Montag, 16.6.25 & Dienstag, 17.6.25:
Der letzte Tag und die Rückreise brechen an. Am Montag gibt es nur noch zwei ehrenvolle Pflichtveranstaltungen, bevor wir am Dienstag die Rückreise antreten: Zum einen ein Vorschlag der Zusammenarbeit zur Verbesserung der Qualifikation der Fachkräfte in der Einrichtung Drin für körperlich und geistig eingeschränkte Menschen und das abschließende Abendessen mit Mirsada Hodzic von der Einrichtung Radosti Druzenjia in Bihac. Und dann die lustige Rückreise mit einem Handicap.
Montag, 16.6.25
Das letzte Frühstück im Café Central nahmen wir genüßlich ein, denn es sollten noch vier Stunden Fahrt vor uns liegen.

Doch vorher ging es zum Gespräch mit Ismar Halilovic, dem neuen Leiter der Einrichtung Drin für körperlich und geistig eingeschränkte Menschen.
Er lud uns vor der Abreise ein und wollte sich für die Unterstützung persönlich bedanken, die wir durch einen videotechnischen Spendenaufruf nach der plötzlichen Überschwemmung durch Starkregen schnell in die Wege geleitet haben. Über 10000 € sind auch zusammen gekommen im November 2024 und sofort verwendet worden für die Sanierung, neue Heizung und Möbelstücke. Das Video animierte auch andere Vereine mitzuspenden. Da bin schon stolz drauf, dass meine Zusammenstellung mit dem Video so gut funktioniert hat. Es hat dadurch mehr Hilfe gegeben als gedacht.
(Video folgt)

Über den Besuch und Rundgang mit der Sichtung der Schäden und Reparaturen in der Einrichtung Drin berichtete ich am Tag 3.

Für diese Spendenaktion bekam der Verein vom neuen Leiter der Einrichtung eine Urkunde der höchsten Dankbarkeit.

Ismar Halilovic empfing uns herzlich, reichte jedem die Hand. Zijada Suzuka, die in Drin Sozialarbeiterin ist, dolmetschte für uns.
Es war ihm eine persönliche Ehre allen für die Unterstützung die Hand reichen zu können. In einem Facebook-Beitrag würdigt er noch einmal den Verein:
https://www.facebook.com/share/p/15nA9GBSPT/
Internetseite von Drin:

Er erklärte uns, wie die Zukunft aussieht von Drin. Die alten Gebäude aus den 1970er Jahren, die längst nicht dem heutigen Standard entsprechen, werden nach der Eröffnung des noch nicht ganz fertiggestellten Nachbarhauses, auch durch ein neues Gebäude ersetzt werden werden.
In Drin wird dann die Abteilung für Kinder verlegt werden in einen anderen bosnischen Ort, wo sich ein Haus auf die Betreuung spezialisieren wird. Drin wird die Zentrale in Bosnien-Herzegowina für körperlich und geistig eingeschränkte erwachsene Menschen.

Die Fachkräfte vor Ort jedoch kommen meist aus anderen Berufen, sind nicht immer qualifiziert für die Arbeit mit den Menschen, aber sie machen alles für sie, wie es möglich ist.
Herbert Schröer hatte letztes Jahr schon seine Vision einer Unterstützung für eine Zusammenarbeit dargestellt. Aber er ist auf taube Ohren beim Vorgänger gekommen, der sehr vorsichtig agieren wollte. Die Vision ist es anzubieten für einige Tage qualifizierte Fachkräfte aus Deutschland nach Drin zu bringen, die in Seminaren Tipps und Möglichkeiten der Betreuung mit einfachen Methoden zu erklären und zeigen, die in Deutschland erfolgreich angewendet werden.

Der Geschäftsführer war sehr offen für dieses Angebot und würde sich freuen, wenn das in dieser Richtung auch funktionieren wird. Der Verein Aktion Leben und Lernen in Bosnien würde seinem Namen dann alle Ehre machen. Ein kleiner Verein, der die Vision trägt zu einer der größten Einrichtung in Bosnien-Herzegowina würde im kleinen Rahmen eine Unterstützung bieten und würde schließlich allen Beteiligten sinnvoll zu Gute kommen. Nicht nur die Betreuungskräfte würden davon profitieren, sondern erst recht die Bewohner und Bewohnerinnen.
Kunstaustausch der Werkstätten
Beim Verabschieden traf ich noch auf die Betreuerin der Kunstwerkstatt von Menschen mit Einschränkungen. Ich trug ihr meine Vision vor eine Kunstaustausch zu machen mit der Kunstwerkstatt Rheinbaben aus Bottrop, die ich vor drei Jahren gepodcastet habe. Auch dort machen Menschen mit Einschränkungen tolle Kunst, die sogar schon im örtlichen Kunstmuseum Quadrat bei der ein oder anderen Jahresausstellung hängen konnten. Sie sind auf jeden Fall dabei, um mir Bilder mitzugeben nächstes Mal. Dieses Jahr wäre die Organisation zu knapp geworden.
So kann in vorheriger Absprache auch Kunst von und nach Bosnien-Herzegowina integriert werden durch diese Verbindung, was mit Sicherheit sehr interessant werden kann. Lebendige Völkerverständigung ist das. Ich bin gespannt, was sich im nächsten Jahr daraus entwickeln wird. Dafür strecke ch schon die Fühler aus in meiner Geburtsstadt und über die Stadtgrenze hinaus.
Wasserfälle und Mokka in Jajce
Dann fuhren wir zurück nach Bihac zur Radosti Druzenjia Einrichtung zu einem letzten „Abendmahl“ und letzten Nacht im Haus.
Unterwegs machten wir nochmal eine Pause, um uns den schönen Wasserfall im Ort und ein wenig die historische Kulisse von Jajces Altstadt bei einem bosnischen Mokka, einer Waffel und Eisbecher zu genießen. Das Eisafé Korzo in der Fußgängerzone war wirklich ein leckerer Ort zum Verweilen. Diesmal verfuhren wir uns nicht.
Slastičarna Korzo


Das „letzte“ Abendmahl mit allen
Am Abend gab es noch einmal ein Zusammentreffen mit allen Beteiligten, großer bosnischer Fleischplatte in einem der besten Restaurants in Bihac. Es gab noch einmal Gespräche über zukünftige Möglichkeiten vor Ort in Bihac bei Mirsada Hodzic zu unterstützen.
https://hotel-paviljon.bosnia-herzegovina.info/de/

Der Regenvorfall
Der Abend schloss mit einem Platzregen, der nicht aufzuhören schien. Ich fragte nach einem Schirm. Aber im Restaurant gab es keinen. Von uns hatte niemand mit so einem starken Regen gerechnet. Ich nahm einfach mutig die Beine in die Hand, um alle mit dem Van abholen zu können.

Ich konnte nicht nach oben sehen, war schon sozusagen geduscht, bog in die Straße ein und lief so schnell ich konnte, kam aber irgendwie nicht an. Ich konnte im Handy Google Maps nicht aufrufen, sonst wäre es sofort nass geworden, und wahrscheinlich kaputt gegangen. Dann kam ich plötzlich an eine Flussbrücke. Ich wußte nun, dass ich zu weit gelaufen war. Nass war ich eh schon bis auf die Haut. Der Regen hatte nachgelassen. Endlich konnte ich nachprüfen, wo ich war.

Ich war wirklich eine Straße zu früh abgebogen. Ich konnte ja nichts sehen vor Regen. Es gab keine andere Möglichkeit, ich musste noch ca 15 Minuten zusätzlich zurück laufen, um zur Einrichtung zu kommen. Alle kamen trocken zurück, trotz der Wartezeit. Meine Sachen trockneten nicht mehr über Nacht und lagen hinten im Van bei der Rückreise. Ich hatte nur noch eine Hose, als wenn ich es geahnt hätte… Eine Wäscheleine wäre gut gewesen zwischen den Wänden des Vans…

Dienstag, 17.6., die Rückreise
Die Rückreise dauerte gefühlt ewig. Obwohl wir zu viert waren und uns alle zwei Stunden abwechselten, schien der Endpunkt immer weiter zu sein.
Erstmal dauerte es an der Grenze wieder länger, mehr als eine Stunde. Der Medienkompetenzkurs vom Berufskolleg Bottrop hatte uns in der Zwischenzeit dort überholt, obwohl sie vorher noch letzte Videos und Interviews geführt hatten als wir losfuhren.
Trotz des leer gewogenen Anhängers wollten die bosnischen und auch kroatischen Grenzer nochmal reinschauen. Übrigens auch die deutschen Grenzer. Denn ja, wir wurden angehalten. Als wenn wir Flüchtlinge hinten im Anhänger transportieren würden. Der fragende Grenzer war ja nett, der zweite dahinter hielt locker sein Maschinengwehr um die Schulter.
Aber mal ganz ehrlich: Diese Grenzkontrollen sind eine reine Farce im Zuge des Schengener Abkommens. Die Politik sollte sich für diese Maßnahme schämen, eben genau in das Narrativ der Rechten zu handeln. Die LKWs wurden da an der österreichischen Grenze stark kontrolliert. Was soll das? Hab mich gefühlt, wie früher an den Grenzen. Kotzt mich an das Ganze Politikum!
Es kostet dem Steuerzahler nur viel mehr Geld, ist ineffektiv, verstößt gegen EU-Gesetze, schadet der Wirtschaft und bringt so gut wie nichts. Muss das einfach loswerden zwischen den Zeilen. Die sollen mal besser gegen die Schlepperbanden vorgehen. Die nehmen die Flüchtlinge eher aus, die einfach ein neues Leben in der Fremde beginnen wollen ohne Krieg und Hunger, ohne Folter und Vertreibung. Dazu habe ich ja auch einen bewegenden Podcast mit dem gebürtigen Syrer Obama Aljabr gemacht. Ich kann also nachempfinden, was Flucht bedeutet.
Und auch die Bosnier wissen bestimmt, wovon ich hier schreibe. Sie haben das auch schon erlebt und damals war es in Deutschland das gleiche. Erst wurde mit offenen Armen empfangen. Dann hieß es nach ein paar Monaten: Das Boot ist voll. Aber geschadet hat es niemanden. Das Boot ist nicht gekentert. Im Gegenteil viele die geblieben sind, haben Arbeit und eine Familie gegründet oder sind neu gestartet, leben hier glücklich, haben eine neue Heimat gefunden. Und ja: Alle zahlen ins Sozialsystem ein und haben Arbeit. Ausnahmen bestätigen die Regel. Bosnier sind nicht wenige im Ruhrgebiet. Das ist mir erst bewusst geworden, als ich mit dem Verein ins Gespräch gekommen bin. Zurück zur Fahrt:
Die Rückreise und der platte Reifen
Wettertechnisch war letztes Jahr auf dem Rückweg viel Regen. Dieses Mal aber begleitete uns die schöne Sonne. Als sie unterging, waren wir satt und hatten einen Platten zu beklagen.

Wir sind hinter der Grenze einer empfehlenswerten Küche gefolgt. Denn wir wollten dieses Mal die Nacht nicht mit leeren Magen durchfahren.
Michael suchte uns das besondere Restaurant aus und fuhr uns hin. Das Problem war wohl die schlechte Infrastruktur für unsere Navigationssysteme im ach so gut ausgebauten Bayern mit herrlichen glatten asphaltierten Straßen und ein Gebüsch, das den Straßennamen unglücklicherweise verdeckte, so dass wir wohl einmal Mal dran vorbei gefahren waren ohne es zu merken.

Also wir beim zweiten Mal vorbeikamen nach einer Runde nah am Bayrischen Wald sah Helmut im Augenwinkel das vom Gebüschverdeckte Straßenschild. An der nächsten Kurve musste gedreht werden. Auf dem Rückweg zur Straße jedoch gab es einen lauten Knall. Wir machten uns keine Gedanken darüber.

Essenstechnisch hatten wir uns auf die in Google abgebildeten Speisen gefreut. Aber wie es so ist, an dem Tag war kein Schnitzel, geschweige denn Salat da. Es gab nur Pizza einmal heiß in der Ping gemacht. Ausgerechnet Michael ist kein Fan davon. Es gab großes Lachen vor der Ernüchterung mit dem Reifen.

Der ganze Essraum war ein Bayern München Fanraum. Der witzige nette Wirt mit dem wunderschönen Bayrischem Akzent wollte uns sofort den Fernseher anmachen, damit wir noch den Rest von Borussia Dortmund im Weltklubspiel sehen. Aber das war gerade zu Ende gegangen mit einem Sieg. Hat auch nichts genutzt. Sind gegen Real Madrid am Ende mal wieder gescheitert.
https://www.bayerischer-wald.de/gastronomie/bierstubm-zum-hansirglbauern-b149dfeac7


Die Überraschung kam erst nachdem wir aus dem Landgasthof gingen, der auch einen kleinen Campingplatz hatte. Als wir zum Transporter gingen, um weiter zu fahren, entdeckte Michael den platten Reifen. Wir entschieden vorsichtig weiter zu fahren. Denn woher sollte man um 22 Uhr noch einen Ersatzreifen her bekommen für den Anhänger?

Da der Anhänger aber ein Doppelachser war, schafften wie es ohne Komplikationen bis nach Dorsten und gaben den Anhänger ab beim Verband Ev. Kirchengemeinden in Dorsten, als wir morgens gegen 8 Uhr ankamen.

Herbert Schröer wollte einen Ersatzreifen sofort besorgen. Aber nun ja…Dieser Spezialreifen für den Anhänger musste man eh erst bestellen. Wenn einmal der Wurm drin ist…
Aber auch das konnte gelöst werden und so endete die Hilfsfahrt doch mit einem Happy End und einem wohlverdienten ergiebigen Schlaf ab der nächsten Nacht im eigenen Bett und nicht irgendwo zwischen den Sitzen eines Vans.

Der Medienkompetenzkurs meldete uns gegen 1.20 Uhr, das sie in Bottrop angekommen waren. Da hatten wir noch ungefähr 6 Stunden zu fahren.
Der Verein bedankt sich auf jeden Fall bei allen Leihgebern der fahrbaren Untersätze.
Kindergartenmöbel
Jetzt sind noch Kindergartenmöbel in einer Garage der Stadt. Sie müssten mit einem Spediteur zu einer Adresse nach Bosnien-Herzegowina gehen. Aber jemanden zu finden dafür, ist nicht einfach. Die Telefone werden heiß laufen. Wir können jetzt dafür nicht sofort wieder runter fahren. Das muss diesmal eine Alternative dafür gefunden werden.
Fazit
Wie und was im nächsten Jahr per Hilfsfahrt transportiert werden wird, steht erstmal in den Sternen. Es wird ausgelotet werden, wo was gebraucht wird.
Rückblickend gefühlt war es anstrengender als im letzten Jahr. Man könnte sagen, man ist ein Jahr älter geworden. Aber vielleicht waren es einfach die vielen Termine oder die Wärme vor Ort. Wir haben auf jeden Fall wieder viele Menschen in diesem Land eine Freude machen können. Die Gastfreundschaft war wieder groß.
Der Medienkompetenzkurs hat für einen möglichen Schüleraustausch erste Kontakte und Informationen ausgetauscht und ausgelotet. Was daraus werden wird, wird sich zeigen.
Auf den Film, den die vier Lehrer und Schüler gemacht haben, bin ich jedenfalls gespannt. Voraussichtlich wird er im November bei einer abgespeckten Filmfestival-Variante oder Extra gezeigt werden. Und ich würde mich freuen, wenn sich mehr Menschen im Ruhrgebiet dafür interessieren würden. Es geht um Völkerverständigung, für ein Miteinander ohne die politischen Verhältnisse auszuloten, sondern um Hilfe und Unterstützung vor Ort zu geben, wenn es auch nur im kleinen Rahmen ist. Und das die junge Generation sich gegenseitig beschnuppert und kennenlernt. So schafft man auch mehr Akzeptanz und Verständnis für das ferne Bosnien-Herzegowina.
Für die Völkerverständigung haben wir einiges in die Wege geleitet und für Drin die Möglichkeit offen bekommen für die Unterstützung durch Fachwissen aus Deutschland. Das ist für einen kleinen Verein, bei dem ich Mitglied geworden bin, immens viel. Und es zeigt, dass man mit wenig Menschen sehr viel auch außerhalb der Grenzen fern der Heimat in über 1300 km bewegen kann. Das war es wert diese Hilfsfahrt zu machen.
Ich kann nur sagen, dass es gut wäre, so etwas selbst mal erlebt zu haben. Es erweitert auch den Horizont des eigenen Denkens und Handelns.
Ich bin gespannt, ob ich auf der Kunstebene etwas bewegen kann für einen Austausch zwischen der Kunstwerkstatt in Drin und der von Rheinbaben – Kunstwerkstatt in Bottrop. Wollen wir auch hoffen, dass es zu keiner weiteren großen Überschwemmung kommt. Ein Jahr geht schnell um. Es kann viel passieren. Aber es kann auch abseits dessen viel getan werden. Und so kann man sehen, dass auch ein kleiner Verein im Ruhrgebiet vieles bewegen kann!
Fotostrecke (c) André Brune
Fojnica und die Umgebung vom Hotel Café Central


















Besuch von Drin


Die Wasserfälle und die Altstadt von Jajce



































In Bihac und das letzte Abendessen

















