
13.6.2025, Tag 2: Weiterfahrt der Hilfsfahrt nach Fojnica über Velagići und Jajce.
Wir waren 7 Uhr wach, trotz der langen Fahrt über Nacht. Tag 2 ist angebrochen und wir haben viel vor. Wir müssen wieder viel fahren, insgesamt nach Fojnica vier Stunden mit zwei wichtigen Aufenthalsorten. Ein Besuch mit Spendenabgabe in jeweils einer Schule in Velagići und Jajce, sowie am Ende auch in Fojnica.
Abfahrt
Nach dem ausgiebigen Frühstück fuhren wir los in Richtung Fojnica und besuchten relativ pünktlich die Schule JU Osnovna škola „Velagići“ in Velagići, um die gesammelten Spenden vom Berufskolleg Bottrop für einen vernünftigen Sportunterricht in der Schule zu überbringen. Bei der letzten Hilfsfahrt zeigte uns Jasmin Mujacic, der Sportlehrer der Schule, uns die eher armselige Auswahl für den Sportunterricht. Die Sammeltrommel wurde gerührt und das Ergebnis mitgebracht.
(Video ist in Arbeit und folgt in Kürze!)

Relativ pünktlich kamen wir an und wurden erstmal herzlich von einem Straßenwelpen empfangen, den wir fast überfahren hätten, wenn wir nicht aufgepasst hätten. Er war neugierig auf unsere großen Fahrzeuge, die zur Schule fuhren.

Auf dem Lehrerparkplatz angekommen, nahm er uns in Augenschein und begrüßte uns herzlich. Alle hätten ihn gerne mitgenommen.


https://youtube.com/shorts/rOa4ne-xT94?feature=share
Jasmin Mujacic und der Schulleiter Čezim Zec ,den wir letztes Jahr nicht kennenlernen konnten, begrüßten uns freudig. Sofort wurde alles ausgepackt und in die Räumlichkeiten gebracht:
JU Osnovna škola „Velagići“
https://www.facebook.com/share/1BhritHgZZ/
Letztes Jahr bekamen sie auch Laptops vom Verein Labdoo und diverse Materialien für den Informatikunterricht vom Verein Aktion Leben und Lernen in Bosnien e.V. überbracht. Damals erfuhren wir durch den Rundgang, dass es dort zu wenig Sportmaterialien für einen vernünftigen Unterricht gab:
https://platform.labdoo.org/ca/edoovillage?e=195912


Es wurden Basketbälle, weitere Bälle für andere Sportarten, ein Bock, ein Basketballkorb, diverse Trainigsgeräte und eine Tischtennisplatte mit Tischtennisschägern überbracht, die das Berufskolleg Bottrop zusammen bekommen hat.

Jasmin und Čezim verteilen die Kinderkleidung und Spielsachen, die der Verein Aktion Leben und Lernen in Bosnien e.V. von vielen privaten Spender und Spenderinnen mitbekommen haben an die umliegenden Kindergärten.
Für die Schüler und Schülerinnen wurden auch Schultornister gesammelt von dem Gymnasium St. Christophorus in Werne, die hier verteilt werden. Sie übergeben dem Verein jedes Jahr immer viele Kleider- und Spielsachen-, aber auch Geldspenden mit. Ich kann nur sagen: Danke im Namen des Vereins!


Jasmin und Čezim waren wieder schwer begeistert von der Spendenaktion vom Verein Aktion Leben und Lernen in Bosnien e.V. und Berufskolleg Bottrop. Sie übergaben für die geleisteten Spendenaktionen beiden eine Urkunde.


Dennis Homann und Jan Lachnicht vom Berufskolleg nahmen die Urkunde in dem Café entgegen, zu dem wir nach der Spendenübergabe eingeladen wurden.

Jasmin zeigte uns in der Schule einen leeren Schulraum, der als Abstellkammer oder für Vorbereitungen für Veranstaltungen dient. Dort erzählte er über den Abgang von Schülern seit seinem Anfang an der Schule als Sportlehrer im Jahr 2000. In 25 Jahren reduzierte sich die Anzahl der Schüler und Schülerinnen von 1000 auf nur 70 (!!!). Eine Tendenz, die wir von allen Gesprächen an Schulen erfahren haben!

Die Schule hat einige interessante Bilder an den Wänden. Auf zwei Aquarellen sind auf gemalten Bildern Burgen zu sehen, die für die Region von historischer Wichtigkeit waren und heute noch sichtbar sind.



Zum anderen gab es in einem Klassenraum ein lustiges Bild von der Vorstellung der Schüler von Deutschland. Ich hätte eine Lederhose anziehen sollen…

Was uns faszinierte im Treppenaufgang der Schule war eine nachgebautes altes bosnischen Haus. Wer das Fenster öffnete, konnte das Innere eines traditionellen Wohnzimmers entdeckt werden.
Da war ein typisches Sofa, ein Kaffeegedeck aus Kupfer, Stickereien und Webereien an der Wand. Es schien so gemütlich. Man wollte sich am liebsten reinsetzen und wohnen bleiben.



Nach dem Auspacken, der Übergabe der Urkunde luden sie uns ein zu einem Café in einem nahen neuen Campingplatz in Klujč. Gastfreundschaft wird groß geschrieben in Bosnien!

Dort sprach Jasmin über seine Zeit in Wuppertal und schwärmte von der Schwebebahn als bestes Verkehrsmittel der Welt. Er würde sich freuen, wenn es zu einem Schüleraustausch mit einer deutschen Schule zur besseren Völkerverständigung kommen würde.


Die vorbeifließende Sana ist so klar, obwohl ich da auch natürlich eine alte Dose gefunden habe für meine Kunstaktion ‚Flaschengefühle‘ gegen die Vermüllung der Stadt, dass ich das Wasser probiert habe. Es schmeckte fast wie stilles Gerolsteiner, sehr klar und frisch und ich lebe noch. Ist also sehr sauber!
Nach dem Kaffeetrinken musste die Verabschiedung leider abrupt passieren, denn auf uns warteten Lehrerinnen in Jajce zur Entgegennahme einer besonderen Spende, die ein Jahr lang armen Kindern in der Schule ein kostenloses Essen garantiert.


Es trennten sich dieses Mal hier für einen Tag die Wege vom Berufskolleg Bottrop und dem Verein. Die Berufskollegdelegation fuhr zurück nach Bihac. Dort hatten sie mit Schülern aus der Stadt eine Besichtigung organisiert, die dann auch in ihrem neuesten Film vorkommen wird.
Wir fuhren weiter nach Jajce zur Schule „Berta Kučera“ und hatten direkt eine der lustigsten und auch warnenden Geschichten der Fahrt erlebt. Ein Tipp auf jeden Fall vorab für eine Fahrt nach Bosnien-Herzegowina:
Vertraut nie dem Navi oder GoogleMaps!
Der genutzte Tomtom führte uns zu einer falschen Adresse. Die in Google gefundene richtige Adresse führte uns zwei Mal in nicht eingebaute Einbahnstraßen. Wir mussten auch einmal wieder aus einer Straße fahren, weil es in einen unscheinbaren Feldweg überging. Dann fuhren wir mit Google Maps zur Burg hoch. Über die Burgkuppe sollten wir auf die andere Seite gelangen.

Vorsichtshalber lief ich die schmale Kopfsteinpflasterstraße vor, bis eine scharfe Kurve kam, die der große Opel-Transporter niemals hätte schaffen können.
Ein junges Paar wollte mit dem Golf hinunterfahren und haben sich vorne rechts den Spoiler zerkratzt. Sie gingen auch runter zu kontrollieren ob es fahrtechnisch weitergehen kann und kamen sofort wieder hoch. Sie teilten uns mit, dass dort noch eine schärfere Kurve wäre. Wir wären spätestens da gescheitert und hätten rückwärts den gleichen Weg fahren müssen.

Also meine Idee mit Google so zu fahren war eine Katastrophe. Woher sollte ich das ahnen können? Alle halfen Michael den Bus wieder mit Millimeterarbeit zurück auf Spur zu bringen. Unter uns war der Tunnel durch den wir eigentlich nur durch mussten…


Die Lehrerinnen warteten da schon 30 Minuten länger auf uns. Ein kurzer Anruf von der Burgkuppe, dass wir uns leider verspäten, nutzten wir zum Fotografieren eines herrlichen Panoramas von Jajce, der ältesten Krönungsstadt von Bosnien-Herzegowina.


Wir brauchten von dort eigentlich nur 10 Minuten zu Fuß die Treppen runter laufen, dann wären wir fast an der Schule rausgekommen.

Nach 45 Minuten Verspätung konnten wir endlich die Geldspende übergeben für die bedürftigen Kinder, die über das Jahr davon ein Mittagessen bezahlt bekommen. Begrüßt wurden wir von der Deutschlehrerin mit den Worten begrüßt, dass sie das mit dem Verfahren schon kennen und haben gelächelt. In Jajce kann man sich eben schnell verfahren in den Gassen.

Wir sprachen mit der Schulleiterin asima Agić ein wenig. Die Frage kam hier auch, wie groß hier der Abgang von Schüler und Schülerinnen war. Die anwesende Deutschlehrerin Adisa Turanovic übersetzte uns, dass seit der Übernahme ihrer Leitung die Anzahl sich um ca. 2 Schulklassen verringert hat innerhalb von drei Jahren. Das ist eine erschreckende Anzahl auch in diesem schönen Ort.
Mehr Infos zur örtlichen Grundschule „Berta Kučera“ in Jajce:
https://www.facebook.com/share/1CXL5zfvAg/
Auch in dieser Schule wurden vom Verein Aktion Leben und Lernen in Bosnien e.V. Laptops vom Verein Labdoo aus Mülheim vorbeigebracht. Sie werden fleißig genutzt, wie uns bei einer Nachfrage erzählt wird:

Wir bekamen ein Gastgeschenk: Bosnischer Lebkuchen, der wie ein großer Golddollar aussah. Auf den Geschmack sind wir gespannt.

Nach einer kurzen Erfrischung mussten wir leider wieder weiter, denn wir wussten, dass wir eine weitere Verspätung durch den Pendlerverkehr bekommen würden bei den nächsten Lehrerinnen in Fojnica der Schule Srednja mješovita škola „Zijah Dizdarević“, einer gemischten Mittelschule.
Wir wollten ja eigentlich um 17 Uhr da sein. Unsere Ankunft war dann 18.15 Uhr. Auch hier warteten geduldig auf einer Bank die stellvertretende Leiterin der Schule und die dolmetschende Deutschlehrerin Amina Musinbegovic Hodzic, die seit 20 Jahren an der Schule ist.
Die Schule ist eine gemischte Schule mit zwei Namen, was verwirrend sein kann. Zum einen ist sie eine Grundschule mit dem Namen ‚Muhsin Risvić‘ und den schon erwähnten Namen für die Sekundarschule (Mittelschule) ‚Zijah Dizdarevic‘. Die Computer waren beantragt worden für die Sekundarschule.
Wir überreichten die ersten über den Verein Labdoo per Antrag gespendete Computer für den Informatikunterricht in der Mittelschule. Für Labdoo haben wir ein schönes gemeinsames Foto gemacht.

Anschließend luden sie uns noch zu einem kleinen Gespräch und Getränk ein. Auch hier erzählte Amina vom Abgang ganzer Schulklassengrößen ins Ausland seit sie als Deutschlehrerin vor 20 Jahren an die Schule kam.

Sie erzählte, dass sie während des Krieges Deutsch lernte. Da es keine staatliche Sender gab, schauten die meisten über die Satellitenschüssel fern. So lernte sie ihre ersten Wörter Deutsch über die seit 1992 in RTL gesendete und bis heute erfolgreiche Serie „Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“.
Den Krieg wollte sie nicht groß besprechen, wir haben nicht nachgehakt. Sie will nach vorne schauen. Bildung ist ihr wichtig. Dieser Krieg soll sich einfach nicht wiederholen. Sie möchte es nicht noch einmal durchleben.
Sie und die stellvertretende Leiterin der Schule sind nicht begeistert von der Einteilung von zwei verschiedenen Eingängen für die Religionszugehörigkeit der Schüler und Schülerinnen. Nur gemeinsam über die Religionsgrenze hinaus, kann es zu einem anhaltenden Frieden und Verständnis im Zusammenleben miteinander kommen.
Amina wurd von dem Berufkolleg noch einmal interviewt und im geplanten Film vorkommen. Mit Jan Lachnicht vom Berufskolleg überlegten sie einen möglichen Schüleraustausch.
Angekommen in unserem kleinen 1 Sterne Hotel Caffe Central brauchten wir erstmal eine Dusche und anschließend ein frisch gezapftes kühles Sarajevsko Pils nach der langen Fahrt und den vielen Gesprächen.
Caffe Central



Der Abschluss war ein gutes Essen schräg gegenüber in dem Restaurant Stari Grad.
Tipp zum Essen:
Einen bosnischen Burger hatte ich mir anders und amerikanischer vorgestellt. Das Fleisch war gebraten, knusprig und so viel, dass ich es nicht auf bekam. Sehr lecker!

Herbert genoß die Forellen. Michael die Hähnchenbrust und Hermann das Cordon Bleu à la Zagreb mit geräucherten Schinken. Alles sehr viel und reichhaltig. Das Restaurant gehört auch zum Hotel, das ein kleines Freibad hat. Wer etwas gehobene Hotelzimmer sucht, wird hier fündig:
https://g.co/kgs/beHotel Stari grad Fojnica



Dann rief die Heia. Die Knochen mussten ausruhen und das Gehirn für ein paar Stunden halbwegs auf stummschalten gelegt werden. Zum Schreiben war ich nur fähig Beitrag zu Tag 1 fertig zu stellen.
Infos zum Verein Aktion Leben und Lernen in Bosnien e.V.:
Laku noć (bosnisch) – Gute Nacht!
Fotostrecke
Fotos (c) André Brune

















































