Der Kampf der Bürgerinitiative für den Erhalt der Naturfläche Zeche Sterkrade in Oberhausen I +Videopodcast I +Podcast

⚠️NEUER (Video -) PODCAST mit der Bürgerinitiative aus Oberhausen, die für den Erhalt der Naturfläche auf dem Gelände der Zeche Sterkrade kämpft.

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11 von 17 Hektar sind geplant klimafreundlich zu bebauen mit Mehrgenerationenhäuser und auch Bürogebäude, damit die Bewohner und Bewohnerinnen es nicht weit haben von ihrer Wohnstätte aus. Ein Pilotprojekt mit kurzen Wegen ohne eine Autostraße, so die Idee. Doch ohne Auto wird es nicht gehen. Wird ein Parkhaus gebaut, Garagen oder eine größere Parkfläche versiegelt? Und was ist mit den Besuchern, die mit dem Auto kommen, die auch die eventuell angesiedelte Gastronomie zu besuchen, die am Industriedenkmal entstehen soll?

Weitere zusätzliche 1600 Fahrten allein auf der Von-Trotha-Straße werden erwartet laut Gutachten. Sie gehört schon jetzt zu den stark befahrenen Straßen in Sterkrade.

Das ca.17 ha große Gelände soll weitgehend gerodet werden, obwohl sich die Natur dreißig Jahre lang das Gelände erfolgreich zurück erobern konnte.

Geplant sind zwischen 400 und 600 Wohneinheiten und Gewerbliche Vermietungsobjekte.

Damit würde das neu gewonnene Naherholungsgelände für die Sterkrader in der zweitversiegelsten Stadt Deutschlands nach München immer dichter zugebaut werden zumal in der Nähe der halbe Sterkrader Wald ebenfalls für den Ausbau eines Autobahnkreuz gerodet und asphaltiert wird.

Die Bürgerinitiative „Zeche Sterkrade“ habe ich interviewt zu ihrem Thema, dass nicht nur in Sterkrade ein Problem ist, sondern in vielen Ruhrgebietsstädten: Flächenversiegelung

Die Gründerin Andrea Hegermann, Jens Carstensen, Dr. Alexander Galk und Sarah Dragon erzählen mir von ihren Gedanken und die Gründe, warum sie es verständlicherweise angehen gegen die Bebauung zu protestieren.

Die Bürgerinitiative „Zeche Sterkrade“ von linksmit der Gründerin Andrea Hegermann, Dr. Alexander Galk, Sarah Dragon und Jens Carstensen (nachträglich für das Foto eingebaut, weil er am gehen musste)

Es ist eine Farce im eh schon dicht bebauten Ruhrgebiet in Zeiten von Klimawandel und Artensterben!

Es passiert immer noch viel zu wenig in die andere Richtung. Auch heute wird immer noch fleißig jede noch so kleine grüne Baulücke geschlossen. Bei Starkregen verursacht die konsequente Flächenversiegelung vermehrte überflutete Keller und Straßen und in heißen Sommern entsteht durch die starke Erhitzung der versiegelten Flächen der Städte, dadurch eine schnellere Verdunstung und stärkere Nutzung des Grundwassers.

Ein gesundes Mikroklima vor Ort in den Städten mit hohem Verkehrsaufkommen, wie eben Oberhausen, das von den Autobahnen A2, A3, A516 und A42 umgarnt wird, muss für die Stadtbewohner und -Bewohnerinnen ebenso wichtig sein im Zuge von Klimawandel und Artensterben. Es gibt nur das Naherholungsgebiet gegenüber der Zeche Sterkrade des Volkspark Sterkrade. Eine Güterbahnlinie und der Bahnverkehr durchtrennt ein Zusammenlegen der Grüngebiete. Ein zusammenhängender Grünzug mit einem Brückenbau wäre eine besondere Naherholung der vom Straßenverkehr gebeutelten Sterkrader eine sinnvolle Lösung. Doch diese wirde erst bei der Quartiersbebauung auf dem stillgelegten Zechengelände ins Spiel gebracht. Die Bürgerinitiative steht für den Erhalt der Grünfäche.

Wenn im Kleinen solche Kämpfe verloren gehen und auch kein Diskurs gefunden wird, dann kann man in der Welt noch weniger mit Flughafenklebeaktionen gewinnen oder Plakaten an Schornsteinen.

Kampf um eine bessere Lebensqualität

Dieser seit dem 9.1.2024 angeführte Kampf der Bürgerinitiative „Zeche Sterkrade“ ist nur ein Beispiel, wo es mit erhobenen Hauptes mit Gleichgesinnten als David gegen Goliath geht. Der Erhalt der mittlerweile stark begrünten und auch zum Teil bewaldeten Gebiet des 1994 stillgelegten Zechengeländes in Sterkrade ist das Hauptaugenmerk für die Natur, die sonst keine Lobby hat. 

Hinweistafel für die Geschichte der Zeche Sterkrade

Hier hat sich im Laufe der letzten 30 Jahre die Natur in Ruhe entwickeln können. Es kommen hier seltene Kräuterpflanzen vor, die lange vergessen wurden, genauso wie es die Kreuzkröte oder so manch andere seltene Vogelart geschafft hat, sich hier anzusiedeln, wo früher eine Dreckschleuder von Kokerei stand und harte Arbeit an der Tagesordnung stand. 

Das einzige Grün der Arbeiter war nicht das Zechengelände, sondern der eigene Garten, den sie zur Selbstversorgung und Erholung nutzen konnten in ihren Zechenhäusern, die sie gemietet haben für die kurzen Wege zur Arbeit. Das alles ist längst Geschichte. 

So war das mal früher. Plakatwand der Stadt Oberhausen

Heute sind die Wege zur Arbeit viel weiter als „umme Ecke“, wie wir im Ruhrgebiet sagen. Die Bürgerinitiative will den gewachsenen Grünzug erhalten wissen. Sie sehen es als eine neben bzw. gegenüber dem Volkspark liegenden Naturpark an, wo die Menschen nicht nur mit dem Fahrrad durchfahren, sondern die Anwohner gemütliche Spaziergänge machen können und sich erholen können. Sollte es bebaut werden, wird es nicht mehr für die Anwohner sein in den Straßen davor, sondern eher für die Neuzugezogenen, die eine teurere Miete bezahlen werden, so die Befürchtung. Es wird voraussichtlich auch den Mietspiegel von Sterkrade erhöhen und den vorhandenen Wohnraum verteuern.

Der einzige Bezug zur zukünftigen bebauten Parklandschaft wäre die Brücke zum Volkspark Sterkrade, der ein kleiner wilder Park ist für die Stadtteilbevölkerung von Sterkrade.

Goliath ist hier die Stadtplanung von Oberhausen, die nun 30 Jahre später plötzlich daran denkt, das Gelände zu bebauen, statt es als Naherholung einzurichten. Die RAG Montan Immobilien und Thelen Gruppe steht in den Startlöchern aus dem Gelände das bestmögliche Wohnquartier herauszuholen und neu zugezogenen Oberhausenern ein weiteres Stück Lebensqualität zu bieten.

Godzillas Kopf vs. Fördergerüst Zeche Sterkrade

 

Das Industriedenkmal ist drumherum in ihren Augen unverbaut und ein täglicher Blick auf die ehemalige Stadtgeschichte würde das Wohnen vor Ort in einem klimaneutralen neuen Haus würde das Leben vor Ort besonders schick machen.

Bei einem ersten Bürgerdialog am 24.8.2024 preschte die Stadt Oberhausen vor, um das Gelände attraktiv zu vermarkten und das Bauprojekt schmackhaft zu machen. Negative Informationen und Argumente dagegen hat man im Vorfeld nicht zugelassen. Aus Protest, dass es eher eine „Verkaufsveranstaltung“ ist, haben teilnehmende Mitglieder der Bürgerinitiative das Zelt verlassen. Verständlich ist es schon, wenn dort ein Dialog stattfinden soll, dieser aber nicht gewünscht ist. Das zeigt auch, welche arrogante Haltung gegenüber den bisherigen Anwohnern des alten Zechengeländes angegeben wird. Dialog ja, aber nur nach eigenen Regeln. So bin ich mal so arrogant und schreibe darüber aus meiner Sicht der Dinge und als öffentliche Person, der der Natur eine Lobby geben möchte.

Wie ist die Bebauung auf dem Gelände der Zeche Sterkrade geplant?

Die Gliederung des eventuell neuen Quartiers in Sterkrade auf dem stillgelegten Zechengeländes soll räumlich den ursprünglichen Straßenräumen und nach der Topografie der „Arbeit“ architektonisch angelegt werden.

Ein für alle notwendigen Verkehrsarten soll ein Ringstraßensystem im inneren Bereich erschlossen werden, so steht es auf der Internetseite. Es sollen allerdings, wenige Autos vor Ort sein. Wahrscheinlich könnte es so wie in einem Feriendorf von einer Center Park-Anlagen sein. Am Anfang ein Parkplatz, Ausladen vor der Tür ja, Parken nein, mit Fahrrad gern gesehen, Rollatoren zugelassen. 

Radwegenetz führt durch das Gelände der Zeche Sterkrade

Meine Fragen: Wird dann eine große Autoparkfläche einen Teil versiegeln? Wird ein Parkhaus hochgezogen? Sollen die Autos auf der schon stark von Anwohnern beparkten Straßenflächen mitgenutzt werden? Was ist mit Besuchern? Wo sollen diese parken? 

Vorausgesetzt wird wohl, dass diese alle mit dem Bus kommen oder zum nah gelegenen Bahnhof Sterkrade kommen, und dann den Kilometer gefälligst laufen können.

Es ist alles so schön geplant, aber was am Ende dabei herauskommt, wird ausgeblendet. Niemals wird jeder, der dort wohnt nur mit dem Fahrrad dort wohnen. Es sei denn, der Mietvertrag würde es so wollen. Aber das wäre ja wahrscheinlich nicht rechtens, den Mietern vorzuschreiben, mit welchem Verkehrsmittel diese in der bereitgestellten Wohnung wohnen dürfen. Vielleicht sind die Mieten so hoch, dass sich keiner ein Auto mehr leisten kann.

Das Gelände besitzt für zukünftige Anwohner nicht nur den den nahen Bahnhof Sterkrade, wo dann auch extra aus Düsseldorf Zugezogene bestimmt glücklich wären, endlich nicht im Stau zu stehen mit dem Auto auf der A3, sondern gern mit der Bahn pendeln könnten, um billiger in Oberhausen wohnen zu können. 

Laut Stadt fehlen 1600 Wohnungen. Also warum für Menschen bauen von außerhalb? Können sich die Sterkrader die Miete leisten, die mit Sicherheit weit mehr als 8 € pro m2 sein werden?

Ein Quartier der nahen Wege, denn es befinden sich dort in der unmittelbaren Nachbarschaft ein Getränkemarkt, eine amerikanische Fast-Food-Kette, deren schrecklicher Hamburgerduft täglich rüberweht und ein Lebensmittelmarkt. Eine Tankstelle versorgt fröhlich die zusätzlichen wahrscheinlich mindestens 400 Autos vor Ort, die auf das neue Wohnquartier zufahren würden. 

Die Von-Trotha-Straße ist so oder so schon sehr stark befahren. Sie würde eine noch größere Belastung für die Anwohner werden, während das Wohnquartier die Gemütlichkeit schlechthin wäre.

Auch Gewerbe soll dort entstehen. Eher Büros für Versicherungen oder was auch immer. Dabei hat Sterkrade im Innenstadtbereich mit Sicherheit genug Leerstände. Allein das alte Möbelhaus Finke, dessen Abriss sich durch eine Erbangelegenheit immer mehr nach hinten verzögert, könnte Wohn-, Büro-, und Ladenprobleme verringern. Das große Möbelhaus hat genug Quadratmeter, das direkt in der City das Wohnproblem allein lösen könnte und es würde dadurch auch mehr Publikum in die Stadt bringen. Der Wochenmarkt würde mehr verkaufen können und neue Läden könnten entstehen, Cafes etc. Das alles wird nicht passieren, wenn das Wohnquartier dort auf dem alten Zechengelände entsteht. Kaum ein Mensch wird die Brücke nutzen oder den großen Weg über die Bahngleise, um in die Sterkrader Innenstadt zu gehen. Sie setzen sich ins Auto und fahren zum Centro…

Sollte das Gelände bebaut werden und die Erweiterung vom Autobahnkreuz Sterkrade Wirklichkeit werden, kann Oberhausen München als versiegelste Stadt Deutschland ablösen. Alternativ könnte die das Gelände der Zeche Sterkrade als mit dem Volkspark Sterkrade als gemeinsamer Grünzug ein wenig verschönert werden. Mehr Sitzbänke, Spielplatz, Streichelzoo, ein kleines Café, tägliche Öffnung des Denkmals mit wechselnden Ausstellungen, ein Kiosk, ein Minigolfplatz für die Freizeitgestaltung ohne tief zu buddeln und noch mehr Altlasten hervorzuholen, die es dort mit Sicherheit noch geben wird. 

Dann würde das Industriedenkmal auf jeden Fall ein Alleinstellungsmerkmal bleiben in einer wundervollen Parklandschaft, wo es sich lohnt sich aufzuhalten und zu erholen. Ein Brücke könnte den Volkspark Sterkrade verbinden und auch einen kürzeren Weg zu Sterkrader City bringen. Diese hätte schon hätte längst gebaut werden können. Es hätte den Ruhrradweg vor Ort attraktiver gemacht.

Sieht alles schick aus, aber…. (Plakatwand der Stadt Oberhausen für die Bebauung)

Zudem ist im Zuge der Bebauung angedacht den Alsbach zu renaturieren, der unter Tage in Betonröhren fließt seit über 100 Jahren. Das soll das Wohnen im Quartier aufwerten. Warum wertet es nicht das Naherholungsgebiet auf? Ganz einfach: Damit kann man kein Geld verdienen, sondern gibt nur Geld aus, was die Stadt nicht hat! Zur Renaturierung können auch Landesmittel oder sogar EU-Fördermittel beantragt werden. Wurde das schon gemacht?

Das Geldverdienen soll kein Argument sein zu bebauen, denn ein Naherholungsgebiet kann auch mehr Tourismus anlocken, somit auch Publikum für den Volkspark oder die Sterkrader City.

Übrigens sollten nach der Schließung der Zeche Sterkrade alle übrig gebliebenen Gebäude, wie die historische Waschkaue und Bürogebäuden aus den gleichen Jahren, wie die Fördertürme von Schacht 1 und 2 als ganzes Ensemble denkmalgeschützt werden, aber sie wurden alle bis auf Schacht 1 dem Erdboden gleichgemacht. Zu groß wären wohl die Kosten gewesen den Denkmalschutz auszuführen. Man hat eben nicht an mögliche Zukunftsprojekte gedacht zum damaligen Zeitpunkt, sondern eher an eine neue Bebauung. Jedoch ist ein Neubau jeglicher Art auf einem alten Kokerei- und Zechengelände mit viel mehr als nur 3 Meter Tiefe Altlasten verbunden. Es gab ja schon Pläne 2004 den Platz zu bebauen, aber aus welchen Gründen auch immer sind sie gescheitert. Das hat die Natur auch zu diesem unbändigen schönen Wachstum gebracht, der nun von Menschenhand wieder gerodet und umgestaltet werden soll.

Sollte das Quartier Wirklichkeit werden, wird das atemberaubende historische Industriedenkmal für die Anwohner ein toller Anblick sein, aber nicht mehr, wie bisher allein stehen. Nur noch der Kopf des Fördergerüsts würde, wie Godzilla, über die in ähnlicher Bauweise wie das historische Maschinenhaus stehenden Gebäude ragen. Der einzige Unterschied ist, dass dieser kein Feuer speien kann, um sie zu zerstören. Das passiert eher umgekehrt. Die Sicht auf das unverbaute Denkmal wird eingegrenzt und verliert dadurch an immense Attraktivität.

Die Plakatwerbung für die Bebauung des Geländes seitens Stadt Oberhausen

Zudem ist klar, dass auf dem natureroberten Gelände, wo früher die Zwangsarbeiter der Zeche im zweiten Weltkrieg hausen mussten oder für den Nazi-Krieg gestorben sind, höchstwahrscheinlich radikal entfernt werden. Es sind noch kleine Abgrenzungen der Zwangsarbeiterhäuser in der Natur zu sehen.

Bewachsenes Zwangsarbeitergelände auf der Zeche Sterkrade

Dort wird dann auch in einem neuen Gebäude gearbeitet. Die Hinweistafel wird dann nur noch allein stehen, ws dort an Unrecht geschehen ist. Darüber wird in den Bauvorschlägen kaum gesprochen. Diese Erinnerungskultur muss bleiben! Zuviel ist schon einfach hinfort gewischt worden!

Hinweistafel auf die Zwangsarbeiter im Zweiten Weltkrieg

Vor Ort sollen am Maschinenhaus Gastronomie-Angebote sein. Das bedeutet nicht nur Radfahrer kommen, sondern auch Autofahrer, um sie zu besuchen. Oder liege ich falsch?

Mehr Grün und Vorschläge

Nochmals mein Vorschlag und das der Bürgerinitiative für das stillgelegte Zechengelände: Eine kleine Gastronomie könnte in der Parklandschaft von heute längst stehen. 

Ein kleines Café oder Kiosk vor Ort, mehr Sitzgelegenheiten und eine ständige Öffnung des Denkmals, nicht nur einmal im Monat, könnte die Attraktivität der Parklandschaft erhöhen. Ein neuer Minigolfplatz, ein Spielplatz, ein Streichelzoo, ein Barfußpfad, ein Naturlehrpfad, eine Naturhütte für Naturfreunde, ein Gebäude für Fahrradstellplätze, ein paar Pfade durch das Gelände würden reichen, um es attraktiver zu machen. 

Es wird mir jeder zustimmen, der das Gelände kennt oder kennenlernt. Doch geplant ist ein zentraler Wiesenplatz vor dem Maschinenhaus zwischen den Häusern, die ein Wasserbecken enthält für den Regen, das als Teich dienen würde. Für den nahliegenden Kinderspielplatz jedoch ist das Wasserbecken im KI-Bild nicht abgesichert und könnten somit eine Gefahr für die spielenden Kinder sein. Wir wissen ja, dass immer mehr Schwimmkurse geschlossen werden, weil dafür kein Geld ausgegeben wird…

400 bis 600 Wohneinheiten sollen entstehen. Die AnwohnerInnen würden es nicht mehr als Naherholung so nutzen, wie bisher. Das Gelände würde fast komplett gerodet und umgegraben werden.

Zeche Sterkrade Schacht 1 vom Volkspark Sterkrade aus gesehen

Die Altlasten wurden nur in bis zu 3 Metern Tiefe abgetragen. Meist müssen auf ehemaligen Kokerei- und Zechengeländen mehr als 10 Meter abgetragen werden. Bergsenkungen sollen angeblich nicht passieren, weil ja alles gut verfüllt wurde. Wir wissen, dass es eben nicht so ist. Im ganzen Ruhrgebiet senken sich hier und da die Gebirge. Allein in Bochum platzen plötzlich immer wieder Straßen und Plätze auf, die nie richtig verfüllt wurden. Dort gibt es seit 1973 keinen Bergbau mehr. Das Gelände der Zeche Constantin wurde mehr ausgebaggert als nur 3 Meter. Mehr als 15 Meter musste ausgebaggert werden, um auch die in den Plänen nicht vorhandenen, aber gefundenen Rohre und Altlasten abzutragen, bevor dort eine Wohnsiedlung entstehen konnte, die aber bewußt aus Vorsicht nur einen kleinen Teil des Geländes bebaut wurde.

Die Preise für die Wohnungen werden nicht preiswert sein. Auch die Mietpreise in der Umgebung werden sich anpassen und Oberhausen zu einer teureren Stadt im Ruhrgebiet machen, als es bisher der Fall war, obwohl es laut Alexander Galk, noch genug Leerstand gibt von Miet- und Kaufobjekten, die täglich im Internet nachzusehen sind. Was jedoch die Stadt nicht genug rechtlich ausschöpft, so Jens Carstensen. Denn unsanierter Leerstand kann die Stadt mittlerweile rechtlich etwas unternehmen. Es wird allerdings kaum angewandt.

Auch das Möbelhaus Finke könnte schon lange abgerissen sein und neuen Wohnraum geschaffen haben im Innenstadtbereich von Sterkrade, dass wie viele Städte und Stadtteile ebenfalls genug Ladenleerstand hat. Hier gibt es laut Jens Carstensen leider im Moment noch einen Erbstreit, der erst geklärt werden muss.

Außerdem hat sich der Einwohneranteil in Oberhausen sogar verringert, so Jens Carstensen von der Bürgerinitiative. Ein Zuzug aus Düsseldorf nach Oberhausen als Argument ist weit hergeholt.

Sarah Dragon hat das Gelände seit ihrer Kindheit wachsen sehen und würde es tatsächlich in Betracht ziehen bei einer Bebauung weg zu ziehen.

Andrea Hegemann ist die Gründerin der Bürgerinitiative und kämpft mit allen Mitteln gegen die Bebauung, die zum Teil ja schon passiert ist. Im nördlichen Bereich bekam Lekkerland und Edeka große Gewerbeflächen. Stück für Stück wurde das Gelände bisher verringert.

Das Mikroklima in Sterkrade würde durch die Bebauung weiter erhitzt werden, denn in unmittelbarer Nähe ist auch das Autobahnkreuz Sterkrade, das der Bundesverkehrsminister weiter ausgebaut sehen möchte.

Der halbe Wald würde vernichtet für weitere Asphaltierungen und Flächenversiegelungen. Von Klimaschutz wird geredet, aber trotzdem wird Fläche versiegelt und noch mehr Autos auf die Straße gelockt. Damit wird weiterhin der Artenschutz mit Füßen getreten. Die lobbylose Natur wird weiter eingeengt und bedrängt in ihrer Entfaltungsmöglichkeiten.

Ich werde weiter die Bürgerinitiative begleiten. Denn dieser Kampf ist auch ein Kampf in anderen Städten, nicht nur im Ruhrgebiet. Es ist auch ein Aufbäumen gegen das „Weiter so“. Damit kritisiere ich auch die Grünen, die mir zu viele Kompromisse eingehen in Sachen Klimaschutz, um regieren zu können! Ein Nein, kann manchmal eben auch Wunder bewirken, als ein Ja mit schäbigen Kompromissen für den Klimaschutz, der nicht konsequent durchgesetzt wird dadurch.

Vor 30 Jahren habe ich selbst schon mit der Robin Wood Gruppe für mehr Klimaschutz gekämpft in Bottrop. Wenn im Kleinen das nicht geschafft wird, dann hat der Kampf im Großen keine gute Chancen.

Wo sind BUND, der Naturschutzbund, Fridays for Future oder die Letzte Generation, wenn es darum geht die Natur zu schützen, wo sie sich entwickelt hat und damit auch etwas für das Klima tut? Sie können die Bürgerinitiative ebenso vehement unterstützen!

Laut demografischen Wandel würden bis 2050 über 10000 Menschen weniger in Oberhausen leben, wo ist da also der Sinn solche Wohnungsbauten noch durchzusetzen?

Die großen Parteien sagen, dass die Bebauung eine Weiterentwicklung sei, während die BI eher sagt, der Erhalt der Grünfläche im Zuge von Klimaschutz ist eine Weiterentwicklung.

Ein möglicher Plan von Green Zero das Gelände zu kaufen, wäre auch möglich. Dr. Dirk Gratzel hat die grüne Null hinterlassen und kauft für grüne Projekte alte Zechengelände. Mit ihm könnte eine mögliche bessere alternative Umbaumöglichkeit genutzt werden. Allerdings wird das von Seiten der Planer abgelehnt.

Der nächste Schritt zum Verhindern der Bebauungspläne wird der Rat der Stadt sein, die in der 12. Woche 2025 den Aufstellungsbeschluss befassen wird. Da können anschließend Bürger und Bürgerinnen ihre Meinungen dazu äußern, Gutachten beauftragen und den endgültigen Beschluss einer Bebauung verhindern. Ansonsten würde der Bau 2027 losgehen, falls nicht dagegen geklagt wird. Die Mühlen in Deutschland mahlen langsam.

Bis dahin kann das Gelände besucht werden und an jedem ersten Sonntag im Monat ist das Maschinenhaus für Besucher und Besucherinnen geöffnet mit öffentlicher Führung. Nutzt das Gelände wie es ist, bevor es eventuell bebaut wird!

Ich hoffe, dass die Bürgerinitiative es schafft, genauso wie die andere Sterkrader Bürgerinitiative gegen die Erweiterung des Autobahnkreuz, denn es bedeutet noch mehr Verkehr, noch weniger Grün, noch mehr Erhitzung durch Flächenversiegelung in Zeiten von Klimawandel. 

Die Zeiten haben sich geändert. Das sollte endlich auch in der lokalen Politik angelangt sein, die Entscheidungsträger sind und für eine bessere Lebensqualität der vorhandenen Wählerschaft sorgen sollte, bevor sie abwandern oder abgewählt werden.

Bürgerinitiative Zeche Sterkrade vs. Stadt Oberhausen/RAG Montan Immobilien/Thelen Gruppe

Links

Öffnungszeiten mit Öffentlicher Führung des Industriedenkmals „Zeche Sterkrade“

Jeden 1. Sonntag im Monat um 14 Uhr

Dauer: ca. 90 Minuten

Kosten: 8 € / unter 18 Jahre frei

Treffpunkt: Eingang Radweg Von-Trotha-Straße, Oberhausen-Sterkrade

Es wird über die Geschichte der Zeche und der Menschen vor Ort, ihr Leben und Arbeiten erzählt.

Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichteskultur

Emscheralle q11

44369 Dortmund

0241/931122-33

info@industriedenkmal-stifung.de

www.industriedenkmal-stiftung.de

***

Mehr Infos von der Bürgerinitiative „Zeche Sterkrade“

www.zeche-sterkrade.de

Infos zur Bebauung:

www.neue-zeche-sterkrade.de

***

Green Zero

www.greenzero.eu

GREENZERO: Sei dabei und gestalte mit uns eine nachhaltige Zukunft! 

Neuer Podcast startet! Ruhrgebiet erklärt #1 I Der Bergbau und seine Heiligen I Städte, Geschichte, Geschichten und Persönlichkeiten mit Jack Tengo I +Buchempfehlung I Licht im Schacht von Manfred Keller I +Videopodcast I +Podcast

Mit „Ruhrgebiet erklärt“ erscheint eine neue Podcastreihe zusammen mit Jack Tengo. Sie startet ihre Premiere am 31.8. um 12 Uhr und kommt ab sofort nun alle zwei Wochen auf Youtube und den Podcast – Kanälen.

Wir nehmen es auf Zoom für das lieber zuschauende Publikum auf und laden es auch gleichzeitig als Podcast hoch:

 

zu Sehen als Video im Youtube-Kanal :

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Collage: Manfred Keller. Licht im Schacht I Titelcover und Rückseite mit ISBN-Nummer (C) F.A. Gimmerthal KG Verlag

Schon lange wollte ich das ein oder andere von und über das Ruhrgebiet im Podcast erzählen. Es macht aber mehr Lust, wenn man jemand Gleichgesinnten trifft. Mit Jack Tengo habe ich zusammen schon den Quasselsalat bzw. Quasselkompott gemacht. Allerdings haben wir uns da über alltägliche Nachrichten mit Humor und Aufregung ausgelassen. So lustig und manchmal auch spannend das war, wir stellen diesen Podcast ab sofort ein. Zumal wir den nur sporadisch gemacht haben. In der ganzen Zeit hatten wir leider Todesfälle in der Familie und mussten uns um andere Dinge kümmern. Also lag es nahe nach seinem Schicksalsschlag von diesem Jahr abwartend nun zusammen diesen Podcast zu kreieren.

Nun starten wir neu mit dem Thema, was mich als Ruhrpottologe schon seit drei Jahren umtreibt und machen nun den weitaus spannenderen Podcast über das Ruhrgebiet auf.

Wir beginnen mit einer Buchbesprechung und nehmen das Thema abschließend nach unserem gemeinsamen Podcast über die Heilige Barbara nochmal auf und sprechen über die anderen vorhergehenden Schutzpatronen der Bergleute: Daniel, Anna, Christophorus und Andreas.

zu Hören als Folge Nummer 77 in der Podcast-Reihe „Ruhrpottologe unterwegs“ zu hören:

Als neue eigenständige Reihe “Ruhrgebiet erklärt“ zu hören und abonnieren:

Zum Autor und Buch

Manfred Keller, geboren 1940, ist Doktor der Theologie und war langjähriger Leiter der Evangelischen Stadtakademie in Bochum. Er hat ein knapp 50 seitiges Buch über die Verbindung der Heiligen mit dem Bergbau, darunter auch die schon von uns gepodcasteten Heilige Barbara, geschrieben.

Kurzweilig und spannend mit reichhaltigem Bildermaterial ist es zu lesen. Wir haben das Buch nicht nur zu empfehlen, sondern strickten mit den weiteren Informationen unter anderem den Podcast als Abschluss zur Heiligen Barbara, der größten Schutzpatronin der Bergleute.

Es ist neben einer Buchbesprechung, ein Thema, dass über die Jahrhunderte die Menschheit geprägt hat. Seit den menschlichen Aufzeichnungen haben die verschiedenen Berufszweige Götter gehabt, die bei den Römern Fruchtbarkeit für das Ackerland, den Wettergott oder auch bei Krankheiten einen unsichtbaren Gott angerufen. Die katholische Kirche hat das System durchaus sinnvoll ergänzt für ihre Art des Gottglaubens. Die Heiligen sind die „Vermittler“ zwischen dem Dies- und dem Jenseits, wenn man es so sagen kann.

Das Buch ist sehr empfehlenswert!*

Manfred Keller: Licht im Schacht – Heilige und Schutzpatrone der Bergleute

ISBN: 9783000606083

Verlag F.A. Gimmerthal KG

Licht im Schacht – Gimmerthal Verlag Bochum (gimmerthal-verlag.de)

Denn die katholische Kirche hatte im Gegensatz zum vorherigen römischen Vielgötterglaube ja nur einen einzigen Gott. Die Heiligen traten nun im Vergleich zu den alten Römern als Vermittler auf und wurden angerufen.

Bei steigendem Grubenwasser und drohendem Ertrinken wurde z.B. der Andreas angerufen, bevor es die Barbara wurde. Um einen dicken Flöz zu finden, rief man den Daniel an, den Visionär, dessen Überleben in der Löwengrube im alten Babylon auch „Gruben“-Namensgeber wurde in vielerlei bergbauworttechnischer Hinsicht.

Das Buch hat nur 48 Seiten und erzählt in einer extremen Kurzform die Geschichten der Heiligen und ihre Verbindung zum Bergbau. Dies ist aber so anschaulich gewesen, dass ich kurzerhand beschlossen habe, den ersten Podcast geschichtlich zu nutzen. Denn ohne die Heiligen wäre hier auch der Bergbau anders gelaufen. Auch die Architektur wäre eine andere. Die Barbara taucht in vielen alten Häusern als Relief oder in einer Ecke eingesenkte Statue auf.

Ohne Bergbau kein Ruhrgebiet. Dabei fing der Bergbau eher im Harz und Erzgebirge an, um Eisenerze, Kupfer, Salz und Silber abzubauen statt Steinkohle. Das kam alles hier erst viel später. Auch darüber werden wir berichten. Das Ruhrgebiet ist eine spannende Region.

Es umspannt interessante zusammenhängende Informationen. Es hat tolle Menschen hervorgebracht, auch prominente Persönlichkeiten, die wir besprechen werden, wie Heinz Rühmann.

Wir haben unzählige Themen auf der Agenda und ich bin erfreut diese nun nicht alleine den Zuhörern und Zuhörerinnen zu erzählen, sondern im Zwiegespräch mit dem sympathischen Jack Tengo, der aus dem Osten des Ruhrgebiets aus Werne an der Lippe kommt.

Mit ihm habe ich sozusagen meinen allerersten „Gast“-Podcast gemacht in meinen Anfängen als Ruhrpottologe vor drei Jahren. Wir sind gute Freunde geworden.

Freut euch also auf einen sehr interessanten Podcast über die Heiligen im Bergbau mit einer ordentlichen Prise Humor. Anfangs bei der Vorstellung erzählen wir aber auch, warum dieser Podcast in seiner Form längere Wartezeit hatte und wir nur sehr unregelmäßig podcasten konnten. Aber dann geht’s los. Die nächsten zwei sind auch schon fertig gestellt und werden nach unserem Intermezzo mit der Geschichte und Gegenwartsproblematik zur Zeche Sterkrade alle zwei Wochen Samstags um 12 Uhr erscheinen, auch im Youtube – Kanal bei  mir und bei Jack Tengo. Dazwischen kommen meine eigenen mit Gästen oder ohne.

Wir haben aber nicht immer den Bergbau auf dem Schirm! Die nächsten befassen sich mit dem Thema „Früher war alles besser?“ und „Warum und woher der Begriff Ruhrpott?“

Viel Spaß also mit dem ersten und den Heiligen, der in meiner Podcast – Reihe „Ruhrpottologe unterwegs“ einfach nur nicht der erste, sondern der mittlerweile 77. Podcast sein wird!

Eine Bitte haben wir dennoch:

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Glück auf

*Die Buchempfehlung ist keinerlei bezahlte Werbung, sondern war unaufgefordert und ein gern gelesenes Buch!

Sahin Aydin, der Imker, der kein Honig mag I +Videopodcast I +Podcast I +Fotogalerie

Imker sein und Honig dann NICHT zu essen ist schon ungewöhnlich. Sahin Aydin ist nicht als Kind in einen Honigtopf gefallen, wie Obelix in den Zaubertrank. 1968 in der Türkei geboren, kam er mit seiner Familie aus dem Dorf Samiskan, Kreisstadt Arxa nach Deutschland. Der gebürtige Kurde wuchs in Gronau auf. 

Der Honig, der ihm irgendwann aus den Ohren kam, kaufte sein Vater in der Delikatessenabteilung der örtlichen Karstadt. Dennoch hat Sahin seitdem seine Liebe für die Bienen nicht aufgegeben. Er züchtet sie traditionell, wie es sein Großvater schon getan hat als es noch Bienenkörbe gab.

Zum Videopodcast, teils mit Bildern, teils mit Videoaufnahmen, weil ich ursprünglich nur einen Podcast zum Hören aufnehmen wollte und ich mittendrin meine Meinung geändert habe:

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Sahin Aydin ist ein besonderer Name. Sahin heißt Falke und Aydin Weisheit oder Herrlichkeit. Sahin hat schon einige grauweiße Haare, so kommt im Alter der Name nah dran. Ein Falke ist er nicht mehr, denn für seine Augen braucht er eine Brille. Seit Jahrzehnten wohnt er nun in Bottrop. Seine Hobbies sind neben seinen Forschungen zur Heimatgeschichte über Bottrop seine Bienen.

Die Bienenstöcke sind unweit seiner Wohnung auf dem Gelände des Westfriedhofs in Bottrop aufgestellt. Die Stadt hat ihm diesen Platz gegeben. Der Honig, der aus den Blüten der Friedhofspflanzen gesammelt wird und den dort stehenden Bäumen, wie die Linde, schmeckt sehr natürlich und hat einen erfrischenden Minzgeschmack. Er zergeht förmlich auf der Zunge.

Podcast:

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Sahin erklärt, dass Bienen drei Wochen leben und jeden Tag fast ohne Pause für einen Löffel Honig arbeitet unter sehr schweren Umweltbedingungen. Wir kennen alle die Problematik der Wildbienen, die durch die zugepflasterten Straßen, Wege und Vorgärten, die in eine Steinwüste, statt bunten Kleeblüten umgewandelt werden.

Am Wasserkran auf dem Friedhof wird getrunken

Auch die gezüchteten Pflanzen aus der Gärtnerei haben meist keine Honigblüte. Ich selbst habe den Klee in meinen Blumenkästen wachsen lassen. Jede Menge Bienen kommen, um den Honig zu ernten, denn ein weiteres Problem ist ja ebenfalls für alle Bienen sichtbar: Es wird viel zu oft der Rasen gemäht. Wo Roboter jeden Tag den Rasen kurz halten, wächst kein Gänseblümchen, kein Klee, kein Löwenzahn mehr und die Bienen haben kaum noch eine Chance sich aus der Nähe den Honig zu holen. Denn es ist ja nicht nur für den Menschen wichtig, sondern auch für den Erhalt eines Bienenstocks, wenn er nach herkömmlicher alter Tradition ohne Chemie betrieben wird. Und dabei werden die wichtigen Wildbienen immer vergessen, die Bestäuber der Pflanzen sind. Ihr Lebensraum wird immer weniger.

Wir sehen viel Grün, aber halten unsere Gärten eher Grün statt bunt, vielfältig und blumenträchtig. Mehr Blumen, die Bienen anlocken, sind für unsere Artenvielfalt sehr wichtig.

Sahins Bienenhäuser

Wabenhonig wird gern gegessen mittlerweile. In vielen modernen Bienenstöcken, werden Plastikwaben genutzt, die dann nicht essbar sind. Das wird zur Honigproduktion unterstützend genommen. Wenn Sahin den Honig herausgenommen und bearbeitet hat, lässt er ein wenig zurück, damit die Bienen selbst die wichtigen B-Vitamine aus dem Honig zehren können und gestärkt in den Wintermodus gehen können.

Auf Tuchfühlung im Gespräch erstmal Tee und dazu Wabenhonig

Ein deutscher Friedhof hat große Vorteile gegenüber polnischen und französischen Friedhöfen. Die Verstorbenen bekommen meist eine große Steinplatte aufgelegt. Darauf stehen entweder Schnitt- oder Plastikblumen. In Deutschland werden falls die verstorbene Person nicht verbrannt wurde und in eine Stele gestellt wird, noch oft genug Gräber mit Bepflanzung oder auf einer grünen Wiese, wie meine Eltern, begraben. Dort können die Wild- und Zuchtbienen noch reichlich Honig sammeln. Außerdem gibt es zahlreiche Wasserstellen, wo sie sich stärken können an heißen Tagen.

So können Sahins Bienen sich den „Schnaps“, wie der Bergmann früher in der Kneipe, abholen, bevor der Tag sich zur Nacht neigt. Sie brauchen keine Stempelkarte. Sie fliegen einfach rein und raus. Sobald es wieder hell wird, gehen sie auf die Stempel der nächsten Blumen.

Wenn wir die kleinen Beinchen mit Pollen voll sehen, dann wissen wir nicht, dass es für die fliegende Biene umgerechnet viele Kilos sind, die sie tragen müssen. Sie brauchen keinen Muskeltraining in den bekannten Fitnessstudios. Sie trainieren drei Wochen unentwegt.

Leckerer Wabenhonig

Sahin war früher in einem Imkerverein, wie es normal ist, wenn man mit dem Imkern anfängt ohne große Ahnung zu haben. Er hat dem Verein erzählt, wie sein Großvater früher die Bienen auf natürliche Art und Weise gehalten. Von zehn Rähmchen aus seinem Bienenstöcken, läßt Sahin drei oder vier mit Honig übrig, damit die Bienen im Winter eigenen Honig essen können. Diese Variante kommt bei einem Verein nicht gut an. So hat es aber schon sein Großvater erfolgreich angewendet.

Die Bienenkönigin legt Eier. Sie wird gefüttert. Die Bienen sammeln sich. Sechs bis Sieben Stück kauen dann den Honig und füttern die Königin. So kann sie vier bis fünf Jahre leben. Bildlich und unvorstellbar für einen Menschen ist, dass eine Biene einmal um die Erde fliegt, dabei Honig sammelt und dann stirbt. Der Nektar wird auf bis zu 4 km gesammelt. Wildbienen können solche große Entfernungen nicht schaffen. Sie sterben allerdings auch früher.

Melisse als Anlockmittel zum Bienenstock und Bienentränken

Sahin hat als Tipp das Anpflanzen von Melisse bekommen, die zwischen seinen Bienenhäusern gedeihen. Der Geruch ähnelt der von Bienenköniginnen. Das regt die Arbeiterbienen dazu an, dass sie sich nicht zu weit entfernen. Da sie bei den weiten Wegen hier und da auch verenden können, wenn es zu heiß zum Beispiel ist.  

Verschiedene Pflanzen sind wichtig, um Beinen zu füttern. Wenn man nur eine Pflanze hat, wie Raps, dann leben die Bienen auch nicht so lange. Wie für Menschen gilt es auch für Bienen: Einseitiges Essen kann lebensgefährlich werden.

Einmal wurden Sahins Bienen vom Veterinäramt verbrannt. „Ich habe sie schreien hören“, sagte Sahin fast zu Tränen gerührt

Anfang August ist das Honigsammeln vorbei. Zwei Mal im Jahr kann man ernten. Einmal im Mai und einmal im August. In der ersten Augustwoche ist dann Schluss. Die Bienen bereiten sich auf den Winterschlaf vor. Die letzten milden Winter jedoch, lässt sie nicht ruhen. Sie verbrauchen mehr Energie. Wenn im Bau nicht genug Futter ist, können die Bienen auch verhungern. Imker geben dann Spezialfutter, damit sie überleben können.

Schaukasten zum Bienen gucken

Sahin macht ab und zu für Schüler und Schülerinnen kleine Vorträge und zeigt ihnen die Bienenstöcke. Ich hatte keine Angst vor den Bienen. Auch nicht vor den Wespen, die sich ebenfalls den Honig holen. Zwei klebten gierig an der Wabe, die ich eigentlich essen wollte. Man muss ihnen einfach nur was geben, dann lassen sie einen zufrieden.

Sahin hat keine Angst gestochen zu werden

Es war ein besonderer Podcast, den ich ursprünglich nur hörbar machen wollte. Als ich jedoch gefilmt habe, wie Sahins Bienenstöcke aussehen und was er macht, um zu „ernten“, da habe ich einfach draufgehalten. Die Tonqualität schwankt von daher stark, weil es entweder von der Kamera oder dem Smartphone aus aufgenommen wurde.

Nichtsdestotrotz war ich begeistert seine Imkerfreude von Nahem zu sehen. Mit Sahin bin ich in Kontakt geblieben, weil er sich auch für Stolpersteine und die Geschichte meiner Heimatstadt interessiert.

Ich wünsche Sahin und seinen Bienen alles Gute und viel Honig!

Glück auf! Biene summ summ!

FOTOGALERIE

Künstliches Wabenwachs
Vitamine für die Vögel

Vorbild „Garteninitiative“ in Bochum – Goldhamme I Alternative zu Wilder Müllkippe I Interview mit Christoph Bast I Projekttag 3 I +Video I +Podcast

Zwischen den Häuserschluchten in Goldhamme in der Vereinsstraße wurde ein Stück verwildertes vermülltes Grün mit einer gemeinschaftlichen Kraftanstrengung der „Garteninitiative“ in eine wunderschöne kleine nachbarschaftliche Gartenoase für Alle umgewandelt. Ich spreche mit Christoph Bast und der Soziologin „Jenny“, die sich der losen Nachbarschaftsgruppe angeschlossen hat, über die Geschichte und der heutigen Gartenlandschaft. Das sogenannte Urban-Gardening-Projekt stammte als Idee des Bochumer städtischen Grünflächenamt. Und ist heute eine grüne generationenübergreifende Begegnungsstätte.

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Die triste Grünfläche sollte in ein bürgerschaftliches Gartenprojekt umgewandelt werden. Interessierte wurden schnell gefunden in der Anwohnerschaft, aus Vereinen und Institutionen aus dem Stadtteil. Auch eine Frauengruppe aus dem Seniorenheim an der Bayernstraße half tatkräftig mit. Durch eine Förderung über die Bezirksvertretung Mitte konnte in Eigenarbeit ein Staketenzaun aufgebaut werden. Die meisten Utensilien stammen kostenlos aus Ebay Kleinanzeigen. Nachbarn spendeten Samen, Pflanzen und Kräuter zum Anpflanzen.

Regentonnen, Kompost, Totholzhaufen, selbstgebastelte Hochbeete, auch eins aus dem Förderprogramm der Stadt Bochum und eine Sitzecke mit Tisch und Stühlen sind nun auf der kleinen Grünfläche zu sehen. Wo anfangs Zweifel waren, dass es klappt, ist heute Anerkennung und Freude in strahlende Gesichter zu sehen.

Im Zuge meiner Projektwoche bei der von der Stadt Bochum aus dem Westend-Fonds geförderten Ausstellung „Flaschengefühle“ im Juli 2023 im Schaubüdchen an der Ursulastraße bekam ich den Tipp die Garteninitiative zu dieser tollen Gartengeschichte aufzusuchen. So konnte ich das Gegenteil von „Vermüllung der Stadt“ im Video zeigen.

Nun ein Jahr danach entschied ich nicht nur das Video auf Youtube zu zeigen, sondern es als Podcast hochzuladen, um eine höhere Reichweite für diese besondere Aktion zu bieten. Damit möchte ich diese wunderbare gemeinschaftliche Arbeit zeigen und mitteilen, dass alles geht, wenn man es nur will. Wenn viele an einem Strang ziehen, dann geht noch viel mehr. Die Garteninitiative hat hier definitiv gezeigt, dass eine besondere Idee, das gemeinsame Zusammenarbeiten einen gemeinschaftlicher schöner Garten entstehen kann, den alle nun nutzen können.

Christoph Bast, sozusagen der Sprecher der Gemeinschaft, tätig bei der IFAK e.V., und die Soziologin Jenny erzählen den Werdegang der wilden Müllkippe, die auch als Parkplatz „missbraucht“ wurde. Bevor der Garten in seiner jetzigen Form entstehen konnte, mussten auch zwei Bäume leider gefällt werden. Die Stadt unterstützte das Vorhaben.

Unterschiedlichster Müll wurde ausgeräumt. Viele Glasflaschen und Kronkorken, Betonplatten und viel „Kleinmüll“ wurden gefunden. Beim Umgraben kam sogar bitumenhaltiger Bauschutt hervor. Die Vermutung liegt nahe, dass es vor langer Zeit dort hingekommen sein muss. Entweder zur Zeit des Wiederaufbaus oder noch viel früher, als die Jahrhunderthalle dort entstand. Ob das alter Müll aus der Zeit ohne Umweltschutzregeln ist, kann nicht nachvollzogen werden.

Das unansehnliche Stück Natur wurde mit Hilfe der Nachbarschaft in einer großen Kraftanstrengung umgegraben und umgestaltet, so dass dort nun wirklich eine schöne Gartenoase zum Ausruhen und Gärtnern entstand zwischen den hohen Mietskasernen von Goldhamme.

Goldhamme besitzt als kleiner Stadtteil nicht viel Grün. Die Straßen innerhalb Goldhamme – Mitte sind eng bebaut durch Mietskasernen aus der Jahrhundertwende (1900) und Neubauten aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg.  Die Straßen sind eng und besitzen nur wenige Bäume, die den Staub der Autoabgase der Hauptverbindungsstraßen zwischen Bochum Innenstadt und Wattenscheid plus den Autobahnen A448 und A40 filtern können.

Die meisten Häuser besitzen keine Balkone, geschweige denn einen Garten. Interessierte Anwohner und Anwohnerinnen, die den wilden Garten nicht mehr so dahinvegetieren sehen wollten, nahmen nun selbst die Initiative in die Hand.

Eine große gemeinschaftliche Kraftanstrengung von über einem Jahr war nötig, um es so herzurichten, wie es nun aussieht. Es hat sich aber gelohnt. Ich konnte auf den Fotos die Bauphase sehen, wie es vorher war, währenddessen und nun abschließend entstanden ist.

Nur wenige 100 Meter von der Jahrhunderthalle entfernt, gibt es nun einen kleinen Garten für Jung und Alt. Jeden Sonntag um 15 Uhr ist ein offener Treff im Garten für die Nachbarschaft. Die Kinder können im Sandkasten spielen und die Älteren tauschen sich aus über Gott und die Welt. Aus dem nahe gelegenen Seniorenheim kommen gelegentlich auch die ein oder anderen, um etwas mit anzupacken, zu plaudern oder Tipps für die Gartenarbeit zu geben.

Wer möchte, kann sich aus den Hochbeeten Tomaten, verschiedene Beerensorten, Salate, Gemüse, Bohnen, Gurken und Kräuter für die eigene Küche mitnehmen oder auch anbauen und entsprechend pflegen. Alles basiert auf Freiwilligkeit. Es gibt keinen starren Verein mit Satzungen oder sonstigen Verpflichtungen. Alles kann kostenlos abgeerntet werden oder genutzt werden.

Nebenbei kann der Alltagsstress beim Chillen oder Unkraut jäten bewältigt werden. Der Garten ist nun ein wunderbarer Treffpunkt für die Nachbarschaft geworden. Es werden keine Unterschiede nach Herkunft, Alter oder Wohnstätte innerhalb von Goldhamme gemacht.

Jenny erklärte die „Broken Windows“ – Theorie. In dem Moment setzt sie ein, wenn ein Mensch Müll anfängt hinzuwerfen, meinten andere dies ebenfalls dort tun zu können. Erst wenn dieser Müll weg ist und auch weg bleibt, bleibt der Bereich sauber und ohne Müll. Genau das ist mit dem Garten passiert.

Die Theorie ist in der Soziopsychologie erstmals 1982 in einer US-amerikanischen Zeitschrift  „The Atlantic Monthly“ aufgetaucht und basiert auf einem sozialpsychologischen Experiment von Philip Zimbardo.

Die US-amerikanischen Sozialforscher James Q. Wilson und George L. Kelling erklärten darin, dass zerstörte Fensterscheiben schnellstens wieder repariert werden sollten, damit weitere Zerstörungen verhindert werden können. Sie erforschten die Bandenkriminalität von Chicago und konnten die Zerstörungen mit noch mehr Zerstörungen belegen.

So meint Jenny es ebenfalls und belegt mit der Theorie die Situation, wie es z.B. unweit der Garteninitiative auf der Essener Straße war. Ohne Zaunabsperrung wurde ein Müllhaufen nach dem nächsten gemacht. Immer mehr füllte sich der Haufen, den ich in meinem Bild „Versteckt“ festgehalten habe.

„Versteckt“ aus der Flaschengefühle-Ausstellung fotografiert gegenüber dem Straßenbahndepot Engelsburg der BOGESTRA an der Essener Straße – jetzt ist alles abgeholt worden und das Gelände wird bebaut

Irgendwo musste sich die Flasche unter dem vielen Müll versteckt haben. So ironisch, wie ich mit der Situation umgegangen bin, so habe ich bei frischer Tat ein Ehepaar angehalten, dort nicht ihren Müll zu entsorgen, weil es eine strafbare Handlung ist.

Nach vielen Querelen mit dem Grundstückseigentümer, der Stadt und auch genervten Anwohnern und mir (hatte einen Film gemacht und bei Facebook so einiges damit losgelöst) ist nun nicht nur der Müll weg, sondern auch der Zaun. Die Fläche wird nun für Neubauten vorbereitet.

Die LKWs, die dort ebenfalls immer parkten, sind verschwunden, weil dort nun ein sehr breiter Radweg aufgemalt wurde. Also alles ist nun in die richtige Richtung gegangen! So hatte Jenny hatte auch mit ihrer Theorie recht. Denn seit dem Entfernen des Mülls gegenüber des Betriebshofes Engelsburg von der BOGESTRA ist kein neuer Müll dazu gekommen.

Die Oase mitten in Goldhamme ist ebenfalls entstanden. Die Stadt hat auch einen Abfallbehälter direkt vor den Garten gestellt, damit vorbeigehende Bewohner ihren Müll dort entsorgen und nicht in den Garten werfen.

So sollte es immer sein! Mit gemeinsamer Kraft und wenigen bürokratischen Hürden kann so etwas überall gemacht werden. Für mich ist die Garteninitiative ein Vorbild auch für andere Stadtteile – egal, wo in Deutschland, nicht nur in Bochum bzw. Ruhrgebiet!

 

Links

Urban Gardening im Westend – Bewegung in Bochum (bo-alternativ.de)

Neues Gartenprojekt in Goldhamme wächst rasant – DreiViertel (dreiviertel-bochum.de)

Broken-Windows-Theorie – Wikipedia

Stolperstein Ernst Ender in Bottrop I Interview mit Sahin Aydin, Initiator, Stadthistoriker & Autor I +Säuberungsaktion zur Ehrung I +Videos I +Podcast I Sonderfolge #3 „Stolpersteine Ruhrgebiet“

Ernst Ender war eine schillernde Person seiner Zeit. Er setzte sich immer für seine Kollegen und Kumpels ein. Er war Arbeiter und Gewerkschafter. Er war in drei Parteien umtriebig: SPD, USPD (Unabhängige Sozialistische Partei Deutschland) und SAPD (Sozialistische Arbeiter Partei Deutschland). Seine Politik war immer Sozialismus, war aber nie Mitglied der KPD (Kommunistische Partei Deutschland).

Er war Aktivist im Bergarbeiterstreik von 1912, Mitbegründer der SPD in Osterfeld, auch revolutionär im Arbeiter- und Soldatenrat in Bottrop tätig nach dem ersten Weltkrieg. War im „Vollzugsrat“ gegen den Kapp-Putsch im Jahr 1920. Er war Mitbegründer der Bottroper SAPD-Partei und nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten (NSDAP) im Widerstand und dadurch auch als Politischer Häftling in Buchenwald gelandet.

Zur Würdigung und Ehrung von Ernst Ender und seinem ihm gewidmeten Stolpersteins bin ich mit Sahin Aydin zusammengekommen, nicht nur über sein Buch geschriebenes Buch über Ernst Ender zu sprechen, sondern den Stolperstein auch zu säubern und zu gedenken.

Videopodcast:

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Würdigung und Säuberungsaktion

Lange Fassung:

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Ernst Ender war ein Schlichter, ein Vermittler und gewandter Redner. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er von den Alliierten als Oberbürgermeister in Bottrop eingesetzt. Durch einen Unfall musste er sein Amt jedoch nach acht Monaten wieder niederlegen. In dieser schweren Neuanfangszeit, wo kurz vorher noch eine faschistische Diktatur regiert hatte, war er mit Sicherheit durch seine politische Lebenserfahrung der richtige Mann an der richtigen Stelle, um zu vermitteln und die Stadt neu aufleben zu lassen, noch bevor überhaupt die Bundesrepublik gegründet wurde. Sein Wirken wurde bisher wahrscheinlich stark unterschätzt.

Sahin Aydin, der Bottroper Lokalhistoriker, traf zufällig bei Recherchen über den Rathaussturm in Bottrop von 1919 auf Ernst Ender. Nach dem Abschluss der Forschung und das Buch über Alois Fulneczek arbeitete er an einer Biographie über Ernst Ender. Er fand nicht nur heraus, dass er im Widerstand gegen die Nationalsozialisten war, sondern dadurch auch in einem KZ als Politischer Häftling landete, aus dem er glücklicherweise lebendig herauskam.

Am 9.11.2021 ließ er mit Unterstützung des Vereins „7 Freunde e.V.“ den Stolperstein für Ernst Ender an seiner letzten Wohnstätte, Fuchsstraße 2, verlegen. Ein halbes Jahr darauf meldete sich ein Stiefsohn. Er übergab Sahin Aydin weitere Unterlagen und Fotos, die er für die Erstellung des jetzt erschienenen Buches verwenden konnte. Ein Exemplar wurde dem amtierenden Oberbürgermeister Bernd Tischler überreicht.

Das Leben Ernst Enders beinhaltet eine reichhaltige spannende politische und kämpferische Geschichte. Er setzte sich immer für ein soziales Miteinander, für mehr Mitbestimmung und für die „kleinen“ Menschen ein. Ernst Ender muss eine besondere Persönlichkeit gehabt haben, die wahrscheinlich herzlich und offen gewesen sein musste. Das gebürtige am 4.7.1881 geborene Thüringer in Haina/Stadt Römhild nach dem Zweiten Weltkrieg Oberbürgermeister von Bottrop werden würde, hatte er Zeit seines Lebens bestimmt nicht geahnt.

Bis dahin floß viel Wasser durch die Emscher. Sein Arbeitsleben begann in einer Ziegelsteinfabrik in Thüringen. Dort hatte er die erste Berührung mit der hohen Politik beim Beitritt in die Gewerkschaft. Dann lockte das Ruhrgebiet mit höheren Löhnen.

So zog er 1900 nach Sodingen (heute Stadtteil von Herne), wo er am 25.6.1904 seine Freundin Karoline Schwertmann aus Verl heiratete. Nach fünf Jahren als Hauer auf Zeche „Mont-Cenis“ ging das Ehepaar nach Hamborn (heute Stadtteil von Duisburg). Die Schachtstraße wurde damals „Klein-Warschau“ genannt, weil dort viele Polen wohnten, arbeiteten und ihre Sprache bewahrten. Dort trat er in den Bergarbeiter-Verband ein und arbeitete auf der Zeche „Deutscher Kaiser“ (heute noch bekannt als Zeche „Friedrich Thyssen“).

Short zum Buch:

Ernst Ender – Ein Sozialist wird Bottroper Oberbürgermeister:

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Der Thüringer Ernst Ender kann nun als echter Ruhrgebietler bezeichnet werden. Denn nach Herne und Duisburg, landete er für ein Jahr in der Zeche „Graf Moltke“ in Gladbeck – Butendorf. Dann lockte die Zeche „Osterfeld“ wahrscheinlich mit mehr Lohn. Dann passierte etwas Entscheidendes in seinem Leben: Er politisierte sich immer mehr! Er wollte etwas bewegen für die Menschen.

Er gründete 1911 den SPD-Ortsverband. Das Kaiserreich beäugte die SPD als mögliche Umsturzpartei, immer noch sehr argwöhnisch. So wurde auch Ernst Ender überwacht. Das hielt ihn nicht davon ab beim größten Bergarbeiterstreik, den das Deutsche Kaiserreich je erlebte, im März 1912 als Streiksprecher zu unterstützen. Er kämpfte mit den Streikenden für eine Achtstunden-Schicht. Das ist heute über 100 Jahre kaum vorstellbar. Die junge Generation weiß nicht unter welchen schrecklichen Zuständen in der Zeit der Industrialisierung und Bevormundung des monarchischen Staates gearbeitet wurde.

Und sie weiß auch nicht, das dieser Arbeitskampf einer der Ursprünge aller zukünftigen Arbeitskämpfe war, die zum heutigen Wohlstand in ganz Deutschland wurde. Heute zehren wir von einem Achtstunden-Tag und zwei freien Wochentagen. Damals üblich waren 10 oder 12 Stunden an sechs Tagen die Woche unter sehr schlechten Arbeitsbedingungen. Arbeitsschutz gab es so gut wie nicht!

Umso wichtiger waren die Streiks auf die missliche Lage hinzuweisen. Doch der große Bergarbeiterstreik mit seinen entsprechenden Forderungen war eine sehr gefährliche Angelegenheit. Der deutsche Kaiser Wilhelm II. forderte den preußischen Innenminister auf mit Militär und Polizei scharf schießen zu lassen. Dem Kaiser waren sozialistische Umtriebe ein Dorn im Auge. Vier Arbeiter starben. 2000 Arbeiter wurden angeklagt. Ernst Ender wurde in Osterfeld entlassen.

Ernst Ender gab jedoch nicht auf. Er hatte eine Verantwortung für seine Familie, denn er hatte seine Frau und bald vier Kinder zu ernähren. Am 2.5.1912 landete er auf der Zeche Rheinbaben in Bottrop, wo er auch mit Unterbrechungen durch einen Unfall während des Ersten Weltkriegs bis 1932 arbeitete. Dort wurde er in den Betriebsrat gewählt. In Bottrop wurde sein Leben noch umtriebiger und belebter durch die revolutionären Zeiten, die folgten nach der Gründung der Weimarer Republik. 1918 wechselte er von der SPD in die abgespaltene mehr linksgerichtete USPD ein und unterstützte den Arbeiter- und Soldatenrat (ASR) als Leiter der Sicherheitswehr von Bottrop. Er blieb in der Situation jedoch immer auch ein Schlichter und Vermittler zwischen den verschiedenen politischen Gruppierungen.

Beim brutalen „Rathaussturm“ in Bottrop in der Nacht vom 17./18.11.1919 durch den Freikorps Lichtschlag geführt von Wilhelm Höffer von Loewenfeld, wo nach Aydins Forschungen mehr als 120 Menschen umgekommen sind,  wurde Ernst Ender festgenommen. Ender wurde entlassen. Er kandidierte anschließend als Mitglied der USPD  für den Bottroper Gemeinderat und bekam einen der vier Sitze.

1931 gründete er mit Alois Saffert die Ortsgruppe der SAPD (Sozialistische Arbeiter Partei Deutschlands) in Bottrop. Eine mehr links liegende Partei von der SPD. Das allerdings war später für die NSDAP nach ihrer Machtergreifung ein Dorn im Auge. Nach seiner Entlassung als Invalide aus der Zeche „Rheinbaben“ und die folgende Nazi-Übernahme der Stadt 1933, war Ernst Ender entschlossen in den Widerstand zu gehen. Er unterstütze Flugblattaktionen. Am 13.4.36 wurde er verhaftet, in der Duisburger Strafanstalt eingesperrt zur Strafanstalt Herford überstellt.

Am 9.7.36 wurde er als Hochverräter verurteilt zu einem Jahr und acht Monate Zuchthaus. Nach seiner Entlassung am 10.1.38 wurde er nur einen Monat später erneut verhaftet und zum Konzentrationslager Buchenwald als Politischer Häftling überstellt mit der Häftlingsnummer 1082. Glücklicherweise wurde Ernst Ender am 18.2.1941 entlassen und schaffte es die Macht der Nazis zu überstehen.

Nach dem zweiten Weltkrieg entschied sich Ernst Ender, genauso wie Willy Brandt, wieder in die SPD einzutreten, weil das Programm sich von den Parteien kaum unterschied.

Die Alliierten setzten Ernst Ender als erfahrenen Schlichter, Redner und Politiker als ersten Oberbürgermeister von Bottrop ein. Durch einen Autounfall allerdings musste er seine Arbeit nach 8 Monaten abbrechen.

Seine restliche Lebenszeit nach dem Tod seiner Frau Karoline verbrachte er mit Elisabeth Grossinski, die 1959 heiratete.

1958 bekam Ernst Ender ein Bundesverdienstkreuz für sein ablehnendes Verhalten gegenüber der NSDAP und seine Verdienste als Politiker der Stadt Bottrop.

Am 20.6.1963 starb er und wurde in allen Zeitungen und von Politikern gewürdigt für seine Arbeit als Gewerkschafter und Politiker.

Am 3.2.1978 hat die Stadt Bottrop die ursprüngliche Raiffeisenstraße in „Ernst-Ender-Straße“ umbenannt, um ihn eine besondere Würdigung zu geben. Die Straße führt an seinem letzten Wohnhaus Ecke Fuchsstraße 2, dran vorbei.

Der Stolperstein ist ein besonderer Stein für eine besonderen Menschen, der als besonnener Vermittler, als Helfer für Kumpels, als Mensch im Kampf um die Freiheit gegen die Diktatur der Nazis steht.

Sahin Aydin hat mit seiner Ernst-Ender-Biographie und dem Initiieren des Verlegens des Stolpersteins eine wichtige über die Stadtgrenzen hinaus wichtige Entscheidung und Arbeit getan.

Sahin Aydin mit seiner Biographie über Ernst Ender – Ein Sozialist wird Bottroper Oberbürgermeister

 

Nie wieder ist Jetzt! 

Es zeigt, dass es Mutige geben muss, um in der Zeit von populistischer Politik aufzustehen und Widerstand zu leisten. 

Zuzuhören, schlichten und vermitteln gehören dazu. 

Das konnte Ernst Ender mit Sicherheit in seinem langen bewegten Leben!

Ruhe in Frieden!

Glück auf!

Quelle: Sahin Aydin: Ernst Ender – Ein Sozialist wird Bottroper Oberbürgermeister

Wichtige Links

Zum Buch:
Sahin Aydin: Ernst Ender – Ein Sozialist wird Bottroper Oberbürgermeister
https://shop.tredition.com/booktitle/Ernst_Ender_Ein_Sozialist_wird_Bottroper_Oberb%3frgermeister/W-119-797-712

Softcover – ISBN: 978-3-347-51545-1
Hardcover – ISBN: 978-3-347-51548-2


***

Zum Autor/Lokalhistoriker:
https://www.sahinaydin.de/
Email: sahinaydin1968@googlemail.com
***

Zur Information des Stolperstein vom Stadtarchiv Bottrop:
https://www.bottrop.de/kultur-und-bildung/stadt-_und_zeitgeschichte/stolpersteine/ernst-ender.php
***

Greeter Gruppe Bottrop – Kostenlose Führungen durch Bottrop
https://www.deutschland-greeter.de/bottrop/
***
 
Weitere Informationen und Videos zur Würdigung in der Rubrik Stolpersteine, auch Führungen der Greeter Gruppe Bottrop:
www.ruhrpottologe.de
***
 

Wandern mit Esel-Liebe von Lisa Hoffmann in Recklinghausen trifft Kräuterwandern mit Nicole Heppert I +Videos I +Podcast I +Fotos

Eselliebe empfindet jeder sofort beim Wandern mit den niedlichen Eseln bei Lisa Hoffmann von der Bauspielfarm in Recklinghausen-Suderwich. Nach einer kleinen Erfrischungspause hatten wir anschließend eine informative Kräuterwanderung mit Nicole Heppert.  

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Bei einer Verlosungsaktion, die ich mit Nicole zusammen gemacht habe, konnten die Gewinnerinnen Annika Baltrusch und Sibylle Bärsch kostenlos teilnehmen. Beide genossen mit der Gruppe den sonnigen Tag mit den pelzigen Tieren und den schmackhaften Blättern unterschiedlicher Pflanzen, die um die Bauspielfarm herum zu finden waren.

Annika Baltrusch & Sibylle Bärsch haben die Verlosungsaktion gewonnen

Sibylle Bärsch lief mit der kleinen Peach , während Annika Baltrusch mit dem tiefenentspannten Erwin lief. Wir hatten Paul an der Leine. Er ist wahrscheinlich der älteste Esel in der Bauspielfarm.

Es zeigt sich wieder, dass wir nicht aus dem Ruhrgebiet raus müssen, um tolle Dinge zu sehen und zu erleben. Die guten Dinge im Ruhrpott liegen ganz in der Nähe. Wir haben reichlich Naturerlebnismöglichkeiten. Der Dreck der Industrie ist sozusagen schon lange vom Efeu verschlungen worden. 

Der Erlebnistag machte allen Teilnehmern Spaß. Er endete mit mehr Respekt für Tiere, die wir nicht jeden Tag sehen und für Kräuter, die wir jeden Tag sehen, aber nicht wahrnehmen, wenn wir an einer einfachen Grünfläche vorbeigehen.

Paul war plötzlich unter mir durch gelaufen und ich kam nicht runter.

Unweit vom Ortskern Suderwich gibt es die Bauspielfarm. In dieser Farm leben Hühner, Hennen und Esel!

Während die Hühner im Hintergrund einiges zu erzählen haben, konzentrierten wir uns auf Lisas Erklärungen, wie ein Esel den Zaum bekommt. Alle Anwesenden bekommen einen Esel zugeteilt.

Lisa weiß nicht, wie alt unser zugeteilte Esel Paul ist. Er hatte keinen Ausweis, als er zu ihnen kam. Für Impfungen brauchen Esel auch einen Pass. Genau, wie beim Hund, müssen Esel einem Besitzer zugewiesen werden können.

Paul wollte erstmal essen, bevor wir gehen. In der Zwischenzeit wo Paul isst, wird er von uns gestriegelt. Dann bekommen Esel Vertrauen zum Menschen. Wir bürsten unter Hahnengeschrei und machen die Hufen ebenfalls etwas sauber.

Wichtig ist, dass er ihr ältere Hosen anzieht. Denn es kann sein, dass nicht nur Paul seine Nase an den Hosen abwischt. Scheinbar war es ein Akt der Anfreundung.

Lisa macht die Eselwanderungen jetzt seit 2021. Sie ist Tiermedizinische Fachangestellte. Auf der Bauspielfarm arbeitet sie nebenbei als Tierpflegerin. In jeder Minute ist ihr Lächeln zu sehen. Diese Arbeit mit den Eseln ist wirklich wahre Liebe. So ist sie auch auf den Namen gekommen: Wandern mit Esel-Liebe 

Von Frühjahr bis Herbst ist sie zwei bis drei Mal pro Woche unterwegs in Suderwich mit Paul, Peach und Co. Sie passt auf, dass die Esel unterwegs keine Eicheln essen. Sie können schwere Koliken verursachen und sogar tödlich enden. 

Am Gürtel schwingt ein Kehrblech mit, damit mögliche Kothaufen nicht auf der Straße oder Bürgersteig liegen bleiben. Sie hält die Gruppe zusammen und begleitet diejenigen intensiver, die mit ihren Eseln nicht klar kommen. 

Sie erklärt, dass manche Esel aus schlechter Tierhaltung kommen. Mit Sicherheit fühlen sie sich auf der Bauspielfarm sehr wohl, die für Kinder und Jugendliche eine ganz besondere Spielfläche ist. Außerdem gibt dort unterschiedliche Sorten an Hühnern. Alle können und wollen sogar gestreichelt werden. Eier können auch gegen einen kleine Spende mitgenommen werden. Davon wird wiederum die ein oder andere Arztrechnung bezahlt.

Wieviele Personen können bei einer Esel – Wanderung dabei sein?
 
Es gibt fünf Esel. Zwei Personen an einem Esel ist üblich. Es gingen auch schon Schulklassen mit. Dann gehen an einem ein oder zwei Personen mehr mit. Den Eseln macht das nichts aus. 

Ich frage mich natürlich, was ich bräuchte, wenn ich Eselwandern anbieten würde. Zuerst muss eine Gewerbeanmeldung gemacht werden. Aber da darf nicht vergessen werden, welche Unkosten auf einen Zukommen können: Hufpflege, Tierarztrechnungen, Futter, Freilauf etc. 

Die Gründe eine Eselwanderung anzubieten müssen schon gut bedacht sein. Bei schlechtem Wetter können Eselwanderungen auch abgesagt werden. Und im Winter ist das für alle Beteiligten nicht immer eine tolle Sache.

Der Ort Suderwich 

Suderwich ist ein kleines altes Örtchen von Recklinghausen. Mit einer kleinen Ortsmitte, wo eine alte Schnapsbrennerei steht.

Wir gehen durch die kleine Altstadt, vorbei an einer alten Mühle, Fachwerkhäusern und Jahrhundertwendehäuser. Der Ort ist zwar klein, aber wirkt wie ein Ferienort irgendwo im Sauerland ohne Berge.

Lisa erzählt auch von den schönen Erfahrungen, die sie hatte, als sie mit ihren Eseln das nah gelegene Seniorenheim und den Kindergarten besucht. Alle waren begeistert. Wiederholungen wird es mit Sicherheit wieder geben.

Wer alleine mit dem Esel wandern möchte bezahlt 39 €.   

Die Bauspielfarm selbst ist ein kleiner Geheimtipp für Kinder und Jugendliche von 6 bis 14 Jahren. Unter 6 Jahren müssen begleitet werden. Sie ist von Montags bis Freitag nachmittags geöffnet. Es gibt keinen Eintritt.

Hier können sie sich richtig austoben. Es gibt einen großen Spielplatz, Wasserspiele, Trampolin, Hochseilgarten, einen Bau- und Tierbereich. Weiterhin werden Angebote mit Projekten und im Gewächshaus gemacht. 

Kindergeburtstage können hier ebenfalls gefeiert werden. In der Nähe gibt es ein Flüchtlingsheim, deswegen teilt eine Hinweistafel auf Ukrainisch auf die Bauspielfarm hin. 

Nachdem wir die Esel die Hufen mit einer Bürste gesäubert haben, hatten wir erstmal eine Erfrischungspause genossen mit Holundersirup und Kräuterwasser.

Kurze Pause vor der Kräuterwanderung

Anschließend hatte Nicole Heppert uns dann um die Bauspielfarm geführt. Kaum sind wir ein paar Meter gelaufen, haben wir auch schon die ersten Ausführungen von Nicole gehört.

Vorbei an einem Waldstück und einem Sportplatz gab es neben Brennessel genügend andere Kräuterpflanzen zu entdecken. Es ist immer wieder von neuem spannend und interessant. 

Nicole Heppert Kräuterwanderungen machen Spaß

Im Podcast kommt sie nur kurz vor. Ein kleines Video habe ich dennoch von der Kräuterwanderung zusammengestellt. Denn Sie hat ja schon einen Podcast mit mir gemacht. Hier sind alle wichtigen Links zu der persönlichen Kräuterwanderung mit ihr:

 Podcast I +Video I +Fotogalerie I Der Ruhrpottologe isst mit Happy Nicole Heppert Kräuter – Ruhrpottologe – André Brune

Anschließend ging ich mit meiner Frau Ewa in die „Alte Dorfbrennerei“ essen. Große volle Teller haben wir von der netten Bedienung bekommen. Ich hatte einen reichhaltigen Salat mit Pfifferlingen. 

Ewas Wiener Schnitzel war fast so groß wie der Teller. Den Nachtisch hab ich mir nicht entgehen lassen: Herrencreme. Er war „fast“ so lecker, wie meine Mutter ihn immer gemacht hatte. In dem großen alten Fachwerkhaus können auch Hochzeiten und Geburtstage gefeiert werden!

Es war ein gelungener Ausflug bei bestem Wetter! Es lohnt sich auf jeden Fall eine Eselwanderung mitzumachen. Aber auch mal um Suderwich herum herumzuwandern und anschließend in die Alte Dorfbrennerei für ein Bierchen einzukehren, ist mit Sicherheit einen Tag wert.

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Lisa Hoffmann und Nicole Heppert bieten diese Tour zusammen mindestens zwei Mal im Jahr an, die wir erstmalig mitgemacht haben. Bei größerem Interesse werden diese Touren öfter stattfinden. Also schaut mal auf deren Internetseite, wann „Eselwandern meets Kräuterwandern“ wieder auftaucht. Ich werde ebenfalls darauf hinweisen. Es lohnt sich auf jeden Fall!

Glück auf, Esel hopp, Kräuter topp!

 ***

Shownotes:
Wandern mit Eselliebe

Bauspielfarm

Lülfstraße 69

Oder

Schulstraße 60

45665 Recklinghausen

Bauspielfarm & Hochseilgarten Recklingausen | Eine Einrichtung der Falken Recklinghausen (bauspielfarm-re.de)

Lisa (@wandern_mit_eselliebe) • Instagram-Fotos und -Videos

***

Kräuterwandern mit Nicole Heppert

Home – Kräuterwanderungen Kräutertouren Kräuterworkshops in Kleingruppen in Bottrop im Ruhrgebiet in NRW (happyheppert.com)

***

Restauranttipp in Suderwich

Alte Dorfbrennerei

Am alten Kirchplatz 5

45665 Recklinghausen

Tel: 02361 1062033

http://suderwich-alte-dorfbrennerei.de

Speisekarte

Speisekarte Alte Dorfbrennerei in Recklinghausen

Öffnungszeiten

WochentageÖffnungszeiten
Samstag
12:00 – 22:00
Sonntag
12:00 – 22:00
Montag
17:00 – 22:00
Dienstag
17:00 – 22:00
Mittwoch
17:00 – 22:00
Donnerstag
17:00 – 22:00
Freitag
17:00 – 22:00

FOTO-GALERIE zur Kräuterwanderung

Arnold Polakewitz – Hobby-Schiffmodellbauer und Maler in Bottrop I +Videopodcast I +Fotogalerie

Was verbirgt sich hinter den einfachen vier Wänden in den Siedlungshäusern im Ruhrgebiet?

Welche kaum wahrnehmbare Persönlichkeiten können da entdeckt werden?

Versteckte Talente aus dem Ruhrgebiet, egal in welcher Sache zu zeigen, das ist für mich als Ruhrpottologe wichtig. Menschen, die keine große Lobby haben gehen im „Mainstream“ von heute unter.

Short-Teaser:

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Ich will sie zeigen, wenn ich sie finde und sie bereit sind über sich zu plaudern. Durch einen Kunden von mir bin ich auf so eine Person aufmerksam gemacht worden.

Der gelernte Schlosser und heutige Rentner Arnold Polakewitz öffnete mir sein Wohnzimmer und erzählte mir seinen Weg vom Minensuchboot bis zum Hobby-Schiffsmodellbauer und -Maler in einem kleinen Video:

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Der heute 68jährige Arnold Polakewitz, dessen Vorfahr der berühmte polnische Schriftsteller Adam Mickiewicz war, baut nicht mit den teuren Fertigbausätzen aus einem Bastelladen.

Santa Maria von Kolumbus

„Das kann ja jeder“, sagte er. Die naturgetreue Santa Maria von Kolumbus steht auf einem Regal. Die Segel sind aus alten Bettlaken. Eine russische Galiot niederländischer Bauart, die um 1820 entstand, hat Segel aus einer Lederjacke. Die Vorbilder sind aus seinen Marinebüchern, die im schicken Eichenschrank hinter Glas schlummern und ihn inspirieren.

Segel aus einer Lederjacke

Die Modelle sind Recyclingschiffe. Fast alle Teile sind nach Maß gesägt, gedrechselt, gefeilt, gebogen, gehämmert aus alten Holzresten, Küchenbrettern, Feuerwerksholzresten, Spurlatten von unter Tage, Dipphölzer von einem Schnellimbiss, Stoff- und Lederreste für die Segel zusammengesetzt.

Einige Jahre dauert es bis er ein Schiff zusammengebaut hat. Die unglaublich filigrane Arbeit fordern seine Finger und Augen. Manchmal kann man bestimmte Teile nur zwei Stunden lang bearbeiten, was schon sehr anstrengend ist. Andere Male ist er acht Stunden dabei. An dem größten Schiff hat er insgesamt 10 Jahre gebaut.

 

Der Wert des Schiffes wäre drei Mal so hoch, wie ein Fertigbausatz, der selbst schon viel Geld kostet, dann zusammengesetzt wird, um es dann zu verkaufen. Es dauert und ist nicht so einfach ein Element so zu feilen, dass es exakt richtig aussieht und passt. Laien haben keine Vorstellung, was es heißt täglich am Basteltisch zusammengesunken hoch konzentriert zu sitzen, um aus etwas Unförmiges nach Maß gestaltendes Teil für ein Schiff zu bauen.

Auch die Buddelschiffe werden bei ihm von alten Holzresten zusammengeschustert. Ein U-Boot ist gerade in Arbeit. Alte Latten, die sonst in den Müll gewandert werden, recycelt Arnold für ein U-Boot-Modell. Die Kanone stammt aus einem Schaschlikstäbchen. Die Bastelarbeit hat sein Vater ihm beigebracht. Zwischen den Arbeitsgängen braucht er auch manchmal einige Tage, um die Gelenke der Hand auszuruhen.

Die Buddelschiffe werden nach einer von einem Kapitän beigebrachten Geheimmethode dreiteilig in den engen Flaschenhals geschoben. Teurer Schund erkennt Arnold sofort in den üblichen Souvenierläden.

Arnold mit dem witzigen Polakennamen (Polakewitz) ist begeistert von der Schifffahrt. Mit seinem trockenen Humor und der tiefen sonoren Stimme erzählt er, dass er für die Bundeswehr auf einem Minensuchboot 1976 unterwegs war. Er hat sogar ein Bundesverdienstkreuz von Helmut Schmidt persönlich überreicht ausgeschlagen, weil er ein Schiff und seine Mannschaft gerettet hat als es in Brand geriet durch einen Motorschaden, den er zufällig entdeckte, als er eine Rauchen ging.

Schmidt wäre sein politischer Mentor geworden, wenn er in die SPD eingetreten worden wäre. Aber als Zwanzigjähriger interessierte er sich nicht für Politik. Er stellte sich nicht gern in den Vordergrund und war immer begeistert von der Schifffahrt. Er wurde Schlosser, was ihm auch beim Basteln mit der Maßarbeit mit Säge und Feile bei Holzarbeiten half.

2009 hatte er seine Marinebilder in der ehemaligen Stadtteilbücherei Bottrop-Boy ausgestellt. Viele Bilder sind bei Verwandten und Bekannten gelandet. Einmal ging er mit seinen Landschaftsbildern zu einem Galeristen. Der war begeistert von seiner Malart. Die Mischung aus Emil Nolde und Vincent van Gogh wäre in den Verkauf gegangen, wenn er  denn ein Kunststudium nachgewiesen hätte, teilte ihm der Galerist mit und bekam nur ein müdes Lächeln.

Wenn sich andere an seinen Bildern erfreuen, ist es für Arnold Polakewitz Anerkennung genug. Mit fünf Jahren hat er angefangen Bilder exakt nachzumalen. Als er in die 4. Klasse ging, entdeckte eine Lehrerin sein Talent. So hat er bei einem Malwettbewerb in Gelsenkirchen mit seinem Motiv von einer Förderturmlandschaft ein Fahrrad gewonnen. Sein Bild ist ins Bergbaumuseum Bochum gewandert. Wer weiß, vielleicht schlummert es dort noch im Archiv irgendwo.

2009 in der Ausstellung in Bottrop-Boy

Die Malmotive sind Landschaften oder Schiffe, die auch vielen noch bekannt sein dürften. Die letzten Segelschiffe unter deutscher Flagge, wie die Pamir, Passat oder Posen, die auf den Weltmeeren noch ohne GPS und ohne Dieselmotoren unterwegs waren, hängen an seiner Wohnzimmerwand.

Ein Bild zeigt eine Mühle und eine wunderschöne grüne Landschaft drumherum. Er malte die Mühle von Gelsenkirchen – Hüllen. Seine Frau wollte immer ein Bild mit einer Mühle haben. Unbewusst hatte er die Mühle seiner Heimat gemalt, wo er als Gelsenkirchener Blag rumgetrollt hatte. Ganz nah waren noch Bombentrichter. Heute wohnt er in Bottrop-Boy in einer einfachen Siedlung. Seine Heimat ist das Ruhrgebiet, seine Sehnsucht das Meer.

„Am Arsch der Welt“ nennt das Bild seine Frau

Möge Arnold noch viele Schiffe bauen und Bilder malen. Meine Anerkennung und die vieler seiner Bekannten hat er. Hier im Blog hat er nun auf jeden Fall einen Ehrenplatz als POTTmensch für sein TUN.

Glück auf!

FOTO-BILD-GALERIE (alle Bilder sind von Arnold Polakewitz/Fotografiert von André Brune)

Stolperstein Paul Borek in Bottrop I Verlegung am 16.12.2024 I +Podcast mit Schülern der Willy-Brandt-Gesamtschule I +Videos I +Fotos

Mit diesem Beitrag, einem Podcast und der Stolperstein-Saubermach-Aktion möchte ich Paul Borek eine besondere Ehre zu Teil werden lassen, der bei der „Aktion T4“ von den Nationalsozialisten 1941 ermordet wurde in Hadamar.

Die Stolpersteinverlegung am 16.12.2024 war die Zweite, der ich zumindest in Bottrop beigewohnt hatte. Dort verlas der Oberbürgermeister seine Rede, während Gunter Demnig persönlich den Stolperstein für Paul Borek auf der Holtfortstraße 35 in Bottrop verlegte. Schüler und Schülerinnen der Willy-Brandt-Gesamtschule Abschlussklasse Q1 und der Familie von Paul Borek, die bis 2022 nicht genau wußten, was mit ihm geschehen war, trugen ihre gesammelten Informationen zu Paul Borek und der Familie Karp vor.

Short / Teaser zur Stolpersteinverlegung Paul Borek:

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Die Schüler und Schülerinnen hatten mit ihrem Lehrer Christopher Kühne das Thema Erinnerungskultur und die Stolpersteine durchgesprochen und forschten nach Personen, die noch keinen bekommen haben. Emily Bentz traf dabei in der eigenen Familienchronik auf den Namen Paul Borek, der verwandtschaftlich mit ihr verbunden ist, aber über dessen Schicksal keiner so genau Bescheid wußte. Es gab kein Todesfalldatum oder ein Foto.

Nach der Verlegung habe ich mich mit der Klasse in Verbindung gesetzt, um einen Podcast mit ihnen zu machen, dem sie bereitwillig zustimmten.

Oberbürgermeister von Bottrop Bernd Tischler kurz vor der Verlegung

Leon Tanten, Marlon Bochenek, Nico Zielinski, Nele Haibach, Louis Kanzler, Timo Baron, Annika Plöge, Emily Bentz und ihr Lehrer Christopher Kühne erzählten über ihre Recherchen, wie sie auf Paul Borek gestoßen sind. Sie erzählen, wie sie auf den ein oder anderen Stolperstein „gestolpert“ sind und sich gefragt haben, wofür diese Steine stehen und warum dort Namen mit Daten darauf stehen. Die Steine regen zum Nachdenken an über die Opfer und auch über die Zeit in der sie lebten. Im Religionsunterricht bei Christopher Kühne zum Thema Kirche in der NS-Zeit besprochen.

Meine verschiedenen Fragen bekamen interessante Antworten von der jungen Generation und wie sie damit auch in Zukunft mit ihren eigenen Kindern umgehen werden.

Sie fanden alle das ein Denkmal eher zu allgemein wäre, als ein Stolperstein, der ein persönliches Schicksal aufzeigen kann.

Was war der Anreiz einen Stolperstein zu verlegen?

Lehrer Christopher Kühne hat das Projekt „Stolpersteine“ schon länger gekannt. Es wollte etwas als Projekt „haftbar“ machen im Bereich der Erinnerungskultur. So fand er es toll, dass er dadurch mit den Schüler und Schülerinnen gemeinsam einen Stolperstein initialisieren konnte.

Die Klasse machte sich erstmal schlau, wie man Pate eines Stolpersteins wird und wie Recherchen zu einer Person bzw. Opfers ablaufen. In der Biographie von Paul Borek gab es Lücken, die nie aufgearbeitet wurden, die Emily Bentz als entfernte Verwandte aufgefallen ist.

Der Anfang ist immer im Stadtarchiv der jeweiligen Stadt zu finden, wo das Opfer geboren wurde. Dort finden sich auch Informationen über Deportierte oder ermordete Personen, wenn die Unterlagen erhalten blieben.

Bei den Recherchen trafen die Schüler und Schülerinnen auch auf die Familie Karp, die noch keinen Stolperstein bekommen haben. Es war für alle erstaunlich, dass nach über 80 Jahren immer noch Menschen gefunden werden, die durch die Nationalsozialisten umgebracht, gefoltert, interniert wurden oder ins Exil gingen.

Für die Projektarbeit opferten die Schüler und Schülerinnen ihre Freizeit, denn es war mehr Arbeit als gedacht. Es gab keine Biographie von Paul Borek oder über die Familie Karp. Sie musste erst recherchiert werden. Für die Kostenübernahme für die Herstellung und Verlegung der jeweiligen Stolpersteine von Paul Borek und der Familie Karp wurden private Firmen angesprochen. Der Stolperstein für Ruth Karp finanzierte z.B. die Brauerei „Bottroper Bier“.

Die Schüler und Schülerinnen haben auch selbst gesammelt innerhalb der Gesamtschule und der Lehrerschaft. Es gab sehr viel Zuspruch von allen Schülern und Schülerinnen bei der Sammelaktion und zu dem Projekt. Alle sind der Meinung, dass die Erinnerungskultur als Teil der Geschichte erhalten bleiben muss.

In dem Podcast habe ich mich inhaltlich aber mehr mit Paul Borek befasst und über die Recherchen und auch Gefühle, die die Schüler und Schülerinnen beim Recherchieren hatten und was für sie die Erinnerungskultur bedeutet.

Wie und wo wohnte Paul Borek?

Die historische Zechensiedlung des Bergwerks Prosper III in der Holtfortstraße 35 in Bottrop wird höchstwahrscheinlich heute fast genauso aussehen, wie sie damals ausgesehen haben mag, als Paul Borek hier groß wurde, bevor er in die Lehre als Anstreicher ins Münsterland ging und anschließend in die Heilanstalten, aus der er nicht mehr wiederkam. Ein Video zum Stolperstein durch das Saubermachen des Steins und einer Schweigeminute darin soll Paul Borek besonders würdigen und für die Euthanasie-Opfer stehen, die  in Europa durch die Rassenwahnideen der Nationalsozialisten zu Tode gekommen sind.

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FOTOS zur Holtfortstraße, dem Wohnort von Paul Borek in Bottrop:

Sicht vom Stolperstein in Richtung Nordring
Vor meiner Saubermach-Aktion am 15.3.24

Was ist Aktion T4?

Nach 1945 ist diese Bezeichnung für den systematischen Massenmord an mehr als 70000 Menschen mit körperlichen, geistigen und seelischen Behinderungen in Deutschland von 1940 bis 1941 unter der Leitung der Zentraldienststelle T4 in Berlin, Tiergartenstraße 4, verwendet worden.

Insgesamt sind unter den rassenhygienischen Vorstellungen der Eugenik um die 200000 Menschen umgebracht worden. Sie waren für die Kriegswirtschaft nicht wichtig und für eine starke Volkswirtschaft in den Augen der Nationalsozialisten ein Klotz am Bein.

Familienangehörige bekamen in den Todesnachrichten die Information, dass sie an einer Lungenentzündung oder Herzinfarkt gestorben waren.

Für die Nationalsozialisten war eine „Höherzüchtung“ der „arischen Rasse“ ein wichtiges ideologisches Ziel. Um dies zu erreichen gab es neben der Vernichtung jüdischen Lebens auch die „Vernichtung lebensunwerten Lebens“ wichtig und wurde nach Aktenlage durch ärztliche Gutachten entschieden.

Schon kurz nach der Machtergreifung durch Adolf Hitlers NSDAP wurde am 14. Juli 1933 ein erstes Gesetz verabschiedet, das eine erzwungene Sterilisation von Menschen erblichen Krankheiten vorsah. Diese Geschichte der Zwangssterilisation von 400000 Männer und Frauen, wobei 6000 Menschen zu Tode kamen, ist noch heute wenig bekannt.

(Quelle:  Aktion T4 – Wikipedia)

Zur Person Paul Borek:
 
(Text aus dem Stadtarchiv Bottrop von Emily Bentz, Annika Plöger, Louis Kanzler, Timo Baron, Schüler und Schülerinnen der Willy-Brandt-Gesamtschule Q1. 
Mit freundlicher Genehmigung zur Bereitstellung in meinem Blog vom Stadtarchiv Bottrop von Heike Biskup, Link: Paul Borek | Stadt Bottrop)
 

Patenschaft

Patenschaft für den Stolperstein: Familie Borek
Verlegung des Stolpersteins: 16. Dezember 2023

Leben

Paul Borek wurde am 19. Mai 1905 in Bottrop geboren. Er war das zehnte Kind des Bergmanns Alois Borek und seiner Frau Franziska, geb. Skrzyschowski. Seine Eltern waren Mitte der 1890er Jahre wie so viele Oberschlesier auf der Suche nach besseren Arbeits- und Lebensbedingungen ins Ruhrgebiet gekommen. Sie stammten aus Godów im Kreis Rybnik und kamen mit zwei kleinen Söhnen nach Bottrop. Dort wurden alle weiteren zwölf Kinder geboren.

Eintrag im Gedenkbuch zur Erinnerung an die Ermordeten der nationalsozialistischen „Euthanasie“ in der Tötungsanstalt Hadamar.© (privat) Cornelia Borek

Einige seiner Brüder folgten dem Beispiel des Vaters und wurden Bergmann. Paul dagegen verschlug es nach der Schulzeit im Jahre 1923 ins Münsterland. Zunächst arbeitete er zwei Jahre als landwirtschaftlicher Arbeiter bei einem Bauern in Lembeck. Anschließend absolvierte er in Groß Reken eine „Anstreicherlehre“, die er am 13. März 1928 mit der Gesellenprüfung abschloss. Seine bereits in Lembeck aufgefallene besonders fromme Lebensweise soll sich in dieser Zeit durch die Teilnahme an Exerzitien, also geistlichen Übungen, verstärkt haben.

Anfang Mai 1928 zeigten sich erstmalig Krankheitsanzeichen: Während der Malerarbeiten in einem Krankenhaus teilte er einem zufällig vorbeikommenden Pater mit, dass er umgehend in ein Kloster eintreten wolle. Als dieser den Wunsch mit einem Scherz erwiderte, legte Paul umgehend die Arbeit nieder und fuhr zu seinen Eltern nach Bottrop. Nach einer Untersuchung im dortigen Marienhospital wurde er am 1. Juni 1928 mit der Diagnose Schizophrenie in die Provinzialheilanstalt Warstein i. W. eingewiesen. Sein Vater und einer seiner Brüder, der Polizeiwachtmeister war, begleiteten ihn.

Bereits bei der Einlieferung war Pauls körperliche Verfassung nicht gut gewesen: er wurde als „mittelgroßer Mann in reduziertem Ernährungszustand“ beschrieben. Zunehmend verschlechterte sich in der Heilanstalt nicht nur sein körperlicher, sondern auch sein als psychischer Zustand: zunehmend desorientiert und verhaltensauffällig, zeigte er sich entweder aggressiv oder sehr in sich gekehrt. Seiner im Bundesarchiv verwahrten Patientenakte ist zu entnehmen, dass seine Familie ihn trotz der Entfernung zumindest bis Ende der 1930er Jahre in Warstein regelmäßig besuchte sowie Pakete und Briefe schickte. Paul reagierte auf alle Formen der Kontaktaufnahme zunächst erfreut, verfiel aber regelmäßig sehr schnell in einen teilnahmslosen Zustand.

Ab 1938 mehrten sich die Einträge in der Krankenakte, dass er ein „Dauerfall“ sei und die zuvor detailliert erfassten Beschreibungen zum Verhalten und zur Verfassung des Patienten nahmen merklich ab.

Am 14. Juli 1941 wurde er in die „Zwischenanstalt“ Weilmünster verlegt. Mit diesem Eintrag endet seine Krankenakte aus Warstein. Wie die weiteren Recherchen ergaben, wurde er mit einem der letzten Transporte von Weilmünster am 21. August 1941 nach Hadamar deportiert, wo er umgehend ermordet wurde. Sein Name ist im „Gedenkbuch zur Erinnerung an die 1941-1945 in der Tötungsanstalt Hadamar Ermordeten“ verzeichnet.

Ein Neffe Pauls hatte bereits seit den 1980er Jahren die Familiengeschichte erforscht, diverse Treffen der weitverzweigten Familie initiiert und alle Informationen in Buchform zusammengestellt. Zu Paul gab es keinerlei Informationen, so dass im Stammbaum lediglich sein Name verzeichnet war. Als eine Großnichte im Frühjahr 2021 zufällig auf die T4 Liste mit Pauls Namen stieß, war die Verwunderung groß. Keiner seiner Brüder oder Schwestern hatte je ein Wort über sein Schicksal verloren, obwohl viele ihn in der Heilanstalt in Warstein besucht hatten. So kannten die nachfolgenden Generationen nur die Erzählung, dass es einen (Groß-)Onkel gegeben hätte, der „wohl sehr fromm gewesen sei und der bereits als Jugendlicher gestorben“ wäre.

Seit 2022 ist nunmehr nicht mehr nur sein Name, sondern auch seine Lebensgeschichte im Stammbaum der Familie verankert.

Text: Emily Bentz, Annika Plöger, Louis Kanzler und Timo Baron; SchülerInnen der Jahrgangsstufe Q1 der Willy-Brandt-Gesamtschule Bottrop im Schuljahr 2022/2023 in Zusammenarbeit mit Cornelia und Rudolf Borek

Literatur und Quellen

Bundesarchiv, Bestand R 179 Kanzlei des Führers, Hauptamt II b, Patientenakte Provinzialheilanstalt Warstein i. W., R 179/23794.

LWV-Gedenkstätte Hadamar: Gedenkbuch zur Erinnerung an die Ermordeten der nationalsozialistischen „Euthanasie“ in der Tötungsanstalt Hadamar (https://www.gedenkstaette-hadamar.de/besuch/ausstellungen/, abgerufen am 23. Juni 2023).

Bernd Walter: Psychiatrie und Gesellschaft in der Moderne. Geisteskrankenfürsorge in der Provinz Westfalen zwischen Kaiserreich und NS-Regime, Paderborn 1996.

Landeswohlfahrtsverband Hessen (Hg.): Verlegt nach Hadamar. Die Geschichte einer NS-„Euthanasie“-Anstalt, Kassel 2009.

Mit freundlicher Genehmigung hier die Originalrede von Oberbürgermeister Bernd Tischler, die von ihm verlesen wurde bei der Stolpersteinverlegung Paul Borek:

Rede des Herrn Oberbürgermeisters Tischler

anlässlich der Verlegung neuer Stolpersteine in

Bottrop am Samstag, dem 16.12.2023 um 13.45 Uhr

auf der Holtfortstraße 35

Es gilt das gesprochene Wort.

Sehr geehrter Herr Demnig (Künstler, verlegt die Stolpersteine),

sehr geehrter Herr Bürgermeister Strehl,

sehr geehrte Vertreterinnen und Vertreter der Presse,

meine Damen und Herren,

heute werden erneut Stolpersteine bei uns in Bottrop

verlegt. Damit wollen wir die Erinnerungskultur in unserer

Stadt lebendig halten und auch 78 Jahre nach dem Ende

der Schreckensherrschaft des Nationalsozialismus der

Opfer gedenken.

Dazu gehören unter anderem Isaak und Pepi Scheiner

sowie ihre Tochter Hildegard, Fanny Glinert, Samuel und

Scheindla Karp sowie ihre Kinder Mundyk, Max, Anna und

Ruth. Außerdem gedenken wir heute auch Elisabeth

2

Bernhardine Spettmann, Alois Saffert und Paul Borek.

Letzterer hat hier, auf der Holtfortstraße 35, gewohnt.

Die Patenschaften für die verschiedenen Stolpersteine

wurden sowohl von Einzelpersonen als auch von

Institutionen und Gruppen von Menschen übernommen.

Das freut mich sehr, denn es zeigt, dass in unserer Stadt

die Erinnerungskultur und das Bewusstsein für die

Vergangenheit nicht nur lebendig sind, sondern über

Generationen hinweg getragen und fortgeführt werden.

Insbesondere die Willy-Brandt-Gesamtschule und das

Berufskolleg Bottrop zeigen mit ihrem Engagement, dass

sich auch junge Menschen mit der Geschichte befassen,

sich für die Vergangenheit interessieren und sich mit ihr

auseinandersetzen. Das ist gut und richtig so, denn nur

dadurch können wir sicherstellen, dass auch in Zukunft

das Bewusstsein für die Gräuel der Nazizeit lebendig

bleibt und das ist letztlich ein wichtiger Faktor, wenn es

darum geht zu verhindern, dass sich die Geschichte

jemals wiederholt.

3

Meine Damen und Herren,

unzählige Menschen fielen der NS-Diktatur zum Opfer.

Dabei passiert es schnell, dass Einzelschicksale in der

schieren Menge der Gesamtzahl aller Opfer

verschwinden. Gerade auch deshalb gibt es die

Stolpersteine. Sie holen die Menschen aus der Anonymität

der Masse heraus und geben ihnen ihren Namen und

somit auch ihre Geschichte zurück. „Ein Stein. Ein Name.

Ein Mensch“, das kann man gewissermaßen als Motto

Ihrer Arbeit mit den Stolpersteinen verstehen, sehr

geehrter Herr Demnig. Und darin liegen der besondere

Wert und die Bedeutung der Stolpersteine, denn sie

erinnern uns an Schicksale, die wir nicht vergessen

dürfen.

Ich danke einmal mehr allen, die eine Patenschaft für

einen Stolperstein übernommen haben. Dieses

Engagement ist wichtig und es ist schön zu sehen, dass

sich immer wieder Patinnen und Paten für neue

Stolpersteine finden. Und auch Ihnen, sehr geehrter Herr

Demnig, möchte ich danken. Was Sie vor mittlerweile 27

Jahren mit der Verlegung Ihres ersten Stolpersteins

4

angestoßen haben, hat sich über die Jahre zu einem

wichtigen Projekt der Erinnerungskultur und des Umgangs

mit der Zeit des Nationalsozialismus entwickelt.

Abschließend möchte ich noch auf eine Veranstaltung

heute Abend hinweisen. Um 18.00 Uhr wird Herr Demnig

im Kammerkonzertsaal des Kulturzentrums August

Everding in der Blumenstraße einen Vortrag unter dem

Motto „Stolpersteine – Spuren und Wege“ halten.

Der Eintritt ist frei, Interessentinnen und Interessenten

sind herzlich willkommen.

Ihnen allen noch einen schönen Nachmittag und ein

herzliches Glückauf.

Stolperstein Paul Borek neu verlegt am 16.12.23

Hinweis: Im ersten Stolperstein-Podcast ist der komplette Vortrag von Gunter Demnig zu hören:

Paul Borek passte nicht ins Weltbild der Nationalsozialistischen Ideologie und rechten Terrors. Deswegen wurde er am 21.8.1941 ermordet.

Mit den Videos und Podcast zu den Stolpersteinen im Ruhrgebiet, aus deren Region ich berichte als Blogger, will ich die Erinnerungskultur auf eine besondere Art und Weise hochhalten und immer wieder darauf hinweisen, dass keine Partei, wie die AFD einen Schritt unternehmen darf, einen Schlussstrich unter die Erinnerungskultur zu ziehen. Kein Opfer des deutschen Nationalsozialismus unter Adolf Hitler darf klein geredet werden.

Alle Opfer, ob mit oder ohne Stolperstein, nicht nur im Ruhrgebiet, waren Menschen unter Menschen. Ihnen gebührt mehr Aufmerksamkeit um nicht zu vergessen, was Rassenwahn, Eugenik , Roma-, Sinti- und Judenhass bis in die heutige Zeit Leid auf der ganzen Welt verursacht, damit es sich nicht wiederholt.

RUHE IN FRIEDEN PAUL BOREK !

NIE WIEDER IST JETZT!

GLÜCK AUF

Ruhrpottologe André Brune

 P.S.: Abonniert meinen Newsletter. Hier werdet ihr immer wieder einen weiteren Stolperstein bzw. ein Opfer des Nationalsozialismus nachlesen, hören und sehen.

Aktion Canchanabury – 63 Jahre Afrikahilfe aus Bochum – Gerd Stegemann im Interview I Podcast #70 I Fotos

Im Gespräch mit Geschäftsführer Gerd Stegemann vom Verein Aktion Canchanabury

Bei einem Straßenfest im „Kortländerviertel“ in Bochum habe ich zufällig auf einem Hinterhof beim Grillen Henriette Roos kennengelernt. Sie erzählte mir kurz vom Verein und ich bot ihnen einen Podcast an.

Teaser zum Podcast:

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Einige Monate später rief Gerd Stegemann, der Geschäftsführer des Vereins Aktion Canchanabury, an und machte mit mir einen Termin.

Ich war sehr neugierig, was das für ein Verein ist. Ich wußte, trotzdem ich seit 1995 in Bochum wohne, nichts über einen Verein im Ruhrgebiet, der sich für Afrika einsetzt. So ist nun nach langer Zeit endlich der Podcast raus:

Zu meiner Überraschung ist der Verein schon seit dem 10.10.1961 aktiv. Der Gründer Hans Reinhardt, der mit Kinderlähmung selbst genug Leid erfahren musste in seinem Leben, wollte anderen helfen, denen es noch dreckiger ging. Lepra war damals eine üble Seuchenkrankheit, die erst in den 1990er Jahren durch den Fortschritt in der Medizin eingedämmt werden konnte.

„Im Mai 1960 kam mir der Gedanke, den Aussätzigen (Anmerkung: Leprakranke) zu helfen. Niemand gab mir den Rat, kein Buch und kein Film regte mich dazu an. Es lag wohl daran, dass ich selber krank war. Der beste Dolmetscher für das Verstehen des Leides seiner Mitmenschen ist das Leid, das man selbst ertragen musste.“ Das war das Motto von Hans Reinhardt.

So wurde Verein „Aktion Leprakrankenhaus Canchanabury“ gegründet. Zwei Jahre wurden Spenden gesammelt, um ein Krankenhaus für Leprakranke in Thailand am Fluß Kwai zu bauen. Doch die Regierung Thailands wollte in der Nähe des Touristenzentrums das nicht sehen und verbot den Bau des Hospitals.

Hans Reinhardt gab aber nicht auf. Er nahm Kontakt mit Afrikamissionaren auf, den „Weißen Vätern“ in Köln. Sie benötigten Geld für die Behandlungen von Leprakranken im Kongo. Ao entsteht in Badiya die Leprastation für 100000 DM. Und ist damit das erste erfolgreiche Projekt der Aktion Canchanabury. Der Vereinsname des thailändischen Ortes wurde beibehalten, weil man aus Niederlagen nur lernen kann, so Hans Reinhardts Meinung als Vorsitzender. Bis heute blieb der Name und ist über die Grenzen Bochums auch bekannt.

Mehr über die Geschichte des Vereins:

Gründung und Geschichte – Aktion Canchanabury e.V.

Danach wurde in vielen afrikanischen Staaten bestimmte Projekte erfolgreich durchgeführt. Immer ist Transparenz für Mitglieder und Außenstehende wichtig für den Verein gewesen. Im Kongo musste der Verein sich jedoch durch den Bürgerkrieg Ende der 1990er Jahren zurückziehen und übergab die Tätigkeit an eine belgische Stiftung ab, die dort weiterhin ihre Arbeit weiterführt.

Politisch ist Afrika 1961 noch nicht komplett vom Kolonialismus befreit. Heute ist Afrika ein Kontinent, das die ganze Welt ernähren könnte, wenn da nicht Korruption, ständige Kriege und Hungersnöte durch Klimawandel entstanden wären durch willkürliche Grenzziehungen der europäischen Kolonialmächte im 19. Jahrhundert und die Ausbeutung der Rohstoffe, die noch heute in gewisser Form durch die mächtigen Wirtschaftsunternehmen weitergeführt wird.

Heute bekommt Afrika hier und da von ehemaligen Kolonialländern, wie auch Deutschland, Entwicklungshilfen, die hier und da wirkungsvoll sind, aber insgesamt ein Tropfen auf dem heißen Stein sind.

Gerd Stegemann spricht mit mir über das Ziel des Vereins sich aufzulösen, sobald es in Afrika „normal“ zugehen würde, denn wirtschaftlich und politisch ist der Kontinent bleibend schwierig für die Bewohner und Bewohnerinnen. Für den Geschäftsführer Gerd Stegemann ist Afrika kein Sehnsuchtsort. Für ihn ist es wichtig, etwas Sinnstiftendes zu machen. So ist der studierte „Filmwissenschaft“ durch Zufall beim Kellnern auf den Verein gekommen.

Gerd Stegemann vor dem Büro

 

Er machte einen Imagefilm und dann wurde eine Halbtagsstelle angeboten auf die er sich bewarb. Dann war der Geschäftsführer in Rente gegangen und so lag es nahe, das er diesen Weg gehen wollte für den Verein. Denn es gab keinen passenden Bewerber. Heute ist er neben Henriette Roos, die schon über 20 Jahre dabei ist, eine große Stütze im Verein. Für Gerd Stegemann ist die Vereinstätigkeit sinnvoller als das Filmen eines Schokoriegels, wie er seine Erlebnisse aus der Filmwirtschaft mitteilte.

Beide checken die Projekte ab, prüfen die Gelder, machen die Transparenz für Mitglieder und auch nach Außen und entscheiden auch bei geldlichen Spendenabgaben.

Im Moment ist Uganda ein Schwerpunkt und hier ein Beispiel der Arbeit von Aktion Canchanabury. Ein Land, dass zur Coronazeit 2 Jahre lang die Schulen geschlossen hatte. Ein Land, das durch AIDS, Ebola und anderen Krankheiten immer wieder heimgesucht wird und mit Pandemien innerhalb der Grenzen „gute“ Erfahrungen hat.

In den Orten Masaka und Mushanga haben viele Kinder ihre Eltern durch AIDS und andere Krankheiten verloren. Sie selbst sind z.T. sogar mit AIDS geboren worden. Durch Präventionsarbeit im Rhamen des „Community Based Health Care“ sollen die Quoten für die Krankheiten eingedämmt werden. Ein Projekt ist die örtlichen Selbsthilfegruppen zu unterstützen, damit sie Waisenkinder in Pflegefamilien unterbringen können. Sie unterstützen auch ältere Waisen, die sich um ihre jüngere Geschwister kümmern in sogenannten „Kinderhaushalten“. Wichtig ist es den Waisen aus den Projektmitteln dort die staatliche Schuluniform, Schuldgeld und Schulbücher zu bezahlen, damit sie nicht abgehängt werden in der Bildung.

Wieviele Mitglieder hat der Verein?

40 Stimmberechtigte Mitglieder, ehrenamtlich helfen ca 150 Personen. Es gibt einen Stamm von ca 4000 Spender und Spenderinnen, wovon 90% hauptsächlich von Bochumern kommt. Verantwortlich sind die Ehrenamtlichen und Entscheidungsträger im Verein.

Welche Aufgabe hat Gerd Stegemann als Geschäftsführer?

Eine Überweisung muss zur Sicherheit entgegengezeichnet werden. Alle Projekte, die laufen, müssen entsprechend nachverfolgt werden, ob sie laufen, wie es den Projektpartnern geht, ob das Geld angekommen ist und ob es entsprechend genutzt wird.

Sachspenden müssen koordiniert werden. Also das sinnvolle Dinge, wie medizinische Hilfsmittel in einen Container kommen, der dann an einen Projektort geschickt wird. Bildungsarbeit wird in Bochum in den Schulen vorbereitet und durchgeführt, d.h. Schulklassen werden über z.B. Uganda, das Land und auch das Projekt des Vereins informiert. Es gibt Kontakte zu medizinische Firmen, die im Moment vieles eher in die Ukraine schicken als nach Afrika, aber eben medizinische Hilfsmittel spenden für die Projektorte von Aktion Canchanabury.

„Wenn Du am entwicklungspolitischen Rad drehen möchtest und Einfluss nehmen möchtest, dann ist die Aktion Canchanabury nicht das richtige. Wenn du einen direkten Draht zu den Menschen und deren Lebensbedingung verbessern möchtest in den verschiedenen Ländern, dann bist du bei Aktion Canchanabury richtig“, sagt Gerd Stegemann während des Podcasts und öffnet damit auch die Tür von Vertrauen in einen langjährigen funktionierenden Verein, der wahrlich viele positive Entwicklungen in so manchen Ort in einigen afrikanischen Staat gebracht hat.

Leider gibt es oft genug Schwierigkeiten mit der lokalen Presse. Wenn es um das Projekt Uganda geht, so schreibt die lokale Presse nicht darüber, weil es dann ein Artikel für die Auslandsabteilung ist. Und am Ende wird dann kaum oder gar nicht drüber geschrieben. Wenn es aber um ein lokales Ereignis geht, um einen Spendenaufruf mit Kaffee und Kuchen geht, dann wird ab und zu darüber geschrieben.

Afrika ist weit weg. Lokal nimmt man es hier nicht wahr außer im Fernsehen. Jeden Tag kommen nur schlimme Nachrichten von Bürgerkrieg, Korruption, Armut, Hungersnöte. Selten sind positive Berichte. So hat Afrika natürlich schon ein Makel in den Köpfen. Doch die nicht nur hausgemachte Armut, sondern von den nördlichen „zivilisierten“ Staaten klein gehaltene afrikanische Gesellschaft, um so günstig wie möglich an Rohstoffe zu kommen und die eigene Gewinnmaximierung zu erhalten und die Aktionäre zu beglücken, wird den Verein weiterhin in Arbeit halten.

Traurig genug ist, das der für mich „vergessene“ Kontinent, so wenig Beachtung bekommt, aber dennoch im Tourismusgewerbe stark beworben wird. Zumindest sind die nordafrikanischen Staaten außer Libyen und Algerien, Südafrika und Kenia neben Namibia interessante Touristenziele, die viele deutsche Touristen anziehen. Aber das war es dann auch wieder.

Umso erfreulicher ist es, dass es diesen Verein gibt, der sich für ein besseres Afrika einsetzt und damit von Bochum eine Brücke in den großen Kontinent gebaut hat, um vor Ort bessere Lebensbedingungen zu schaffen, wenn es auch nur im kleinen Rahmen ist. So ist dennoch seit über 60 Jahren ein großer Schritt getan worden, der auch nachhallt, so wie es Paul aus Uganda, den ich als Bonus noch am Ende des Podcasts eingebaut habe, der nun nach Deutschland gekommen ist, um hier in der Pflege zu arbeiten und ein neues Leben beginnen möchte. Ein Leben, dass mit Sicherheit besser ist, als das, was er im Slum von Uganda erlebt hat.

Für den sympathischen Paul, der behinderte Menschen am Bodensee, pflegt und unterstützt, wünsche ich nur das Allerbeste. Er unterrichtete in Uganda Kinder in Ethik. Ein Unterrichtsfach, dass wir hier in Deutschland nicht haben. Er erklärte, was gut und was falsch ist. Wie schlecht Drogen und die Kriminalität ist. Es machte ihm Spaß den Kindern Moral beizubringen, aber nun geht er den Weg in Deutschland weiter von dem sich der ein oder andere eine Scheibe von Abschneiden könnte.

Für den Verein Aktion Canchanabury, den ich beim Krempelmarkt beim Kuchenverkauf und Waffelbacken unterstützte im April 2024, wünsche ich weiterhin viel Erfolg für die Projekte, die sie zur Zeit koordinieren und machen und für alle weiteren Projekte, die nötig sind, um Menschen vor Ort ein besseres Leben zu bieten. 

Ich hoffe, dass ich mit meinem Podcast anderen Menschen vielleicht animieren kann dem Verein beizutreten. Er geht fast zwei Stunden, aber ist sehr informativ über Afrika. Das Thema dieses Kontinents ist eben nicht in 30 Minuten abzuhandeln und der Verein ist nicht neu. 

Short zum Krempelmarkt und Interview mit Henriette Roos:

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Video zum Krempelmarkt und Interview mit Henriette Roos:

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Wenn Ihr weiterhin Informationen bekommen möchtet, so abonniert den Newsletter, denn ich werde den Verein in meiner Form als Ruhrpottologe und im Lokalkompass weiter unterstützen und ihre Pressemitteilungen und Aktionen mitteilen.

Für weitere Informationen über den Verein könnt ihr auf deren Internetseite, bei Instagram oder Facebook folgen oder den Youtube-Kanal aufsuchen oder einfach mal im Büro bei Gerd Stegemann und Henriette Roos auftauchen.

Adresse der Geschäftsstelle

Aktion Canchanabury

Herner Str. 16

44787 Bochum

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Wer Fragen zur Arbeit des Vereins hat, Informationen zu den einzelnen Projekten bekommen oder eine Spendenbescheinigung möchte, kann auch gern zu den Öffnungszeiten das Büro betreten oder anrufen:

Tel. +492349357846

Öffnungszeiten:

Mo-Mi + Fr  8 – 13 Uhr

Do                 8 – 18 Uhr

Und nach telefonischer Absprache

Links

Internet : https://canchanabury.de

Facebook : Facebook.com/canchanabury

Instagram : Aktion Canchanabury e.V. (@aktioncanchanabury)

Youtube: youtube.com/@aktioncanchanabury515

 

Fotos © André Brune

Schaufenster mit Projektinfos
Projekttafel von Aktion Canchanabury
Schaufenster des Büros von innen mit Sitzmöglichkeiten
Tolle Arbeit!
Mit Henriette Roos und Gerd Stegemann auf dem Krempelmarkt 2024
Kuchentheke vom Krempelmarkt in der Rotunde in Bochum
Krempelmarkt auf dem Gelände der Rotunde in Bochum
Selbstgezüchtete Pflanzen als Spende für den Verein zu kaufen
Waffeln backen geht los - bisken geholfen aufm Krempelmarkt

Mit Giampiero Piria unterwegs auf Kiosk-Spuren in Bochum – Ehrenfeld I +Video I +Podcast I +Fotos

Der gebürtige Oberhausener Schauspieler, Intendant und -Regisseur vom Theater der Gezeiten ist in Bochum schon ein bekannter bunter Hund. Auf dem Weg durch Ehrenfeld kommt er aus dem Grüßen nicht raus. Heute am 13.4. wurde er 60  Jahre alt. Damit ist es der beste Tag das Video und den Blogbeitrag über ihn und seine besondere touristische Wanderung durch den Stadtteil Ehrenfeld herauszubringen.

Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!

Seit 15 Jahren bietet er die ein oder andere Kiosktour an, die auch schon im Fernsehen gelandet ist. Unser gemeinsames Video ist letztes Jahr im August entstanden, wo er die Ausarbeitung zu nächsten Kiosktour durch Bochum – Ehrenfeld mir und mein Publikum exklusiv vorstellt, was nun ab dem Tag seines Geburtstags auf meinem Youtube-Kanal zu sehen ist:

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Seine ersten Touren in Bochum gingen durch Wattenscheid, durch die sogenannte „Speckschweiz“ in Hamme und nun auch in Ehrenfeld. 

Zu hören als Podcast:

 

Wo geht die Tour entlang?

Sie startet an der U-Bahn-Station Schauspielhaus, geht über die Alte Hattinger Straße rüber auf die Kronenstraße, vorbei an einem Rotkehlchen-Wandgemälde. Über die Oskar-Hoffmann-Straße geht’s zur Weiherstraße, wo das ein oder andere Hauswandgemälde uns erwartete, dann kamen wir am netten kleinen Kiosk „All In“ vorbei.

Dosengefühle am Schauspielhaus

Wir kamen über die Saladin-Schmitt-Straße südlich vom Schauspielhaus Bochum, wo der Besitzer vom Kiosk 41 gerade einem Backgammonspiel von seinen Besuchern zuschaute. Wir gingen dann in die Christstraße am REWE – Markt biegen wir auf die Pieperstraße zum Romanusplatz, dem ersten Kreisverkehr Bochums ein und enden an der Drusenbergstraße an dem Kiosk „Zum Philosophen“.

Tauben über dem Kiosk
Backgammon am Kiosk 41

An der Drusenbergstraße  steht auch eine „Rote Bank“. Wer den QR-Code auf der Bank mit seinem Smartphone ablesen lässt, kann eine Erzählung von Sabine Reich hören. Die „Roten Bänke“ waren ein Literaturprojekt der Stadt Bochum vor einigen Jahren. Die Erzählungen haben immer mit dem Ort zu tun, wo die Bänke stehen.

Die Rote Bank an der Drusenbergstraße

Das ist nur eine kurze Wegbeschreibung. Alle Hintergründe zu Wandmalereien und Kioske hat Giampiero Piria für die besondere touristische Bochum-Ehrenfeld-Kiosk-Wanderung parat und werden hier nicht erwähnt.  Die Tour kann sich auch jederzeit ändern und angepasst werden.

Giampiero im Naherholungskreisverkehr

Kioske sind das Kernthema, sowie auch das Betrachten der Hauswandgemälde, die auf der Tour zu entdecken sind. Ehrenfeld hat eine besondere Geschichte. Der Stadtteil Bochums hat vieles zu bieten, wie auch den kleinsten „Naherholungspark“ der Stadt, an dem der interessierte Tourist vorbeigeführt wird.

Das Rotkehlchen an der Hauswand Kronenstraße

An der Hattinger Straße liegt die „Kleene Tocke“. Die beiden Betreiber der Trinkhalle „Zum Philosophen“, die der Endpunkt werden wird, haben die ehemalige Pizzeria übernommen. Zum Zeitpunkt des Videos wurde es gerade neu eingerichtet. Asche auf mein Haupt, denn ich habe es noch nicht ausprobiert und da ist ständig voll, wenn ich vorbeifahre.

Was in Paris die Straßencafes sind, sind im Ruhrgebiet die Kioske. Ursprung seiner Kiosktouren-Idee war vor 25 Jahren. Er sieht die Trinkhallen als immaterielles Kulturerbe in Nordrhein-Westfalen an. Nirgendwo sonst ist diese Art von Kiosk noch präsenter als im Ruhrgebiet. Die einzigen Städte, die zu nennen wären, wäre Berlin mit den „Spätis“ und auch Köln, aber das ist nicht überregional geprägt, so wie hier im Ruhrpott. In den Stadtteilen aller Städte sind die Trinkhallen verteilt. Viele wurden im Zuge des Strukturwandels zwar geschlossen, aber nicht wenige besinnen sich auf Neuartigkeit, Individualität, schicke Tiktok-Videos und sogar Internet-Geschäft und erhalten sich mit den der Modernität geschuldeten Veränderungen trotzdem. Auch Kioske mussten sich den Umstand der Supermarktketten an jeder Ecke und die Eröffnungen von Verkaufsbereichen an den Tankstellen.

Kiosk 41

Die Hauswand-Malereien von z.B. Kevin Schott oder Dennis Klatt sind eine Besonderheit der Tour. Die Stadtverschönerungen sind ebenfalls eine wichtige Mitteilung in seiner Tour. Kunst auf den Straßen zu entdecken, wo man normalerweise nur schaut, dass man von A nach B kommen will, erhellt nicht nur den Horizontblick auf die Stadt, sondern zeigt, dass Ruhrgebietsstädte nicht nur grüner sind als so mancher Besucher denkt, sondern auch bunter.

 

Ausruhen am Kiosk „Zum Philosophen“ war am Ende unserer gemeinsamen Tour selbstverständlich:

Google Maps

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Theaterkünstler Giampiero und Verein „Theater der Gezeiten“

In der Schmechtingstraße 38 im Stadtteil Hamme befindet sich das „Theater der Gezeiten“, dass Giampiero mit dem Verein betreut. Über Hamme hinaus bekommt die Nachbarschaft der sogenannten „Speckschweiz“ an Theaterstücken für Kinder und Erwachsene oder Musikkonzerte und Literaturlesungen eingeladen.

Einige Schritte weiter von der ehemaligen Eckkneipe entfernt befindet sich der „TinyRoom“, das für Kunstausstellungen und ebenfalls für diverse Veranstaltungen genutzt werden kann.

Die „Hutkonzerte“ und Theaterstücke sind frei von Eintritt. Am Ende zahlt man in einen Hut ein „Trinkgeld“ für die Darsteller* oder Musiker* (*Innen natürlich auch!)

Im „TinyRoom“ befindet sich auch das kleinste Kunstwerk der Stadt Bochum von Giampiero Piria in einer Schublade eines dort stehenden alten Wohnzimmerschranks.

Der Individual- bzw. Gruppen-Preis der Kiosktour in Bochum-Ehrenfeld stand noch nicht fest.

Wer sie buchen möchte, kann dies über meine Email in den Kontaktdaten machen oder direkt bei Giampiero per Mail:

giampieropiria@web.de

Auf meiner Blogseite, werden in diesem Jahr noch einige andere Touren im Ruhrgebiet vorgeschlagen, die bei mir gebucht werden können.

Freut euch also auf mehr, aber erstmal auf Giampieros Kiosktour durch Ehrenfeld!

Glück auf, Klümbkes drin und Prost!

Euer Ruhrpottologe André Brune

Links:

Theater der Gezeiten

Schmechtingstr. 40 – Bochum

Internet: Theater der Gezeiten (https://theaterdergezeiten.de)  

TinyRoom

Schmechtingstr. 38, Bochum

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