Podcast I UKRAINEBILD #5 Hrywnja – Die Ukrainische Währung und die Persönlichkeiten auf den Geldscheinen

Die Geschichte der Ukrainischen Währung Hrywnja

In der Währungsreform im September 1996 wurde die Währung Hrywnja (ausgesprochen Griwna) eingeführt. Die Ukraine leidete damals unter einer hohen Inflation. Natalia erzählt von der Zeit, wo ihre Eltern mit Coupons Lebensmittel bezahlt haben und mit den vorhandenen Geldscheinen Monopoly gespielt haben, weil sie keinen Wert mehr durch die hohe Inflation hatten.

Der Wechselkurs am 21.7.22: 1 EUR = 30,228 UAH / 100 UAH = 3,3082 EUR

Der Emittent ist die Nationalbank der Ukraine.

Unter den Kiewer Rus entstand schon die Geldeinheit Hrywnja/Griwna und entsprach 1 Pfund Silber etwa 400 Gramm nach heutigen Maßstäben.

Historiker sagen, dass die Währung von den goldenen oder silbernen Schmuckstücken stammt, die um den Hals von Fürsten und Fürstinnen getragen wurde, das übersetzt Griwa bzw. Zagriwok heißt.

Kleinere Währungseinheiten wurden nach besonderen Tierarten benannt:  

  • Nogota – Bär oder Wolf, Kuna
  • Nerz oder Zobel
  • Wekscha – Eichhörnchen
  • Umgerechnet war 1 Hrywnja = 20 Nogota = 25 Kuna = 100 Wekscha.

Man erkennt die Unterschiede zu einer größeren Währung, wie Nogota, die Bärenwährung zur Eichhörnchenwährung Wekscha. Die Kiewer Rus haben sich also etwas Besonderes mit den tierischen Begriffen gedacht. Große Tiere waren gute schwere Münzen, kleine Tiere Kleingeld von weniger gutem Wert.

Im 11. Jahrhundert wurde Griwna eine Maßeinheit. So entsprach im 12. Jahrhundert eine Silbergriwna einem Gewicht von ca. 204 Gramm im heutigen Maßstab.

Im Laufe der Zeit änderte sich die Bezeichnung der Kupfermünzen im Wert von 2,5 oder 3 in Kopijok und Hrywenik als Silbermünze im Wert von 10 Kopijok. Diese alten Bezeichnungen hielten sich mehrere Jahrhunderte bis in die Zeit der Sowjetunion.

Nach der Oktoberrevolution 1917 wurde die ukrainische Volksrepublik auf dem bisher zaristischem russischem Gebiet gegründet. Sie hatte die Währung Karbowanez. Nach dem Zusammenschluss mit den ehemaligen Habsburgergebieten der Westukraine am 22. Januar 1919 wurde im März die neue Währungseinheit Hrywnja eingeführt.

In 100 Einheiten war sie halb so viel wert, wie ein halber Karbowanez. Das war nach den sowjetischen Währungsreformen, die den „Rubel“ einführten, trotzdem weiterhin auf Ukrainisch Karbowanez.

1991 nach dem Ende der Sowjetunion und der Gründung des Staates Ukraine gab es die Kupon-Karbowanez. 1992 hatten 135 Kupons den Wert 1 DM. Mit der einhergehenden Inflation brauchte man 102886 Kupons um 1 DM zu bekommen.

Präsident Loenid Kutschma erließ am 25. August 1996 eine Währungsreform. Vom 2. bis 16.9.1996 wurde die Währung mit dem alten Namen „Hrywnja“ ausgegeben. 1,21 Hrywen zu 1 DM. Als der Donbass-Krieg losging sank der Wert auf ca. 30 Hrywnja zu 1 Euro (ca. 60 Hrywnja zu 1 DM).

Auf den kleinen Münzen Kopijok ist das Staatswappen der Ukraine abgebildet, das eingerahmt ist von Weizenähren. Die Kornkammer der Sowjetunion und der größte Exporteur der Welt von Weizen ist bisher immer die Ukraine gewesen. Das Gelb des Weizen ist auch die gelbe Farbe der Flagge. Das Blaue darüber der blaue Himmel der Ukraine.

Die Geldscheine wurden den neuesten Techniken und modernen Designs angepasst jeweils 1992, 1994, 1995 und 2004. Die neueste Geldscheinserie ist in den ukrainischen Nationalfarben gestaltet.

Die verschiedene Persönlichkeiten auf den Geldscheinen

1 Hrywien-Geldschein: Wladimir I, der Große

Auf der Vorderseite ist der Großfürst von Kiew, Wladimir I, der Große, geb. 960, gest. 1015, zu sehen. Er regierte das Reich der Kiewer Rus ab 980 bis zu seinem Tod. Er vergrößerte das Reich und christianisierte es 988. Deswegen wird Wladimir I, auch „Der Heilige“ oder „Apostelngleiche“ genannt. Das Erbe von Wladimir I. sind die drei ostslawischen Völker der Ukrainer, Russen und Weißrussen, die unter ihm regiert wurden.

Die alten Scheine zeigten auf der Rückseite die Ruinen von Chersones. Die alte griechische Kolonie auf der Krim wurde von dem Großfürsten 988 erobert. Dort ließ er sich in einer Kirche taufen. Von dort breitete sich bei den Ostslawen das Christentum aus. Auf dem neuen Schein ist die mittelalterliche Burg in Kiew von Wladimir I. zu sehen.

2 Hrywni-Geldschein: Jaroslaw, der Schwiegervater Europas

Auf der Vorderseite des braunen Scheins ist das Porträt von Jaroslaw I.,  der Weise genannt. Die Rückseite zeigt die Kiewer Sophienkathedrale.

Jaroslaw I. Wladimirowitsch war Großfürst von Kiew von 1019 – 1054, Sohn des Wladimirs I. Er wird in der russisch-orthodoxen Kirche als Heiliger verehrt. Er kämpfte mehrmals gegen Brüder, Onkeln und verschwägerten polnischen Großherzögen bis er zu einer großen alleinigen Macht kam.

1035 begann er eine Heiratspolitik. 1019 heiratete er die Tochter von Olof Skötkonungs, dem ersten christlichen Wikinger König von Schweden. Die Söhne und Töchter wurden in die Königshäuser Frankreich, Norwegen, Ungarn, Byzanz und deutschen Fürsten verheiratet. Anna wurde französische Königin und gebar den zukünftigen König von Frankreich Phillip I. Der Name allein ist damals in Westeuropa nicht bekannt gewesen, aber in der orthodoxen Kirche spielt der Apostel Phillipus oder der makedonische König Phillip II. eine große Rolle.

Die Schwester Maria Dobroniega wurde mit dem polnischen Thronanwärter verheiratet und damit konnte Kasimir diesen dann für sich gewinnen.

1019 stellte Jaroslaw I die Russkaja Prawda, die erste russische Gesetzessammlung zusammen. Es waren eine Mischung byzantinischer Gesetze und slawischer Gewohnheitsrechte. Das eingeführte Senioratsprinzip regelte Erbstreitigkeiten und konnte verhindern, dass sich andere Herrschaftsverbände mehr Macht sichern konnten. Es sollten auch Thronwirren ausgeschlossen werden und Kriege zwischen den Verwandten. Aber genau das Gegenteil passierte. Es trug dazu bei, dass die Kiewer Rus sich im Laufe der Jahrhunderte zersplitterte und förderte im 14. Jahrhundert den Aufstieg von Moskau und damit den Fall von Nowgorod durch Iwan I., genannt der Schreckliche.

Jaroslaw I vergrößerte unter seiner Herrschaft die Städte Kiew und Nowgorod und baute die Sophienkathedralen. Bis heute liegt Jaroslaw I. in der Kiewer Kathedrale begraben.

1036 gewann er gegen das Reitervolk Petschenegen, die das Land immer wieder überfielen.

5 Hrywen Geldschein: Bohdan Chmelnykyi, der große Kosaken-Hetmann

Auf dem blauen Schein wird Bohdan Chmelnyzkyj gezeigt. Die Rückseite zeigt die Kirche des Dorfes Subotiw bei Tschyhyryn. Bohdan (ausgesprochen Bogdan) ist ca. 1595 geboren und 1657 gestorben. Der Hetmann der ukrainischen Kosaken war Gründer eines „Kosaken-Staates“. Er kämpfte als Anführer eines großflächigen Aufstands gegen die Herrschaft von Polen-Litauen. Durch ihn konnte mit dem Vertrag von Perejaslaw das Gemeinwesen unter den Schutz der Zaren von Russland gestellt werden.

Die Lubliner Union begründete 1569 die polnisch-litauische Adelsrepublik unter der Herrschaft der polnischen Krone. Die orthodoxe ukrainische Bevölkerung auf dem Gebiet wurde diskriminiert. Katholische Einwohner wurden bevorzugt behandelt. Bohdan konnte durch mehrere Siege nach 1648 bis 1654 eine Bitte an den russischen Zaren stellen. Als „Kleinrussen“ und orthodoxe Glaubensbrüder wollte er und die demokratische Mehrheit der ukrainischen Kosaken unter den „Schutz“ des Zaren Alexei I. in ein russisches Protektorat eingebunden werden. Sie leisteten ihren Eid und bildeten unter dem Zaren eine eigene Armee, die für den Zaren bei Krieg eingezogen werden konnten.

10 Hrywen Geldschein: Iwan Masepa, eine Kosakenlegende

Der rote Schein bildet Iwan Masepa vorn und das Kiewer Höhlenkloster auf der Rückseite ab.

Iwan Stepanowitsch Masepa, geb. 20.3.1639, gest. 21.9.1709, war Hetmann der ukrainischen Saporoger Kosaken seit 1687. Masepa gehörte zum Adel der Rechtsufrigen Ukraine an, die rechts (westlich) des Fluss Dnepr liegt und mit dem Vertrag von Andrussowo 1667 zu Polen-Litauen gehörte, während die linksufrige Ukraine unter dem russischen Zaren regiert wurde. Die Teilung führte zu einem innerukrainischen langandauernden Konflikt, das als „Zeit des Ruins“ in die Geschichte einging.

Masepa studierte in Kiew und kam ins Warschauer Jesuitenkolleg. Als Page kam er zum Hof des Königs Johann Kasimir von Polen. Nach mehreren Reisen in Westeuropa wurde er im Bett einer Magnatengattin überrascht. Daraufhin nackt auf dem Rücken eines Pferdes gebunden und davongejagt.

Er trat in der rechtsufrigen Ukraine dem Hetman und Kosaken Petro Doroschenko bei, wechselte aber in den Dienst des linksufrigen Hetmann Iwan Samojlowytsch und wurde dessen Adjudant. Nach dessen Absetzung wurde er zum Hetmann gewählt. Seine nachfolgenden Taten waren wichtig für die Kosaken und die Ukraine. Denn er festigte seine Macht nach außen und innen. Er schützte die Grenzen gegen Türken und Tataren, förderte die orthodoxe Kirche und die Kosakenaristokratie mit mehr Grundbesitz. Er selbst wurde dadurch zu einem der reichsten Gutsbesitzer Europas. Als Freund des jungen Zaren Peter I. kämpfte er gegen die Osmanische Festung Asow.

Allerdings ging Peter I. nicht gerade nett mit den Kosaken um. Er nutzte sie als „Kanonenfutter“ mit 70 % Verluste bei kriegerischen Auseinandersetzungen. Damit war Masepa nicht einverstanden, so dass er einen neuen Verbündeten suchte, um die Ukraine und Kosaken aus den Fängen von Zar Peter I. herauszulösen. Der schwedische König Karl XII. unterstützte ihn, allerdings hatte Masepa selbst nur 3000 Kosaken um sich herum scharren können. Denn durch die brutale Zerstörung der Hetman-Hauptstadt Baturyn und die Tötung aller 6000 Bewohner einschließlich Alten und Kindern, hatten die Kosaken Angst mit Masepa gegen den Zaren zu kämpfen, weil sie weitere Brutalitäten erwarteten. So scheiterte der Aufstand mit Hilfe von Karl XII. Nur wenig später nach seiner Flucht in das osmanische Reich starb Masepa.

Seine Geschichte allerdings inspirierte viele Schriftsteller. Voltaire veröffentlichte eine Biographie 1731 und stellte ihn als Volkshelden dar. Lord Byron widmete mit Mazeppa ein Heldengedicht, der russische Autor Faddei Wenediktowitsch Bulgarin schrieb einen Roman ihm zu Ehren, Rudolf Gottschall schuf ein Drama. Auch Daniel Defoe und Victor Hugo, sowie Rainer Maria Rilke und Bertold Brecht widmeten Skizzen, Gedichte oder Balladen. Puschkin schuf das Poem Poltawa. Tschaikowski die Oper Mazeppa, Franz Liszt die Sinfonische Dichtung Nr. 6. Der deutsche Regisseur Werner Berger schuf 1919 den Film Mazeppa, der Volksheld der Ukraine.

In der Zensur der Sowjetunion wurde Masepa negativ beschrieben. Seit 1991 ist er nun offizieller Nationalheld der unabhängigen Ukraine.

20 Hrywen Geldschein: Iwan Franko, der Gesellschaftskritiker

Seit 2003 zeigt der grüne Geldschein vorn den Schriftsteller Iwan Franko, geb. 1856, gest. 28.5.1916, vor dem Hintergrund der ukrainischen Karpaten.

Ihm widmete man 1962 die Stadt Stanislau und Oblast die Umbenennung in Iwano-Frankiwsk. Das Opernhaus von Lwow ist auf der Rückseite, das ebenfalls 1956 bis 2000 seinen Namen trug. Das Opernhaus gilt als das schönste in ganz Ost- und Mitteleuropa.

Iwan Franko war Journalist, Literaturkritiker und Übersetzer. In Galizien wuchs er mehrsprachig auf. Er schrieb und übersetzte Texte in Ukrainisch, Tschechisch, Deutsch, Russisch, Bulgarisch und Polnisch. Er hatte als einer der wenigen einen großen Einfluss auf die ukrainische Literatur und den nationalen Gedanken  mit einem Gesamtvolumen von nicht schätzbaren mehreren 1000 Werken, allein 220 Bücher und Broschüren. Er konnte als einer der wenigen Autoren von seinem Schreiben leben. Sogar wir kennen die Fabelgeschichte Der Hase und der Igel…

Er studierte Philologie, Pädagogik, Psychologie, Anthropologie und ukrainische Sprache und Literatur in Lwow. Die Universität von Lwow wurde nach ihm benannt.

Iwan Franko verfasste gesellschaftskritische Texte seiner Zeit, die ihm auch mehrmonatige Gefängnisaufenthalte beehrte, die er wiederum schriftlich verarbeitete und veröffentlichte. Unter anderem übersetzte er Goethes Faust und Heines Deutschland – Ein Wintermärchen und eine Artikelserie über Taras Schewtschenko.

Mit seinem Freund Mychajlo Pawlyks wurde 1890 die ruthenisch-ukrainische radikale Partei gegründet, die den ukrainischen nationalen Charakter fördern wollte in einer Zeit, wo in ganz Osteuropa, die bisher durch große Königshäuser, die kleinen Völker über Jahrhunderte unterdrückt wurden, wie z.B. bei den Tschechen, Slowaken, Polen uva. Ein 1977 gefundener Asteroid trägt seinen Spitznamen Kamenyar.

Er wurde auf dem Lytschakiwski-Friedhof in Lwow begraben.

50 Hrywen Geldschein: Mychajlo Hruschewskyj, der große Historiker der Ukraine

Mychajlo Hruschewskyj, geb. 29.9.1866, gest. 25.11.1934, war Professor für osteuropäische Geschichte an der Kiewer Universität und ukrainische Geschichte an der Universität Lwow. Dort begann er 1898 die Arbeit an dem Werk „Geschichte der Ukraine-Rus“, das er 1927 vollendete und die Geschichte der Ukraine bis in die 1660er erzählt. Er war von 1917-1920 während der ukrainischen Revolution das Staatsoberhaupt der Zentralna Rada, dem politischen Entscheidungsorgan und damaligen provisorischen Repräsentanz. Die Veröffentlichung seines historischen Werkes wurde erst unter Gorbatschow 1989 in der Sowjetunion erlaubt.

Die Rückseite hatte bis 2004 das ukrainische Parlament, Werchowna Rada, abgebildet. Nun ist das pädagogische Museum von Kiew abgebildet, was das erste Parlamentshaus von 1917-1918 war. Die Umrahmung mit einer Bäuerin und Arbeiter zeigen die soziale Ausrichtung der damaligen Regierung.

100 Hrywen Geldschein: Taras Schewtschenko, der Freiheitsliebende

Ein junger Taras Schewtschenko ziert die Vorderseite eines bunteren 100er Geldscheins. In Leibeigenschaft 1814 geboren, wird der Maler und Lyriker Taras. Er starb 1861. Er wurde vom russischen Maler Karl Brjullow losgekauft. Taras Gedichte prägen Freiheitsstreben und Leiden der Ukrainischen  Bevölkerung. Auf der Rückseite wurde die ursprüngliche Sophienkathedrale mit der Landschaft des Dnepr und dem Tschernetscha Hora (Mönchenhügel), der auch Tarasowa Hora (Taras-Hügel) gennant wird, abgebildet. Dort wurde Taras auch auf eigenen Wunsch, was er im 1845 verfassten Gedicht Vermächtnis der Nachwelt erklärte, am Ufer begraben.

Taras Lyrik trug zur Entwicklung der ukrainischen Sprache und zum Erwachen des Nationalbewusstseins bei. Die Ukrainische Literatur begann sich durch ihn zu entwickeln.

Seinem Schicksal als Leibeigener Maler für seinen Herrn Pawel Engelhardt tätig zu sein war nicht einfach zu entkommen. Leibeigene konnten sich freikaufen. Engelhardt forderte 2500 Rubel. Handwerker bezahlten 500 bis 1000 Rubel. Die Gönner von Taras organisierten eine Lotterie am 14.4.1838. Sogar die Zarenfamilie gaben 1000 Rubel dazu.

1845 erschien das Gedicht Ketzer (ukrainisch Jeretyk). Damit begann der sogenannte Panslawismus, ein romantischer Nationalismus. Das Ziel war die Einigung aller slawischen Völker in Politik, Kultur und Religion.

Ab 1846 lehrte Taras Malerei an der Kunsthochschule der Kiewer Universität. Mit dem Maler Michail Saschin bewohnte er ein Haus nahe des Majdan, in dem sich heute das literarische Gedenkhaus und Museum von Taras Schewtschenko befindet.

Von 1847 bis zu seinem Tod wurde er aus der Ukraine verbannt. Man konnte ihm nicht die Mitgliedschaft in der panslawistischen „Kyrill-Method-Bruderschaft“ nachweisen. Jedoch wurden seine Gedichte als revolutionär eingestuft. Niemand wollte eine selbstständige Ukraine. Im Gedichtzyklus In der Kasematte (W kasemati) während der Haft in St. Petersburg beginnt sein neuer Leidensweg. In den Gedichten Der Traum, Der Kaukasus und Der Brief wurde die Deutung der Unterdrückung der Ukraine beschrieben. Am 30.5.1847 wurde er als einfacher Soldat auf Lebenszeit verurteilt mit Verbannung aus der Ukraine. Zar Nikolaus I. untersagte Schreiben und Malen und setzte ihn unter strenger Aufsicht.

In der Verbannung nahm er von Oktober 1848 bis Mai 1849 bei Alexei Butakows Expedition zum Aralsee teil. Die wissenschaftlichen und erforschten Landschaften zeichnete er. 1961 wurde sie die nördliche Bucht Schewtschenko-Bucht genannt.

Im Laufe der Zeit wurde er denunziert und ans Kaspische Meer verbannt, wo er wieder bei einer Expedition ins südliche Gebirge Kasachstans, Quaratau, Zeichnungen erstellen konnte. Unter einem Pseudonym erstellte er weiterhin Bilder und Gedichte.

1857 starb Nikolaus I. und Fjodor Tolstoi, russischer Maler, Zeichner und Bildhauer, Vizepräsident der Kunstakademie konnte seine Begnadigung erwirken. Einen Tag nach seinem 47. Geburtstag und eine Woche nach der Abschaffung der Leibeigenschaft in Russland verstarb Taras in St. Petersburg.

200 Hrywen Geldschein: Lessja Ukrajinka, die zarte Naturlyrikerin

Lessja Ukrajinka, geb. 1871, gest. 1913, ziert seit 2007 den violetten Schein. Die Rückseite zeigen Teile der Burg Lubarta in Luzk.

Die ukrainische Dichterin, Dramatikerin und Übersetzerin verfasste Lyrik in traditioneller folkloristischer Form, bevor sie sich auf Naturlyrik und historische Dichtung spezialisierte.

Ihr Leben lang musste sie mit einer Tuberkulose-Erkrankung kämpfen. Dieser Kampfwille und der Optimismus kommt in dem Gedicht Contra Spem Spero ! (Gegen die Hoffnung hoffe ich!) stark zum Ausdruck.

Sie übersetzte Turgenjew, Adam Mickiewicz, Victor Hugo, Macbeth von Shakespeare, auch Dante, Lord Byron und Gerhart Hauptmann, sowie sozialistische und marxistische Texte von Lenin, Marx und Engels, obwohl sie nie eine Schule besuchte, sondern von ihrer Mutter, der Schriftstellerin und Journalisitn Olena Ptschilka unterrichtet wurde.

Viele Kuraufenthalte in Europa und Ägypten, sowie Georgien öffneten ihr den Horizont. 1913 starb sie und wurde begraben auf dem Baikowe-Friedhof in Kiew.

Sie war wegen eines Klinikaufenthalts in Berlin. Dort wurde an der Johannistraße 11 eine Gedenktafel zu ihren Ehren aufgehängt.

Seit 1941 wurde das Nationaltheater des russischen Dramas in Kiew ihr gewidmet.

500 Hrywen Geldschein: Hryhorij Skoworoda, der Wanderphilosoph

Hryhorij Skoworoda (lat. Gregorius), geb. 1722, gest. 1794, war ein Philosoph, Dichter, Sänger und Autor von Fabeln. Als umherreisender Pilger und Lehrer bildete er eine weltoffene Anschauung. Sein Onkel Ignatij Poltawzew war ein Würdenträger im Russischen Reich und Kammerfurier, eine im Militär wichtige Person der Logistik, der Zarin Elisabeth. So konnte Skoworoda als Begleiter in diplomatischen Missionen Österreich-Ungarn bereisen.

Seine modernen Ideen zur Interpretation von Poesie und die individuelleren Erziehungsmethoden im Werk Betrachtung über die Poesie und Anleitung zur Kunst derselben, forderte er die natürlichen Begabungen der Schüler zu fördern. Dies führte allerdings zur Entlassung vom bischöflichen Arbeitgeber.

Auch seine Ethikkurse am Charkower Kolleg, seiner letzten Anstellung, wurden nicht gern gesehen. Er war seiner Zeit voraus. So entschied er sich zu einem Wanderphilosophen zu werden. Dabei entstanden Werke, wie Der Garten der göttlichen Lieder oder Eingangstür zu christlichen Sittsamkeit.

Sein selbst verfasster Grabspruch war: Die Welt jagte mich, konnte mich aber nie fangen.

Im Ort Skovorodynikwa, wohl nach ihm benannt, Nähe Charkiw, arbeitete er zuletzt. In diesem Haus steht das Literatur Gedächtnismuseum. Am 6.Mai 2022 wurde es stark beschädigt durch eine russische Rakete. Zum Glück wurden die meisten Ausstellungsstücke vorher in Sicherheit gebracht.

Auf der Rückseite ist die Mohyla-Akademie, die Nationale Universität von Kiew. 1632 gegründet ist sie die älteste in der Ukraine am Kontraktowa-Platz in der Altstadt. Sie war nach dem Muster polnischer Eliteschulen aufgebaut worden. Nach der Oktoberrevolution 1918 wurde sie umgenutzt von der militärischen Dnipro-Flotille für eine Marine-Hochschule. Erst 1992 wurde sie wieder nach alten Maßstäben neu eröffnet durch Gelder von Exilukrainer aus den USA und Kanada.

Bei der orangenen Revolution 2004 war sie die erste Universität, die sich an den Massendemonstrationen für den Kandidaten der Opposition Wiktor Juschtschenko beteiligte.

Die Fakultäten Geistes-, Wirtschafts-, Rechts-, Natur- und Sozialwissenschaften und Informatik sind im Angebot der Universität.

1000 Hrywen Geldschein: Wolodymyr Wernadski, der Gründer der Geochemie

Wolodymyr Wernadski zeigt den 2019 geschaffenen neuen 1000er, der durch die Inflation durch den Bürgerkrieg im Donbass eingeführt wurde. Wernadski, geb. 1863, gest. am 1.1.1945, war Geologe und Begründer der Geochemie, Radiogeologie und Biogeochemie.

Er studierte von 1881 bis 1885 Naturwissenschaften an der Universität St. Petersburg mit der Spezialisierung auf Geologie und Mineralogie. 1889 bis 1911 lehrte er als Professor für Mineralogie an der Moskauer Lomonossow-Universität. 1914 wurde er zum Direktor des geologischen und mineralogischen Museums der St. Petersburger Akademie der Wissenschaften. 1919 wurde er erster Präsident der Akademie der Wissenschaften der Ukraine. In St. Petersburg, in der Sowjetunion Leningrad, gründete er das Staatliche Radiuminstitut ab 1939.

Wernadski propagierte ein Konzept der Noosphäre, einer Biosphäre, die durch das Bewusstsein des Menschen gesteuert wird. Darin stellte er zwei Gesetze auf: die Anzahl und Arten der chemischen Elemente, die den Zyklus der lebenden Materie eingehen und mit der Zeit zunimmt und zweitens dass sich diese Vorgänge mit der Zeit beschleunigen.

Er war stets für den gesellschaftlichen Fortschritt und äußerte sich auch offen zu Problemen des Lebens in Russland. Durch die Rohstoffprobleme beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs ließen ihn eine Kommission zur Erforschung der natürlichen Produktionsressourcen Russlands gründen. Bis 1930 konnte hier das Vorkommen mineralischer Rohstoffe erforscht werden.

Er war Begründer und Theoretiker der Geochemie. Er untersuchte den Bau der Silikate, Organismen in den Prozessen der Radioaktivität von Mineralien. Auch die Prozessentwicklung von Erdwärme mit Hilfe der Radioaktivität und das Bestimmen eines absoluten Alters von Gestein basierte auf seinen Untersuchungen.

Er begründete mit seinem Schüler Fersman die Geochemie als eigenen Wissenschaftszweig. In weiteren Forschungen veröffentlichte die Grundlagen von geochemischen Zyklen und der Theorie geologischer Hüllen der Erde, die sogenannten Erdsphären bzw. Geosphären.

Die Rückseite zeigt die Nationale Akademie der Wissenschaften.

Quellen:

Wikipedia: Hrywnja – Wikipedia mit seinen Verlinkungen zu den jeweiligen Persönlichkeiten

Nationalbank Ukraine: National Bank of Ukraine

Podcast I +Fotos I +Video Der Ruhrpottologe besucht die Ahrtalhelferin Monika Waterkamp

Monika Waterkamp aus Dorsten spricht über das Ahrtal und die Situation seit der Flut und ein Jahr danach

Monika Waterkamp aus Dorsten spricht über das Ahrtal und seine Situation seit der Flut bis Jetzt

Podcastlink: https://lcdn.letscast.fm/media/podcast/2a497d97/episode/3e1b30f3.mp3?t=1658014557

Genau ein Jahr ist es her, am 14.7.21, als der lang anhaltende Regen einige Flüsse über die Ufer treten ließ. Das Ahrtal war am schlimmsten betroffen. Monika Waterkamp hat sofort nach den ersten Bildern aus der Eifel und dem Ahrtal beschlossen zu helfen. Sie setzte sich ans Telefon und strickte die ersten Kontakte. Innerhalb von 24 Stunden organisierte sie für Kall zehn Fahrzeuge und Helfer aus dem Ruhrgebiet voller Lebens- und Hilfsmitteln. Der Konvoi wurde von der Polizei vom Kreis Recklinghausen gesichert, lobte Monika Waterkamp, die einfach mal nachgefragt hatte, ob es möglich wäre sie zur Sicherheit zu begleiten.

Die Bastlerin hatte vor kurzem eine zündende Idee, um Kosten zu sparen. Denn Reisemobil, Wohnwagen, Hotel und Ferienwohnungen kosten viel Geld. Sie baute sich auf ihrem Anhänger eine Schlaf- und Wohnkabine, eine Art Tinyhaus. Das eingesparte Geld kommt somit dem Ahrtal zu Gute, wo sie immer wieder helfen wird, solange die Hilfe gebraucht wird. Ihre komplette Energie widmet Monika dem Ahrtal und ihren Bewohnern. Allein helfen geht, wenn man will. Aber sie hat auch ein Netzwerk, dass sie anzapfen kann, wenn sie Unterstützung braucht.

Im Stillen Gedenken Opfer der Flutkatastrophe
Von der Flut zerstörtes Haus in Sinzig

Die Bilder und Erzählungen von den geschockten betroffenen Menschen und die Verwüstungen der Flüsse hat sie entscheiden lassen, regelmäßig weiter zu unterstützen. Die erste Anfahrt ging nach Kall in die Eifel. Die zweite Tour ging zum Ahrtal. Das in der Zwischenzeit aufgebaute eigene Netzwerk half ihr bei fehlenden Baustoffen, mal mit Benzin, mal mit Kleidung oder Werkzeug. Ein Tag war sie auch in Leverkusen-Opladen. Heute eine von einigen vergessenen Städten, wie Wuppertal und Hagen, die damals auch stark betroffen waren.

Ahrtal ist ein Muss, fast eine Sucht, für Monika Waterkamp geworden. Mittlerweile sind kaum noch Helfer und Unterstützer im Ahrtal. Sie sind zum Teil politisch nicht erwünscht. Darüber redet Monika im Podcast. Sie erzählt von Resignation anderer Helfer, die z.T. Jahresurlaub genommen haben. Es gab Firmen, die mit Bagger, Traktor, schwerem Gerät gekommen waren und freiwillig Arbeitskräfte gestellt haben. Aber von Land und Staat keine Unterstützung. Für die Politik waren manche Dinge einfach schnell eine Selbstverständlichkeit. Gut das es die Ehrenamtler gibt…

Vieles kann und muss hinterfragt werden, was zu langsam ging bisher in dem einen Jahr, aber auch wieso nicht rechtzeitig vernünftig gewarnt wurde. Erst jetzt fängt ein Untersuchungsausschuss an den Fall des Krisenstabs im Ahrtal zu klären. Erst jetzt nach über einem Jahr werden Gelder ausgezahlt. Kritik an die komplizierten Fragestellungen der Gelder verhallen in den Behördengängen. Es gibt Frust und Ärger unter den Betroffenen. Einigen konnte schnell geholfen werden, anderen wiederum weniger schnell.

Sicherlich die Infrastruktur musste als erstes wiederhergestellt werden. So können manche betroffenen Gegenden besser erreicht werden. Die Anschlüsse für Wasser und Abwasser, Strom und Heizung mussten schneller als ein Hausbau fertig werden, da sie für die Grundversorgung des ganzen Ahrtals am wichtiger sind.

Dennoch haben viele Helfer resigniert oder haben die Zeit nicht mehr, die sie bisher geopfert haben. Manche haben ihren Jahresurlaub genommen und halfen, wie sie konnten. Durch den Krieg in der Ukraine helfen auch Einige nun an anderer Stelle in der Ukrainekrise. Es gibt auch verbale Ärgernisse gegenüber den Ersthelfern. Personen, wie Markus Wipperfürth oder Andreas Maertz, die in den ersten Wochen fast 24 Stunden täglich geholfen haben, werden mittlerweile verbal angegriffen. Sie erhalten keine Unterstützung von Institutionen, wie Staat, Land, Caritas oder Rotes Kreuz. Sie müssen auf eigene Faust um Spenden betteln, genau wie Monika Waterkamp, die seit den ersten Tagen das Ahrtal mit eigenen Geldmitteln, privat den Menschen vor Ort helfen.

Monika ist eine Amazone mit 1,88 Meter Größe und einer tiefen Stimme. Mit 58 Jahren noch unblaublich agil, weiß sie sich bei den Menschen durchzusetzen. Sie erzählt so manche Anekdote im Podcast, die sie erlebt hat. Im Ahrtal hilft sie privat und braucht immer mal wieder auch größere Kleinigkeiten, um etwas fertig zu stellen. Ihre Geldreserven sind auch aufgebraucht worden, die sie in jede Fahrt investiert hat. Die Dankbarkeit und neuen Freundschaften, die sich im Laufe des Jahres entwickelt haben, will sie nicht mehr missen. Sie überlegt auch ins Ahrtal zu ziehen. Aber das ist nicht so einfach, wie man denkt, denn der Immobilienmarkt ist im Ahrtal überhitzt, kaum was entsprechendes für sie zu bekommen.

Wir nehmen uns Zeit für das Gespräch. Nichts ist gekürzt. Spenden, Helfer und Situationen werden hinterfragt. Traurige, wie auch lustige Momente, haben einen besonderen Podcast entstehen lassen. Wichtig ist eines in dieser Situation: Den Humor darf niemand verlieren. Den Humor hat sich Monika Waterkamp bewahrt, trotz allen Leids und Geschichten, die sie erfahren hat in dem einen Jahr, in dem sie geholfen hat.

Sie wird weiter helfen mit ihrem Anhänger, der ihr wichtigster Partner im Leben geworden ist. Kostensparend und mit neuer Freude fährt Monika Waterkamp ab sofort mit ihrem Tinyanhänger nun alle paar Wochen ins Ahrtal, um weiter zu helfen.

Eins unterscheidet sie von einigen anderen Helfern. Sie hat sich nie in Szene gesetzt, um aufzufallen. Trotz ihrer großen Figur und lauten dunklen Stimme ist sie die unscheinbare Helferin geblieben, die sich aber durchzusetzen weiß und eine klare Linie hat zu unterstützen. Das wissen Ahrtaler aus Sinzig und Mayschoss. Viele Ahrtaler, denen sie helfen konnte sind heute gute Freunde geworden. Sie wissen: Auf Monika Waterkamp kann man sich verlassen.

Auf das dein Weg weiterhin viele Menschen im Ahrtal ihre Herzen höher schlagen lassen kann, denn Hilfe wird hier und da immer noch gebraucht. Ich hoffe, dass dieser Podcast ein wenig Unterstützung bietet, wieder mehr Aufmerksamkeit für dein TUN gibt. Denn Ahrtal braucht immer noch Hilfe!

 

Glück auf aus dem Ruhrgebiet

 

Kontakt zu Monika Waterkamp: 017646029077

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Palette Getränkekisten im Baum in Sinzig - Foto: André Brune

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Andreas Maertz | Facebook

Sauerland:

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Eifel:

Hochwasserhilfe für den Großraum Eifel | Facebook

Sendungen über das Ahrtal:

ARD: Ahrtal: Viele Menschen warten weiter auf Hilfsgelder – YouTube

SWR:  Rheinland-Pfalz gedenkt der Opfer der Flutkatastrophe | Sondersendung des SWR – YouTube

ZDF Info: Flutkatastrophe im Ahrtal: Drei Dinge, die wir lernen müssen | Kontext – YouTube

SWR:  Wie die Hochwasserkatastrophe im Ahrtal ihren Lauf nahm – YouTube

WDR:  Die Flut – Chronik eines Versagens | WDR Doku – YouTube

ZDF heute:  Ein Jahr nach der Flutkatastrophe – so hat sich Schuld im Ahrtal verändert – YouTube

ZDF heute journal:  heute journal vom 14.07.2022 Flutkatastrophe, Ahrtal, Steinmeier, Frankreich, Draghi (українською) – YouTube

SWR:  Die Flutkatastrophe an der Ahr – Fehler, Folgen und Verantwortung | SWR Zur Sache! Rheinland-Pfalz – YouTube

Welt:  AHRTAL: „Friedrich Merz hat im Ahrtal vom nächsten Mal gesprochen – Ich will kein nächstes Mal“ – YouTube

SWR:  Ein Jahr nach der Flut im Ahrtal: So läuft der Wiederaufbau – YouTube

Hessenschau:  Ein Jahr nach der Flut: Liebe im Ahrtal gefunden | hessenschau – YouTube

ZDF:  Flutkatastrophe: Feuerwehrfrau Katharina wollte Leben retten – und starb dabei – YouTube

ARTE:  Die Nacht, als die Flut kam – Protokoll einer Klimakatastrophe | Doku HD | ARTE – YouTube

 

Podcast I UKRAINEBILD #4 I Unterkunftgeberin & Behördenbegleiterin Sandra Kalläne

Unser erster Gast im Ukrainebild Podcast ist Sandra Kalläne aus Dorsten. Eine Unterkunftgeberin & Behördenbegleiterin für jeweils zwei ukrainische Flüchtlingsmütter mit Kinder.

Sie erzählt von den extrem holprigen Behördengängen und dem ganzen Drumherum von Übersetzungen bis hin zu Wartezeiten und Schwierigkeiten zum Verständnis von Formularen, die z.T. nicht in der ukrainischen Sprache waren. Wo es doch schnell gehen sollte.

Wir hinterfragen die Situation. Sandra erzählt sie. Wir schlagen Lösungen vor und hoffen, dass der Podcast gehört wird an der richtigen Stelle.

Link: https://lcdn.letscast.fm/media/podcast/9e48ffbc/episode/e1acf185.mp3?t=1657833388

Sandra Kalläne mit Natalia Lubenska und Andre Brune im Gespräch

Helfersyndrom einer ehemaligen Pflegerin

Direkt nach dem Einmarsch der russischen Streitkräfte hat Sandra Kalläne zu ihrem Mann gesagt, dass sie helfen möchte. Als ehemalige Pflegekraft lag es ihr sehr am Herzen sofort zu helfen. Die Familie Kalläne hat ein Haus und hat sich sofort mit den Behörden in Verbindung gesetzt. Alles sollte seinen geregelten Weg gehen. Sandra ist Geldspenden gegenüber skeptisch. Oft ist es problematisch und nicht einsichtig wohin die Gelder fließen. Sandra wollte sich jedoch nicht über Facebook und Co irgendwelchen willkürlichen Gruppen anschließen, sondern direkt mit den Behörden und nach Gesetzen handeln.

Natürlich dauern Amtswege länger. Die Behörden haben in solchen Zeiten nicht mehr Mitarbeiter. So schaute nach zwei Wochen jemand vorbei und inspizierte die Wohnung. Es dauerte noch eine Weile bis die Genehmigung kam, die eigentlich schon während der Hausbesichtigung hätte getätigt werden können. Da war schon eine Flut an Neuankömmlingen in Turnhallen angekommen und warteten auf Unterkunft nach ihrer Registierung.

Pädagogin brät Pommes

Sandra hat bisher zwei Ukrainerinnen jeweils mit Kindern eine Unterkunft anbieten können. Svetlana, die zweite Mutter mit Kind, bleibt vorerst dort als Untermieterin und arbeitet auch mittlerweile mit Sandra auch im Glück-Auf-Imbiss in Dorsten. Doch Svetlana ist studierte Pädagogin. Statt sofort sich um die Möglichkeit zu kümmern, wie sie als Pädagogin in der Integration eingesetzt werden könnte, arbeitet sie jetzt im Imbiss. Sie ist zufrieden mit der Arbeit. Und es ist toll, dass diese Möglichkeit ihr sofort durch Sandra und ihrem Chef angeboten wurde. Andere harren in einem Flüchtlingslager auf eine Unterkunft, Wohnung oder Helfer, die ihnen zur Seite stehen, wenn sie nicht verstehen, was die Behörden von ihnen wollen. Jeden Tag gehen auch Ukrainerinnen wieder frustriert zurück, obwohl es gefährlich werden kann.

Kritik an einigen Ecken ist in diesem Podcast zu hören und auch dafür ist der Ukrainebild Podcast gedacht

Das Behördendeutsch ist kaum richtig in ukrainisch übersetzt, wenn überhaupt. Manche Broschüren sind in Deutsch und werden einfach ausgehändigt ohne weiter zu informieren. Der deutschen Sprache nicht mächtig, werden die ukrainischen Flüchtlinge von Behörden allein stehen gelassen, weil die Arbeit natürlich immens hoch ist. Die Kritik liegt ja noch nicht mal an den einzelnen Mitarbeitern, die nicht mehr werden, sondern dass die Organisation von Oben nicht vorangetrieben wird. Das es keine Einstellungen von Fremdmitarbeitern gibt

Mehr MitarbeiterInnen, mehr übersetzte Gesetze und Informationen, die schnellere Hilfe und auch Verständnis für die kommenden Flüchtlinge wären, werden in diesem Podcast vorgeschlagen, wie es auch bei der Corona-Pandemie möglich war.

Es gibt Lösungen und sie hätten schon seit den Erfahrungen von 2015 sinnvollerweise überarbeitet und angewendet werden können. Es wird immer wieder zu einer solchen Krisensituation kommen durch den kommenden Klimawandel und Kriege in allen Teilen der Welt.

Sandra Kalläne erzählt über die Schwierigkeiten von Übersetzungen von Dokumente und Antragstellungen, die lange Bearbeitungszeiten, das nervige Schreiben mit den Behörden. Es gibt Fragen seitens vom Jobcenter, die schleierhaft sind, wenn es darum geht Flüchtlingen zu helfen. Auch hier hätte das Jobcenter bzw. die MitarbeiterInnen besser vorbereitet werden müssen.

Natalia schlägt eine Zwischenfunktion vor

Eine Brücke der Verständigung zwischen einer ukrainischen Gemeinde, Gruppe oder einem Verein. Behörden und Politiker wissen nicht, was gebraucht wird. Ansprechpartner werden so gut wie gar nicht aufgesucht. In dieser Situation sollte eine Kommunikationsbrücke zwischen den zuständigen Behörden, wie z.B. das Landes- und auch Bundesinnenministerium mit den entsprechenden Stellen von Jobcenter und Ausländerbehörden in den Städten und AnsprechpartnerInnen aus geflüchteten UkrainerInnen geben.

Es kann nicht sein, dass sich verlassen wird auf ehrenamtliche HelferInnen und UnterkunftsgeberInnen, die mit den Geflüchteten die wichtigen Unterlagen ausfüllen sollen, wo sie z.T. selbst nicht mal Ahnung von haben.

Vorschlag von Natalia, selbst eine aus der Ukraine Geflüchtete: Warum gibt es keinen Workshop, wo erklärt wird, wie die deutschen Anträge ausgefüllt werden?

Warum werden diese Dinge nicht vor Ort in Flüchtlingslagern direkt geklärt?

Warum gibt es z.B. nicht ein Callcenter, an den sich UkrainerInnen wenden können. Eine informative Internetseite ist zwar gut, aber persönliche Ansprechpartner sind einfach sinnvoller. Ein erstes Vertrauen wird dadurch aufgebaut. Menschliche freundliche Nähe nach den schrecklichen Kriegsgeschehen, die vielleicht durchgemacht wurden, um ihre Probleme klären, statt kalte Abweisung und im Hintergrund hoffen, dass sie alle schnell wieder zurück in ihr Land gehen, weil die Arbeit ach so groß ist.

Im Podcast werden diese Informationen und mehr besprochen. Allerdings können wir nur einen Anstoß geben, dass darüber nicht nur gesprochen wird, sondern auch einiges in die Wege geleitet wird, was unterstützend wird und wirkt.

Bis zum nächsten Ukrainebild Podcast und bald auch wieder mit besonderen Gästen

Glück auf wünschen

André Brune & Natalia Lubenska & unser Gast Sandra Kalläne

(Leider gab es für einige Minuten ein Mikrofonproblem inmitten des Podcasts, der mit Zoom von mir aufgenommen wurde. Technisch ging dieser nicht herauszufiltern, weil das Knistern zu nah an der Stimme lag. Diese Sequenzen sind dennoch gut zu verstehen. Für das unerwünschte technische Problem bitte ich um Verzeihung und Verständnis.)

Podcast I Lesung I Ruhrkultur – Buchtipp Jack Tengo & Norbert Heisterkamp #1

Exklusive Lesung und Besprechung der Bücher "Döppke 1" von Jack Tengo & Norbert Heisterkamp "Wenn ich morgen nicht komme, dann bin ich beim Film"

Buchtipp – Podcast mit Lesung mit meinem Co-Moderator Jack Tengo und seinem neuen Buch und Norbert Heisterkamp*

Vorgestellt werden das erste Buch einer neuen besondere Buchreihe von Erzählungen von Jack Tengo: Döppke 1 – Mein Name ist Döppke: Durch das Jahr. Ein Kleinod zwischen den vielen Neuveröffentlichungen.

Das zweite Buch, das ich vorstelle, woraus ich exklusiv einige Seiten vorlesen darf mit Genehmigung von Verlag und Autor, ist die Autobiographie von Norbert Heisterkamp „Wenn ich morgen nicht komme, dann bin ich beim Film“ vom Lau Verlag. Außerdem wird eine besonderer Song erwähnt von Anton Klopotek.

Der direkte Podcast – Link: https://ruhrpottologe-andre-brune.letscast.fm/episode/ruhrkultur-buchtipp-podcast-1-jack-tengo-norbert-heisterkamp

Jack Tengo liest aus seinem Erzählband. Seine Geschichten drehen sich um Dieter Döppke, der 40 Jahre unschuldig hinter Gittern war. In genau diesen Jahren hat sich das Ruhrgebiet komplett verändert. 

Döppke hat den Strukturwandel nicht erlebt. Er hatte keinen Freigang. Als er rauskommt ist der Bergbau Geschichte und die Kneipenkultur auch nicht mehr das, was mal war.

Taucht ein in die kurzweiligen Geschichten von Jack Tengo und seinem Dieter Döppke, den er im Traum begegnet ist. Jack musste sie aufschreiben. Die Geschichten können in jeder Stadt im Ruhrgebiet spielen, auch wenn Jack aus Werne stammt und auch Verwandtschaft hatte, die auf Zeche in Werne waren. Jack liest bei mir exklusiv die ersten Seiten aus seinem diesem ersten Buchtipp – Podcast vom Ruhrpottologe.

Jack Tengo, seines Zeichens Legastheniker und deswegen erst recht Autor und bunter Hund in der ein oder anderen Hörbuch- und Hörspielproduktion und der Ruhrpottologe André Brune beginnen eine neue Form eines Ruhrkultur-Tipps: Die Büchervorstellung aus dem Ruhrgebiet.

Ich lege Jacks Buch nicht ans Herz, weil ich Jack kenne, sondern weil er eine besondere Geschichte geschrieben hat. Es sind keine 100 Seiten. Es liest sich locker weg in einer bildhaften Sprache. Und die gewisse Prise Humor darf natürlich trotz 40 Jahre Schwedische Gardinen nicht fehlen.

Das Buch ist ein Book on Demand. Jack Tengo ist Selbstverleger. So ist ein schlichter Bucheinband und kleiner Preis ein toller Anfang für die Reise in 40 Jahre Ruhrpottgeschichte:

Döppke 1 Mein Name ist Döppke (bod.de)

Jack Tengo Mein Name ist Döppke

Wer mehr über Jack erfahren möchte, kann dies in meinem ersten Podcast mit ihm machen. Wir hatten unseren Spaß:

https://www.ruhrpottologe.de/der-vielseitige-jack-tengo-aus-werne

Buchvorstellung: Norbert Heisterkamp „Wenn ich morgen nicht komme, dann bin ich beim Film“

Norbert Heisterkamp ist ein toller Typ. Aufgewachsen im Dorf Kirchhellen bei Bottrop. Als Arbeiter, erst Schlosser, dann Schweißfacharbeiter bei der Ruhrkohle AG mit gutem Geld im Portmannaie und einen gefühlten sicheren Job anne Zeche, teilte ihm sein Vorarbeiter mit, das der neue Filmpark in Bottrop-Feldhausen noch Darsteller suchte. Der Satz des Titels war erst scherzhaft gesagt, bis er an der Ampel nicht geradeaus fuhr, sondern tatsächlich rechts abbog und sein Leben nicht 30 Jahre Schweißerarbeiten und am Ende Frührente, sondern ein Auf und Ab im Filmgeschäft bescherte. Ohne die Unterstützung seiner Frau hätte er so manche Hürden in diesem hart umkämpften Abenteuer Film nicht unbedingt geschafft. Statt nach Hause zu seiner Familie nach der Schicht zu fahren, änderte sich mit der Entscheidung rechtes abzubiegen und zum Bavaria Filmpark zu fahren. Nach dem Ende des Traumlandparks, einem großen Freizeitpark im Ruhrgebiet in Bottrop-Feldhausen, eröffnete der Bavaria Filmpark. Stuntmen, Schauspieler, Handwerker, Bühnenbildner wurden gesucht statt Bergmänner. Die Zechen starben ja schon Anfang Mitte der 1990er.

Meine Empfehlung: Das Buch von Norbert Heisterkamp

 

Ich durfte ein paar ganz wichtige Seiten aus dem Buch lesen und mache einfach nur neugierig, weil es sich lohnt, doch nochmal nachzudenken, ob Millionär werden durch Tellerwaschen klappt. Manchmal eben doch. Hartnäckig bleiben und Durststrecken im Schauspielerleben gilt es ebenso zu meistern, wie das eigene Familienleben nicht außer Acht zu lassen. Das Jonglieren von Beruf und Privatleben und der Weg vom Schweißen über Stunts zum Zwerg und anderen witzigen Situationen sind einfach lesenswert. Norbert wäre nicht Norbert Heisterkamp mit einem Willen diesen Weg doch einzuschlagen, der ihm seit Kindheit als Floh indirekt durch seinen Onkel ins Ohr gesetzt wurde. Ein guter Western mit den Stunts vom Pferd zu springen, das Schießen und Reiten dabei. Ein Traum eines jeden Jungen, so zu sein, wie die Helden der Western.

Viele humorvolle Anekdoten aus den letzten 30 Jahren vonne Zeche wech ab zum Film und wie er so in Kirchhellen als kleiner großer Junge die Gegend unsicher machte, wie Michel Lönneberga bei Astrid Lindgren, das erzählt er in seiner wunderbaren einzigartigen Autobiographie.

Einige wichtige Seiten durfte ich mit Genehmigung vom Lau Verlag und Autor lesen und sind im Podcast exklusiv zu hören.

Das Buch ist direkt beim Verlag bestellbar hier:

Lau Verlag – Wenn ich morgen nicht komme, dann bin ich beim Film (lau-verlag.de)

Eine kleine Übersicht in Wikipedia: Norbert Heisterkamp – Wikipedia

Blau und Weiss mit dem Hausmeister schunkeln

Als letztes ist noch ein besonderer Song von Hausmeister Anton Klopotek zu besprechen. Seine Fußballbegeisterung gilt Schalke 04. Natürlich ist „Blau und weiß“ entstanden zu einem Zeitpunkt, wo wirklich keiner daran geglaubt hat, dass der Arbeiterverein den direkten Aufstieg wieder schafft. 

Deswegen und weil Schalke genau wie Borussia Dortmund und der VfL Bochum wieder für prickelnde Derbys sorgen werden in dieser rotweißen Eintönigkeit der letzten 10 Jahren Meisterschaft in der 1. Liga. Niemand hat geglaubt, dass Schalke 04 sich wieder erholen kann in so kurzer Zeit. Sang und klanglos als einer der schlechtesten Mannschaften in der Ära der 1. Bundesliga abgestiegen, aber gleich wieder als die Beste wieder aufgebäumt und mit dem ersten Platz gekrönt aufgestiegen. Die Schulden erdrückten den Verein, doch die richtigen Hebel, den richtigen Trainer, die richtigen Spieler an der richtigen Stelle des Arbeitervereins haben es möglich gemacht, dass nun in der Saison 22/23 die besonderen Nachbarspiele wieder stattfinden können wie früher. So ist nicht nur die Widmung des Songs von Hausmeister Anton Klopotek wichtig, sondern auch eine wichtige Information auf dieser Blogseite.

*Alle Bücher und auch die Songvorstellung von Anton Klopoteks Blau und Weiß sind bei mir kostenlose Werbung.

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von open.spotify.com zu laden.

Inhalt laden

Übersicht der Bücher:

Jack Tengo

Döppke 1: Mein Name ist Döppke – Durch das Jahr

Paperback, 90 Seiten

ISBN-13: 9783756205745

Verlag: Books on Demand

Erscheinungsdatum: 01.06.2022

Preis: 7,99 €

EBook: ISBN-13: 9783756297979

Preis: 5,99 €

www.bod.de

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Norbert Heisterkamp

mit Kai Schmidt

Wenn ich morgen nicht komme, dann bin ich beim Film

Die Autobiographie

Olzog Edition – Lau Verlag

ISBN: 978-3-95768-233-8

Erscheinungsdatum: 23.2.2022

Klappenbroschüre, 240 Seiten

www.lau-verlag.de

Preis: 18 €

Ein Schubin und die Bergbaukultur in der Ukraine

Im Podcast haben wir den Berggeist Shubin nur kurz angesprochen. Natalia Lubenska hat einen interessanten Text über die Bergbauregion des Donbass dazu beigesteuert, den ich hier nun im Blog veröffentliche und auf den Podcast nochmal hinweisen möchte:

 UKRAINEBILD PODCAST #3 – Shubin & die drei Königinnen 

Bergbauregion Donbass

Die Ukraine besitzt mit dem Donbass eines der größten Steinkohlebecken der Welt. Das Donezker Kohlebecken ist die größte Bergbauregion der Ukraine. Sie vereinigt drei Oblaste, das ist eine Bezeichnung, wie in Deutschland „Bundesland“. Die Oblaste Donezk, Lugansk und Dnipropetrowsk werden zusammen Donbass genannt. Seit den Anfängen des „Donbass-Krieges“ 2014 befinden sich Donezk und Lugansk teilweise unter russischer Besatzung.

Die Administrative des Donezker Oblast, die Hauptstadt Donezk, hat seit 1987 mit Bochum eine Städtepartnerschaft. Beide Städte, Bochum mit Nordrhein-Westfalen und Donezk mit den Oblasten des Donbass besitzen sehr viele Ähnlichkeiten.

Die erstes Steinkohle im Donbass wurde vor 300 Jahren gefördert. Die meisten Großstädte im Donbass sind, vergleichbar wie die Städte des Ruhrgebiets in Nordrhein-Westfalen, in der Ära der Industrialisierung entstanden. Donezk ist die Stadt der Bergwerke, Kokereien, Bergehalden und mit ihnen neu entstandenen verbundenen Legenden.

Die Legende von Shubin

Eine der berühmtesten Legenden erzählt über den Berggeist mit dem Namen Shubin (ausgesprochen Schubin). Es gab auch eine spezielle Biersorte „Dobry Schubin“ (deutsch: Guter Schubin). Der Berggeist und seine Legende sind nur im Donbass bekannt.

Der Berggeist ist ein greiser Zwerg. Er lebt unter Tage. Er ist gut zu den Bergleuten, kann aber auch böse sein. Er zeigt den Bergleuten den abzubauenden Flöz mit viel Kohle oder hilft bei schwierigen Situationen, wie kommende Methanausströmungen oder Brüche des Hangenden (Bergbrüche). Geizigen Bergwerksbesitzern oder Bergleuten, die ihm kein Wasser geben, bestraft er kurzerhand, indem er nicht warnt, wenn das Hangende auf den Kopf zu fallen droht.

Bergbauberuf Pelzmantelträger

Der Name „Shubin“ wird von einem alten Bergbauberuf abgeleitet und heißt wörtlich übersetzt: Pelzmantelträger. Schuba ist auf Deutsch ein Pelzmantel. Im Bergbau war es ursprünglich ein besonderer gefährlicher Beruf. Heute ist er vergleichbar mit dem modernen Wort „Wettermann“.

Aufgabe eines Schubins

Die Aufgabe eines Schubins war es, das Grubengas zu entdecken. Er ging mit einer brennenden Kerze zu den alten Strecken, um kleine Explosionen zu provozieren. Diese gefährliche Maßnahme konnte verhindern, dass sich das Gas ansammelt und ein großer Grubenbrand entsteht, wo viele Bergleute dann ihr Leben gelassen hätten. Aber ein Schubin war immer dem Tode nahe bei der Aktion eine brennende Kerze in den Schacht zu halten. Zum Schutz drohender Brände, in denen ein Schubin hätte verbrannt werden können, trug er einen dicken Pelzmantel aus Schafsfell. Das Fell wurde mit Wasser durchtränkt und im Inneren des Mantels getragen, damit der Pelzmantel nicht brennt und der Schubin starke Verbrennungen überstehen konnte.

Tormozok – Kurze Bremse

Im Donbass, sowie im Ruhrgebiet, gibt es eine eigene Bergbausprache. Ein Beispiel: Eine Mahlzeit zum Mitnehmen heißt auf Ukrainisch „Tormozok“, auf Deutsch übersetzt „kleine Bremse“. Das bedeutet die Bergleute haben etwas Essen unter Tage mitgenommen, um auf eine kleine Bremse zu treten, dass heißt eine kurze Pause einzulegen, um wieder zu Kräften zu kommen. So etwas, wie „Knifte“ im Ruhrgebietsdialekt.

Heilige Barbara – Schutzpatronin der ukrainischen Bergleute

Für die ukrainischen Bergleute steht die Heilige Barbara ebenso als Schutzpatronin der Bergleute zur Seite, wie in Deutschland, Polen oder Frankreich auch.

Text: Natalia Lubenska 

Auswandern nach Polen?

Auswandern nach Polen?

Deutschland verlassen im Jahr ca 8000 Menschen in Richtung Polen.

Was macht Polen lebenswert?

Noch sind die Lebenshaltungs- und Energiekosten in der Republik Polen günstiger als in Deutschland. Dennoch kämpft das Land, das den Euro nicht eingeführt hat auch mit einer Inflation von z.Zt. 8,87 %.

Die Gehälter gegenüber deutschen Löhnen fallen geringer aus. Allerdings ist es trotzdem möglich auf dem Land und in Kleinstädten Wohnungen zu finden, die umgerechnet zwischen 300 und 500 € liegen. In Großstädten sind die Preise etwa doppelt so hoch. Am Ortsrand von einer Stadt, wie Poznan, können die Mieten halb so hoch sein, als im Kernbereich. Auch die wirtschaftliche Region spielt eine Rolle. Der Südosten Polens hat weniger Industrie als der Warschauer Raum oder Oberschlesien. Dort sind entsprechend die Mieten ebenfalls geringer. Miete zahlen ist jedoch in Polen eher unüblich. Meist wird gekauft und der Kredit abgezahlt.

Früher wanderten Polen eher nach Deutschland aus

Polen sucht genau, wie alle anderen europäischen Länder nach Fachkräften. Allerdings gibt es einen großen Unterschied zu Deutschland, wo Zertifikate und Lernen über Jahre eine Fachkraft ausmacht: In Polen werden neue Mitarbeiter langsam eingearbeitet. Es ist lockerer, aber auch gleichzeitig wird es gern gesehen, wenn Zertifikate und langjährige Erfahrung mitgebracht werden.

Romantik an der Mole von Międzyzdroje – Foto: André Brune

Neben der Baubranche, die in Polen einen riesigen Boom erlebt, vom Straßenbau bis zum Wohnungsbau, ist die starke Digitalisierung stark vom Personalmangel betroffen. Klassische Industriezweige drohen ebenfalls zusammenzubrechen, wenn keine neuen Fachkräfte dazukommen.

Deutsche Fachkräfte sind durch ihre Zertifikate gern gesehen und erhalten auch deswegen so manchen Vorzug.

Wichtig ist die Qualität der Bewerbung. Die üblichen Unterlagen, wie das Anschreiben, der Lebenslauf, Zerfikate und Diplome sollten hochwertig aussehen, wenn es nicht eine einfache Bewerbung per Email ist, die in Polen mittlerweile eher üblich ist.

Englisch als Zweitsprache und der polnischen Landessprache mächtig sollten Bewerber internationaler Konzerne sein. Das wird bei Bewerbern sehr hoch angerechnet und der Einstieg in ein neues Leben in einem neuen Land mit viel Natur, netten Menschen und herrlicher Natur steht nichts mehr im Wege.

Bewerbungsunterlagen oder berufliche Zertifikate, dazugehörende amtliche Formulare, die für eine Auswanderung nach Polen oder umgekehrt nach Deutschland wichtig sind, übersetzt meine Frau, Ewa Brune mit ihrem Sprachenservice.*

Natürlich bewerbe ich sie hiermit. Aber sie unterstützt mich auch in meinem Blog und mit dem Ukrainebild Podcast. So möchte ich sie ein wenig hiermit unterstützen. Aber auch gleichzeitig sinnvoll informieren. Denn wer denkt, dass jemand nach Polen auswandern würde?

Nun das gemeinsame Projekt „Bigoskraut“ möchte auch dies für Deutsche aufklären. Ein erster Schritt ist getan.

Kann ja sein, dass wer gerade jetzt diese Zeile liest und die ein oder anderen Bilder, die hier noch folgen werden, Lust bekommen sollte auszuwandern und vielleicht Unterlagen ins Polnische übersetzt haben zu müsste, was früher eher umgekehrt war, dann einfach melden: https://brune-sprachenservice.de

Die Polen jedenfalls sind sehr gastfreundlich und begrüßen einen mit einem herzlichen Czecz! Das wird so ausgesprochen: Scheschtsch. Ganz anders als unser „Hallo“, das ursprünglich aus dem englischen „Hello“ kommt und nur eine Begrüßungsformel für das Telefonieren war, statt den eigenen Namen zu nennen.

(*unbezahlte Werbung)

Podcast I UKRAINEBILD #3 – Shubin & die drei Königinnen

Geschichten über den Berggeist Shubin, die Stachanow-Bewegung, Clara Zetkin und den Maler Wasnezow mit seinen drei Königinnen des unterirdischen Königreichs

Diesmal gibt es einige liebevolle Geschichten von einem unterschätzten Gebiet im Osten Europas.

Der direkte Podcast-Link: UKRAINEBILD PODCAST #3 – Shubin & die drei Königinnen

Wer kennt den Berggeist Shubin?

Er ist ein besonderes Symbol von Donezk.

Wer war Stachanow? Und warum gibt es zwei Bilder von einem Motiv?

Natalia Lubenska erklärt mir und dem Hörpublikum Mysthisches, Reales und Besonderes über die Urkaine.

Wer mehr über folgende Themen erfahren möchte:

Quiz: Welches Symbol ist für Donezk auch wichtig?

Ihr Cousin ist Alpinist und hat ein besonderes Symbol auf die höchsten Berge der Welt gebracht: Eine Palme.

Wer ist Stachanow?

Alexei Grigorjewitsch Stachanow, in Lugowaja bei Orjol geboren und in Tores 1977 bei Donezk verarmt und einsam gestorben war ein Bergmann, der den Abbau mit einem Bohrhammer so verfeinert hat, dass er mehr als 13 Mal mehr abgebaut Kohle abgebaut hatte als üblich. Sein Arbeitsplatz wurde natürlich gut vorbereitet am 31.8.1935 in der Zeche Irmino in der Oblast Lugansk, um diese Arbeitssteigerung zu schaffen als Vorbild für alle anderen.

Er bekam 1970 einen Orden als „Held der sozialistischen Arbeit“, doch das hinderte ihn nicht daran den Alkohol zu frönen.

Die Stachanow-Bewegung wurde durch seine Leistungen als Kampagne für mehr Arbeitsleistung initiert, um die Wirtschaft innerhalb des Riesenstaats anzukurbeln.

Alexei Grigorjewitsch Stachanow – Wikipedia

Stachanow-Bewegung – Wikipedia

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Frauentag ist ein besonderer Tag in der Ukraine

Clara Zetkin, Abgeordnete in der Weimarer Zeit für die KPD wollte den Frauen mehr Aufmerksamkeit geben. Im ersten Weltkrieg haben Frauen viele Arbeiten von Männern übernommen, während Väter, Söhne, Brüder und Ehemänner an der Front kämpften. Nach dem Krieg wurde ihnen nicht der gebührende Respekt gegeben. Clara Zetkin hat den Frauen einen Gedenktag mit besonderer Würdigung einführen wollen.

Clara Zetkin war eine besondere und die erste Reichstagsabgeordnete im Parlament des neu gegründeten Reichstags in der Weimarer Republik, Alterspräsidentin und 1933 ins Exil in die Sowjetunion gegangene erste Kritikerin des Stalinistischen sogenannten Sozialfaschismus mit Personenkult.

Clara Zetkin – Wikipedia

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Bergbauwörter

Bergbauwörter stammen aus der Deutschen Sprache, wie Schacht, was im Fußballverein Schachtjor Donezk zu lesen ist. Die Strecke ist Streck. Deutsche Bergleute können mit ukrainischen Bergleuten ohne Probleme zusammen arbeiten oder sich gegenseitig mit Fachbegriffen aus dem Bergbau zuwerfen. Die Fachbegriffe in der ukrainischen Sprache sind aus dem Deutschen Fachbuch.

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Berggeist Schubin

Wer dem Berggeist nicht freundlich gesinnt ist, wenn er einem Bergmann nach Wasser fragt, dem droht das Hangende auf dem Kopf zu fallen.

Shubin – Geist, der in Donbass Mines lebt (folkpublication.com)

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Der Maler mit dem fliegendem Teppich im Industriezeitalter

1879 erschuf Wiktor Michailowitsch Wasnezow zwei unterschiedliche Bilder für zwei verschiedene Mäzene. Der eine Russe, der andere Ukrainer.

Die drei Königinnen des unterirdischen Königreichs:

 Auf beiden sind „Die drei Königinnen des unterirdischen Königreichs“ Gold, Kupfer und Kohle zu sehen. Während Frau Kohle schüchtern reinblickt, ist Frau Gold die Erhabene, die über alles zu stehen scheint. Frau Kupfer guckt eher neidisch auf Frau Kohle. Auf dem für den russischen Mäzen gemalten Bild ist ein Mann mit Schwert zu sehen, der Frau Kohle zu entführen droht. Auf dem ukrainischen Bild ist es ein Loch, in dem ein Seil hängt. Sie blickt schüchtern in ein Loch, in dem ein Seil hinabfällt. Alles spielt sich ein einer offenen Höhle ab, weil Mineralien schließlich in der Erde zu finden sind. KIeine Fledermäuse scheinen ironisch in dem Bild zu wirken.

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Fliegender Teppich statt Eiserne Lok:

https://de.wikipedia.org/wiki/Wiktor_Michailowitsch_Wasnezow#/media/Datei:Vasnetsov_samolet.jpg

Der Maler: Wiktor Michailowitsch Wasnezow – Wikipedia

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Gesponsort:

André Brune – WellnessMobil : https://forever-rabattshop.de

Brune Sprachenservice : https://brune-sprachenservice.de

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Sponsorengelder gehen zu 80 % als Spende zur „Gesellschaft Bochum-Donezk e.V.“ für Hilfstransporte in die Ukraine. 

20% sind für die laufenden Kosten eines Podcasts und die Technik.

Fragen an: André Brune – 01633912257 oder Email: ruhrpottologe@gmail.com

Podcast I +Fotos I Der Ruhrpottologe wird blind im Stockfinster von Thorsten Haneke

Im Gespräch mit dem Ideengeber und Inhaber von Stockfinster Thorsten Haneke und dem Guide Jan Patrick Wilhelm

Stockfinster zeigt Sehenden die Welt der Sehbehinderten

Blind kam ich nicht zur Welt. Auch Jan Patrick Wilhelm kam nicht blind zur Welt. Jan ist mit 2%iger Sehkraft auf dem rechten Auge die rechte Hand vom Initiator des „Stockfinster“ und einer der Guides, der durch die stockfinsteren Räumlichkeiten führt. Dabei wird das erfühlen, riechen und erleben „sichtbar“ gemacht für Sehende. Ein Verstehen für Blinde und ihr Leben und die Art und Weise, wie „Blind“ im Alltag gelebt wird.

Eingangsschild Stockfinster

Über ihn kam ich zum Kontakt mit diesem besonderen Unternehmen, das Thorsten Haneke aufgebaut hat: Stockfinster.

Thorsten Hanekes Idee

Ein Ruhrpottler durch und durch. Geboren in Bochum, aufgewachsen in Herne und heute in Hattingen wohnend, entdeckte in München mit seiner damaligen Partnerin ein „Dunkelrestaurant“, das „Finster“.

Der Treppenaufgang zum Stockfinster

Schon war die Idee geboren ein besseres Restaurantkonzept ins Ruhrgebiet zu bringen. Seit 2007 ist das Dunkelrestaurant „Finster“ ein sehr erfolgreiches Restaurant in Essen. Durch das Restaurant mit der gelebten Inklusion Blinde bzw. Sehbehinderte als Koch und Kellner einzustellen, ist er auf eine weitere Idee gekommen.

Thorsten Haneke rechts und Jan Patrick Wilhelm links

Thorsten Haneke ist mit seinen 54 Jahren kein Mensch, der die Füße hochlegt und sich auf seinen Lorbeeren ausruht. Neben dem Dunkelrestaurant führte er von 2015 bis 2020 auch die Gastronomie im Schloss Borbeck. Thorsten ist sehr vielseitig. Kaum einer weiß, dass er früher mal Tanzmusik als DJ unter anderem beim Ballermann aufgelegt hat. Thorsten ist mittlerweile weg von der Musikbranche hin zu einem besonderen Beruf geschwenkt: Bauingenieur. Er kennt sich also bestens aus mit dem Umbaumaßnahmen und rechtlichen Dingen eines alten Betriebsgebäudes zum „Stockfinster“. Sein Bedürfnis ist es, die Erfahrungen aus dem Restaurant heraus in Bewegung zu bringen, um für ein noch besseres Verständnis für Menschen mit Behinderung zu vermitteln.

Durch das Dunkelrestaurant hat Thorsten schon Kontakte in die Community der Blinden gehabt, die eng miteinander verbunden sind. Jan Patrick Wilhelm ist einer davon. 1993 geboren hat er in seiner Jugend plötzlich seine Sehkraft durch eine Infektion bis auf 2% auf dem rechten Auge verloren.

Ratlose Ärzte

„Sie sehen nichts, wir leider auch nicht“, war ein zynischer Spruch eines Arztes, den Jan zu hören bekam. Die Ärzte waren ratlos und fanden die Gründe nicht nur raus, sondern sie konnten ihm auch nicht helfen. Jan musste sein Leben neu starten.

Der Eingang zum Stockfinster

Jeder kann Blind werden

Jan erzählt über seine starke Sehbehinderung durch eine über Nacht gekommene Infektion als Kind. Kein Arzt konnte erklären, woher die mysteriöse Infektion gekommen war und warum und wie er sehbedindert wurde. Es waren einfache Erkältungssymptome, die auftauchten. Am Ende rieten die Ärzte ihm zu einer Blindenschule zu gehen und sein Leben neu zu justieren.

Der lange Tisch für Schulklassen

Das heißt nicht, dass Blinde nichts machen können. Denn Jan ist zuständig für die Bearbeitung von Internet und Social Media Kanäle und ist der perfekte Guide für „Stockfinster“. Er ist schon im Vorfeld der Eröffnung eine große Hilfe für Thorsten Hanekes Idee.

Viele reden über Inklusion, machen jedoch wenig

Jan Patrick Wilhelm wollte bei „Stockfinster“ sofort dabei sein.

„Viele reden über Inklusion, aber wenig wird gemacht“, sagte er im Interview. In seinen „Augen“ findet die Sensibilität für die Inklusion sehr selten statt. Um mehr Verständnis für Blinde zu bekommen, hat Jan auch den Youtube-Kanal „BlindeTube“ gegründet, wo er u.a. mit anderen Sehbehinderten über „Blinde Situationen“ oder „Gott und die Welt“ plaudert.

Ausstattung im Eingangsbereich

Sie konnten ihm nicht helfen. Sie wußten nicht, woher die Erkrankung kam.

„Herr Wilhelm, Sie sehen nichts. Wir leider auch nicht“, sagte ein behandelnder Arzt.

 Es war eine mysteriöse Infektion. Jan war einfach ganz plötzlich Blind. Es kann also jeden treffen.

Ehre des Arbeit

Tunnelblick

Vor meinem Besuch war mir nicht klar, dass es verschiedene Sorten „Blindheit“ und eine Einteilung von Sehbehinderung gibt. Der Tunnelblick ist Vielen bekannt, aber nicht wie er wirklich zustande kommt. Jan erklärt es im Podcast.

Die Arbeit eines Blinden

Strukturiertes Arbeiten ist wichtig bei Sehbehinderten. Ein Messer darf nicht woanders liegen, wenn gekocht wird. Das Anbrennen von Essen kann  schon zu einem Chaos in der Küche führen kann.

Ruhrpott im Stockfinster

Kai Pflaume im Dunkelrestaurant

Für eine Aufnahme von 6 Minuten mit dem Moderator Kai Pflaume arbeiteten 10 Leute von morgens bis abends. Hinterher konnte man nicht mal mehr die aufgeschnittenen Schränke und Wände sehen. Alles wunderbar verputzt und wieder hergerichtet.

Stockfinster sehen

1,2 Mio Blinde bzw. Sehbehinderte mit sehr geringer Sehkraft leben allein in Deutschland. Weltweit gibt es tatsächlich 1,1 Milliarden Menschen mit eingeschränkter Sehkraft bis Blindheit. In ärmeren Regionen der Welt, wie in Afrika, ist die rechtzeitige Versorgung mit entsprechenden medizinischen Möglichkeiten und Brillen stark beeinträchtigt. Die Statistik für Deutschland und auch weltweit wird wahrscheinlich auch höher sein.

Finde die Spinne Kasten

Gemütlich in einem Kinosessel fläzend wird im ersten leicht verdunkelten Eingangsraum vom „Stockfinster“ die Begehung, das Nutzen des Blindenstabs und  Beachten des Gehens im Dunkeln erklärt. Jan und die anderen Guides bereiten so die Besucher*innen auf ihre „Blindheit“ vor.

Dann gehen alle hinter dem Guide langsam in den ersten Raum, um einzelne Buchstaben zu ertasten. In jedem Raum sind verschiedene Experimente, die das Fühlen und Hören stärker beanspruchen und die Sinne schärfen. 

Auch eine Straße wird gelernt zu übertreten in 15 Sekunden. Einen Korb mit einem Basketball werfen oder im Ruhrpottraum besondere andere Dinge fühlen.

Am Ende erwartet den Besucher eine Bar bzw. das Dunkelcafé, in dem mit Bargeld die Bestellung eines Essener Stauders möglich ist. Wer dann noch Fragen an den Guide hat, können diese nun ergiebig gestellt werden.

Im Podcast ist eine kleine Begehung. Dieser ist zwar mit den Interviews über zwei Stunden lang geworden, aber Thorsten Haneke und der Guide Jan Patrick Wilhelm sollten sich vorstellen dürfen und die Idee von Stockfinster dem Zuhörer näher bringen.

Aus meinen Erfahrungen, die ich im Stockfinster als Sehender gemacht habe, kann ich nur den Hut ziehen. Diese ganz besondere Einrichtung von Thorsten Haneke. „Stockfinster“ gehört für mich nicht nur zu einem einfachen Erlebnis Blindheit kennenzulernen, sondern zu einem einmaligen Verständnis Inklusion besser verstehen zu können auf allen Ebenen.

Der Spieletisch

Der Podcast mit den Interviews von Thorsten Haneke und Jan Patrick Wilhelm können nur einen kleinen Teil klären. „Blindes Leben“ erspüren und erfahren ist im „Stockfinster“ nun möglich geworden.

Bilder oder Buchstaben erfühlen erfordert neben Geduld auch Übung. Ich brauchte sehr lange um manche Dinge erfühlt bildlich vorzustellen. Oft konnte ich nur raten, weil mein Gehirn mir anderes vorgegaukelt hat.

Bergbauutensilien was der Sehende sieht

Inklusion erleben

Eine Kamera kann und darf diese Empfindungen nicht hergeben. Ein Podcast zum Hören, ist ein besseres Medium. Aber es selbst zu erleben ist die beste Methode „Stockfinster“ zu erleben. Anschließend können die Erlebnisse der Empfindungen mit anderen im Ausgangsbereich des „Dunkelcafés“ mit Anderen geteilt werden.

Für mich ist das „Stockfinster“ von Thorsten Haneke schon jetzt eine besondere Institution für ein besseres Verständnis Blind zu sein. Er verdient ein Bundesverdienstkreuz für die erlebte Inklusion, von der so viel geredet wird, aber in Wirklichkeit, gerade im Bereich vieler namhafter Firmen, kaum durchgeführt wird. Wobei die Gründe nicht klar sind.

Win-Win Situation

So kann „Stockfinster“ auch aufklärend sein für die Personalabteilungen, die Inklusion bisher eher ablehnend gegenüber stehen. Blinde können Dinge anders sehen, als Sehende sich das vorstellen. Das kann für viele Seiten sogar eine Win-Win-Situation sein.

Schulen und Vereine, sowie Interessierte aus allen Teilen Deutschlands, können das Blindsein entdecken und erfühlen. Es kann ein Gespür entwickelt werden, wie Blinde sich durch das Leben tasten und auf einem selbst bezogen bewußter das Leben zu nehmen.

Geduldig sein, das ist vor allem das Erleben von Blindsein. Für mich war das Fixieren und Konzentrieren meiner Wahrnehmung beim Fühlen und Hören im „Stockfinster“ plötzlich anders wahrgenommen. Blindsein bzw. Blindwerden lässt die Sinnesorgane verändern.

Außerhalb der dunklen Räume ist ein Wartebereich, bevor es ins „Stockfinster“ geht. Ein meterlanger Tisch lädt zum Spielen ein, ist aber auch für Schulklassen gedacht. An der Wand ist ein „Fühlkasten“ mit dem Hinweis „Finde die Spinne“. Ein lustiges „Fühlspiel“, das sich lohnt.

Mein Fazit:

Stockfinster wird ein neues Verständnis bieten für gelebte Inklusion. „Stockfinster“ ist ein Muss es zu besuchen mitten im Ruhrgebiet in Essen.

Respekt für diese Idee und viel Erfolg wünscht der Ruhrpottologe André Brune

Weitere Informationen und Links:

Internet: https://stockfinster.de

Facebook: (20+) Stockfinster – Lichtlose Interaktion | Facebook

Instagram: Stockfinster (@stock_finster) • Instagram-Fotos und -Videos

Email: info@stockfinster.de

Adresse:

Stockfinster

Münchener Str. 65

45145 Essen

WhatsApp: 01631429680

Telefon: 020179885558

Fax: 020179885575

Das Dunkelrestaurant:

Finster

Steinhauser Str. 26

45147 Essen

Reservierungen:

Tel: 02014519567

Internet: Restaurant FINSTER – SINNreich essen (finster-essen.de)

Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e.V.:

Startseite – Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e.V. (dbsv.org)

Landesvereine:

Landesvereine – Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e.V. (dbsv.org)