doch das beeinträchtigte ihre Arbeit nie. Sie zog ihr Ding durch und hatte oft genug Verbesserungsvorschläge machen können zur Geldeinsparung und Vereinfachung manch einer technischen Herausforderung.

Sie hat den Abbau des wichtigsten Werkteils in Richtung China mit „Tränen in den Augen“ mitgemacht. Auch darüber berichtet sie. Bis 1999 arbeitete sie in der Anlagentechnischen Planung in Dortmund und wurde dann 2000 nach Bochum-Höntrop versetzt und war dort im ThyssenKruppwerk an der Essener Straße in der Konstruktion tätig bis 2020.

In Bochum musste sie sich anfangs erneut den Herausforderungen stellen, wie Mobbing. Dortige  Arbeitnehmer glaubten, sie würde die Arbeit wegnehmen. Erneut musste sie sich durch ihre Leidenschaft vor allen ihre Tatkraft beweisen, bevor sie akzeptiert wurde.

Bis heute hat sie aus Dortmund und Bochum Arbeitskollegen und Freunde gewonnen, die sie in der Pandemiezeit leider nicht besuchen konnte.

Nun ist sie unheilbar an Krebs erkrankt und hat sich bereit erklärt mit mir für die Öffentlichkeit und den Blog ihre Geschichte zu erzählen. Eine Geschichte, die ungekürzt, an die Öffentlichkeit von mir getragen wird, als Erinnerung an eine vergangene Zeit des Niedergangs alter großer Arbeitsstätten und auch eine Zeit von Aufbruch und positiver Veränderung im Ruhrgebiet mit einer neuen Zukunft, die Inge gern weiter als Technische Zeichnerin weiterhin unterstützen würde.

Hört einfach in den Podcast rein und seid begeistert von ihrer Erzählung eines besonderen Arbeitslebens einer Frau inmitten der Männerwelt von Koks, Kohle und Stahl. Der Podcast geht zwar knapp zwei Stunden, aber es gibt auch einen Pauseknopf.

Ich jedenfalls habe es als wichtig empfunden so weit es geht nun nichts auf eine unterhaltsame Stunde zu kürzen, sondern es so zu lassen, wie das Leben ihr gespielt hat. Ingrid Tok gehört mit ihrem Arbeitsleben in den Blog und in den Podcast vom Ruhrpottologen stellvertretend auch für die Frauen, die sich für einen Beruf in der Männerwelt entscheiden mit den neuen modernen Möglichkeiten. Inge ist sich sicher, dass die Frauen sich heute wesentlich besser durchsetzen können als es früher der Fall war mit den Möglichkeiten von Heute.

Aus persönlichen Gründen gibt es kein gemeinsames Foto mit ihr, sondern ein Besonderes von der letzten Arbeitsstelle mit ihrer Kaffeetasse, da wo Sie mehr als die Hälfte ihres Lebens gern verbracht hat.

In der Fotogalerie seht ihr ein Abschiedsheft von Kollegen, das ihr bei der Verabschiedung aus dem  Berufsleben übergeben wurde. Teile des Heftes habe ich mit freundlicher Genehmigung von Ingrid Tok veröffentlicht.

Wer über das Hoeschwerk Dortmund mehr erfahren will, kann dies auf folgenden Seiten tun:

Zur Geschichte des Hoeschwerks: Hoesch AG – Wikipedia

Zur Person Karl Hoesch, der nie gelebt hat in einem Bericht der WAZ: Das Phantom: Karl Hoesch – derwesten.de

Alte Werksansichten von Alexander Voelkel, WAZ: Alte Bilder liefern neue Einblicke – derwesten.de

Das Werk gehört zur Route der Industriekultur. Mehr Informationen:

Route der Industriekultur – Eisen & Stahl – Wikipedia

Interessante Internetseite zur Industriekultur mit Link zu einem Dortmunder Podcast:

150 Jahre Hoesch in Dortmund – Industriekultur (industrie-kultur.de)

Podcast: Wie Stahl eine Stadt prägt mit Till Krause – einem freien Journalisten in Dortmund: Folge 15: Feierabend! – Hoesch.150 – Wie Stahl eine Stadt prägt – Podcast (podigee.io)

2015 schließt das Walzwerk von Hoesch nach 113 Jahren: Stahlwerk Hoesch: „Wir werden wie Hunde vom Hof gejagt“ – WELT

Die aktuelle Situation des ThyssenKrupp-Werks in Bochum, wo Inges letzter Arbeitstag war, kann hier nachgelesen werden:

Bochum: Thyssenkrupp-Werk sollte komplett geschlossen werden – waz.de

ThyssenKrupp: Steel von thyssenkrupp (thyssenkrupp-steel.com)

Übersicht aller noch vorhandenen Standorte von ThyssenKrupp: Unsere Standorte im Überblick | thyssenkrupp Steel (thyssenkrupp-steel.com)

Ein Besuch auf jeden Fall wert:

Das besondere Hoesch-Museum: https://www.dortmund.de/de/freizeit_und_kultur/museen/hoesch_museum/start_hoesch/index.html

https://www.youtube.com/watch?v=XHOmBV4js_E

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