Podcast I +Fotos I +Video Der Ruhrpottologe besucht die Ahrtalhelferin Monika Waterkamp

Monika Waterkamp aus Dorsten spricht über das Ahrtal und die Situation seit der Flut und ein Jahr danach

Monika Waterkamp aus Dorsten spricht über das Ahrtal und seine Situation seit der Flut bis Jetzt

Podcastlink: https://lcdn.letscast.fm/media/podcast/2a497d97/episode/3e1b30f3.mp3?t=1658014557

Genau ein Jahr ist es her, am 14.7.21, als der lang anhaltende Regen einige Flüsse über die Ufer treten ließ. Das Ahrtal war am schlimmsten betroffen. Monika Waterkamp hat sofort nach den ersten Bildern aus der Eifel und dem Ahrtal beschlossen zu helfen. Sie setzte sich ans Telefon und strickte die ersten Kontakte. Innerhalb von 24 Stunden organisierte sie für Kall zehn Fahrzeuge und Helfer aus dem Ruhrgebiet voller Lebens- und Hilfsmitteln. Der Konvoi wurde von der Polizei vom Kreis Recklinghausen gesichert, lobte Monika Waterkamp, die einfach mal nachgefragt hatte, ob es möglich wäre sie zur Sicherheit zu begleiten.

Die Bastlerin hatte vor kurzem eine zündende Idee, um Kosten zu sparen. Denn Reisemobil, Wohnwagen, Hotel und Ferienwohnungen kosten viel Geld. Sie baute sich auf ihrem Anhänger eine Schlaf- und Wohnkabine, eine Art Tinyhaus. Das eingesparte Geld kommt somit dem Ahrtal zu Gute, wo sie immer wieder helfen wird, solange die Hilfe gebraucht wird. Ihre komplette Energie widmet Monika dem Ahrtal und ihren Bewohnern. Allein helfen geht, wenn man will. Aber sie hat auch ein Netzwerk, dass sie anzapfen kann, wenn sie Unterstützung braucht.

Im Stillen Gedenken Opfer der Flutkatastrophe
Von der Flut zerstörtes Haus in Sinzig

Die Bilder und Erzählungen von den geschockten betroffenen Menschen und die Verwüstungen der Flüsse hat sie entscheiden lassen, regelmäßig weiter zu unterstützen. Die erste Anfahrt ging nach Kall in die Eifel. Die zweite Tour ging zum Ahrtal. Das in der Zwischenzeit aufgebaute eigene Netzwerk half ihr bei fehlenden Baustoffen, mal mit Benzin, mal mit Kleidung oder Werkzeug. Ein Tag war sie auch in Leverkusen-Opladen. Heute eine von einigen vergessenen Städten, wie Wuppertal und Hagen, die damals auch stark betroffen waren.

Ahrtal ist ein Muss, fast eine Sucht, für Monika Waterkamp geworden. Mittlerweile sind kaum noch Helfer und Unterstützer im Ahrtal. Sie sind zum Teil politisch nicht erwünscht. Darüber redet Monika im Podcast. Sie erzählt von Resignation anderer Helfer, die z.T. Jahresurlaub genommen haben. Es gab Firmen, die mit Bagger, Traktor, schwerem Gerät gekommen waren und freiwillig Arbeitskräfte gestellt haben. Aber von Land und Staat keine Unterstützung. Für die Politik waren manche Dinge einfach schnell eine Selbstverständlichkeit. Gut das es die Ehrenamtler gibt…

Vieles kann und muss hinterfragt werden, was zu langsam ging bisher in dem einen Jahr, aber auch wieso nicht rechtzeitig vernünftig gewarnt wurde. Erst jetzt fängt ein Untersuchungsausschuss an den Fall des Krisenstabs im Ahrtal zu klären. Erst jetzt nach über einem Jahr werden Gelder ausgezahlt. Kritik an die komplizierten Fragestellungen der Gelder verhallen in den Behördengängen. Es gibt Frust und Ärger unter den Betroffenen. Einigen konnte schnell geholfen werden, anderen wiederum weniger schnell.

Sicherlich die Infrastruktur musste als erstes wiederhergestellt werden. So können manche betroffenen Gegenden besser erreicht werden. Die Anschlüsse für Wasser und Abwasser, Strom und Heizung mussten schneller als ein Hausbau fertig werden, da sie für die Grundversorgung des ganzen Ahrtals am wichtiger sind.

Dennoch haben viele Helfer resigniert oder haben die Zeit nicht mehr, die sie bisher geopfert haben. Manche haben ihren Jahresurlaub genommen und halfen, wie sie konnten. Durch den Krieg in der Ukraine helfen auch Einige nun an anderer Stelle in der Ukrainekrise. Es gibt auch verbale Ärgernisse gegenüber den Ersthelfern. Personen, wie Markus Wipperfürth oder Andreas Maertz, die in den ersten Wochen fast 24 Stunden täglich geholfen haben, werden mittlerweile verbal angegriffen. Sie erhalten keine Unterstützung von Institutionen, wie Staat, Land, Caritas oder Rotes Kreuz. Sie müssen auf eigene Faust um Spenden betteln, genau wie Monika Waterkamp, die seit den ersten Tagen das Ahrtal mit eigenen Geldmitteln, privat den Menschen vor Ort helfen.

Monika ist eine Amazone mit 1,88 Meter Größe und einer tiefen Stimme. Mit 58 Jahren noch unblaublich agil, weiß sie sich bei den Menschen durchzusetzen. Sie erzählt so manche Anekdote im Podcast, die sie erlebt hat. Im Ahrtal hilft sie privat und braucht immer mal wieder auch größere Kleinigkeiten, um etwas fertig zu stellen. Ihre Geldreserven sind auch aufgebraucht worden, die sie in jede Fahrt investiert hat. Die Dankbarkeit und neuen Freundschaften, die sich im Laufe des Jahres entwickelt haben, will sie nicht mehr missen. Sie überlegt auch ins Ahrtal zu ziehen. Aber das ist nicht so einfach, wie man denkt, denn der Immobilienmarkt ist im Ahrtal überhitzt, kaum was entsprechendes für sie zu bekommen.

Wir nehmen uns Zeit für das Gespräch. Nichts ist gekürzt. Spenden, Helfer und Situationen werden hinterfragt. Traurige, wie auch lustige Momente, haben einen besonderen Podcast entstehen lassen. Wichtig ist eines in dieser Situation: Den Humor darf niemand verlieren. Den Humor hat sich Monika Waterkamp bewahrt, trotz allen Leids und Geschichten, die sie erfahren hat in dem einen Jahr, in dem sie geholfen hat.

Sie wird weiter helfen mit ihrem Anhänger, der ihr wichtigster Partner im Leben geworden ist. Kostensparend und mit neuer Freude fährt Monika Waterkamp ab sofort mit ihrem Tinyanhänger nun alle paar Wochen ins Ahrtal, um weiter zu helfen.

Eins unterscheidet sie von einigen anderen Helfern. Sie hat sich nie in Szene gesetzt, um aufzufallen. Trotz ihrer großen Figur und lauten dunklen Stimme ist sie die unscheinbare Helferin geblieben, die sich aber durchzusetzen weiß und eine klare Linie hat zu unterstützen. Das wissen Ahrtaler aus Sinzig und Mayschoss. Viele Ahrtaler, denen sie helfen konnte sind heute gute Freunde geworden. Sie wissen: Auf Monika Waterkamp kann man sich verlassen.

Auf das dein Weg weiterhin viele Menschen im Ahrtal ihre Herzen höher schlagen lassen kann, denn Hilfe wird hier und da immer noch gebraucht. Ich hoffe, dass dieser Podcast ein wenig Unterstützung bietet, wieder mehr Aufmerksamkeit für dein TUN gibt. Denn Ahrtal braucht immer noch Hilfe!

 

Glück auf aus dem Ruhrgebiet

 

Kontakt zu Monika Waterkamp: 017646029077

Facebook: Monika Waterkamp | Facebook

Mein Hochwasserhilfenetzwerk: Hochwasserhilfenetzwerk | Facebook

Palette Getränkekisten im Baum in Sinzig - Foto: André Brune

Verschiedene Facebookgruppen Thema Flut:

Ahrtal:

 Ahrtal-wir stehen auf | Facebook

Hochwasser in AW – freiwillige Helfer Ahrweiler | Facebook

Handwerker und Helfer fürs Ahrtal | Facebook

Unwetterhilfe Kreis Ahrweiler – Bürger helfen Bürgern | Facebook

Ahrtal-Hilfe | Facebook

DERNAU – Helfer und Betroffene | Facebook

Bad Neuenahr-Ahrweiler nach der Flut | Facebook

Helferbüro Ahrtal | Facebook

Vermisst im Ahrtal Flutkatastrophe | Facebook

Gegen das Vergessen/Ahrtal und alle anderen Katastrophengebiete | Facebook

Hilfseinsatz Mayschoß / Ahrtal / Statusupdates | Facebook

Unwetterhilfe Kreis Ahrweiler – Bürger helfen Bürgern | Facebook

Suche/Biete Mitfahrgelegenheit ins Ahrtal | Facebook

Wir Bauen Auf – Hochwasser Ahrtal 2021 | Facebook

SOS AHRTAL RLP/NRW seelische Unterstützung | Facebook

Sachspenden für Flutopfer | Facebook

wipperfürth lohnunternehmen – Suchergebnisse | Facebook

Andreas Maertz | Facebook

Sauerland:

Hochwasserhilfe Gruppe Sauerland | Facebook

Eifel:

Hochwasserhilfe für den Großraum Eifel | Facebook

Sendungen über das Ahrtal:

ARD: Ahrtal: Viele Menschen warten weiter auf Hilfsgelder – YouTube

SWR:  Rheinland-Pfalz gedenkt der Opfer der Flutkatastrophe | Sondersendung des SWR – YouTube

ZDF Info: Flutkatastrophe im Ahrtal: Drei Dinge, die wir lernen müssen | Kontext – YouTube

SWR:  Wie die Hochwasserkatastrophe im Ahrtal ihren Lauf nahm – YouTube

WDR:  Die Flut – Chronik eines Versagens | WDR Doku – YouTube

ZDF heute:  Ein Jahr nach der Flutkatastrophe – so hat sich Schuld im Ahrtal verändert – YouTube

ZDF heute journal:  heute journal vom 14.07.2022 Flutkatastrophe, Ahrtal, Steinmeier, Frankreich, Draghi (українською) – YouTube

SWR:  Die Flutkatastrophe an der Ahr – Fehler, Folgen und Verantwortung | SWR Zur Sache! Rheinland-Pfalz – YouTube

Welt:  AHRTAL: „Friedrich Merz hat im Ahrtal vom nächsten Mal gesprochen – Ich will kein nächstes Mal“ – YouTube

SWR:  Ein Jahr nach der Flut im Ahrtal: So läuft der Wiederaufbau – YouTube

Hessenschau:  Ein Jahr nach der Flut: Liebe im Ahrtal gefunden | hessenschau – YouTube

ZDF:  Flutkatastrophe: Feuerwehrfrau Katharina wollte Leben retten – und starb dabei – YouTube

ARTE:  Die Nacht, als die Flut kam – Protokoll einer Klimakatastrophe | Doku HD | ARTE – YouTube

 

Podcast I UKRAINEBILD #4 I Unterkunftgeberin & Behördenbegleiterin Sandra Kalläne

Unser erster Gast im Ukrainebild Podcast ist Sandra Kalläne aus Dorsten. Eine Unterkunftgeberin & Behördenbegleiterin für jeweils zwei ukrainische Flüchtlingsmütter mit Kinder.

Sie erzählt von den extrem holprigen Behördengängen und dem ganzen Drumherum von Übersetzungen bis hin zu Wartezeiten und Schwierigkeiten zum Verständnis von Formularen, die z.T. nicht in der ukrainischen Sprache waren. Wo es doch schnell gehen sollte.

Wir hinterfragen die Situation. Sandra erzählt sie. Wir schlagen Lösungen vor und hoffen, dass der Podcast gehört wird an der richtigen Stelle.

Link: https://lcdn.letscast.fm/media/podcast/9e48ffbc/episode/e1acf185.mp3?t=1657833388

Sandra Kalläne mit Natalia Lubenska und Andre Brune im Gespräch

Helfersyndrom einer ehemaligen Pflegerin

Direkt nach dem Einmarsch der russischen Streitkräfte hat Sandra Kalläne zu ihrem Mann gesagt, dass sie helfen möchte. Als ehemalige Pflegekraft lag es ihr sehr am Herzen sofort zu helfen. Die Familie Kalläne hat ein Haus und hat sich sofort mit den Behörden in Verbindung gesetzt. Alles sollte seinen geregelten Weg gehen. Sandra ist Geldspenden gegenüber skeptisch. Oft ist es problematisch und nicht einsichtig wohin die Gelder fließen. Sandra wollte sich jedoch nicht über Facebook und Co irgendwelchen willkürlichen Gruppen anschließen, sondern direkt mit den Behörden und nach Gesetzen handeln.

Natürlich dauern Amtswege länger. Die Behörden haben in solchen Zeiten nicht mehr Mitarbeiter. So schaute nach zwei Wochen jemand vorbei und inspizierte die Wohnung. Es dauerte noch eine Weile bis die Genehmigung kam, die eigentlich schon während der Hausbesichtigung hätte getätigt werden können. Da war schon eine Flut an Neuankömmlingen in Turnhallen angekommen und warteten auf Unterkunft nach ihrer Registierung.

Pädagogin brät Pommes

Sandra hat bisher zwei Ukrainerinnen jeweils mit Kindern eine Unterkunft anbieten können. Svetlana, die zweite Mutter mit Kind, bleibt vorerst dort als Untermieterin und arbeitet auch mittlerweile mit Sandra auch im Glück-Auf-Imbiss in Dorsten. Doch Svetlana ist studierte Pädagogin. Statt sofort sich um die Möglichkeit zu kümmern, wie sie als Pädagogin in der Integration eingesetzt werden könnte, arbeitet sie jetzt im Imbiss. Sie ist zufrieden mit der Arbeit. Und es ist toll, dass diese Möglichkeit ihr sofort durch Sandra und ihrem Chef angeboten wurde. Andere harren in einem Flüchtlingslager auf eine Unterkunft, Wohnung oder Helfer, die ihnen zur Seite stehen, wenn sie nicht verstehen, was die Behörden von ihnen wollen. Jeden Tag gehen auch Ukrainerinnen wieder frustriert zurück, obwohl es gefährlich werden kann.

Kritik an einigen Ecken ist in diesem Podcast zu hören und auch dafür ist der Ukrainebild Podcast gedacht

Das Behördendeutsch ist kaum richtig in ukrainisch übersetzt, wenn überhaupt. Manche Broschüren sind in Deutsch und werden einfach ausgehändigt ohne weiter zu informieren. Der deutschen Sprache nicht mächtig, werden die ukrainischen Flüchtlinge von Behörden allein stehen gelassen, weil die Arbeit natürlich immens hoch ist. Die Kritik liegt ja noch nicht mal an den einzelnen Mitarbeitern, die nicht mehr werden, sondern dass die Organisation von Oben nicht vorangetrieben wird. Das es keine Einstellungen von Fremdmitarbeitern gibt

Mehr MitarbeiterInnen, mehr übersetzte Gesetze und Informationen, die schnellere Hilfe und auch Verständnis für die kommenden Flüchtlinge wären, werden in diesem Podcast vorgeschlagen, wie es auch bei der Corona-Pandemie möglich war.

Es gibt Lösungen und sie hätten schon seit den Erfahrungen von 2015 sinnvollerweise überarbeitet und angewendet werden können. Es wird immer wieder zu einer solchen Krisensituation kommen durch den kommenden Klimawandel und Kriege in allen Teilen der Welt.

Sandra Kalläne erzählt über die Schwierigkeiten von Übersetzungen von Dokumente und Antragstellungen, die lange Bearbeitungszeiten, das nervige Schreiben mit den Behörden. Es gibt Fragen seitens vom Jobcenter, die schleierhaft sind, wenn es darum geht Flüchtlingen zu helfen. Auch hier hätte das Jobcenter bzw. die MitarbeiterInnen besser vorbereitet werden müssen.

Natalia schlägt eine Zwischenfunktion vor

Eine Brücke der Verständigung zwischen einer ukrainischen Gemeinde, Gruppe oder einem Verein. Behörden und Politiker wissen nicht, was gebraucht wird. Ansprechpartner werden so gut wie gar nicht aufgesucht. In dieser Situation sollte eine Kommunikationsbrücke zwischen den zuständigen Behörden, wie z.B. das Landes- und auch Bundesinnenministerium mit den entsprechenden Stellen von Jobcenter und Ausländerbehörden in den Städten und AnsprechpartnerInnen aus geflüchteten UkrainerInnen geben.

Es kann nicht sein, dass sich verlassen wird auf ehrenamtliche HelferInnen und UnterkunftsgeberInnen, die mit den Geflüchteten die wichtigen Unterlagen ausfüllen sollen, wo sie z.T. selbst nicht mal Ahnung von haben.

Vorschlag von Natalia, selbst eine aus der Ukraine Geflüchtete: Warum gibt es keinen Workshop, wo erklärt wird, wie die deutschen Anträge ausgefüllt werden?

Warum werden diese Dinge nicht vor Ort in Flüchtlingslagern direkt geklärt?

Warum gibt es z.B. nicht ein Callcenter, an den sich UkrainerInnen wenden können. Eine informative Internetseite ist zwar gut, aber persönliche Ansprechpartner sind einfach sinnvoller. Ein erstes Vertrauen wird dadurch aufgebaut. Menschliche freundliche Nähe nach den schrecklichen Kriegsgeschehen, die vielleicht durchgemacht wurden, um ihre Probleme klären, statt kalte Abweisung und im Hintergrund hoffen, dass sie alle schnell wieder zurück in ihr Land gehen, weil die Arbeit ach so groß ist.

Im Podcast werden diese Informationen und mehr besprochen. Allerdings können wir nur einen Anstoß geben, dass darüber nicht nur gesprochen wird, sondern auch einiges in die Wege geleitet wird, was unterstützend wird und wirkt.

Bis zum nächsten Ukrainebild Podcast und bald auch wieder mit besonderen Gästen

Glück auf wünschen

André Brune & Natalia Lubenska & unser Gast Sandra Kalläne

(Leider gab es für einige Minuten ein Mikrofonproblem inmitten des Podcasts, der mit Zoom von mir aufgenommen wurde. Technisch ging dieser nicht herauszufiltern, weil das Knistern zu nah an der Stimme lag. Diese Sequenzen sind dennoch gut zu verstehen. Für das unerwünschte technische Problem bitte ich um Verzeihung und Verständnis.)

Podcast I Lesung I Ruhrkultur – Buchtipp Jack Tengo & Norbert Heisterkamp #1

Exklusive Lesung und Besprechung der Bücher "Döppke 1" von Jack Tengo & Norbert Heisterkamp "Wenn ich morgen nicht komme, dann bin ich beim Film"

Buchtipp – Podcast mit Lesung mit meinem Co-Moderator Jack Tengo und seinem neuen Buch und Norbert Heisterkamp*

Vorgestellt werden das erste Buch einer neuen besondere Buchreihe von Erzählungen von Jack Tengo: Döppke 1 – Mein Name ist Döppke: Durch das Jahr. Ein Kleinod zwischen den vielen Neuveröffentlichungen.

Das zweite Buch, das ich vorstelle, woraus ich exklusiv einige Seiten vorlesen darf mit Genehmigung von Verlag und Autor, ist die Autobiographie von Norbert Heisterkamp „Wenn ich morgen nicht komme, dann bin ich beim Film“ vom Lau Verlag. Außerdem wird eine besonderer Song erwähnt von Anton Klopotek.

Der direkte Podcast – Link: https://ruhrpottologe-andre-brune.letscast.fm/episode/ruhrkultur-buchtipp-podcast-1-jack-tengo-norbert-heisterkamp

Jack Tengo liest aus seinem Erzählband. Seine Geschichten drehen sich um Dieter Döppke, der 40 Jahre unschuldig hinter Gittern war. In genau diesen Jahren hat sich das Ruhrgebiet komplett verändert. 

Döppke hat den Strukturwandel nicht erlebt. Er hatte keinen Freigang. Als er rauskommt ist der Bergbau Geschichte und die Kneipenkultur auch nicht mehr das, was mal war.

Taucht ein in die kurzweiligen Geschichten von Jack Tengo und seinem Dieter Döppke, den er im Traum begegnet ist. Jack musste sie aufschreiben. Die Geschichten können in jeder Stadt im Ruhrgebiet spielen, auch wenn Jack aus Werne stammt und auch Verwandtschaft hatte, die auf Zeche in Werne waren. Jack liest bei mir exklusiv die ersten Seiten aus seinem diesem ersten Buchtipp – Podcast vom Ruhrpottologe.

Jack Tengo, seines Zeichens Legastheniker und deswegen erst recht Autor und bunter Hund in der ein oder anderen Hörbuch- und Hörspielproduktion und der Ruhrpottologe André Brune beginnen eine neue Form eines Ruhrkultur-Tipps: Die Büchervorstellung aus dem Ruhrgebiet.

Ich lege Jacks Buch nicht ans Herz, weil ich Jack kenne, sondern weil er eine besondere Geschichte geschrieben hat. Es sind keine 100 Seiten. Es liest sich locker weg in einer bildhaften Sprache. Und die gewisse Prise Humor darf natürlich trotz 40 Jahre Schwedische Gardinen nicht fehlen.

Das Buch ist ein Book on Demand. Jack Tengo ist Selbstverleger. So ist ein schlichter Bucheinband und kleiner Preis ein toller Anfang für die Reise in 40 Jahre Ruhrpottgeschichte:

Döppke 1 Mein Name ist Döppke (bod.de)

Jack Tengo Mein Name ist Döppke

Wer mehr über Jack erfahren möchte, kann dies in meinem ersten Podcast mit ihm machen. Wir hatten unseren Spaß:

https://www.ruhrpottologe.de/der-vielseitige-jack-tengo-aus-werne

Buchvorstellung: Norbert Heisterkamp „Wenn ich morgen nicht komme, dann bin ich beim Film“

Norbert Heisterkamp ist ein toller Typ. Aufgewachsen im Dorf Kirchhellen bei Bottrop. Als Arbeiter, erst Schlosser, dann Schweißfacharbeiter bei der Ruhrkohle AG mit gutem Geld im Portmannaie und einen gefühlten sicheren Job anne Zeche, teilte ihm sein Vorarbeiter mit, das der neue Filmpark in Bottrop-Feldhausen noch Darsteller suchte. Der Satz des Titels war erst scherzhaft gesagt, bis er an der Ampel nicht geradeaus fuhr, sondern tatsächlich rechts abbog und sein Leben nicht 30 Jahre Schweißerarbeiten und am Ende Frührente, sondern ein Auf und Ab im Filmgeschäft bescherte. Ohne die Unterstützung seiner Frau hätte er so manche Hürden in diesem hart umkämpften Abenteuer Film nicht unbedingt geschafft. Statt nach Hause zu seiner Familie nach der Schicht zu fahren, änderte sich mit der Entscheidung rechtes abzubiegen und zum Bavaria Filmpark zu fahren. Nach dem Ende des Traumlandparks, einem großen Freizeitpark im Ruhrgebiet in Bottrop-Feldhausen, eröffnete der Bavaria Filmpark. Stuntmen, Schauspieler, Handwerker, Bühnenbildner wurden gesucht statt Bergmänner. Die Zechen starben ja schon Anfang Mitte der 1990er.

Meine Empfehlung: Das Buch von Norbert Heisterkamp

 

Ich durfte ein paar ganz wichtige Seiten aus dem Buch lesen und mache einfach nur neugierig, weil es sich lohnt, doch nochmal nachzudenken, ob Millionär werden durch Tellerwaschen klappt. Manchmal eben doch. Hartnäckig bleiben und Durststrecken im Schauspielerleben gilt es ebenso zu meistern, wie das eigene Familienleben nicht außer Acht zu lassen. Das Jonglieren von Beruf und Privatleben und der Weg vom Schweißen über Stunts zum Zwerg und anderen witzigen Situationen sind einfach lesenswert. Norbert wäre nicht Norbert Heisterkamp mit einem Willen diesen Weg doch einzuschlagen, der ihm seit Kindheit als Floh indirekt durch seinen Onkel ins Ohr gesetzt wurde. Ein guter Western mit den Stunts vom Pferd zu springen, das Schießen und Reiten dabei. Ein Traum eines jeden Jungen, so zu sein, wie die Helden der Western.

Viele humorvolle Anekdoten aus den letzten 30 Jahren vonne Zeche wech ab zum Film und wie er so in Kirchhellen als kleiner großer Junge die Gegend unsicher machte, wie Michel Lönneberga bei Astrid Lindgren, das erzählt er in seiner wunderbaren einzigartigen Autobiographie.

Einige wichtige Seiten durfte ich mit Genehmigung vom Lau Verlag und Autor lesen und sind im Podcast exklusiv zu hören.

Das Buch ist direkt beim Verlag bestellbar hier:

Lau Verlag – Wenn ich morgen nicht komme, dann bin ich beim Film (lau-verlag.de)

Eine kleine Übersicht in Wikipedia: Norbert Heisterkamp – Wikipedia

Blau und Weiss mit dem Hausmeister schunkeln

Als letztes ist noch ein besonderer Song von Hausmeister Anton Klopotek zu besprechen. Seine Fußballbegeisterung gilt Schalke 04. Natürlich ist „Blau und weiß“ entstanden zu einem Zeitpunkt, wo wirklich keiner daran geglaubt hat, dass der Arbeiterverein den direkten Aufstieg wieder schafft. 

Deswegen und weil Schalke genau wie Borussia Dortmund und der VfL Bochum wieder für prickelnde Derbys sorgen werden in dieser rotweißen Eintönigkeit der letzten 10 Jahren Meisterschaft in der 1. Liga. Niemand hat geglaubt, dass Schalke 04 sich wieder erholen kann in so kurzer Zeit. Sang und klanglos als einer der schlechtesten Mannschaften in der Ära der 1. Bundesliga abgestiegen, aber gleich wieder als die Beste wieder aufgebäumt und mit dem ersten Platz gekrönt aufgestiegen. Die Schulden erdrückten den Verein, doch die richtigen Hebel, den richtigen Trainer, die richtigen Spieler an der richtigen Stelle des Arbeitervereins haben es möglich gemacht, dass nun in der Saison 22/23 die besonderen Nachbarspiele wieder stattfinden können wie früher. So ist nicht nur die Widmung des Songs von Hausmeister Anton Klopotek wichtig, sondern auch eine wichtige Information auf dieser Blogseite.

*Alle Bücher und auch die Songvorstellung von Anton Klopoteks Blau und Weiß sind bei mir kostenlose Werbung.

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Übersicht der Bücher:

Jack Tengo

Döppke 1: Mein Name ist Döppke – Durch das Jahr

Paperback, 90 Seiten

ISBN-13: 9783756205745

Verlag: Books on Demand

Erscheinungsdatum: 01.06.2022

Preis: 7,99 €

EBook: ISBN-13: 9783756297979

Preis: 5,99 €

www.bod.de

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Norbert Heisterkamp

mit Kai Schmidt

Wenn ich morgen nicht komme, dann bin ich beim Film

Die Autobiographie

Olzog Edition – Lau Verlag

ISBN: 978-3-95768-233-8

Erscheinungsdatum: 23.2.2022

Klappenbroschüre, 240 Seiten

www.lau-verlag.de

Preis: 18 €

Ein Schubin und die Bergbaukultur in der Ukraine

Im Podcast haben wir den Berggeist Shubin nur kurz angesprochen. Natalia Lubenska hat einen interessanten Text über die Bergbauregion des Donbass dazu beigesteuert, den ich hier nun im Blog veröffentliche und auf den Podcast nochmal hinweisen möchte:

 UKRAINEBILD PODCAST #3 – Shubin & die drei Königinnen 

Bergbauregion Donbass

Die Ukraine besitzt mit dem Donbass eines der größten Steinkohlebecken der Welt. Das Donezker Kohlebecken ist die größte Bergbauregion der Ukraine. Sie vereinigt drei Oblaste, das ist eine Bezeichnung, wie in Deutschland „Bundesland“. Die Oblaste Donezk, Lugansk und Dnipropetrowsk werden zusammen Donbass genannt. Seit den Anfängen des „Donbass-Krieges“ 2014 befinden sich Donezk und Lugansk teilweise unter russischer Besatzung.

Die Administrative des Donezker Oblast, die Hauptstadt Donezk, hat seit 1987 mit Bochum eine Städtepartnerschaft. Beide Städte, Bochum mit Nordrhein-Westfalen und Donezk mit den Oblasten des Donbass besitzen sehr viele Ähnlichkeiten.

Die erstes Steinkohle im Donbass wurde vor 300 Jahren gefördert. Die meisten Großstädte im Donbass sind, vergleichbar wie die Städte des Ruhrgebiets in Nordrhein-Westfalen, in der Ära der Industrialisierung entstanden. Donezk ist die Stadt der Bergwerke, Kokereien, Bergehalden und mit ihnen neu entstandenen verbundenen Legenden.

Die Legende von Shubin

Eine der berühmtesten Legenden erzählt über den Berggeist mit dem Namen Shubin (ausgesprochen Schubin). Es gab auch eine spezielle Biersorte „Dobry Schubin“ (deutsch: Guter Schubin). Der Berggeist und seine Legende sind nur im Donbass bekannt.

Der Berggeist ist ein greiser Zwerg. Er lebt unter Tage. Er ist gut zu den Bergleuten, kann aber auch böse sein. Er zeigt den Bergleuten den abzubauenden Flöz mit viel Kohle oder hilft bei schwierigen Situationen, wie kommende Methanausströmungen oder Brüche des Hangenden (Bergbrüche). Geizigen Bergwerksbesitzern oder Bergleuten, die ihm kein Wasser geben, bestraft er kurzerhand, indem er nicht warnt, wenn das Hangende auf den Kopf zu fallen droht.

Bergbauberuf Pelzmantelträger

Der Name „Shubin“ wird von einem alten Bergbauberuf abgeleitet und heißt wörtlich übersetzt: Pelzmantelträger. Schuba ist auf Deutsch ein Pelzmantel. Im Bergbau war es ursprünglich ein besonderer gefährlicher Beruf. Heute ist er vergleichbar mit dem modernen Wort „Wettermann“.

Aufgabe eines Schubins

Die Aufgabe eines Schubins war es, das Grubengas zu entdecken. Er ging mit einer brennenden Kerze zu den alten Strecken, um kleine Explosionen zu provozieren. Diese gefährliche Maßnahme konnte verhindern, dass sich das Gas ansammelt und ein großer Grubenbrand entsteht, wo viele Bergleute dann ihr Leben gelassen hätten. Aber ein Schubin war immer dem Tode nahe bei der Aktion eine brennende Kerze in den Schacht zu halten. Zum Schutz drohender Brände, in denen ein Schubin hätte verbrannt werden können, trug er einen dicken Pelzmantel aus Schafsfell. Das Fell wurde mit Wasser durchtränkt und im Inneren des Mantels getragen, damit der Pelzmantel nicht brennt und der Schubin starke Verbrennungen überstehen konnte.

Tormozok – Kurze Bremse

Im Donbass, sowie im Ruhrgebiet, gibt es eine eigene Bergbausprache. Ein Beispiel: Eine Mahlzeit zum Mitnehmen heißt auf Ukrainisch „Tormozok“, auf Deutsch übersetzt „kleine Bremse“. Das bedeutet die Bergleute haben etwas Essen unter Tage mitgenommen, um auf eine kleine Bremse zu treten, dass heißt eine kurze Pause einzulegen, um wieder zu Kräften zu kommen. So etwas, wie „Knifte“ im Ruhrgebietsdialekt.

Heilige Barbara – Schutzpatronin der ukrainischen Bergleute

Für die ukrainischen Bergleute steht die Heilige Barbara ebenso als Schutzpatronin der Bergleute zur Seite, wie in Deutschland, Polen oder Frankreich auch.

Text: Natalia Lubenska 

Auswandern nach Polen?

Auswandern nach Polen?

Deutschland verlassen im Jahr ca 8000 Menschen in Richtung Polen.

Was macht Polen lebenswert?

Noch sind die Lebenshaltungs- und Energiekosten in der Republik Polen günstiger als in Deutschland. Dennoch kämpft das Land, das den Euro nicht eingeführt hat auch mit einer Inflation von z.Zt. 8,87 %.

Die Gehälter gegenüber deutschen Löhnen fallen geringer aus. Allerdings ist es trotzdem möglich auf dem Land und in Kleinstädten Wohnungen zu finden, die umgerechnet zwischen 300 und 500 € liegen. In Großstädten sind die Preise etwa doppelt so hoch. Am Ortsrand von einer Stadt, wie Poznan, können die Mieten halb so hoch sein, als im Kernbereich. Auch die wirtschaftliche Region spielt eine Rolle. Der Südosten Polens hat weniger Industrie als der Warschauer Raum oder Oberschlesien. Dort sind entsprechend die Mieten ebenfalls geringer. Miete zahlen ist jedoch in Polen eher unüblich. Meist wird gekauft und der Kredit abgezahlt.

Früher wanderten Polen eher nach Deutschland aus

Polen sucht genau, wie alle anderen europäischen Länder nach Fachkräften. Allerdings gibt es einen großen Unterschied zu Deutschland, wo Zertifikate und Lernen über Jahre eine Fachkraft ausmacht: In Polen werden neue Mitarbeiter langsam eingearbeitet. Es ist lockerer, aber auch gleichzeitig wird es gern gesehen, wenn Zertifikate und langjährige Erfahrung mitgebracht werden.

Romantik an der Mole von Międzyzdroje – Foto: André Brune

Neben der Baubranche, die in Polen einen riesigen Boom erlebt, vom Straßenbau bis zum Wohnungsbau, ist die starke Digitalisierung stark vom Personalmangel betroffen. Klassische Industriezweige drohen ebenfalls zusammenzubrechen, wenn keine neuen Fachkräfte dazukommen.

Deutsche Fachkräfte sind durch ihre Zertifikate gern gesehen und erhalten auch deswegen so manchen Vorzug.

Wichtig ist die Qualität der Bewerbung. Die üblichen Unterlagen, wie das Anschreiben, der Lebenslauf, Zerfikate und Diplome sollten hochwertig aussehen, wenn es nicht eine einfache Bewerbung per Email ist, die in Polen mittlerweile eher üblich ist.

Englisch als Zweitsprache und der polnischen Landessprache mächtig sollten Bewerber internationaler Konzerne sein. Das wird bei Bewerbern sehr hoch angerechnet und der Einstieg in ein neues Leben in einem neuen Land mit viel Natur, netten Menschen und herrlicher Natur steht nichts mehr im Wege.

Bewerbungsunterlagen oder berufliche Zertifikate, dazugehörende amtliche Formulare, die für eine Auswanderung nach Polen oder umgekehrt nach Deutschland wichtig sind, übersetzt meine Frau, Ewa Brune mit ihrem Sprachenservice.*

Natürlich bewerbe ich sie hiermit. Aber sie unterstützt mich auch in meinem Blog und mit dem Ukrainebild Podcast. So möchte ich sie ein wenig hiermit unterstützen. Aber auch gleichzeitig sinnvoll informieren. Denn wer denkt, dass jemand nach Polen auswandern würde?

Nun das gemeinsame Projekt „Bigoskraut“ möchte auch dies für Deutsche aufklären. Ein erster Schritt ist getan.

Kann ja sein, dass wer gerade jetzt diese Zeile liest und die ein oder anderen Bilder, die hier noch folgen werden, Lust bekommen sollte auszuwandern und vielleicht Unterlagen ins Polnische übersetzt haben zu müsste, was früher eher umgekehrt war, dann einfach melden: https://brune-sprachenservice.de

Die Polen jedenfalls sind sehr gastfreundlich und begrüßen einen mit einem herzlichen Czecz! Das wird so ausgesprochen: Scheschtsch. Ganz anders als unser „Hallo“, das ursprünglich aus dem englischen „Hello“ kommt und nur eine Begrüßungsformel für das Telefonieren war, statt den eigenen Namen zu nennen.

(*unbezahlte Werbung)

Podcast I UKRAINEBILD #3 – Shubin & die drei Königinnen

Geschichten über den Berggeist Shubin, die Stachanow-Bewegung, Clara Zetkin und den Maler Wasnezow mit seinen drei Königinnen des unterirdischen Königreichs

Diesmal gibt es einige liebevolle Geschichten von einem unterschätzten Gebiet im Osten Europas.

Der direkte Podcast-Link: UKRAINEBILD PODCAST #3 – Shubin & die drei Königinnen

Wer kennt den Berggeist Shubin?

Er ist ein besonderes Symbol von Donezk.

Wer war Stachanow? Und warum gibt es zwei Bilder von einem Motiv?

Natalia Lubenska erklärt mir und dem Hörpublikum Mysthisches, Reales und Besonderes über die Urkaine.

Wer mehr über folgende Themen erfahren möchte:

Quiz: Welches Symbol ist für Donezk auch wichtig?

Ihr Cousin ist Alpinist und hat ein besonderes Symbol auf die höchsten Berge der Welt gebracht: Eine Palme.

Wer ist Stachanow?

Alexei Grigorjewitsch Stachanow, in Lugowaja bei Orjol geboren und in Tores 1977 bei Donezk verarmt und einsam gestorben war ein Bergmann, der den Abbau mit einem Bohrhammer so verfeinert hat, dass er mehr als 13 Mal mehr abgebaut Kohle abgebaut hatte als üblich. Sein Arbeitsplatz wurde natürlich gut vorbereitet am 31.8.1935 in der Zeche Irmino in der Oblast Lugansk, um diese Arbeitssteigerung zu schaffen als Vorbild für alle anderen.

Er bekam 1970 einen Orden als „Held der sozialistischen Arbeit“, doch das hinderte ihn nicht daran den Alkohol zu frönen.

Die Stachanow-Bewegung wurde durch seine Leistungen als Kampagne für mehr Arbeitsleistung initiert, um die Wirtschaft innerhalb des Riesenstaats anzukurbeln.

Alexei Grigorjewitsch Stachanow – Wikipedia

Stachanow-Bewegung – Wikipedia

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Frauentag ist ein besonderer Tag in der Ukraine

Clara Zetkin, Abgeordnete in der Weimarer Zeit für die KPD wollte den Frauen mehr Aufmerksamkeit geben. Im ersten Weltkrieg haben Frauen viele Arbeiten von Männern übernommen, während Väter, Söhne, Brüder und Ehemänner an der Front kämpften. Nach dem Krieg wurde ihnen nicht der gebührende Respekt gegeben. Clara Zetkin hat den Frauen einen Gedenktag mit besonderer Würdigung einführen wollen.

Clara Zetkin war eine besondere und die erste Reichstagsabgeordnete im Parlament des neu gegründeten Reichstags in der Weimarer Republik, Alterspräsidentin und 1933 ins Exil in die Sowjetunion gegangene erste Kritikerin des Stalinistischen sogenannten Sozialfaschismus mit Personenkult.

Clara Zetkin – Wikipedia

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Bergbauwörter

Bergbauwörter stammen aus der Deutschen Sprache, wie Schacht, was im Fußballverein Schachtjor Donezk zu lesen ist. Die Strecke ist Streck. Deutsche Bergleute können mit ukrainischen Bergleuten ohne Probleme zusammen arbeiten oder sich gegenseitig mit Fachbegriffen aus dem Bergbau zuwerfen. Die Fachbegriffe in der ukrainischen Sprache sind aus dem Deutschen Fachbuch.

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Berggeist Schubin

Wer dem Berggeist nicht freundlich gesinnt ist, wenn er einem Bergmann nach Wasser fragt, dem droht das Hangende auf dem Kopf zu fallen.

Shubin – Geist, der in Donbass Mines lebt (folkpublication.com)

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Der Maler mit dem fliegendem Teppich im Industriezeitalter

1879 erschuf Wiktor Michailowitsch Wasnezow zwei unterschiedliche Bilder für zwei verschiedene Mäzene. Der eine Russe, der andere Ukrainer.

Die drei Königinnen des unterirdischen Königreichs:

 Auf beiden sind „Die drei Königinnen des unterirdischen Königreichs“ Gold, Kupfer und Kohle zu sehen. Während Frau Kohle schüchtern reinblickt, ist Frau Gold die Erhabene, die über alles zu stehen scheint. Frau Kupfer guckt eher neidisch auf Frau Kohle. Auf dem für den russischen Mäzen gemalten Bild ist ein Mann mit Schwert zu sehen, der Frau Kohle zu entführen droht. Auf dem ukrainischen Bild ist es ein Loch, in dem ein Seil hängt. Sie blickt schüchtern in ein Loch, in dem ein Seil hinabfällt. Alles spielt sich ein einer offenen Höhle ab, weil Mineralien schließlich in der Erde zu finden sind. KIeine Fledermäuse scheinen ironisch in dem Bild zu wirken.

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Fliegender Teppich statt Eiserne Lok:

https://de.wikipedia.org/wiki/Wiktor_Michailowitsch_Wasnezow#/media/Datei:Vasnetsov_samolet.jpg

Der Maler: Wiktor Michailowitsch Wasnezow – Wikipedia

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Gesponsort:

André Brune – WellnessMobil : https://forever-rabattshop.de

Brune Sprachenservice : https://brune-sprachenservice.de

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Sponsorengelder gehen zu 80 % als Spende zur „Gesellschaft Bochum-Donezk e.V.“ für Hilfstransporte in die Ukraine. 

20% sind für die laufenden Kosten eines Podcasts und die Technik.

Fragen an: André Brune – 01633912257 oder Email: ruhrpottologe@gmail.com

Podcast I +Fotos I Der Ruhrpottologe wird blind im Stockfinster von Thorsten Haneke

Im Gespräch mit dem Ideengeber und Inhaber von Stockfinster Thorsten Haneke und dem Guide Jan Patrick Wilhelm

Stockfinster zeigt Sehenden die Welt der Sehbehinderten

Blind kam ich nicht zur Welt. Auch Jan Patrick Wilhelm kam nicht blind zur Welt. Jan ist mit 2%iger Sehkraft auf dem rechten Auge die rechte Hand vom Initiator des „Stockfinster“ und einer der Guides, der durch die stockfinsteren Räumlichkeiten führt. Dabei wird das erfühlen, riechen und erleben „sichtbar“ gemacht für Sehende. Ein Verstehen für Blinde und ihr Leben und die Art und Weise, wie „Blind“ im Alltag gelebt wird.

Eingangsschild Stockfinster

Über ihn kam ich zum Kontakt mit diesem besonderen Unternehmen, das Thorsten Haneke aufgebaut hat: Stockfinster.

Thorsten Hanekes Idee

Ein Ruhrpottler durch und durch. Geboren in Bochum, aufgewachsen in Herne und heute in Hattingen wohnend, entdeckte in München mit seiner damaligen Partnerin ein „Dunkelrestaurant“, das „Finster“.

Der Treppenaufgang zum Stockfinster

Schon war die Idee geboren ein besseres Restaurantkonzept ins Ruhrgebiet zu bringen. Seit 2007 ist das Dunkelrestaurant „Finster“ ein sehr erfolgreiches Restaurant in Essen. Durch das Restaurant mit der gelebten Inklusion Blinde bzw. Sehbehinderte als Koch und Kellner einzustellen, ist er auf eine weitere Idee gekommen.

Thorsten Haneke rechts und Jan Patrick Wilhelm links

Thorsten Haneke ist mit seinen 54 Jahren kein Mensch, der die Füße hochlegt und sich auf seinen Lorbeeren ausruht. Neben dem Dunkelrestaurant führte er von 2015 bis 2020 auch die Gastronomie im Schloss Borbeck. Thorsten ist sehr vielseitig. Kaum einer weiß, dass er früher mal Tanzmusik als DJ unter anderem beim Ballermann aufgelegt hat. Thorsten ist mittlerweile weg von der Musikbranche hin zu einem besonderen Beruf geschwenkt: Bauingenieur. Er kennt sich also bestens aus mit dem Umbaumaßnahmen und rechtlichen Dingen eines alten Betriebsgebäudes zum „Stockfinster“. Sein Bedürfnis ist es, die Erfahrungen aus dem Restaurant heraus in Bewegung zu bringen, um für ein noch besseres Verständnis für Menschen mit Behinderung zu vermitteln.

Durch das Dunkelrestaurant hat Thorsten schon Kontakte in die Community der Blinden gehabt, die eng miteinander verbunden sind. Jan Patrick Wilhelm ist einer davon. 1993 geboren hat er in seiner Jugend plötzlich seine Sehkraft durch eine Infektion bis auf 2% auf dem rechten Auge verloren.

Ratlose Ärzte

„Sie sehen nichts, wir leider auch nicht“, war ein zynischer Spruch eines Arztes, den Jan zu hören bekam. Die Ärzte waren ratlos und fanden die Gründe nicht nur raus, sondern sie konnten ihm auch nicht helfen. Jan musste sein Leben neu starten.

Der Eingang zum Stockfinster

Jeder kann Blind werden

Jan erzählt über seine starke Sehbehinderung durch eine über Nacht gekommene Infektion als Kind. Kein Arzt konnte erklären, woher die mysteriöse Infektion gekommen war und warum und wie er sehbedindert wurde. Es waren einfache Erkältungssymptome, die auftauchten. Am Ende rieten die Ärzte ihm zu einer Blindenschule zu gehen und sein Leben neu zu justieren.

Der lange Tisch für Schulklassen

Das heißt nicht, dass Blinde nichts machen können. Denn Jan ist zuständig für die Bearbeitung von Internet und Social Media Kanäle und ist der perfekte Guide für „Stockfinster“. Er ist schon im Vorfeld der Eröffnung eine große Hilfe für Thorsten Hanekes Idee.

Viele reden über Inklusion, machen jedoch wenig

Jan Patrick Wilhelm wollte bei „Stockfinster“ sofort dabei sein.

„Viele reden über Inklusion, aber wenig wird gemacht“, sagte er im Interview. In seinen „Augen“ findet die Sensibilität für die Inklusion sehr selten statt. Um mehr Verständnis für Blinde zu bekommen, hat Jan auch den Youtube-Kanal „BlindeTube“ gegründet, wo er u.a. mit anderen Sehbehinderten über „Blinde Situationen“ oder „Gott und die Welt“ plaudert.

Ausstattung im Eingangsbereich

Sie konnten ihm nicht helfen. Sie wußten nicht, woher die Erkrankung kam.

„Herr Wilhelm, Sie sehen nichts. Wir leider auch nicht“, sagte ein behandelnder Arzt.

 Es war eine mysteriöse Infektion. Jan war einfach ganz plötzlich Blind. Es kann also jeden treffen.

Ehre des Arbeit

Tunnelblick

Vor meinem Besuch war mir nicht klar, dass es verschiedene Sorten „Blindheit“ und eine Einteilung von Sehbehinderung gibt. Der Tunnelblick ist Vielen bekannt, aber nicht wie er wirklich zustande kommt. Jan erklärt es im Podcast.

Die Arbeit eines Blinden

Strukturiertes Arbeiten ist wichtig bei Sehbehinderten. Ein Messer darf nicht woanders liegen, wenn gekocht wird. Das Anbrennen von Essen kann  schon zu einem Chaos in der Küche führen kann.

Ruhrpott im Stockfinster

Kai Pflaume im Dunkelrestaurant

Für eine Aufnahme von 6 Minuten mit dem Moderator Kai Pflaume arbeiteten 10 Leute von morgens bis abends. Hinterher konnte man nicht mal mehr die aufgeschnittenen Schränke und Wände sehen. Alles wunderbar verputzt und wieder hergerichtet.

Stockfinster sehen

1,2 Mio Blinde bzw. Sehbehinderte mit sehr geringer Sehkraft leben allein in Deutschland. Weltweit gibt es tatsächlich 1,1 Milliarden Menschen mit eingeschränkter Sehkraft bis Blindheit. In ärmeren Regionen der Welt, wie in Afrika, ist die rechtzeitige Versorgung mit entsprechenden medizinischen Möglichkeiten und Brillen stark beeinträchtigt. Die Statistik für Deutschland und auch weltweit wird wahrscheinlich auch höher sein.

Finde die Spinne Kasten

Gemütlich in einem Kinosessel fläzend wird im ersten leicht verdunkelten Eingangsraum vom „Stockfinster“ die Begehung, das Nutzen des Blindenstabs und  Beachten des Gehens im Dunkeln erklärt. Jan und die anderen Guides bereiten so die Besucher*innen auf ihre „Blindheit“ vor.

Dann gehen alle hinter dem Guide langsam in den ersten Raum, um einzelne Buchstaben zu ertasten. In jedem Raum sind verschiedene Experimente, die das Fühlen und Hören stärker beanspruchen und die Sinne schärfen. 

Auch eine Straße wird gelernt zu übertreten in 15 Sekunden. Einen Korb mit einem Basketball werfen oder im Ruhrpottraum besondere andere Dinge fühlen.

Am Ende erwartet den Besucher eine Bar bzw. das Dunkelcafé, in dem mit Bargeld die Bestellung eines Essener Stauders möglich ist. Wer dann noch Fragen an den Guide hat, können diese nun ergiebig gestellt werden.

Im Podcast ist eine kleine Begehung. Dieser ist zwar mit den Interviews über zwei Stunden lang geworden, aber Thorsten Haneke und der Guide Jan Patrick Wilhelm sollten sich vorstellen dürfen und die Idee von Stockfinster dem Zuhörer näher bringen.

Aus meinen Erfahrungen, die ich im Stockfinster als Sehender gemacht habe, kann ich nur den Hut ziehen. Diese ganz besondere Einrichtung von Thorsten Haneke. „Stockfinster“ gehört für mich nicht nur zu einem einfachen Erlebnis Blindheit kennenzulernen, sondern zu einem einmaligen Verständnis Inklusion besser verstehen zu können auf allen Ebenen.

Der Spieletisch

Der Podcast mit den Interviews von Thorsten Haneke und Jan Patrick Wilhelm können nur einen kleinen Teil klären. „Blindes Leben“ erspüren und erfahren ist im „Stockfinster“ nun möglich geworden.

Bilder oder Buchstaben erfühlen erfordert neben Geduld auch Übung. Ich brauchte sehr lange um manche Dinge erfühlt bildlich vorzustellen. Oft konnte ich nur raten, weil mein Gehirn mir anderes vorgegaukelt hat.

Bergbauutensilien was der Sehende sieht

Inklusion erleben

Eine Kamera kann und darf diese Empfindungen nicht hergeben. Ein Podcast zum Hören, ist ein besseres Medium. Aber es selbst zu erleben ist die beste Methode „Stockfinster“ zu erleben. Anschließend können die Erlebnisse der Empfindungen mit anderen im Ausgangsbereich des „Dunkelcafés“ mit Anderen geteilt werden.

Für mich ist das „Stockfinster“ von Thorsten Haneke schon jetzt eine besondere Institution für ein besseres Verständnis Blind zu sein. Er verdient ein Bundesverdienstkreuz für die erlebte Inklusion, von der so viel geredet wird, aber in Wirklichkeit, gerade im Bereich vieler namhafter Firmen, kaum durchgeführt wird. Wobei die Gründe nicht klar sind.

Win-Win Situation

So kann „Stockfinster“ auch aufklärend sein für die Personalabteilungen, die Inklusion bisher eher ablehnend gegenüber stehen. Blinde können Dinge anders sehen, als Sehende sich das vorstellen. Das kann für viele Seiten sogar eine Win-Win-Situation sein.

Schulen und Vereine, sowie Interessierte aus allen Teilen Deutschlands, können das Blindsein entdecken und erfühlen. Es kann ein Gespür entwickelt werden, wie Blinde sich durch das Leben tasten und auf einem selbst bezogen bewußter das Leben zu nehmen.

Geduldig sein, das ist vor allem das Erleben von Blindsein. Für mich war das Fixieren und Konzentrieren meiner Wahrnehmung beim Fühlen und Hören im „Stockfinster“ plötzlich anders wahrgenommen. Blindsein bzw. Blindwerden lässt die Sinnesorgane verändern.

Außerhalb der dunklen Räume ist ein Wartebereich, bevor es ins „Stockfinster“ geht. Ein meterlanger Tisch lädt zum Spielen ein, ist aber auch für Schulklassen gedacht. An der Wand ist ein „Fühlkasten“ mit dem Hinweis „Finde die Spinne“. Ein lustiges „Fühlspiel“, das sich lohnt.

Mein Fazit:

Stockfinster wird ein neues Verständnis bieten für gelebte Inklusion. „Stockfinster“ ist ein Muss es zu besuchen mitten im Ruhrgebiet in Essen.

Respekt für diese Idee und viel Erfolg wünscht der Ruhrpottologe André Brune

Weitere Informationen und Links:

Internet: https://stockfinster.de

Facebook: (20+) Stockfinster – Lichtlose Interaktion | Facebook

Instagram: Stockfinster (@stock_finster) • Instagram-Fotos und -Videos

Email: info@stockfinster.de

Adresse:

Stockfinster

Münchener Str. 65

45145 Essen

WhatsApp: 01631429680

Telefon: 020179885558

Fax: 020179885575

Das Dunkelrestaurant:

Finster

Steinhauser Str. 26

45147 Essen

Reservierungen:

Tel: 02014519567

Internet: Restaurant FINSTER – SINNreich essen (finster-essen.de)

Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e.V.:

Startseite – Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e.V. (dbsv.org)

Landesvereine:

Landesvereine – Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e.V. (dbsv.org)

In Bottrop zahlt man mit Zloty

Im Ruhrgebiet überschneiden sich viele Dinge im deutsch-polnischen Verhältnis zu sehen am Beispiel der Stadt Bottrop

Polenkloster in Bottrop

„Wöchentlich kamen 1000 Polen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, um Arbeit zu bekommen“. erzählt Stadtführerin Antje Herbst und erwähnt in den Ausführungen in einer Anekdote das sogenannte ‚Polenkloster‘ .

Das war damals im deutschen Sprachgebrauch ein besonderes Haus, eine Menage, wo bis zu 800 Männer, eben meist Polen wohnten.

Gewalt beherrschte die Enge

Neben Bier floss Schnaps und Wodka durch die Kehlen und verursachten oftmals schnell Streitigkeiten. Es gab Pistolen ohne Probleme, wie noch heute in den USA, damals einfach in einem deutschen Laden zu kaufen. Schießereien und Messerstechereien waren tatsächlich an der Tagesordnung im deutschen Kaiserreich unter Wilhelm II.

Fast täglich hatte die deutsche Justiz damit zu tun. Das Ansehen allein von Bottrop war damals sehr gering.

Bleibt Bottrop ein Dorf?

So hatte die Stadtwerdung auch wegen dem hohen Anteil von fast 80% Zuwanderung aus Polen eine starke Minderwertigkeit bei zuständigen Politikern und Behörden im preußischen Land. 25 Jahre musste Bottrop warten bis sie zur Stadt werden konnte im Jahr 1919. Ohne den Aufbau eines Verwaltungssitz wäre die Stadtwerdung wegen der Polen und fehlenden Struktur durch einfach in die Landschaft gebaute Zechensiedlungen wahrscheinlich nie möglich gewesen.

Zahlungsmittel Zloty in Bottrop?

Noch heute gibt es so manche Aussagen:

Ach, von Bottrop kommst du? Da muss man doch noch mit Zloty bezahlen. Natürlich lacht man heute darüber. Aber früher hatten die Menschen tatsächlich geglaubt, dass es so ist.

Klingelschildnamen

Heute sind polnische bzw schlesische Nachnamen auf jedem zweiten Klingelschild, Przybilla, Piotrowska oder Bartoszewski zu lesen. Viele haben Vorfahren aus Polen.

Ältestes Zechenhaus in Bottrop

In einem der ältesten Zechenhäusern von Bottrop, erbaut ca. 1875, erkennbar an den groben Steinbrüchen im Sockelbereich, lebten im Stadtteil an der Prosperstraße hauptsächlich zugezogene Polen. Die größte polnische Kolonie in Bottrop hieß Engelbert.

Türken und Polen

Heute leben dort hauptsächlich in den 1960er und 1970er Jahren zugezogene Türken. Sie haben eigene Läden zur Lebensmittelversorgung, Imbiss, die sogenannten Dönerbude, eine Deutsch-türkische Spezialität mit Rind-oder Putenfleisch und verschiedenen Salaten mit einer scharfen oder Knoblauchsauce gewürzt in einem halben Fladenbrot gelegt, die es so nicht in der Türkei gibt.

Moscheen statt Katholische Kirchen

Wo früher katholische Kirchen durch die Polnischen Einwanderer wie Pilze aus dem Boden wuchsen, sind heute versteckt in normalen Häusern die Moscheen. Der Bau einer richtigen Moschee ist in Bottrop bis jetzt noch nicht geschehen aber im Gespräch.

Urlaub in Polen statt auf Malle

Das polnische Blut fließt allerdings mittlerweile in vielen deutschen Nachfahren vor allem im Ruhrgebiet in den Adern, egal zu wieviel Prozent.

Es gibt den ein oder anderen, der die Geschichte der Herkunft mittlerweile gerne wissen möchte. Da wird dann ein Urlaub auch mal in Polen geplant und nicht auf Mallorca.

Nachruf für Ingrid „Inge“ Tok

Nach langer schwerer Krankheit ist Ingrid "Inge" Tok ihrer erlegen

Die Trauer ist auch mir aufs Herz geschlagen. Inge, wie Ingrid von den Kollegen, Freunden und von mir genannt wurde und durfte, ist ihrem schweren Krebsleiden am 28.5.2022 erlegen.

Am 15.9.1956 ist sie geboren worden. Früh zeichnete sich ihr Weg ab. Im Teenageralter begann sie sich als einer der wenigen jungen Frauen für Technisches Zeichnen zu interessieren.

Der Beruf eines Technischen Zeichners war Männern oftmals vorbehalten. Doch Inge, wäre nicht Inge gewesen. Sie hielt an dieser Berufung fest und begann eine Ausbildung in dieser Richtung in der Männerdomäne im Stahlwerk Hoesch.

Ich durfte ihre Ausführungen aufzeichnen obwohl es ihr schon nicht mehr gut ging. Sie hatte begeistert von ihrer beruflichen Laufbahn für den gemeinsamen Podcast erzählt. Es war mir eine Ehre diese besondere Frau in einem besonderen Beruf, wo sie sich durchzusetzen wußte, verewigen konnte und durfte.

Sie hat lange gekämpft. Doch jetzt ist sie erlöst. Sie freut sich vom Himmel ihren Mann, die Kinder und Enkelkinder zu sehen ohne Schmerzen und Leiden.

Sie hatte ein erfülltes Eheleben mit einem besonderen Sohn und besondere Enkelkinder und ein erfülltes Arbeitsleben in dem sie sich durchzusetzen wußte.

Ihre Ausführungen sind im Podcast zu hören:

+Podcast I +Fotos I Wonderwoman Ingrid „Inge“ Tok vom Hoeschwerk Dortmund – Ruhrpottologe – André Brune

Inge war für mich eine besondere Persönlichkeit, die gebührend von mir in diesem Blog aufgenommen wurde. Ich hoffe, sie wird zahlreich gehört werden.

Ruhe in Frieden liebe Inge!

Podcast I +Fotogalerie I +Podcastfilm I Der Ruhrpottologe fährt mit Antje Herbst eine Historische Stadtrundfahrt in Bottrop

Unterwegs auf historischen Spuren mit der Bottroper Stadtführerin

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Eine besondere Stadtrundfahrt wurde am 11. und 12.6.22 auf dem Bottroper Stadtfest angeboten. Mit Erlaubnis von Antje Herbst habe ich ihre Ausführungen aufgenommen. Erst wollte ich nur einen Bericht schreiben für den Ruhrpottologen-Blog. Aber ich entschied das Aufgenommene zu kürzen und entsprechend neugierig machend daraus auch für Nichtbottroper*innen einen Teil in einen Live-Podcast mit Antje Herbst umzuwandeln. Wer reinhört, will mehr wissen. Das geht ganz einfach: Antje Herbst nach einem Termin fragen!

Für mich war das Kürzen von mehr als zwei Stunden Material nicht einfach. Denn die Neugier Antje zu buchen sollte bleiben. Alles war Interessant. Der weggekürzte Teil bleibt im Archiv für kurze Storyklümbkes.

Antje Herbst, ehrenamtliche Stadtführerin, Kennerin ihrer Heimatstadt, erzählte dem mitfahrenden Publikum in zwei Stunden eine Menge toller historischer Anekdoten über Bottrop. Um die besondere Stadtführung durchzuführen, spendete das Bottroper Reisebusunternehmen Fischer einen Bus mit einem geschickten Fahrer für die Tour.

Antje Herbst in Aktion – Foto: André Brune

Für den Guten Zweck

5 € kostete ein Sitzplatz im Bus. Das Geld ging als Spende zu gleichen Teilen an den Wunschzauberer und das Bottroper Tierheim für den Guten Zweck. Mein Sitz plus den kurzfristig in einem Facebook-Gewinnspiel verlosten Sitzplatz zahlte ich freudig mit, wenn auch beide zugelosten Personen aus Krankheits- und Arbeitsgründen leider absagen mussten. Wer allerdings mitfuhr bekam zwei Extra-Klümbkes: Mit Sondergenehmigung mit dem Bus auf das Tetraederplateau und einen Einblick bei dem neuen Freizeiterlebnis „Eloria“ auf dem Prosper II – Gelände neben dem Malakoffturm in Welheim. Kirchhellen wurde ausgeklammert, weil es den zeitlichen Rahmen gesprengt hätte. Unwissende Nichtbottroper bzw. Zugezogene aus Niedersachsen waren begeistert allein schon vom Ausblick vom Tetraeder, das unerwartete viele Grün in der Industrieregion und die besondere bunte Pflanzenwelt auf der Halde.

Der Zustieg war am Gleiwitzer Platz, wo Antjes erste Ausführungen über die gescheiterten Theaterbaupläne der Stadt begannen.

Gleiwitzer Platz – ehemaliger geplanter Theaterplatz in Bottrop – Foto: André Brune

An der Osterfelder Straße, Ecke Heideneck, kam der Hinweis zum Bau einer Pferderennbahn, die ein Bauer als Idee zum Geldverdienen hatte. Dann bog der Bus in die Sterkrader Straße Richtung Oberhausen-Sterkrade ein.

Hier ungefähr war eine Pferderennbahn – Foto: André Brune

Kein Bahnhof für Bottrop geplant

Auf der Brücke über die Eisenbahnstrecke, die seit einigen Jahren stillgelegt wurde, erzählt die Reiseführerin einige interessante Dinge über die Planung der Strecke, die ohne den Kampf eines Amtmannes keinen Bahnhof für Bottrop vorsah. Der Nordbahnhof hatte auch mehrere wichtige Funktionen im Laufe der Zeit, die im Podcast erzählt werden. Wer hätte gedacht, dass auch der Südbahnhof nicht eingeplant war?

Ehemalige Bottroper Eisenbahnstrecke direkt an die Nordsee – Brücke über die Sterkrader Straße – Foto: André Brune

Die Überraschung war groß bei allen, dass es tatsächlich möglich war vom Nordbahnhof direkt an die Nordsee fahren zu können. Eine weitere große Bedeutung war nach dem ersten Weltkrieg. Ohne den Nordbahnhof hätte die Bottroper Bevölkerung in der Besatzungszeit Anfang der 1920er Jahren nicht versorgt werden können.

Weitere Anekdoten folgten über die Birkenstraße, die so heißt, weil es in Bottrop eine Menge Birken gab und deren Rindensaft auch genutzt wurde.

Fuhlenbrock riecht faul

Antje Herbst erklärte Faszinierendes über den Stadtteil Fuhlenbrock, der trotz Zeche Prosper Haniel, keine typische Zechensiedlung besitzt. Außerdem wohnten anfangs eher Holländer statt Polen hier. Und das Goethe am heutigen Stadtteil kein gutes Haar gelassen hat in seinen Reisetagebüchern…

Holzschuhe aus Holland – eine Bottroper Erfindung?

Kaum jemand weiß, dass Bottrop ein sehr großer Holzschuhproduzent im 19. Jahrhundert war und in die Niederlande exportierte. Tatsächlich konnten 80 Familien sich von der Schuhproduktion ernähren. Bäume gab und gibt es bis heute kaum in Holland.

Förderturm Prosper Haniel während der Fahrt – Foto: André Brune

Über das Gelände der Zeche Prosper Haniel fahrend, erklärt Antje Herbst das besondere Image von Bottrop.

Was war ein „Polenkloster“ und konnte man in Bottrop mit Zloty bezahlen?

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kamen wöchentlich zu Spitzenzeiten, als immer mehr Arbeitskräfte gebraucht wurden ca. 1000 Zuwanderer nach Bottrop um zu arbeiten, hauptsächlich aus Polen. Es gab Zeiten, wo 90 % der Bottroper Bevölkerung Polen waren. In den Menagen, wie die Wohnheime früher hießen, wohnten zeitweise 800 Männer. Da ging es heiß her: Messerstechereien, Schlägereien, auch Schießereien. Pistolen konnten nämlich ganz normal, wie heute in den USA, in einem Waffengeschäft gekauft werden.

Stadtteil Fuhlenbrock Hans-Böckler-Straße Richtung Bottrop mit Lore – Foto: André Brune

 

Wem hat Bottrop den Parkfriedhof zu verdanken an dem wir in Richtung Dieter-Renz-Halle vorbeifuhren? Arbeitslosen

Eingang Parkfriedhof – Foto: André Brune

Auf dem Weg Richtung Museum Quadrat, an der Dieter-Renz-Halle vorbei, führte Antje Herbst uns in die 1950er Jahre, wo Bottrop eine große Nummer war im Sport. Neben dem erfolgreichen Bottroper Boxer Dieter Renz, der leider früh verstorben ist, gab es bis zu 20000 fußballbegeisterte Zuschauer im Jahnstadion und Meisterschaften im Seifenkistenrennen. Antje nahm sich keine Pause und erzählte über die Stadtwerdephase, die nicht einfach war.

Dieter Renz Halle – Foto: André Brune

Was haben Baurat Albert Lange und die Baustofffirma Bremer gemeinsam?

25 Jahre lang wurde kämpften Bottroper um die Stadtrechte. Aber das äußerliche Bild war für die Regierung nicht gut genug. Es gab keine richtige sichtbare Struktur bis Baurat Albert Lange Anfang des 20. Jahrhunderts den Grundstein für ein städtisches Bottrop legte und das Verwaltungsviertel um den heutigen Ernst-Wilczok-Platz, dem Rathausplatz, konzipierte.

Verwaltungsbau – Standesamt von Baurat Lange entwickelt – Foto: André Brune

Die Baustofffirma Bremer lieferte die Ziegelsteine, die das noch heute die stehenden Verwaltungen und das Rathaus sichtbar prägen.

Ein kleiner Halt war an der Nepomukstatur an der Randebrockstraße, wo sich Verliebte treffen sollen. Am Museum Quadrat vorbei verkündete Antje Herbst stolz, das der gebürtige Bottroper Josef Albers ein Bild in einem ganz besonderen Haus in den USA hängen hat.

Nepomukstatur an der Randebrockstraße – Foto: André Brune
Museum Quadrat

Warum „Kalter“ Eigen?

Weiter gings in die Richtung des großen Stadtteils Eigen, der unterteilt ist in „Kalter“ und „Warmer“. „Der „Kalte“ Eigen“, erklärt Antje Herbst, “ist deswegen kälter als im „Warmen“, weil im Boden ein höherer Eisenanteil vorhanden ist, der die Temperatur bis zu 2 Grad kühler werden lässt.“

Sackers und der Kommodenlack

Wenn Antje von der vor einigen Jahren abgebrannten Schnapsbrennerei schwärmt, dann von dem süßlichen Geruch von Maische, der die schwere schwefelhaltige Luft des Ruhrpotts übertünchte. Sie liebte als Kind diesen Duft nach Hopfen und Brennereien. Da durfte nicht fehlen zu erwähnen, dass es in Spitzenzeiten nach dem Zweiten Weltkrieg 250 Kneipen in Bottrop gab. Auf fünf Einwohner*innen eine Kneipe.

Aegidistraße und die Kappsiedlung

Im warmen Eigen auf der Aegidistraße erzählte Antje Herbst über die Kappsiedlung. Die Namensgebung ist umstritten. Die einen Historiker meinen sie heißt so wegen des früheren Anbaus in den dortigen Gärten von „Kappes“ und die anderen meinen, dass die Bewohner der Häuser hauptsächlich am „Kapp-Putsch“ beteiligt waren.

Eigener Marktplatz mit Bunker

Die Aegidistraße wurde erst 1965 am Abwassernetz angeschlossen, was für die spielenden Kinder vorher damals trotzdem scheinbar kein Beinbruch war, wenn sie die kleinen herfließenden Bäche aufstauten um darin zu schwimmen und sich abzukühlen.

Zechenhaus Aegidistraße

Karl Ganser der Vater der Industriekultur und Haldenlandschaft

Antje Herbst erzählte auf dem Weg zum Tetraeder etwas über den kürzlich verstorbenen Karl Ganser. Er hatte die Idee, dass die Bergehalden, sowie stillgelegten Industrieanlagen zu Freizeit- und Parkanlagen der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden sollten. Er rettete dadurch viele altgediente Fördertürme, Lohnhallen, Waschkauen, Stahlgerüste und Bergehalden, die heute Museum und Begegnungsstätte sind für Kunst, Geschichte bzw. für einen Ausflug und Ausblick in die Geschichte und Landschaft vom Ruhrgebiet. Ohne ihn wäre es nicht mal möglich zum Tetraeder zu kommen, zu dem der Bus mit einer Sondergenehmigung hochfahren konnte. Geschweige denn der Bau möglich gewesen, weil es nichtöffentliches Gelände der Ruhrkohle AG gewesen ist. Der Busfahrer war ein besonders geschickter Lenker, der uns über den kurzen, steilen und schmalen Weg sicher nach oben und wieder nach unten brachte.

Panoramablick mit Kokerei Prosper und Essener Skyline

Das herrliche Wetter ließ eine weite Sicht zu. Die Blicke schweiften bis nach Dortmund, Velbert und Duisburg. Die Essener Skyline glich Frankfurt hinter den roten Doppelbögen der A42-Brücke beim Stadtteil Ebel. Die Kokerei schnaubte in dem Moment weißen Rauch aus und verdeckte die im Hintergrund stehende neue Windkraftanlage, das Zeichen des überall stattfindenden und nötigen energetischen Wandel im Ruhrgebiet. Blauviolette und gelbe Pflanzen, fast wie die Ukrainische Flagge ragten bei den leichten Windböen sanft schwingend gen Himmel. Sie waren ein besonderes Fotomotiv mit dem Hintergrund von Skihalle, Kokerei und den Ausblick auf die Essener Skyline.

Schrebergärten für die Luftreinhaltung

Kaum einer glaubte die Anzahl von 17 Schrebergartenvereine in der kleinen kreisfreien Stadt Bottrop. Die Gründung des ersten Schrebergartenvereins war 1906. Für die Luftreinhaltung waren die Kleingartenanlagen als kleine grüne Lungen eine willkommene Lösung in der früher von Kohle und Koks produzierenden Umgebung.

Stadtteil Boy

Die Boy, früher Boye hieß, besaß ein eigenes Postamt und besondere Postkarten zeigten Häuser und Straßenzüge, auch in polnischer Sprache. Der Boyer Bahnhof wurde 1925 erbaut.  Wir fuhren zwar nicht über die Prosperstraße, aber Antje Herbst erwähnte auf dem Weg durch die Gartenstadt Welheim in Richtung Eloria die ältesten Zechenhäuser Bottrops. Sichtbar sind sie durch die groben Sockelsteine. Sie gehörten zur Kolonie Engelbert, wo früher die meisten Polen wohnten.

Ältestes Zechenhaus von Bottrop – Foto: André Brune

Sumpfiges Welheim

Welheim ist schon immer ein geteiltes Gebiet gewesen. Die fruchtbare Welheimer Mark, an der die Emscher entlang floss und die Emscherbrücher Wildpferde durchtrabten. Die Essen-Werdener Äbtissin ließ hier ihre Schweine mästen. Auf der anderen Seite im sumpfigen Welheim lag die vom Deutschen Ritterorden gegründete Kommende Welheim. Die seit dem 13. Jahrhundert viele Male angegriffen wurde. Wenn nur die Dorstener angriffen, kamen Essener zu Hilfe. Wurde gesiegt, feierten das alle kräftig und wurde „Welheimer Reise“ genannt. Was jedoch der Ursprung der Schützenvereine mit der Kommende Welheim zu tun hat, klärt Antje bei einer Führung. Diese Information habe ich absichtlich herausgeschnitten, um neugierig zu machen.

Haus in der Gartenstadt Welheim – Foto: André Brune

Antje Herbst vergisst nicht auf ihren namentlichen Herbst 2022 hinzuweisen. Denn das Historische Erlebniszentrum wird in Bottrop eröffnet. Der historische Brauchtum der Stadt und viele andere besondere Dinge werden im Rathaus mit 3D-Animation erlebbar gemacht für Jung und Alt. An diesem besonderen Konzept arbeitete Antje mit und jeder hörte den Stolz in der Stimme für dieses besondere Konzept, das auch die städtischen Schulen einbezogen hat.

Der zweite Stopp war dann am neuen Erlebniszentrum „Eloria“. Der angeschlossene Open Air Bereich das „Zechentreff“ lud zum Verweilen ein. Der Malakoffturm  von Prosper II war das besondere Fotomotiv beim Zwischenhalt.

Malakoffturm Prosper II mit Erlebnisfabrik Eloria

Lyrische Texte für ein Bottroper Wasserschloss

Nach einigen Minuten ging es weiter über die Straße „Auf der Knippenburg“. Auf dem Gelände der wirklichen Knippenburg steht heute das große Lagerhaus von Deichmann. Eine besondere Anekdote erfuhren die Mitfahrer*innen:

Die befreundete und damals sehr berühmte Schriftstellerin Luise Hensel wurde damals in den 1820er Jahren vom neuen Besitzer, preußischem Justizkommissar und Landrat des Kreises Recklinghausen Friedrich Carl Devens eingeladen. Inspiriert von dem Wasserschloss und dem nach englischen Vorbildern gebauten weitläufigen Park schrieb sie ein besonderes Gedicht. Das Wasserschloss wurde im Mittelalter um 1340 gebaut. Devens kaufte es 1821. Doch es kamen erhebliche Bergschäden auf das alte Gemäuer zu. Der Park sackte stark ab, so dass die Pflanzen abstarben. Ein langwieriger Entschädigungsprozess beschäftigte die damalige Justiz. Die Bergsenkungen und schlussendlich die starke Beschädigung durch Bombenangriffe im zweiten Weltkrieg hinterließ nur noch eine Ruine, die Anfang der 1960er Jahre zu einem Abriss führte.

Blick aus dem Bus auf dem Weg zum Tetraeder – Foto: André Brune

Unverfänglicher Emscherblick vom Westring

Auf dem Rückweg zum Gleiwitzer Platz querten wir den Stadtteil Lehmkuhle. Antje erklärte die Herkunft und weitere Anekdoten über den Westring. Zum einen wurden dort steinzeitliche Urnen gefunden, die im Museum für Ur- und Ortsgeschichte am Quadrat bewundert werden können. Wahrscheinlich stammten sie von den ersten Besiedlern der Emscheranhöhe um den Donnerberg mit dem weitläufigen Blick ins Emschertal, der damals ohne die vielen Häuser von heute gewesen sein musste. Von der anderen Geschichte erfuhren wir von einer Gaststätte, die einen See hatte. Sie war ein besonderes Ausflugslokal für einen unverfänglichen Blick ins Emschertal bevor die Einbetonierung und Veränderungen der Landschaft diesen Blick zerstörte.

Wilde Emscher und Epidemien

Antje erwähnte auch die Epidemien von Cholera und Rur, die vor dem Umbau der Emscher in eine Betonrinne vielen das Leben kostete. Vor über 100 Jahren war die Emscher einer der wildesten Flüsse Deutschlands. Durch die ständige Zuleitung von industriellen und menschlichen Abwässern wurde die Emscher bei Überschwemmungen durch die Bakterien und Chemikalien auch der gefährlichste Fluss. Das Grundwasser nahe der Emscher wurde stark verseucht und verursachte Krankheit und Tod.

Lechzen nach mehr historischen Anekdoten

Antje Herbst hätte bestimmt noch mehr auf Lager gehabt, doch irgendwann ging auch diese tolle historische Stadtrundfahrt zu Ende. Wer Antje Herbst allerdings gerne buchen möchte, der kann dies gerne machen. Weitere Informationen gibt es weiter unten und beim Podcast in den Shownotes oder auch im „Bierchen bitte -BOTTcast mit Piet und Alex“, wo Antje Herbst in Folge #77 zu Gast war.

Antje Herbst Buchen

Im Podcast mit Piet und Alex erzählte Antje Herbst erstaunt, dass Lehrer*innen sie nicht für eine Stadtführung buchen. Das ist schade, denn so anschaulich und spannend, wie Antje es erzählt, wird es den Kindern mit Sicherheit nicht langweilig sein die eigene Heimatstadt außerhalb der zu lüftenden Klassenräume zu erkunden.

Antje Herbst buchen hier:

info@stadt-land-fluss-tours.com

Tel: 015771266060

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Mehr Informationen:

Wikipedia-Eintrag zum Haus Knippenburg mit dem Gedicht von Luise Hensel:

Haus Knippenburg – Wikipedia

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Link zum Bierchen bitte-Podcast Folge 77:

https://meinpodcast.de/bierchen-bitte-der-bottcast-mit-piet-alex/77-rent-a-kid-feat-antje-herbst

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Text/Bilder: André Brune

Moderation vom Podcast : André Brune/Antje Herbst