Lerne einen Stadtteil kennen mit Geschichte, Geschichten und Anekdoten. Im ersten Stadtteil-Rundgang-Videopodcast gehe ich mit dem gebürtigen Bottroper Ralf Opiol durch Ebel, wo er in den 1970er und 1980er Jahre aufgewachsen ist.
Teaser:
Ebel ist der südlichste und jüngste Stadtteil von Bottrop. Die Ebel wird eher stiefmütterlich behandelt, gehört aber zu den wichtigsten und wirtschaftsstärksten Stadtteilen von Bottrop. Ebel sieht mit seiner alten Zechenhaussiedlung eher verschlafen aus, hat aber schon mehrere Strukturwandelzeiten hinter sich und nun eine neue vor sich. Ebel ist weiblich, weil der Name sich von fruchtbaren mit Eicheln bestandenen Hügeln im Emscherbruch ableitet.
Mit Ralf Opiol gehe ich durch seinen Stadtteil Ebel. Der gebürtiger Ebeler ist zwar 1984 weggezogen, aber weiß so einige Anekdoten aus seiner Jugend zu erzählen, wie es dort gestunken hat durch die Emscher, was heute eher wohlduftend ist. Der Gang durch Ebel öffnet einem die Augen über diesen Bottroper Stadtteil.
Ich sehe Stadtteile einer Ruhrgebietsstadt als einen wichtigen Teil jeder Stadt. Jeder Stadteil hat eine eigene Geschichte und kann Geschichten erzählen. Viele heutige Stadtteile waren früher eine selbstständige Gemeinde mit Amtshäusern, Bahnhöfen und heute vergessene Firmen. Sie werden in den touristischen Führungen eher weniger behandelt. Im Ruhrgebiet werden die Interessenten eher zu den üblichen Punkten von Industriekultur gebracht. Aber die Industriekultur ist durch die Menschen vor Ort entstanden, die in die Stadtteile gezogen sind. Sie waren diejenigen, die das Ruhrgebiet so aufgebaut haben, wie wir es heute kennen.
Während der Bergbau das Ruhrgebiet geformt hat, haben viele Stadtteile ihre Ursprünglichkeit eines Dorfes verloren, wurden eingemeindet und alte Bauernhöfe sind verschwunden. Auch die Landschaft wurde von Menschenhand durchpflügt und verändert.
Auf den Spuren der Stadtteile, wenn sie auch jüngere historische Daten erst aufweisen, suche ich in Stadtteil-Videopodcasts mit früheren oder jetzigen Bewohnern die Spuren, höre mir spannende und lustige Anekdoten an und möchte sie weitergeben, damit sie nicht verloren gehen im Informationszeitalter der Schnelllebigkeit.
Das Ruhrgebiet hat eben mehr zu bieten zwischen den übriggebliebenen Fördergerüsten.
Ich bin gebürtiger Bottroper, aufgewachsen in der Innenstadt, doch wir Innenstädter haben Ebel gemieden. Der Bottroper Süden war nur bis zum Bahnhof für uns wichtig. Ansonsten haben wir Ebel links bzw. rechts aus den schmutzigen Auto-, Bus- und Zugscheiben versteckt argwöhnisch vorurteilhaft beachtet. Zumindest habe ich das so in Erinnerung. Extra nach Ebel fahren, um zu schauen, was es da gibt oder die Menschen vor Ort kennenzulernen, kam gar nicht in den Kopf.
„Was willst du da?“, fragte man üblicherweise. Dort stinkt es und ist schmutzig. So war es wohl zwar wirklich, denn die Kläranlage, die heute als begrünte Parkanlage seit vielen Jahren die Bewohner und Bewohnerinnen als Ausflugsort nutzen und Touristen entlang des Emscherradweges besuchen, ist nun ein besonderer grüner wohlriechender Ort mit vielen Blumen und einen Klärteich, in dem auch Enten und Schwäne oft genug herumschwimmen.
Die Emscher ist nun bereinigt. 30 Jahre hat das ganze gedauert bis der ursprüngliche stechende Geruch aus Haus- und Industrieabwässer von einer Kloake zu einer von Enten und Schwänen neu besiedelten Wasserfläche wurde.
Bis auf den Lärm der demnächst auf drei Spuren erweiterte A42 ist Ebel eine eingeschlossene, wie auf einer Insel lebender Stadtteil. Nach Vonderort ist er der zweitkleinste mit knapp 1500 Einwohnern.
Hier hat Ralf Opiol lustige Sachen gemacht, teilt Erinnerungen von alten Kneipen, die es nicht mehr gibt, der Gang zum Kiosk, einen kleinen Blick zum Kindergarten und seiner Grundschule. Wir gehen kurz zum Sportplatz Lichtenhorst, wo es noch einen polnischen Fußballverein gibt. Tatsächlich habe ich 2021 eine Petition unterstützt, die zum Erhalt des Sportplatzes in Ebel wichtig war, denn die Stadt drohte drei große Sportanlagen zu schließen. Darunter war Ebel. Dieser wurde gerettet. Einer musste gehen und zwar der, auf dem ich für die Bundesjugendspiele zwischen den Realschulen trainieren musste. Warum der weg soll ist eine andere Geschichte, denn nun müssen die Realschüler wieder weiter weg zum Üben für die Leichtathletik. Nichtbottroper werden aber ähnliche Probleme kennen aus ihrer Stadt. Viele Dinge sind aus Stadtteile verschwunden, um die Stadtkasse zu entlasten allerdings auf Kosten der Bewohner, die nun weite Wege auf sich nehmen müssen, um ihre Kinder zu Sportveranstaltungen bringen zu müssen, falls nötig.
An der Emscher zurück verabschiede ich mich von Ralf Opiol, der mir die Augen der gemütlichen Ebelsiedlung zeigte. Ich jedoch gehe noch auf die andere Seite der Hauptstraße, denn dort liegt das alte Prosper I – Gelände, das heute ein großes Gewerbegebiet ist. Ich wollte doch noch Relikte, alte Gebäude finden, die Spuren entdecken und fand nur noch drei Häuser, die für die alte Zeche, die Geburt der Großstadt Bottrop und des Vergrößerns von Ebel verantwortlich wurde: die Direktorenvilla, die Berufsgrubenfeuerwehr-Gebäude und ein Lokschuppen, den heute der Ruderbootverein Bottrop e.V. nutzt. Der Rest ist abgerissen und als neues Gewerbegebiet entstanden.
Ich habe nun einen anderen Blickwinkel auf den Stadtteil bekommen, der nicht nur am Bernepark besucht werden soll, sondern eben auch mal in den Nebenstraßen. Die Zechenhaus-Architektur, sowie die letzten noch zu erkennenden Geschäftshäuser, die es nicht mehr gibt, sind Zeitzeugen einer verloren gegangen Vergangenheit, die jedoch nur einen Strukturwandel in eine neue Zukunft gebracht hat.
Im Bernepark gibt es nun auch ein neues Restaurant, dass von Donnerstag bis Sonntag zu Frühstück, Mittagessen, Kaffeezeit und Abendessen von 9 – 21 Uhr einlädt:
Bernepark
02041 3754840
Kneipen und Restaurants, sogar der letzte Imbiss hat zu. Nur noch eine Verkaufshalle, die Bude anne Ecke Bahnhofstraße / Giesenfort hat überdauert und erfreut jeden Tag seit 30 Jahren die Ebelaner. Ein Friseur und eine kosmetische Fußpflege, die eine der früheren Buden übernahm, bieten ihre Dienstleistung an. Ansonsten sind Geschäfte kaum zu finden.
Jetzt ist die Zukunft Blau, weitgehend geruchsneutraler und bringt noch mehr neue Arbeitsplätze in den Süden von Bottrop. Kaum zu glauben, dass Ebel eine wechselvolle Besitzgeschichte hat. Innerhalb der ersten 30 Jahre im 20. Jahrhundert, wanderte Ebel als Stadtteil von Borbeck, dann nach dem Bau des Rhein-Herne-Kanals 1914 nach Essen mit Borbeck als Stadtteil zuletzt dann endgültig in der Weimarer Neuordnung 1929 nach Bottrop als Stadtteil. Doch die genauen Informationen zu Ebel, die Geschichte und auch Prosper I werde ich mit Jack Tengo im Rahmen meines Podcasts erzählen und dann hier im Blog niederschreiben. Denn Ebel durchlebte, wie in einer Modellstadt alle Varianten eines Strukturwandels und er ist noch nicht zu Ende. Ebel wurde immer neu erfunden. Hier wohnen nicht nur mehr Arbeiter. Auch neuere teurere Ansiedlungen sind zu sehen. Ebel wird immer beliebter seit einiger Zeit.
Viel Spaß also beim Reinschauen in den Videopodcast mit Ralf Opiol, sowie Gaststar Hendrik von der Bottroper Rudergemeinschaft und meinem Blick für Entdeckungen, die Vielen nur beim Vorbeifahren mitbekommen, aber aus den Augen aus dem Sinn verschwinden. Ich hoffe, der Film gefällt, wenn er auch knapp 3 Minuten wegen Tonausfalls leider nachsynchronisiert werden musste an verschiedenen wichtigen Stellen, aber wir haben das ganz gut hinbekommen, denke ich.
Glück auf und bis zum nächsten Stadtteil-Videopodcast!
Dazu lade ich ganz herzlich, ob Mann oder Frau und Jugendliche dazu ein über ihren Stadtteil, egal aus welcher Ruhrgebietsstadt zu sprechen. Mit mir zusammen durch zu gehen und die Dinge zeigen, die sie berühren und die Geschichten erzählen, die sie erlebt haben oder was gefällt. Nur so können wir ein positives Bild vom Ruhrgebiet zeigen, dass leider bitter nötig ist, denn es gilt immer noch als Grau und Arm. Ich will das Gegenteil zeigen, wenn auch immer mal Kritik mitschwingen wird!
Meldet Euch also zahlreich bei mir! Die nächsten sind schon geplant: Essen -Werden, Gelsenkirchen – Horst, Bochum – Gerthe, Oberhausen-Sterkrade, Bottrop – Welheimer Mark und auch mein Stadtteil, wo ich wohne in Wattenscheid – Eppendorf. Alles folgt zu seiner Zeit im neuen Jahr. Habt also Geduld und abonniert den Newsletter, um nichts zu verpassen. Es gibt immer was zu entdecken in jeder Stadt, in jedem Winkel zu jeder Jahreszeit!
Links:
Rudergemeinschaft Bottrop e.V.
Bootshaus:
Am Rhein-Herne-Kanal 13
46242 Bottrop
Geschäftsstelle:
Rudergemeinschaft Bottrop e. V.
C/O Karsten Rojek
Am Rhein-Herne-Kanal 13
46242 Bottrop
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Ralf Opiol (@metropiol) • Instagram-Fotos und -Videos
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POLONIA EBEL – Offiziele Webseite des VFR Polonia Bottrop-Ebel e.V.
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Prosper/Ebel. Chronik einer Zeche und ihrer Siedlung (1979 – 1998)
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„Vom Ende eines Zeitalters“: Requiem auf die Zechen-Kultur | ZEIT ONLINE
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